Dolomiten-Höhenweg Nr.1 – Etappe 7: Rifugio Coldai – Rifugio Brutio Carestiato

Route: Rifugio Coldai (2.132 m) – Rifugio Tissi (2.250 m) – Rifugio Vazzoler (1.714 m) – Forcella del Camp (1933 m) – Rifugio Brutio Carestiato (1.834 m)

  • Länge: 18,7 km
  • Höhenmeter: + 1.336, – 1.541
  • Gehzeit: ca. 8 Stunden
  • Übernachtung:  Rifugio Brutio Carestiato

Der erste Teil der Etappe führt direkt an den Nordwestwänden der Civetta vorbei und soll laut Wanderführer der schönste Teil des gesamten Höhenwegs sein. Leider war an diesem Tag bei mir alles komplett zugezogen, sodass ich das nicht ganz genießen konnte. Das Gewitter am Nachmittag war dafür umso spannender…

Los geht es mit einem kleinen Anstieg über die Forcella Coldai zum Lago Coldai. Der See ist nur etwa 5 Minuten vom Rifugio entfernt und bei gutem Wetter wahrscheinlich ein genialer (und entsprechend gut besuchter) Spot, um sich zu erfrischen. Als ich vorbeikomme, liegt der See leider unter einer dichten Wolkendecke und ich musste teilweise mit Kompass navigieren, um in dem Gewirr an Trampelpfaden den richtigen Weg zu finden.

Hinter dem See führt der Weg Nr. 560 an der Civetta vorbei. Bei guter Sicht bestimmt ein toller Anblick, ich konnte die steilen Felswände immer nur als Schemen im Wolkendunst bewundern.

Eine noch bessere Sicht hast du, wenn du vor der Forcella di Col Reán auf Weg Nr. 563 zum Rifugio Tissi abbiegst. Die paar zusätzlichen Höhenmeter sind vernachlässigbar, der kurze Umweg auch (ca. 20 Minuten). Die toll gelegene Hütte bietet sich auch für eine erste Rast auf der direkt gegenüber der Civetta gelegenen Terrasse an.

Vom Rifugio Tissi aus bleibst du am besten für einige Zeit auf dem höheren Weg Nr. 563 bevor du an der nächsten Abzweigung wieder links auf den Hauptweg Nr. 560 abbiegst. Das folgende Stück führt durch offene Wiesenlandschaften und verläuft teilweise auf einer Schotterpiste. Insgesamt ein toller Spaziergang, der Landschaftsgenuss pur ohne jede Anstrengung bietet.


Linkerhand bieten sich wunderbare Blicke auf das stark zerklüftetet Civetta-Massiv. Am Fuß des Torre Venezia kommst du an einem riesigen Felsbrocken vorbei, an dem man noch die Abdrücke von urzeitlichen Schalentieren bestaunen kann – eine Erinnerung, dass die Dolomiten in grauer Vorzeit ein tropisches Meer und viele der Berge früher riesige Korallenriffe waren.

Das Rifuguio Vazzoler liegt in einem kleinen Lärchenwäldchen und ist ein toller Ort für eine Mittagspause. Von der Außenterrasse hast du einen Traumblick auf das Bergmassiv Moiazza: Hier befindet sich mit der „Via Ferrata Gianni Costantini“ einer der bekanntesten, längsten und anspruchsvollsten Klettersteige der Dolomiten (Schwierigkeit D).


Auch wenn wir diesen Steig auf der Alta Via 1 links liegen: Ein bisschen gekraxelt wird heute doch noch. Auf Weg Nr. 554 geht es anschließend an den südwestlichen Ausläufern der Moiazza vorbei, teilweise über Geröll und grobe Gesteinsblöcke in meinem Fall sogar ein steiles Schneefeld bis zur Forcella del Camp auf 1933 Metern.

Hier wird das Gelände wieder etwas freundlicher. Allerdings fängt es an zu nieseln, als ich oben bin. Der Himmel wird immer grauer und von Ferne ist schon ein schwaches Donnergrollen zu hören. Kurze Zeit später hört der Regen wieder auf, aber das ist nur die Ruhe vor dem Sturm: Ein paar Minuten später gerate ich in das erste richtige Dolomiten-Gewitter meines Lebens.


Auf knapp 2000 Meter Höhe prasselt der Regen mit einer ungeheuren Macht herunter. Innerhalb von wenigen Augenblicken verwandeln sich die Gebirgswege in kleine Sturzbäche. Die Donnerschläge hallen furchterregend laut zwischen den Felswänden. Und dann kommt der Hagel. Erbengroße Hagelkörner rauschen herunter und bedecken die eben noch grünen Wiesen mit einer weißen Schicht.

Im Laufschritt eile ich an den schottrigen Südhängen der Moiazza vorbei und überhole eine Gruppe mit älteren Herrschaften, die das Gewitter gebückt unter einem riesigen Steinbrocken abwarten wollen. Mir ist das ein bisschen zu riskant. Ich haste weiter und habe bald den schützenden Wald erreicht. Eine Viertelstunde später erreiche ich klatschnass das schützende Rifugio Bruto Carestiato.

Auch wenn ich nochmal Glück gehabt habe: Es kann auch anders gehen. Eine halbe Stunde später trifft einer der Führer der Gruppe ein, die ich vorhin gesehen habe. Der Rest der Mannschaft steckt eingekeilt zwischen Sturzbächen fest und kommt nicht vor und zurück. Zusammen mit dem Hüttenpersonal wird ein Rettungsteam organisiert um die Leute aus ihrer Notlage zu befreien.

Abendstimmung am Rifugio Brutio Carestiato nach dem Gewitter.

Drei Stunden später haben dann alle das Rifugio erreicht. Alles nochmal gut gegangen. Aber trotzdem eine gute Lektion: Mit dem Wetter ist selbst auf einer einfachen Route wie der Alta Via 1 nicht zu Spaßen. Zum Glück gibt es im Rifugio noch einen Schlafplatz. Eigentlich wollte ich heute zelten, aber nach diesem Erlebnis erscheint ein warmes Bett in der Hütte in einem ganz neuen Licht.

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