Watzmann-Umrundung: In 4 Tagen durch den Nationalpark Berchtesgaden

Einmal rund um den König von Berchtesgaden: Die Watzmann-Umrundung führt in 4 Tagen um die höchsten Gipfel der Berchtesgadener Alpen. Eine traumhafte Hüttentour, die Wandergenuss pur und einen tollen Einblick in die außergewöhnliche Bergwelt des einzigen deutschen Alpen-Nationalparks bietet. Hier bekommst du alle wichtigen Infos zu der Tour.

In diesem Artikel:

Vor langer Zeit lebte ein böser König namens Watzmann, dessen einzige Freude die Jagd war und der sein Volk immerzu quälte. Eines Tages kam er mit seiner wilden Meute zu einer friedlichen Hütte im Wald, vor der eine Hirtin mit ihrem Kind saß. Seine Hunde stürzten sich auf das Kind, zerfleischten die Frau und zuletzt den Hirten. Sterbend verfluchte dieser den König Watzmann, der sich daraufhin in Stein verwandelte.

So erzählt es die Sage. Und so thront er noch heute über dem Berchtesgadener Land: Der legendäre Watzmann – ein Mythos, einer der berühmtesten Berge Deutschlands und der höchste Gipfel, der vollständig auf deutschem Staatsgebiet liegt. Mit seinen zwei gewaltigen Felszacken erhebt das sich Massiv an der Mittelspitze bis auf 2.713 Meter über dem Städtchen Schönau am Königssee. Ein Sehnsuchtsziel – jeder der die Berge liebt, landet früher oder später in Berchtesgaden.

Die Parade-Tour am Watzmann ist für viele die berühmt-berüchtigte Watzmann-Überschreitung – die komplette Überquerung aller drei Watzmann-Gipfel auf einem alpinen, ausgesetzten Gebirgssteig. Aber was tun, wenn man keine Lust darauf hat, in luftigen Höhen über steile Felsgrate zu turnen?

Ganz einfach: Die Watzmann-Umrundung.

In 4 Tagen von Hütte zu Hütte rund um den Watzmann

Die mehrtägige Watzmann-Tour ist die sanftere Möglichkeit, sich dem König von Berchtesgaden anzunähern. Die Wanderung hat teilweise immer noch alpinen Charakter, aber die Wege sind nicht ganz so kompromisslos. Frei nach dem Motto „Einmal rundherum, statt mitten durch“ führt die Tour in 4 Tagen von Hütte zu Hütte durch den einzigen Hochgebirgs-Nationalpark Deutschlands und umrundet dabei das gesamte Watzmann-Massiv.

Die Watzmann-Umrundung wird häufig als die schönste Hüttentour in den deutschen Alpen bezeichnet. Was vermutlich an der wahnsinnigen Vielfalt liegt. Jeder Tag bietet neue Einblicke in die prächtige Bergwelt Berchtesgadens: Der türkisblau schimmernde Königssee, das berühmte Watzmannhaus am Fuß des Hochecks, tiefe Wälder und stille Winkel im gletschergeformten Wimbachtal, felsige Gebirgssteige, die zur eindrucksvollen Karstebene des Steinernen Meers an der Grenze zu Österreich führen.

Es ist, alles in allem, eine absolute Traumtour. Ich hatte zunächst ein bisschen Bedenken, dass die Watzmann-Umrundung nur eine Art Verlegenheitslösung für alle ist, die sich die Überschreitung nicht zutrauen. Stimmt aber überhaupt nicht: Diese Wanderung ist von vorne bis hinten der reinste Genuss und für Bergfreunde definitiv keine „zweite Wahl“. Und man braucht nicht mal besonders viel Zeit dafür.

Schauen wir uns das also mal genauer an!


Auf einen Blick

  • Landschaftlich abwechslungsreiche Hüttentour auf spannenden Wegen rund um das Watzmann-Massiv im Nationalpark Berchtesgaden
  • Länge: ca. 47 km
  • Höhenmeter: + 3.150, – 3.190 hm
  • Dauer: 4 Tage (kann auch auf 3 Tage abgekürzt werden)
  • Schwierigkeit: mittel, auch für Einsteiger mit etwas Erfahrung geeignet
  • Abenteuerfaktor: mittel
  • Übernachtung in Berghütten des Alpenvereins, kein Zelten oder Wildcamping
  • Anfahrt unkompliziert mit öffentlichen Verkehrsmitteln möglich

Nationalpark Berchtesgaden: Wanderführer und Wanderkarte

Meine Empfehlung: Plenk´s Spezialführer – Berchtesgadener Alpen

Der exzellente Wanderführer für die Berchtesgadener Alpen* ist das wohl beste Buch für Wanderer in der Region. Ich habe ihn mir direkt vor Ort besorgt und kann ihn wärmstens empfehlen. Das Büchlein erscheint in einem kleinen Berchtesgadener Verlag. Man merkt, dass es wirklich von Ortskundigen geschrieben wurde. Hier gibt’s Tipps, die du anderswo nirgends findet.

Der Wanderführer enthält 75 ausführlich beschriebene Touren mit vielen Fotos. Neben den allseits bekannten Klassikern finden sich auch zahlreiche versteckte Wege, die wohl nur Einheimischen bekannt sind und einige Spaziergänge, die Einblicke in die Geschichte des Berchtesgadener Lands bieten.

Fü die Watzmann-Umrundung besorgst du dir am besten zusätzlich die topografische Wanderkarte Nationalpark Berchtesgaden im Maßstab 1:25.000* des Deutschen Alpenvereins. Die Karte enthält sämtliche Wege und deckt das gesamte Tourengebiet ab. Die DAV-Karten sind generell sehr detailliert und eine gute Wahl für den deutschsprachigen Ostalpen-Raum.

Tipp: Falls du lieber mit Smartphone navigierst: Die beliebte Outdoor-App Outdooractive enthält ebenfalls die Wege und bekannten Trekking-Routen in den Berchtesgadener Alpen. Durchaus einen Blick wert, wenn du regelmäßig Navi-Apps verwendest!

Ebenfalls empfehlenswert:

Watzmann-Umrundung: Übersicht der Mehrtagestour

Die Watzmann-Umrundung startet im beliebten Touristenort Schönau am magisch schönen Königssee, der aber auch ein ziemlicher Touri-Hotspot ist. Es wird aber schnell ruhiger, sobald wir in die dichten Bergwälder Berchtesgadens eintauchen und vorbei an hübschen kleinen Almen auf einem gut ausgebauten Wanderweg bis zum Watzmannhaus auf 1.930 Metern laufen, eine der bekanntesten Berghütten Deutschlands.

Nach einem entspannten Abend auf der Terrasse steht am nächsten Morgen optional der Aufstieg zum niedrigsten Gipfel des Massivs an, dem Watzmann-Hocheck (2.651 m). Nach dem beeindruckenden Panoramablick in luftiger Höhe geht es wieder runter zur Hütte und weiter zum Wimbachgries, ein atemberaubendes Gletschertal zwischen den mächtigen Schuttströmen von Watzmann und Hochkalter.

Tag 3 führt auf einem spannenden Felsensteig über den Trischübel-Pass bis zum Hundstodsgatterl, das die Grenze zwischen Deutschland und Österreich markiert. In dieser einsamen Hochgebirgslandschaft südlich des Watzmann erstreckt sich das Steinerne Meer, eine riesige Karsthochebene, die in ihren bizarren Formen an die versteinerten Wellen eines Meers erinnert. Tagesziel ist das Kärlingerhaus am malerischen Funtensee, dem kältesten Ort Deutschlands.

Die letzte Etappe der Watzmann-Umrundung führt durch die steile Schlucht der „Saugasse“ zurück an den Königssee. Nachdem wir den 80 Meter hohen Schrainbachfall passiert haben, gelangen wir an das Ufer des malerischen Gebirgssees. Einige Kilometer weiter liegt St. Bartholomä direkt vor der imposanten Watzmann-Ostwand, der höchsten Wand der Ostalpen. Mit einem Ausflugsboot geht es dann entspannt zurück nach Schönau, wo die Tour endet.

Karte und GPS-Track

Schau dir auf der interaktiven Karte den Verlauf der Watzmann-Umrundung an und lade dir den GPS-Track herunter.

GPX-Download

Watzmann-Umrundung: Etappen und Erfahrungsbericht

Im Folgenden einige Eindrücke in Wort und Bild von den 4 Etappen der Watzmann-Tour, damit du dir einen besseren Eindruck machen kannst. Weiter unten folgen dann die praktischen Tipps für deine eigene Planung.

Watzmann-Umrundung Etappe 1

Route: Schönau am Königssee (605 m) – Kührointhütte (1420 m) – Falzalm (1845 m) – Watzmannhaus (1930 m)

  • Länge: 9 km
  • Höhenmeter: + 1323, – 13
  • Gehzeit: ca. 5 Stunden
  • Schwierigkeit nach SAC: T2

Los geht’s etwas unspektakulär in Schönau am Königssee. Nach einer kurzen Erfrischung in dem nett gelegenen Restaurant Echostüberl laufen wir auf Asphalt an der Bob- und Rodelbahn vorbei und biegen nach ein paar hundert Metern auf einen steilen Waldweg. Den Einstieg zum Grünstein-Klettersteig lassen wir liegen und laufen stattdessen immer weiter nach oben.

Grünstein-Klettersteig im Nationalpark Berchtesgaden.

Das Ganze ist etwas ermüdend und der Weg bietet auch keine großartigen Aussichten. Das ändert sich erst, als wir uns dem Sommerbichel (1293 m) nähern und sich der Wald etwas lichtet. Von hier aus ist es dann nicht mehr weit bis zur Kührointhütte. Die Hütte ist in eine malerische Almlandschaft wie aus dem Bilderbuch eingebettet und ist der perfekte Ort, um auf der Terrasse eine Rast einzulegen und dem Bimmeln der Kuhglocken zu lauschen.


Anschließend geht es über den Falzsteig weiter, einen wunderschön angelegten felsigen Natursteig, der sich langsam aber stetig in Richtung Watzmann-Massiv emporschraubt. In dem dichten Wald begegnete uns der erste Steinbock der Tour (oder ist es eine Gämse?) und schaute uns mit großen Augen neugierig an. Erst als wir uns auf weniger als 3 Meter näherten, räumte er freiwillig das Feld.

Steinbock bei der Watzmann-Umrundung.

Je weiter wir aufsteigen, desto steiler wird der Weg. Ein paar kleinere Kraxelpassagen sind zu überwinden, es bleibt aber alles im grünen Bereich. Als ich genau hinschaue, erkenne ich zwischen den Bäumen weit über mir das winzig kleine Watzmannhaus, das sich an den Gebirgskamm vor dem Hocheck klammert. Ein großartiges Bild!

Blick auf das Watzmannhaus.

An der Falzalm gibt es ein paar Bänke auf denen wir uns kurz ausruhen, den Blick ins Tal genießen. Danach geht es zum letzten Teil der Etappe. Der Aufstieg zum Watzmannhaus ist an einigen Stellen mit Drahtseilen versichert, aber kein Problem. Fast ganz oben angekommen müssen wir uns an einem Altschneefeld vorbeiquetschen, das den Weg blockiert. Im Spätsommer ist es wahrscheinlich abgeschmolzen.


Das Watzmannhaus ist relativ trubelig, was aber auch irgendwie zu erwarten war. Es ist eben schnell vom Tal aus erreichbar. Echte Hüttenromantik ist hier eher Fehlanzeige. Mich erinnert es eher an ein Sporthotel. Was man aber sagen muss: Es ist alles super organisiert, das Einchecken läuft wie am Schnürchen. Essen gibt es von 18:00 bis 19:30 und nur à la carte. Trinkwasser ist nur an der Theke erhältlich.

Watzmann-Umrundung Etappe 2

Route: Watzmannhaus (1930 m) – Hocheck (2651 m) – Falzalm (1845 m) – Stubenalm (1145 m) – Wimbachklamm (637 m) – Wimbachschloss (937 m) – Wimbachgries-Hütte (1327 m)

  • Länge: 18,9 km
  • Höhenmeter: + 1290, – 1882
  • Gehzeit: ca. 9 Stunden, ohne Aufstieg zum Hocheck  (665 hm) ca. 6 Stunden
  • Schwierigkeit nach SAC: T3 (Aufstieg zum Hocheck, sonst T2)

Heute steht zuerst ein kurzer Morgenspaziergang mit Tagesrucksack zum Watzmann-Hocheck an, bevor es mit vollem Gepäck weitergeht. Natürlich kann man das Hocheck auch auslassen und direkt weiterlaufen. Ich will mir den kleinsten Gipfel des Massivs aber nicht entgehen lassen und fand auch, dass es sich gelohnt hat. Plane ungefähr 4 Stunden hin- und zurück dafür ein. Das Gepäck lässt du währenddessen einfach im Trockenraum vom Watzmannhaus.

Der Aufstieg zum Watzmann-Hocheck.

Auch wenn ich eben Spaziergang geschrieben hab –  die Tour ist eine Bergwanderung in recht steilem und felsigen Gelände. Im Prinzip ist der Weg aber unkompliziert und gut markiert. Etwa auf 2/3 des Wegs überwinden wir eine etwa 10 Meter hohe Steilstufe, die aber mit Drahtseilen entschärft ist. Am Ende folgt noch eine kurze Kraxelei über Felsplatten bis wir am Gipfelkreuz stehen und mit einem umwerfenden 360°-Ausblick über das Berchtesgadener Land belohnt werden.


Hinter dem Hocheck geht es an einem kleinen Unterstand aus Holz zur eigentlichen Watzmann-Überschreitung. Den Einstieg über eine stark ausgesetzte, abschüssige Felsplatte ein paar hundert Meter über dem Erdboden finde ich schon etwas gruselig. Eigentlich aber nicht schlecht: So weiß man genau, was auf einen zukommt und kommt erst gar nicht auf blöde Ideen. Naja.. vielleicht ein anderes Mal. Der Berg läuft ja nicht weg.

Der Einstieg der Watzmann-Überschreitung.

Nach dem erneuten Abstieg zum Watzmannhaus geht es direkt weiter und zwar auf dem gleichen Weg wie gestern zurück zur Falzalm. Hier angekommen halten wir uns aber links auf dem Weg 441, der an der Mitterkaseralm bis zur Stubenalm führt. Die Landschaft ist größtenteils offen und bietet schöne Ausblicke über dichte Wälder, Almwiesen und die Berggipfel nördlich des Königsees.


Danach führt die Route bis zur Wimbachklamm auf einem steil abfallenden, ziemlich unerfreulichen Forstweg mit viel Schotter durch dichten Wald. Der Weg ist relativ rutschig, mit den Wanderstöcken ist es aber gerade so erträglich. Ein paar andere Wanderer, die wir später treffen, haben ungefähr den gleichen Eindruck: Macht keinen Spaß, aber muss man durch.

Brücke in der Wimbachklamm.

Danach wird es entspannter: Wir überqueren die Brücke über die Wimbachklamm und laufen stetig bergan durch das weitläufige, mit lichten Kiefernwäldern bewaldete Wimbachgries. Zur linken Seite die graue Eminenz des Watzmanns, rechts der steil aufragende Hochkalter und seine Nebengipfel, dazwischen riesige Schotterflächen, die von den umliegenden Bergen herabgetragen werden.

Wandern im Wimbachgries.

Ich hatte vorher eigentlich fast nur negatives über das Wimbachgries gelesen. Meist von Watzmann-Aspiranten, die sich über den „langen Hatscher“ durch das Tal nach erfolgreicher Überschreitung beschwerten. Vielleicht sieht man das als Bergsteiger anders, aber mir gefällt das Gebirgstal mit seinen gewaltigen Ausmaßen. Klar – das ist nicht der Gokyo-Tal im Himalaya. Aber man sieht trotzdem sehr schön, mit welcher Urkraft die Berge die Landschaft verformen.


Das Wimbachschloss (schließt um 18:00 Uhr) ist noch einmal ein guter Punkt, den wir für eine kurze Rast nutzen, auch wenn es jetzt nicht mehr weit bis zum Tagesziel ist. Hinter der Gaststätte wird es deutlich ruhiger, da die meisten Leute nur bis hierher und dann wieder zurück zur Wimbachklamm laufen. Die Einzigen, die uns begegnen, ist eine Gruppe von Hobby-Bergsteigern, die gerade die Watzmannüberschreitung hinter sich haben und erhobenen Hauptes mit sichtlichem Stolz ins Tal zurück spazieren.

Ankunft in der Wimbachgrieshütte.

Die Wimbachgrieshütte auf 1327 Metern ist ein echtes Highlight. Klein, urig und mit einem wunderbaren Ausblick auf die Bergkette, die die Grenze zu Österreich markiert. Die Küche hat bis 19:30 geöffnet, Menü wieder à la carte. Zum Glück haben wir noch einen Platz bekommen. Ein Mädel hat nicht reserviert und wird abgewiesen. Zum Glück hat sie einen Schlafsack dabei und sucht sich daraufhin mit ihrem Schlafsack ein Plätzchen im Wald.

Watzmann-Umrundung Etappe 3

Route: Wimbachgries-Hütte (1327 m) – Trischübel (1774 m) – Hundstodgatterl 2188 m– Ingolstädterhaus (2119 m, optional) – Kärlingerhaus am Funtensee (1638 m)

  • Länge: 13,7 km
  • Höhenmeter: + 1171, – 865
  • Gehzeit: ca. 6 Stunden, mit Abstecher zum Ingolstädter Haus (1,6 km, 112 hm) ca. 8 Stunden
  • Schwierigkeit nach SAC: T3

Die dritte Etappe ist mein persönliches Highlight. Heute kommt echtes Hochgebirgsfeeling auf, das man so in Deutschland nicht vermuten würde – eine lange, einsame Wanderung auf schmalen Pfaden mit einzigartigen Landschaftseindrücken und deutlich weniger Leuten auf den Wegen. Was vermutlich auch daran liegt, dass das hintere Wimbachgries einfach nicht so gut für Tagesgäste erreichbar ist und man mindestens einen halben Tag hierherlaufen muss.

Blick in das hintere Wimbachgries von Osten.

Hinter der Wimbachgrieshütte steigt der Weg direkt durch den Bergwald an und führt in vielen Kehren zum Banngraben, der den östlichen Talabschluss markiert. In teils gewagter Wegführung direkt entlang der Steilwand führt die Route weiter hoch zur verfallenen Trischübelalm. Entgegen der Markierung auf der Karte finden wir hier kein Gebäude, nur eine ziemlich zugewachsene Fläche, auf der sich früher vielleicht einmal ein Feld befand.


Dahinter folgen einige Kraxelstellen bis zur Hundstodgrube. Das kesselförmige Hochtal zu Füßen des Großen Hundstod (2594 m) hat seinen Namen nicht ohne Grund: Hier stürzten sich der Sage nach die Hunde des Königs Watzmann in den Tod, als dieser verflucht und zu Stein verwandelt wurde. Die Route führt recht steil durch felsiges Gelände – eigentlich ist es kein richtiger Weg – sie ist aber gut markiert und nicht übermäßig ausgesetzt.

Aufstieg zum Hundstodgatterl.

Bis zum Hundstodgatterl auf 2188 Metern ist es noch ein gutes Stück weiter (ca. 1 Stunde) – wir sind aber auch ziemlich langsam, da hier oben Mitte Juni fast alles noch tief verschneit ist. Die Schneefelder sind aber harmlos und nicht besonders steil. Außerdem sind anscheinend trotzdem genügend Leute unterwegs und wir können einfach den gespurten Wegen unserer Vorgänger folgen.


Am Hundstodgatterl angekommen bietet sich der erste richtige Weitblick ins Steinerne Meer. Eine faszinierende Karstlandschaft, die mit ihren zerfurchten, wellenförmigen Bergkämmen tatsächlich an die versteinerten Wogen eines riesigen Meeres erinnert. Das nutzen wir dann auch erstmal für eine ausgedehnte Kaffeepause mit Traumblick in der ersten Reihe.

Ausblick über das Steinerne Meer.

Als ich vom Pass aus nach rechts oben schaue, sehe ich weit vor mir das Ingolstädter Haus oberhalb des Talkessels. Es liegt nicht direkt am Weg, aber wir entscheiden uns trotzdem hinzulaufen. Der Weg dahin dauert etwa 40 Minuten (einfach). Ich würde den kurzen Abstecher auf jeden Fall empfehlen, allein die Sonnenterrasse in einmaliger Lage lohnt den Umweg.

Theoretisch könnten wir danach noch tiefer in Steinerne Meer eindringen und eine sehr große Schleife in Richtung Riemann-Haus laufen (+ ca. 3 Stunden). Am Ende sparen wir uns das aber und laufen einfach wieder zurück zur Wegkreuzung am Hundstod.


Das folgende Wegstück führt in stetem Auf und Ab am nördlichen Rand des Steinernen Meers vorbei. Eine herrliche Wanderung – keine Menschenseele weit und breit, nur ein paar Murmeltiere, die pfeifend zwischen den Felsen umherhuschen. Weit am Horizont entfernt taucht manchmal eine verlassene Alm auf. Ich fühle mich fast schon ein bisschen wie im einsamen Val Grande in den Bergen des Piemont – der Königsee mit seinen Ausflugsbooten und Touristen ist hier wirklich sehr weit weg.

Verlassene Alm bei der Watzmann-Umrundung.

Zum Schluss wird es dann wieder etwas grüner. Noch ein paar bewaldete Täler und wir erreichen das Kärlingerhaus in einem weitläufigen sanft abfallenden Talkessel am Funtensee.

Blick auf das Kärlingerhaus.

Der See gilt als kältester Ort Deutschlands, da er in einem Kessel liegt in den die kalte Luft sickert. 2001 wurden hier – 46 ° C gemessen! Ich finde es abends auch recht frisch. Zum Baden kann ich mich dann doch nicht durchringen. Im Haus selbst herrscht mal wieder eine ziemliche Party-Stimmung, die mir nach der Bergeinsamkeit des Tages nicht so ganz gefällt. Ich suche mir stattdessen draußen einen Platz auf der Terrasse mit Liegestühlen und genieße den Traumblick auf den Funtensee.

Watzmann-Umrundung Etappe 4

Route: Kärlingerhaus (1638 m) – Saugasse (980 m) – St. Bartholomä (602 m) – Schönau am Königssee (605 m)

  • Länge: 10, 3 km (bis St. Bartholomä)
  • Höhenmeter: + 261, – 1292
  • Gehzeit: ca. 4,5 Stunden bis St. Bartholomä
  • Schwierigkeit nach SAC: T2

Und schon ist es Zeit, König Watzmann Lebewohl zu sagen. Der heutige Tag ist recht kurz da nur noch der Abstieg zum Königssee und die anschließende Bootsfahrt zurück nach Schönau ansteht. So ganz sind wir aber noch nicht bereit für die Stadt und wir überlegen, ob wir die Tour zumindest um ein paar Stunden verlängern. Es gibt da schon ein paar Möglichkeiten.

Vom Kärlingerhaus geht es zunächst leicht aufsteigend auf einen Bergweg zwischen Schneiber und Simertsberg. Ungefähr auf der Höhe der alten Grüberl-Diensthütte erreichen wir den höchste Punkt auf 1670 Metern – ab dann geht es nur noch ganz entspannt herunter. Unterwegs bieten sich einige tolle Ausblicke auf die Hachelköpfe im Süden.

Wandern auf der Watzmann-Umrundung.

Über die steile Schlucht der berüchtigten Saugasse hatte ich im Vorfeld viel gelesen. Tatsächlich ist es halb so wild – zumindest wenn man runterläuft. Der tief in die Berge geschnittene Rinne sieht von oben zwar wahnsinnig steil aus und überwindet auf nur 600 Metern Strecke etwa 300 Höhenmeter. Aber der Weg windet sich in so vielen Serpentinen herunter (32 laut Wikipedia), dass man ganz gemütlich runterspazieren kann.

Die Saugasse von Süden.

Unten angekommen geht es durch ein bezauberndes Wäldchen an der aufgegebenen Schrainbachalm vorbei weiter. Teilweise verläuft der Weg auch direkt am Bach entlang – perfekt um sich kurz die Füße abzukühlen. Zwischen den Bäumen sehen wir jetzt auch schon das türkisblaue Wasser des Königssees unter uns funkeln.


Vorher steht mit dem imposanten Schrainbachwasserfall aber noch einmal ein echte Highlight an. Der Bach stürzt sich an dieser Stelle fast 80 Meter senkrecht in die Tiefe – direkt gegenüber des Wasserfalls verläuft eine kleine natürliche Brücke, auf der ich einen perfekten Blick auf das beeindruckende Naturschauspiel habe.

Blick auf den Schrainbachwasserfall.

Am Ende des Waldwegs erreichen wir eine tolle kleine Badebucht am Königssee. Das Wetter ist blendend, die perfekte Gelegenheit, sich den Schweiß der letzten Tage von der Haut zu spülen und das lassen wir uns auch nicht zweimal sagen. Ein paar hundert Meter weiter südlich gibt es auch einen Kiesstrand, ich finde die Bucht aber schöner.

Baden am Königssee.

Das letzte Wegstück verläuft über Wiesen im Schatten der mächtigen Watzmann-Ostwand. Die Steilwand erhebt sich fast 1.800 Meter in die Höhe – ein wirklich imposanter Anblick und ein toller Abschluss der Tour. Von hier aus ist es dann nur noch ein Katzensprung nach St. Bartholomä und seinem gemütlichen Biergarten im Schatten der Wallfahrtskirche.


Eigentlich wollen wir dann noch über den Rinnkendlsteig weiter. Nach einem Weißbier in der prallen Mittagssonne ist dieser Plan aber relativ schnell Geschichte und wir machen nur noch den kurzen Abstecher zur malerischen Saletalm. Den Röthbachfall, mit 470 Metern der höchste Wasserfall Deutschlands, können wir nur aus der Ferne bewundern, weil das letzte Boot zurück um viertel vor Sechs abfährt. Zurück geht es dann über den Königssee nach Schönau – eine kurze, aber äußerst erlebisreiche Tour geht zu Ende.

Blick auf den Röthbachfall.

In den folgenden Abschnitten findest du die praktischen Tipps, mit denen du direkt in die Planung deiner eigenen Watzmann-Tour einsteigen kannst.

Anreise nach Schönau am Königssee

Eine Anreise mit dem Auto ist theoretisch möglich. Besucher dürfen bis nach Schönau fahren, aber das Parken ist seit 2023 teurer geworden. In anderen beliebten Alpenregionen gibt es aufgrund des Besucherandrangs schon komplette Fahrverbote, z.B. am Pragser Wildsee am Start des Dolomiten Höhenwegs 1. Vielleicht wird das hier irgendwann auch kommen.

Die gute Nachricht: Die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist kein Problem, es gibt ausreichend Verbindungen. Daher ist das meiner Meinung nach auch zu bevorzugen. Schauen wir uns das mal gerade an.

Regionalzug von München

Je nachdem, wo du wohnst, fährst du z.B. mit dem ICE nach München. Dort nimmst du den Regionalzug RE 5 nach Freilassing und fährst anschließend mit der Berchtesgadener Land Bahn S4 nach Berchtesgaden HBF.

Direktzug Königsee IC 2083

Es gibt auch einen Zug, der die Strecke Hamburg – Berchtesgaden bedient und mit dem du nicht umsteigen musst. Der IC 2083 hält an folgenden Stationen:

  1. Hamburg-Altona
  2. Hamburg Hbf
  3. Hannover Hbf
  4. Kassel-Wilhelmshöhe
  5. Würzburg Hbf
  6. Augsburg Hbf
  7. München Ost
  8. Freilassing
  9. Bad Reichenhall
  10. Berchtesgaden Hbf

Die gesamte Fahrt von Hamburg nach Berchtesgaden dauert etwa 10 Stunden, von München sind es mit dem Zug nur etwa 3 Stunden.

Von Berchtesgaden nach Schönau am Königssee

Direkt am Bahnhof Berchtesgaden fahren die Buslinien 841 und 843 bis zum Königssee. Das Angebot wurde zuletzt ausgebaut. Die Busse fahren tagsüber relativ regelmäßig (ca. 1-2 mal die Stunde), die Fahrt dauert nur knapp 10 Minuten und kostet 2 Euro. Für Übernachtungsgäste* mit Gästekarte ist die Fahrt sogar gratis.

Rückfahrt nach Schönau

Die Tour endet in St. Bartholomä im südlichen Teil des Königssees. Von dort kannst du eines der Ausflugsboote zurück nach Schönau nehmen. Die letzte Fahrt geht in der Hauptsaison gegen 18:30 Uhr (Fahrplan). Für die einfache Fahrt haben wir 9 Euro gezahlt.

Fischunkelalm am Obersee.

Hütten buchen für die Watzmann-Umrundung

Die Watzmann-Umrundung ist eine klassische Ostalpen-Hüttentour und damit ausschließlich für die Übernachtung in Berghütten vorgesehen (Anmerkungen zum Wildcampen/Biwakieren weiter unten). Du übernachtest in den folgenden Berghütten:

Watzmannhaus und Kärlingerhaus gehören zum Deutschen Alpenverein (DAV) und sind Schutzhütten der Kategorie I, also die einfachste Kategorie. Die Ausstattung ist dennoch recht komfortabel und geht schon leicht in Richtung Berghotel. Die Wimbachgrieshütte ist eine privat betriebene Hütte des Verbands Naturfreunde und deutlich kleiner.

Die Buchung der beiden DAV-Hütten läuft über das Online-Reservierungsportal Alpsonline, erfordert keine Mitgliedschaft beim DAV und funktioniert so:

  1. Suche dir die Hütte raus, die du reservieren willst und registriere dich beim ersten Mal zunächst mit deiner E-Mail-Adresse.
  2. Gib die Termine, die Anzahl der Personen und Art der Unterkunft ein und bestätige.
  3. Anschließend erhältst du eine Bestätigung per Mail und kannst die Reservierung unter Alpsonline nach dem Login einsehen und bearbeiten.

Die Kreditkarten-Daten sind nur für die Reservierung erforderlich. Du musst alle Hütten in bar bezahlen – bring also ausreichend Bargeld mit! Da die Wimbachgrieshütte nicht Teil des DAV ist, kannst du sie auch nicht über Alpsonline reservieren. Hier rufst du am besten direkt an, um zu reservieren (Tel: 08657-7944001). Auch hier geht nur Barzahlung.

Watzmannhaus.

Mit einer Mitgliedschaft beim DAV bekommst du eine ziemlich deutliche Ermäßigung und zahlst etwa die Hälfte. Wir haben für die Übernachtungen im Matratzenlager folgendes bezahlt:

  • Watzmannhaus: 13 Euro (Nichtmitglieder: 29 Euro)
  • Kärlingerhaus: 13 Euro (Nichtmitglieder: 26 Euro)
  • Wimbachgrieshütte: 24 Euro (DAV gilt als Nichtmitglied)

Generell empfiehlt sich eine frühzeitige Reservierung der Hütten (ca. 3 Monate vorher), da die Hütten im Sommer schnell ausgebucht sind, vor allem an den Wochenenden. Es kann sich aber durchaus lohnen, kurzfristig anzurufen und zu checken, ob jemand abgesprungen ist – auf diese Weise hatten wir noch 2 Plätze in der Wimbachgrieshütte ergattert, die eigentlich schon ausgebucht war.

Mein Tipp: Der Flaschenhals ist die Wimbachgrieshütte, die nur 47 Schlafplätze bietet. Versuche zuerst hier einen Platz zu bekommen und plane die Tour rund um dieses Datum. Bei den anderen Hütten ist die Chance größer, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt noch etwas frei ist.

Ohne Anmeldung in den Hütten übernachten?

In den DAV-Hütten gibt es auch ein Kontingent von 10% aller Schlafplätze, die für spontane Ankömmlinge freigehalten werden. Außerdem auch Notlager, die aber eigentlich für Erschöpfte oder Verletzte freigehalten werden. Daher kann man sich nicht wirklich darauf verlassen, einfach einen Platz zu bekommen, wenn man spontan vorbeikommt.

Meine Erfahrung: Als Solo-Wanderer besteht zumindest eine Chance, auch ohne Anmeldung einen Platz zu bekommen, gerade auf den größeren Hütten. Zu zweit wird es schon deutlich schwieriger. Mit drei oder mehr Personen ist es in einer beliebten Region wie den Berchtesgadener Alpen quasi ein Ding der Unmöglichkeit.

Eingang zum Nationalpark Berchtesgaden.

Zelten und Wildcamping im Nationalpark Berchtesgaden

Camping und Zelten ist im gesamten Nationalpark Berchtesgaden verboten. Gleiches gilt für das alpine Biwakieren, also das Übernachten im freien alpinen Gelände für eine Nacht. Das ist etwas bedauerlich, da vor allem die Wimbachgrieshütte nur wenige Schlafplätze bietet und es in diesem Teil des Nationalparks für Bergsteiger und Wanderer keine (legalen) Alternativen zur Übernachtung gibt.

Ich kann das aber auch irgendwo verstehen. Durch Social Media, Influencer und Co. wurden Hotspots wie die Gumpe am Königsbach-Wasserfall in den letzten Jahren von Touristen aus aller Welt überrannt, die natürlich auch Müll zurücklassen und die Natur zertrampeln. Bei solchen Massen bringt es nichts, an den Verstand der Leute zu appelieren, da helfen nur noch Verbote. Das ist leider so.

Zum Thema:  Mikroabenteuer – Die unbequeme Wahrheit über den Outdoor-Trend

Unsere Erfahrungen mit dem Wildcampen im Nationalpark Berchtesgaden

Wir wollten trotz des offiziellen Verbots eine Nacht im Nationalpark Berchtesgaden wildcampen – notgedrungen, da die Wimbachgrieshütte bereits ausgebucht war. Ansonsten hätten wir die Tour gar nicht machen können, außerdem übernachte ich ohnehin ganz gerne im Zelt in den Bergen.

Auch wenn mich einige Leute dafür jetzt lynchen mögen: Zwei Personen, die zu Fuß unterwegs sind, ihr Zelt spät aufschlagen, sich ruhig verhalten und im Morgengrauen wieder weg sind, halte ich auch in einem Naturschutzgebiet für völlig vertretbar. Und letztlich auch für naturverträglicher als die Alpen mit Zufahrtsstraßen, Skigebieten und Berghotels immer weiter für den motorisierten Massentourismus zu erschließen. Aber das wäre jetzt ein anderes Thema…

Ein gutes Gefühl hatte ich bei der Sache ehrlicherweise aber nicht. Und ich war sehr froh, dass wir doch noch einen Übernachtungsplatz bekamen. Mein Tipp: Wenn es irgendwie geht, würde ich Wildcamping im Nationalpark Berchtesgaden vermeiden. Auch als Solo-Wanderer und auch wenn man das Leave-no-Trace-Prinzip verinnerlicht hat. Solche touristischen Hotspots sind immer kritisch – an manchen Orten hält man sich einfach besser an die Regeln und stellt nicht zu viele Fragen.

Beste Reisezeit für die Watzmann-Umrundung

Die beste Zeit für die Watzmann-Tour sind die Sommermonate, ungefähr von Mitte Juni bis Anfang September. In der zweiten Junihälfte ist der Schnee auch in den höheren Lagen im Normalfall so weit abgeschmolzen, dass man sich dort gefahrlos bewegen kann. Wir hatten rund um den höchsten Punkt am Hundstodsgatterl auf knapp 2.200 Metern teilweise noch einige Schneefelder. Diese waren aber nicht besonders steil.

Ein bisschen hängt das natürlich immer vom vorigen Winter ab. Wenn besonders viel Schnee gefallen ist, können sich die Schneefelder auch noch bis in den August halten. Zur Sicherheit empfiehlt es sich daher, mindestens ein Paar Grödel bzw. Microspikes* dabeizuhaben. Für Wanderungen Anfang Juni sollten Leichtsteigeisen* und Pickel* in den Rucksack. Vor Juni ist die Tour für „normale“ Wanderer ohne alpinistischen Background nicht zu empfehlen.

Noch ein Punkt: Die Hütten schließen im September. Damit fehlen die Übernachtungs- und Versorgungsmöglichkeiten. Danach wäre die Tour nur noch mittels illegaler Übernachtung im Nationalpark möglich. Das ist, wie erwähnt, nicht unbedingt ratsam. Außerdem könnte das Wetter dann auch schon ziemlich ungemütlich, weil kalt werden.

Schwierigkeit der Watzmann-Umrundung

Die Wanderung um das Watzmann-Massiv ist eine mittelschwere Bergwanderung bis maximal T3 auf der SAC-Skala. Die Wege sind überwiegend gut ausgebaut und markiert. Richtige Kraxelstellen, bei denen du die Hände anlegen musst, gibt es nur am Hockeck und auf einem kurzen Abschnitt zum Trischübel-Pass. Wenn du trittsicher und schwindelfrei bist und mehrere Tage am Stück durchschnittlich 1.000 Höhenmeter im Aufstieg packst, dürfte es keine größeren Probleme geben.

Die Wanderung ist zudem recht kurz. Daher eignet sie sich hervorragend, wenn du mal schauen willst, wie eine Hüttenwanderung in den Alpen abläuft, ohne gleich 8 Tage für eine längere Tour wie den Stubaier Höhenweg aufzubringen. Für komplette Wanderanfänger würde ich die Watzmann-Tour dennoch eher nicht empfehlen. Es ist immer noch eine Gebirgswanderung und nicht einfach ein Spaziergang mit schönen Panoramablicken. Gerade bei schlechtem Wetter könnten einige steilere Wegstellen durchaus kritisch werden.

Wandern in Berchtesgaden.

Kann man die Watzmann-Umrundung auch in 3 Tagen laufen?

Die hier beschriebene, „klassische“ Watzmann-Umrundung kannst du theoretisch auch in 3 Tagen laufen, wenn du die Runde ein bisschen abänderst. Dazu biegst du am dritten Tag am Trischübel nach Osten und folgst dem Weg über die Sigeretplatte, bis dieser an der Schrainbachalm wieder auf den Hauptweg trifft.

Damit dürftest du nachmittags in St. Bartholomä sein, wenn du gegen 9:00 Uhr an der Wimbachgrieshütte startest. Einziger Nachteil: Du verpasst das Steinerne Meer und den Funtensee und damit zwei echte Highlights der Tour.

Eine andere Option wäre, Tag 3 und 4 einfach zu kombinieren. Theoretisch geht das, weil der letzte Tag ziemlich kurz ist. Wenn du den Abstecher zum Ingolstädter auslässt und früh startest, bist du gegen Nachmittag am Kärlingerhaus – von da aus sind es in zügigem Tempo nochmal rund 3-4 Stunden bis St. Bartholomä.

Bei dieser Variante müsstest du aber die letzte Abfahrtszeit der Boote von St. Bartholomä im Hinterkopf behalten (gegen 17:30 Uhr). Ich würde auf jeden Fall die Variante in 4 Tagen empfehlen – schließlich liegt der Reiz bei solchen Touren ja gerade darin, auch mal innezuhalten und nicht einfach nur durchzurauschen.

Watzmann-Umrundung in 4 Tagen.

Watzmann-Tour verlängern

Es gibt etliche Möglichkeiten, die Tour zu verlängern. Besonders gut eignet sich der letzte Tag, der ja recht kurz ist. Hier gäbe es folgende Optionen:

  1. Von St. Bartholomä über den Rinnkendlsteig bis zur Achenkanzel. Von dort weiter bis zur Kührointalm und wieder nach Schönau (ca. 4-5 Stunden zusätzlich)
  2. Noch vor der Saugasse östlich auf Weg 416 zur Fischunkelalm abbiegen und eine große Schleife bis zur Saletalm drehen. Anschließend mit dem Boot nach Schönau (ca. 3 Stunden zusätzlich)
  3. Von St. Bartholomä ein Abstecher zur Saletalm mit dem Boot und dann noch am Obersee spazieren und den Blick auf den Rötbachfall genießen, den höchsten Wasserfall Deutschlands (ca. 2 -3 Stunden zusätzlich)

Es soll auch noch einen alten aufgegebenen Steig am Ostufer des Königssees geben – den sogenannten Ostuferweg. Vom Boot aus sieht man teilweise einige Wegstücke, das Ganze ist anscheinend aber relativ verwildert. Ein schönes Video dazu gibt’s beim Outdoor-Youtuber Sacki.

Ausrüstung und Packliste für die Watzmann-Umrundung

Du übernachtest ausschließlich in Hütten, also brauchst du keine Camping-Ausrüstung mitschleppen. Genau genommen ist die Infrastruktur so gut ausgebaut, dass du theoretisch nicht einmal Snacks oder Müsliriegel mitbringen müsstest, da du alle Naselang an einer Alm vorbeikommst und auf den Hütten auch ein Lunchpaket für den Tag kaufen kannst.

Ich hatte folgende Sachen dabei:

Packliste Bekleidung und Wanderschuhe

ArtikelEmpfehlung
1 T-Shirt Merino kurzIcebreaker Merino*
1 T-Shirt Merino langIcebreaker Merino 200*
1 kurze Trekking-HoseFjällräven Barents Pro Shorts*
2,5-lagige RegenjackePatagonia Torrentshell*
FleecejackePatagonia R1 Hoody*
Daunenjacke Montbell Plasma 1000 Alpine Down Parka*
Regenhose Marmot PreCip*
2 Paar Trekking-SockenSmartwool PHD Light Crew*
2 Unterhosen MerinoIcebreaker Cool-Lite Merino*
SonnenhutNorthface Horizon*
1 Paar Slipper für die HütteExped Camp Slipper*
Wanderschuhe Kategorie BMeindl Vakuum GTX*

Tipp: Schau dir hier meine Packliste für Mehrtageswanderungen an.

Rucksack

Als Rucksack hatte ich meinen bewährten Leichtrucksack Hyberg-Attila X mit 50 Liter Volumen am Start (zum Test). Es würde aber auch ein kleinerer Rucksack mit 35 bis 40 Litern reichen. Als Tagesruckssack hatte ich den superleichten Osprey Ultralight Stuff Pack* dabei.

Schlafsack + Inlet

Für die Hütten reicht ein einfacher Hüttenschlafsack aus, der aber auch zwingend vorgeschrieben ist. Ich verwende dafür den Cocoon MummyLiner Silk*.

Technik

Ausrüstung

Luxus

Sonstiges

  • Müllbeutel
  • Feuerzeug
  • DAV-Ausweis
  • Personalausweis
  • ausreichend Bargeld

Zusammen bin ich mit all dem auf knapp 6 Kg Gewicht gekommen. Wie oben erwähnt hatte ich sicherheitshalber trotzdem Zelt und Isomatte mitgenommen, weil die Hüttensituation bei uns bis zuletzt etwas unklar war. Im Normalfall ist das aber nicht erforderlich – daher solltest du kein Problem haben, auf etwa 5 Kg Gesamtgewicht zu kommen.

Weiterlesen: Ultraleicht-Trekking für Einsteiger: 7 praktische Tipps, die du sofort anwenden kannst

    Und sonst?

    • Eine günstige Übernachtungsmöglichkeit in Berchtesgaden ist die Jugendherberge Berchtesgaden*.
    • Alternativ das Hostel Berchtesgaden neben dem Hauptbahnhof – das einzige mir bekannte Hostel, das sich in einer Burger-King-Filiale befindet.
    • Kleinigkeiten, Snacks und Sachen, die du eventuell vergessen hast, kaufst du am besten in Berchtesgaden – in Schönau hab ich außer Touristen-/ Souvenir-Shops und Restaurants keine Läden entdeckt.
    • Ein schönes, nicht ganz so überlaufenes Restaurant mit tollem Blick auf den Königssee ist das Echostüberl am Nordwestufer.
    • Nimm genügend Bargeld mit, da du alles in Bar bezahlen musst und der letzte Bankautomat in Schönau ist.
    • Smartphones kannst du in den Hütten aufladen, der Handyempfang ist im Nationalpark generell aber eher schlecht – perfekt für eine kleine Auszeit von der Zivilisation.
    • Starte früh morgens um schlechtes Wetter am Nachmittag zu vermeiden. Lass sich aber nicht zu sehr von der Wettervorhersage beunruhigen – wir hatten vier Tage Sonnenschein, obwohl fast durchgängig Unwetter vorhergesagt waren.
    • Im Nationalpark Berchtesgaden sind noch viele andere Hüttentouren möglich – einige Vorschläge findest du hier.
Blick auf den Obersee.

Mein Fazit

Eine geniale Wanderung! Ich hatte schon viel von den Berchtesgadener Alpen gehört, dementsprechend hoch waren meine Erwartungen. Und ich wurde nicht enttäuscht. Diese Hüttentour bietet das volle Programm: Prächtige Bergpanoramen, spannende aber nicht zu übertrieben schwere Wege und eine gut ausgebaute Infrastruktur mit perfekter Rundum-Versorgung.

Natürlich ist Berchtesgaden ein touristischer Hotspot. Trotzdem fand ich es hier zu keiner Zeit unangenehm. Die Leute sind freundlich. Abseits vom Königssee und dem Watzmannhaus war es auch nicht schwer, stille Winkel zu finden. Diese Tour ist ein toller Einstieg in den Nationalpark und eignet sich ideal für ein verlängertes Wochenende. Das war aber ganz bestimmt nicht das letzte Mal, das ich hier war!

Wie hilfreich war dieser Beitrag?

Klicke auf die Sterne um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 5 / 5. Anzahl Bewertungen: 1

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Weil du diesen Beitrag nützlich fandest...

Folge mir in den sozialen Netzwerken!

Es tut mir leid, dass der Beitrag für dich nicht hilfreich war:/

Lass uns diesen Beitrag verbessern!

Wie kann ich diesen Beitrag verbessern?

Dir gefällt dieser Artikel? Dann unterstütze mich und lade mich zu einem virtuellen Kaffee ein.

Ohne Kaffee komme ich morgens nicht raus und kann keine neue Abenteuer erleben:)

*Hinweis: Der Artikel enthält sogenannte Affiliate-Links, die zu Onlinehändlern wie Amazon führen. Wenn du auf einen solchen Link klickst und etwas kaufst, erhalte ich einen geringen Anteil, mit dem ich diesen Blog finanziere. Für dich ist das die beste Art Dankeschön zu sagen, wenn dir der Beitrag gefallen hat. Selbstverständlich entstehen dabei keine zusätzlichen Kosten.

Hast du noch Fragen zu der Tour? Kennst du andere spannende Mehrtagestouren in den Alpen? Dann nichts wie ab in die Kommentare – ich freue mich, von dir zu hören!