Die Nachmittagssonne taucht die Zitronenbäume in ein weiches Licht, während wir die Gärten von Amalfi hinter uns lassen und die Felsklippen auf einem steinigen Trampelpfad hochkraxeln. Der Duft von Thymian und Oleander liegt in der Luft, weit unter uns funkelt das Mittelmeer. Wandern an der Amalfiküste ist ein Erlebnis für alle Sinne!
In diesem Artikel:
- Deshalb solltest du an der Amalfiküste wandern gehen
- Der Weg der Götter „Sentiero degli Dei“
- Die Amalfiküste zu Fuß auf dem CAI 300
- GPX-Download der einzelnen Etappen
- Anreise zur Amalfiküste
- Unterkünfte, Hostels und Übernachtungsmöglichkeiten
- Proviant und Verpflegung auf der Wanderung
- Wie anspruchsvoll ist die Tour?
- Camping und Wildcamping an der Amalfiküste
- Ausrüstung und Wanderschuhe für die Amalfiküste
- Beste Reisezeit zum Wandern an der Amalfiküste
- Fazit
Wanderer kennen die Amalfiküste in der italienischen Region Kampanien vor allem für den berühmten „Weg der Götter“ (Sentiero degli Dei). Genau dadurch bin ich auch auf diesen Landstrich im Süden Italiens gekommen. Was sich dann aber schnell herausstellte: Dieser Weg ist ziemlich kurz und taugt eigentlich nur als Tagestour.
Was wenn man jetzt aber die ganze Küste sehen will und mehrere Tage Zeit hat? Eigentlich klar: Eine Fernwanderung, die einmal an der gesamten Küste entlangführt und den „Weg der Götter“ unterwegs mitnimmt.
Praktischerweise gibt es auch eine Route, die genau das ermöglicht. Der hierzulande eher unbekannte Höhenweg „Alta Via dei Monti Lattari“ führt von Ost nach West einmal über den Hauptkamm der sorrentinischen Halbinsel. Ich hab die Route etwas abgeändert, um eher in Küstennähe zu laufen. Ein paar Abstecher in die Berge sind aber auch dabei.

Der Fernwanderweg wird von den örtlichen Sektionen des italienischen Alpenvereins C.A.I. betreut und hat die offizielle Nummerierung CAI 300. Die hier beschriebene Route verläuft aber, gerade in der ersten Hälfte, eher auf den Nebenwegen des CAI 300 in niedrigerer Höhe. Für die Tour an der Amalfiküste haben wir insgesamt 6 Tage gebraucht (+1 Tag Pause).
Besonders praktisch: Die sorrentinische Halbinsel liegt direkt am Golf von Neapel. Du kannst im Anschluss an die Wanderung also bequem einen Aufenthalt in Neapel dranhängen und dir die berühmten archäologischen Stätten von Pompeji und Herculaneum anschauen. Wenn du noch Energie hast, bietet sich außerdem ein Abstecher auf den Vesuv an.
Die Route von Salerno bis Sorrent
Auf einen Blick
- Küstenwanderweg mit traumhaften Aussichten auf das Mittelmeer und die Steilküste der sorrentinischen Halbinsel
- Länge: 93 km
- Dauer: 6 Tage
- Schwierigkeit: leicht – mittel, viele Höhenmeter auf steilen Treppenwegen
- Abenteuerfaktor: mittel
- Übernachtung in Unterkünften am Weg
- Wandern auf dem Weg der Götter „Sentiero degli Dei“
- Wunderschöne Städte wie Amalfi, Positano und Ravello
Karten und Wanderführer für die Amalfiküste
Meine Empfehlung: Rother Wanderführer – Golf von Neapel

Der Wanderführer aus dem Rother-Verlag* stellt 57 Touren in der Region vor. Auch die „Alta Via dei Monte Lattari“ ist in dem Wanderführer enthalten, dazu Wanderungen an beliebten Orten wie Ischia und am Vesuv.
Das handliche Büchlein enthält zusätzlich brauchbare Kartenausschnitte und eine praktische Übersichtskarte aller Wanderungen auf der gesamten Halbinsel Insel.
Zusammen mit der Wanderkarte für die Amalfiküste* bist du mit diesem Wanderführer für alle Fälle gerüstet!
Seit einiger Zeit ist eine Wanderkarte für die Amalfiküste im Maßstab 1:25.000* erhältlich. Die Karte „Monti Lattari. Penisola sorrentina. Costiera amalfitana. Isola di Capri.“ wird von den örtlichen Sektionen des CAI verlegt und enthält alle Wanderwege und interessanten Punkte auf der Halbinsel – darunter auch die beliebten Wege durch das idyllische Mühlental (Valle dei Mulini) oder nach Ravello.
Theoretisch kannst du auch ohne Wanderkarte losziehen und nur der GPS-Route aus diesem Artikel folgen. Erfahrungsgemäß entgehen einem dabei aber meist die besonders reizvollen, versteckten Orte abseits der Strecke, da die Übersicht über das gesamte Gebiet fehlt. Ich bin inzwischen daher immer mit einer Wanderkarte aus Papier unterwegs.
Ebenfalls empfehlenswert für Touren an der Amalfiküste:

Gebrauchsanweisung für Neapel und die Amalfi-Küste

Reise Know-How: Golf von Neapel, Kampanien, Cilento

Michael Müller Reiseführer Golf von Neapel
Deshalb solltest du an der Amalfiküste wandern gehen
Bei der Amalfiküste denken die meisten wahrscheinlich eher an Luxusvillen, Jetset und Strandurlaub und nicht an eine Trekking-Tour. Ging mir auch so, aber nach 7 Tagen Wanderurlaub kann ich sagen: Diese Küste hat viel mehr zu bieten als die üblichen Touristen-Attraktionen.
Sobald du die belebten Küstenstädtchen hinter dir lässt, tauchst du in eine komplett andere Welt ein. Stille Wege durch Zitronenplantagen und verwilderte Obstgärten. Malerische Dörfer in die sich nur wenige Touristen verirren. Alte Hirtenpfade, die sich in schwindelerregenden Höhen an der Steilküste entlangwinden und alle paar Minuten fantastische Panoramablicke auf das Mittelmeer erlauben.

Der größte Reiz dieser Region lag für mich in dem einzigartigen Mix aus mediterraner Kulturlandschaft und unberührter Natur. Wir waren zwar nie wirklich weit weg von der Zivilisation, aber tagsüber sind wir nur sehr wenigen anderen Leuten begegnet. Dazu kommt, dass die Wege urwüchsig und teilweise ziemlich steil sind. Man kann hier also richtig wandern und nicht bloß spaziergehen.
Natürlich kommt auch der Genuss nicht zu kurz. Immerhin sind wir hier in Italien.Nach einem langen Tag auf dem Trail geht es am Abend zurück ans Meer. Dort lässt du den Tag bei einem Glas Rotwein und gutem Essen ausklingen und siehst zu wie die letzten Sonnenstrahlen im Mittelmeer versinken.
Die Amalfiküste ist also der perfekte Ort, um eine anspruchsvolle Wandertour mit italienischer Dolce Vita zu verbinden!

Der Weg der Götter (Sentiero degli Dei)
Der Weg der Götter (Sentiero degli Dei) ist der bekannteste Wanderweg an der Amalfiküste und für viele Leute wohl die Hauptattraktion. In Listen mit den besten Wanderwegen der Welt wird er häufig als einer der schönsten Küstenwanderwege der Welt bezeichnet. Das ist natürlich immer ein bisschen subjektiv, eine tolle Wanderung ist es aber auf jeden Fall!
Dafür, dass er so bekannt ist, ist die Strecke aber recht kurz. Der Weg führt auf nur etwa 8 km vom Dörfchen Bomerano bis nach Norcelle und folgt dabei der Steilküste. Für die Wanderung braucht man etwa 3 Stunden, bis man in Norcelle ankommt. Von hier aus ist es dann noch ein Stück weiter bis zu dem bekannten Touristenort Positano.
Wir sind den Weg der Götter als halbe Tagesetappe auf unserer Fernwanderung gelaufen, die Tour ist aber auch recht beliebt als Tageswanderung. Viele Leute lassen sich mit dem Bus nach Bomerano fahren und laufen dann in Richtung Positano. Da der letzte Abstieg nach Positano ziemlich steil ist, kann man sich in Norcelle auch abholen lassen, wenn man eine Tour gebucht hat.
Geführte Wandertouren auf dem Weg der Götter
Im Netz und vor Ort werden zahlreiche geführte Wandertouren für den Sentiero degli Dei angeboten. Wirklich notwendig ist ein Führer aber nicht. Wenn du schon mal in einer normalen Mittelgebirgslandschaft gewandert bist, kannst den Weg der Götter problemlos selbst laufen. Es geht immer schön abwärts, der Weg ist gut ausgeschildert und auch wenn der Pfad manchmal ziemlich nah an der Steilküste entlangführt, besteht keine ernsthafte Gefahr abzustürzen.
Im Vergleich mit Bergwanderwegen in den Alpen, hält sich der Schwierigkeitsgrad stark in Grenzen. Auf der gesamten Strecke gab es ein- oder zweimal eine Stelle, an der man über einige Felsbrocken kraxeln musste. Das war aber auch für die vielen Wanderer der Generation 50+ keinerlei Problem. Ansonsten ist es eigentlich eher ein gemütlicher Spaziergang als eine Wanderung.

Eintrittspreise und Öffnungszeiten
Der Weg der Götter ist öffentlich zugänglich. Es werden also keine Eintrittsgebühren verlangt und man braucht auch kein Permit oder Ähnliches für die Wanderung. Der Weg ist rund um die Uhr geöffnet, allerdings würde ich die Strecke nur ungern im Dunkeln laufen. Immerhin geht es an einer Steilküste entlang und der Weg ist auch nur äußerst sporadisch mit Absperrungen gesichert.

Lohnt sich der Weg der Götter?
Ich hatte im Vorfeld unserer Tour viel über den Sentiero degli Dei gelesen, dementsprechend hoch waren meine Erwartungen an einen der „besten Wanderwege Italiens“. Und ich wurde auch nicht enttäuscht: Der Weg der Götter ist eine eine großartige Wanderung, selbst bei dem etwas durchwachsenen Wetter, das wir hatten.
Der Pfad schlängelt sich in luftigen Höhen an den Klippen entlang, weit darunter erstreckt sich eine malerische Landschaft aus kleinen Dörfern, Weinbergen und Wäldern. Manchmal kam es mir vor, als würde ich direkt unter den Wolken laufen und die Aussichten auf die zerklüfte Steilküste sind phänomenal. Zur Linken fällt der Blick auf das tyrrhenische Meer und den Golf von Salerno. Bei klarem Wetter kann man sogar bis zur Insel Capri schauen.
Ist der Weg der Götter die beste Wanderung an der Amalfiküste? Da bin ich mir schon nicht mehr so sicher. Die anderen Etappen waren landschaftlich eigentlich nicht weniger reizvoll und hatten zudem den Vorteil, dass sie weitaus weniger überlaufen waren. Wenn du nur eine Wanderung an der Amalfiküste machst, ist der Weg der Götter aber auf jeden Fall eine gute Wahl.

Die Amalfiküste zu Fuß auf dem CAI 300
Neben dem Weg der Götter gibt es an der Amalfiküste natürlich noch viel mehr zu sehen. Und genau das war unser Plan: Einmal zu Fuß an der ganzen Küste entlang. Die schon erwähnte „Alta Via dei Monti Lattari“ gab den groben Rahmen der Tour vor. Um aber noch mehr von der Küste zu sehen, musste die Route etwas geändert werden.
Im Original führt der Höhenweg in 11 relativ kurzen Etappen über die Monti Lattari, die bis zu 1400 Meter hohe Gebirgskette in der Mitte der sorrentinischen Halbinsel. Abstecher an die Küste gibt es erst ganz am Ende. Der „Weg der Götter“ und die hübschen Küstenstädtchen werden ebenfalls links liegen gelassen. Genau das wollten wir uns aber nicht entgehen lassen.
Ergebnis ist eine angepasste Tour, die das beste aus beiden Welten kombiniert: Tolle Küstenwege mit Traumblicken auf das Meer und gelegentliche Abstecher in das unberührte Bergland der Monti Lattari. Ein Teil der Strecke führt über den berühmten „Sentiero degli Dei“ (Weg der Götter). Die Wanderung ist in sechs ähnlich lange Tagesetappen mit rund 92 km von Salerno bis Sorrent aufgeteilt.

Treppenwege und viele Höhenmeter
92 km auf 6 Tage verteilt klingt eigentlich fast schon ein bisschen zu wenig. Lass dich aber nicht täuschen: Auch wenn man hier durch eine Kulturlandschaft läuft, ist der Weg durchaus knackig. Die einzelnen Etappen sind zwar nicht lang, dafür musst du viele, viele Höhenmeter bewältigen – im Durchschnitt jeden Tag 1000 Meter hoch und 1000 Meter runter.
Die Wege aus den Dörfern am Meer bis hoch zur Steilküste sind überwiegend steinerne Treppenwege. Bis du in Sorrent ankommst, wirst du tausende von Stufen emporsteigen. Eigentlich witzig, das bei einer Fernwanderung zu sagen, aber ich bin wahrscheinlich noch nie so viele Treppen in meinem Leben hochgelaufen wie an der Amalfiküste.
Natürlich lohnt sich das Ganze aber: Als Entschädigung für die Strapazen bekommst du wahnsinnig tolle Aussichten auf die Küstenlinie, die wunderschönen Städte und das unberührte, einsame Hinterland. Touristen trifft man hier (abgesehen vom Weg der Götter) nur sehr wenige. Die meisten machen sich einfach nicht die Mühe hier hochzukommen und lassen sich stattdessen mit dem Boot von Ort zu Ort schippern.

Etappen der Fernwanderung an der Amalfiküste
Unsere Fernwanderung an der Amalfiküste startet in Salerno und verläuft in westlicher Richtung, immer an der Küste entlang bis zum Punta Campanella, dem äußersten Zipfel der Halbinsel. Von dort geht es dann noch ein Stück zurück nach Sorrent.
Hier die detaillierte Beschreibung und Karten der einzelnen Etappen:
- Etappe 1: Salerno – Maiori
- Etappe 2: Maiori – Ravello – Amalfi
- Etappe 3: Amalfi- Bomerano
- Etappe 4: Bomerano – Piano di Sorrento (Weg der Götter)
- Etappe 5: Piano di Sorrento – Marina del Cantone
- Etappe 6: Marina del Cantone – Punta Campanelle – Sorrent
Markierungen auf dem CAI 300
Da wir häufig auf Seitenwegen des CAI 300 laufen, gibt es keine durchgängige Kennzeichnung. Prinzipiell sind die Wanderwege an der Amalfiküste aber, wie in Italien, üblich mit einer rot-weißen Markierung gekennzeichnet. Die Markierungen befinden sich auf Steinen, an Straßenecken, manchmal auch an Bäumen.
Die Wegnummern sind in der Regel nicht angegeben. Deshalb empfiehlt es sich, die Route als GPX-Datei dabeizuhaben, um die richtige Abzweigung zu nehmen. Insgesamt lassen die Markierungen etwas zu wünschen übrig. Gerade im Hinterland, gibt es über weite Strecken keine oder nur sehr wenige Markierungspunkte. Auch in den Ortschaften ist manchmal nicht ganz klar, wo sich jetzt die richtige Abzweigung befindet.

Wandern auf dem CAI 300: GPS-Tracks
Hier bekommst du die GPX-Dateien mit den GPS-Tracks für dein Smartphone oder GPS-Gerät. Zusätzlich zu den Tracks würde ich empfehlen, sich zur besseren Orientierung eine Open-Street-Map der gesamten Halbinsel herunterzuladen. Wirklich verlaufen kann man sich eigentlich nicht, da die nächste Ortschaft nie zu weit weg ist. Zur Not orientiert man sich immer an der Küste.
Anreise zur Amalfiküste
Die Anfahrt zum Start der Tour in Salerno ist mit öffentlichen Vekehrsmitteln kein Problem. Von Neapel aus fahren etwa stündlich die Regionalzüge von Trenitalia von der Bahnstation Napoli Centrale an der Piazza Garibaldi nach Salerno. Abfahrt ist im Untergeschoss des Bahnhofs. Die Fahrt dauert etwa 1 Stunde.
Von Sorrent aus fahren Züge der Regionalbahn Ferrovia Cercumversuviana zurück nach Neapel. Alternativ kannst du dich auch mit der Fähre von Sorrent über den Golf von Neapel zurückschippern lassen. Gerade bei schönem Wetter ist das ein toller Ausklang der Wanderung.
Die einzelnen Ortschaften an der Amalfiküste sind dank dem Busunternehmen SITA Sud zudem mit Bussen verbunden, die relativ regelmäßig fahren (je nach Verbindung stündlich oder halbstündlich). Die Busse decken alle Orte an der Küste ab und fahren sogar bis nach Neapel. Hier geht’s zum Busplan.
Die Tickets für den Bus bekommst du vor Ort in den sogenannten Tabacchi. Das sind kleine Tabakläden, in denen man zusätzlich auch Briefmarken, Getränke und anderen Kleinkram bekommt. Autofahren an der Amalfiküste ist ein Abenteuer für sich. Die Küstenstraße Amalfitana ist kurvenreich, sehr eng und für größere Fahrzeuge (Wohnmobile etc.) tagsüber gesperrt.

Unterkünfte, Hostels und Übernachtungsmöglichkeiten
Praktischerweise finden sich in allen Start und Zielorten der Wandertour Hostels und andere preiswerte Übernachtungsmöglichkeiten. Eigentlich ist die Amalfiküste ein ziemlich teures Pflaster. Hotelpreise von 150 Euro pro Nacht (und deutlich mehr) sind keine Seltenheit. Mit ein bisschen Recherche findest du aber auch günstigere Alternativen, die trotzdem nicht schlechter sind.
Damit du dir nicht selbst die Mühe machen musst, hier die Unterkünfte in denen wir übernachtet haben:
- Salerno: Bed and Travel Luci della Citta
- Maiori: Apartamenti al Corso*
- Amalfi: Holiday Baia d‘ Amalfi*
- Agerola: Valle degli Dei*
- Piano di Sorrento: Residence l’Incanto*
- Alternative in Piano di Sorrento: Agriturismo Antico Casale Colli Di San Pietro* (danke an Leserin Géraldine für den Tipp!)
- Marina del Cantone: Villagio Residence Nettuno*
- Sorrento: Jolly Aranci*
Die Unterkünfte liegen alle an oder in der Nähe der Route. Es sind also keine größeren Umwege erforderlich. Der Preis pro Person lag bei etwa 25 bis 35 Euro die Nacht, was gerade für die Amalfiküste wirklich sehr günstig ist. Dazu kommen dann noch die Kosten für Frühstück, was meistens nicht dabei war, und das Abendessen.
In den touristisch stark frequentierten Ortschaften an der Amalfiküste sind die Preise für Restaurants, Imbiss, Snacks etc. wie zu erwarten ziemlich saftig. 5 Euro für eine Kugel Eis habe ich nicht mal in den weltberühmten Cinque Terre gezahlt. Das einzig preiswerte war eigentlich Pizza, für die ich meistens knapp 10 Euro hingelegt habe.

Proviant und Verpflegung
Größere Vorräte an Proviant musst du beim Wandern an der Amalfiküste nicht mit dir rumschleppen. Die jeweiligen Tagesetappen starten und enden immer in Ortschaften. Hier gibt es neben Restaurants auch kleine Läden, in denen du dich mit Snacks, Müsliriegeln, Wasser, etc. eindecken kannst.
Da die Wege tagsüber meistens durch ziemlich abgelegene Landschaften führen, würde ich mir für jeden Tag ausreichend Verpflegung für die Mittagspause mitnehmen. Abends haben wir dann meistens im Restaurant gegessen – teuer, aber nach den teils recht anstrengenden Etappen war das immer eine schöne Belohnung.
Außerdem wichtig: Nimm ausreichend Wasser mit. Unterwegs gibt es nur wenige Möglichkeiten nachzufüllen und bei dem vielen Auf und Ab, kommt man ganz schön ins Schwitzen. Ich bin mit 2 Litern pro Tag gut ausgekommen. Wenn du etwas für die Umwelt machen willst, empfehle ich die wiederverwertbare Plastikflasche von Platypus*. Damit kannst du dir das Leitungswasser in den Unterkünften abfüllen.

Wie anspruchsvoll ist die Wanderung an der Amalfiküste?
Ich würde die Fernwanderung an der Amalfiküste als anspruchsvolle Genusswanderung bezeichnen. Die größte Herausforderung sind die vielen Höhenmeter jeden Tag und teilweise sehr steile An- und Abstiege über Treppenwege aus Stein. Das geht auf die Dauer ganz schön auf die Knie. Teilweise gibt es leicht ausgesetzte Stellen an Steilhängen und der Steilküste.
Die Wege sind häufig alte Trampelpfade und Wirtschaftswege, die auch schon mal durch zugewucherte Wiesen und dichtes Buschwerk führen. In den höheren Lagen der Monti Lattari geht es oft über Schotter und Geröll. Hier sind feste Wanderschuhe das A und O. Wenn du nicht schwindelfrei bist, könntest du auf den steilen Treppenwegen ins Schwitzen geraten.
Wirklich gefährlich ist die Wanderung aber zu keiner Zeit. Das größte Problem, das wir hatten, war die teilweise mangelhafte Markierung. Manchmal endete der eigentlich logische Weg nach hundert Metern mitten in der Pampa. Ergebnis: Wir mussten uns einen eigenen Weg suchen oder wieder ein Stück zurückgehen. Wenn du ausgeschilderte Wege mit Kilometerangaben nach DAV-Standard erwartest, solltest du an der Amalfiküste deine Ansprüche also etwas herunterschrauben.
Camping und Wildcamping an der Amalfiküste
Wildcamping ist an der Amalfiküste wie fast überall in Italien nicht gestattet. Die geografischen Gegebenheiten sind ehrlich gesagt auch nicht gerade ideal dafür. Oben an der Steilküste gibt es neben dem Weg meistens keinen Platz, unten an der Küste sind die Touristenorte und die Straße. Bleibt höchstens noch das Hinterland.
Wenn man sich halbwegs schlau anstellt, kann man hier vielleicht irgendwo ein Plätzchen für die Nacht finden. Viele der freien Flächen werden aber von Bauern bewirtschaftet und wir sind eigentlich alle naselang auf Gärten, Felder oder eingezäunte Weideflächen gestoßen. Die Region ist eben doch eher eine Kulturlandschaft, auch wenn im Hinterland kaum Touristen sind.
Bei offiziellen Campingplätzen sieht das Angebot ziemlich mau aus. Es gibt rund um den Ort Amalfi einige Plätze an der Küste, sowie den Campingplatz Nettuno in Marina del Cantone auf dem wir eine Nacht waren. Dazu kommt eine Handvoll Plätze im Inland, die aber relativ weit weg von der Küste sind.
Ausrüstung und Wanderschuhe für die Amalfiküste
Da man in Hostels übernachtet, hält sich der Bedarf an Ausrüstung in Grenzen. Zelt, Schlafsack, Isomatte und anderes Camping-Equipment können zuhause bleiben. Ich bin gut mit meinem 45 Liter-Rucksack ausgekommen und hatte folgendes Equipment dabei:
- 1 kurze Trekkinghose*
- 2 Merino-T-Shirts*
- 1 Merino-Longsleeve*
- 2 Paar Unterwäsche*
- Fleece-Pulli*
- Regenjacke*
- Wechselkleidung für Abends (Jeans, Hemd, Shirt, dünne Jacke)
- Wanderschuhe
- Paar Straßenschuhe
- Stirnlampe*
- Reisehandtuch
- Hygiene-Artikel
- Powerbank*
- Kamera
- Smartphone + Ladekabel
- Pass, Geld, Dokumente
Tipp: Schau dir hier meine aktuelle Packliste für Mehrtageswanderungen an. Damit bist du bestens für die Amalfiküste gerüstet!
Die Regenjacke war auf jeden Fall sinnvoll, da wir a) ziemliches Pech mit dem Wetter hatten und b) das Wetter an der Steilküste ziemlich unbeständig ist, weil sich die Wolken an den Abhängen stauen. Es kann dir also passieren, dass an der Küste schönster Sonnenschein herrscht und du ein paar hundert Meter weiter oben im Nebel herumläufst.
Feste und bequeme Schuhe sind auf jeden Fall wichtig. Ich hatte meine Approach-Halbschuhe dabei, mit denen ich auch öfter in den Bergen unterwegs bin. Diese Schuhe sind eigentlich für den Zustieg zu Kletterrouten gedachten, taugen aber auch gut als Allround-Wanderschuhe.
Da es an der Amalfiküste teilweise auch über gebirgsähnliche Geröllwege und ziemlich rustikale Trampelpfade geht, boten diese Schuhe einen guten Kompromiss aus Tragekomfort und Sicherheit.
Auf dem Weg der Götter habe ich viele Leute mit Trekking-Stöcken* gesehen. Ich persönlich hatte keine dabei, aber es wäre auch nicht verkehrt gewesen. Die Treppenwege sind doch recht steil und am Ende freuen sich die Knie über jede Entlastung.

Beste Reisezeit zum Wandern an der Amalfiküste
Als beste Reisezeit für Wanderungen an der Amalfiküste gelten die Monate April bis Anfang Juni. Neben der Blumenpracht im Frühling, kommt man dann schon in den Genuss von angenehm warmen Temperaturen, das Wetter ist aber nicht so unerträglich heiß wie im Hochsommer.
Die Sommermonate Juli und August sind keine gute Zeit für eine ausgedehnte Trekking-Tour an der Amalfiküste, da es dann viel zu warm ist. Die Wege an der Küste bieten nur wenig Schatten und auch auf den Treppenwegen gibt es nicht wirklich viel Schutz vor der Sonne.
September und Oktober sind zum Wandern auch möglich. Der Winter ist keine hingegen keine gute Jahreszeit. Das Wetter ist regnerisch und viele Unterkünfte haben in dieser Zeit geschlossen.

So weit die Theorie. Wir waren im Mai an der Amalfiküste, also eigentlich mitten in der besten Zeit zum Wandern. Leider war das Wetter die ersten drei Tage ziemlich verregnet, erst am vierten Tag auf dem Weg der Götter wurde es dann langsam besser.
Postkartentaugliches Wetter mit wolkenlosem Himmel und türkisfarbenem Meer gab es dann erst zum Schluss – übrigens auch der Grund warum die meisten Fotos in diesem Beitrag von den letzten Etappen sind:)
Was ich in den letzten beiden Tagen auf jeden Fall ziemlich schnell merkte: Bereits im Mai wurde es mittags sehr heiß. Im Hochsommer die ganze Küste entlangzuwandern, möchte ich mir lieber nicht ausmalen, das fällt dann schon eher in die Kategorie „Gewaltmarsch“.

Mein Fazit
Keine Wandertour durch menschenleere Wildnis, aber trotzdem ein echtes Erlebnis! Ich hatte die Amalfiküste vorher vor allem als Ort im Kopf, an dem die Reichen und Schönen ihren Sommerurlaub auf der Yacht verbringen. Und das gibt es hier sicherlich auch, aber eben noch viel mehr.
Sobald wir den Trubel der Küstenstädte verlassen, umgibt uns Stille und wir tauchen in eine zeitlose Welt ein: Küstenpfade, die wahrscheinlich schon seit hunderten von Jahren an der Steilküste entlangführen. Verlassene Bauernhöfe am Wegesrand. Einsame Wege durch blühende Heidelandschaften, auf denen man bis auf einem Hirten keiner Menschenseele begegnet.
Besonders gut hat mir dabei gefallen, dass wir im Hinterland der Küste so gut wie keine Spuren von Massentourismus gesehen haben, sondern den normalen Alltag der Landbevölkerung in Süditalien. War das jetzt die „echte“ Amalfiküste? Wer weiß… Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass wir ohne diese Wanderung mit ganz anderen Eindrücken heimgefahren wären.

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Ohne Kaffee komme ich morgens nicht raus und kann keine neue Abenteuer erleben:)
Warst du auch schon mal an der Amalfiküste wandern? Kennst du noch andere schöne Routen? Dann nichts wie ab in die Kommentare! Ich freue mich, von dir zu hören.