Dolomiten-Höhenweg 1: Genuss-Trekking im schönsten Gebirge der Welt

Der Dolomiten-Höhenweg Nr.1 zählt zu den ganz großen Trekking-Touren der Alpen. Auf rund 120 Kilometern führt die berühmte „Alta Via 1“ vom Pragser Wildsee bis nach Belluno. Eine Genusswanderung, die atemberaubende Landschaftserlebnisse mit leichten Bergwegen und einer komfortablen Infrastruktur verbindet. Hier bekommst du alle Infos zu der Tour.

In diesem Artikel:

Reinhold Messner sagte einmal, die Dolomiten seien die schönsten Berge der Welt. Starke Worte – aber nach ein paar Tagen auf der Alta Via 1 wirst du das höchstwahrscheinlich genauso sehen.

Die Bergwelt Südtirols, das bedeutet: Landschaftskino im Großformat. Sanfte Almwiesen aus denen sich mächtige Felsenburgen jäh in den Himmel erheben. Zackige Grate und Felsnadeln, die rasiermesserscharf in die Höhe ragen. Dazwischen dicht bewaldete Täler, rauschende Gebirgsbäche und stille Bergseen.

Es ist eine faszinierend kontrastreiche Landschaft, die stellenweise so formvollendet wirkt, als ob sich ein großer Künstler in seiner Fantasie eine ideale Gebirgswelt ausgedacht und Südtirol anschließend zu seiner ganz persönlichen Leinwand gemacht hätte. Was gäbe es wohl Schöneres als solch ein Naturschauspiel mehrere Tage am Stück zu Fuß zu erkunden? Wahrscheinlich haben sich das damals auch die Erfinder der Dolomiten-Höhenwege gedacht…

Dolomiten Höhenweg 1 Blick vom Averau.

Mit dem Zelt durch die Dolomiten

Der berühmte Dolomiten-Höhenweg Nr. 1, die „Alta Via 1 delle Dolomiti“, stand schon sehr lange auf meiner Wunschliste. Der Plan: Mein Zelt schnappen und jeden Tag so lange laufen wie ich Lust habe, ohne mich groß um Reservierungen, Hütten und andere Schranken der Zivilisation zu kümmern. Freiheit, Berge, Abenteuer – das volle Programm.

Ok… das mit dem Zelten hat nicht ganz geklappt. Dazu waren die Hütten viel zu gemütlich. Aber auch so war es eine Wanderung der Superlative: 135 Kilometer, die so ziemlich jede Berglandschaft übertrafen, die ich bis jetzt gesehen habe.

Du hast Lust auf eine nicht zu anstrengende Mehrtagestour in den Bergen, die jeden Abend eine komfortable Hütte mit Drei-Gänge-Menü und warmer Dusche bietet und dich in jeder einzelnen Minute mit landschaftlichen Leckerbissen vom Allerfeinsten verwöhnt? Oder willst du lieber mit dem Zelt durch einige der schönsten Berglandschaften der Welt streifen?

Dann ist die Alta Via 1 genau dein Weg!


Auf einen Blick

  • Alpiner Fernwanderweg durch die östlichen Dolomiten vom Pragser Wildsee nach Belluno
  • Länge: 120 – 150 Kilometer (je nach Variante)
  • Dauer: 8 – 10 Tage
  • Schwierigkeit: leicht – mittel, größtenteils gut ausgebaute, einfache Bergwege, anspruchsvollere Varianten sind möglich, Klettersteig ist optional
  • Exzellenter Fernwanderweg für Trekking-Anfänger
  • Abenteuerfaktor: mittel
  • Übernachtung in komfortablen Berghütten
  • Wildcamping und Zelten offiziell verboten, Biwakieren inoffiziell geduldet und möglich
Wandern auf der Alta Via 1.

Alta Via 1: Dolomiten-Höhenweg vom Pragser Wildsee bis nach Belluno

Insgesamt gibt es 10 Dolomiten-Höhenwege (Alta Vie delle Dolomiti), die seit den 1960er Jahren eingerichtet wurden. Die Alta Via 1, der „Klassische Weg“, ist der erste und bis heute der bekannteste. Das liegt wahrscheinlich daran, dass er durch umwerfende schöne Landschaften führt, gleichzeitig aber nicht zu anstrengend ist. Eine echte Genusstour also.

Die Route startet am Pragser Wildsee im Pustertal und folgt grob dem Hauptkamm der östlichen Dolomiten. Nach einem Aufstieg auf die weitläufigen Naturlandschaften der Fanes-Hochebene führt der Höhenweg in südlicher Richtung zur ehemaligen Landesgrenze von Österreich und Italien, die im ersten Weltkrieg stark umkämpft war. Am Gipfel des Lagazuoi erinnern zahlreiche Stellungen noch heute an diese Zeit.

Blick auf den Lagazuoi von den Cinque Torri auf dem Dolomiten-Höhenweg 1.
Blick von den ehemaligen italienischen Stellungen an den Cinque Torri auf den Lagazuoi (links) und die Tofanen.

Von hier geht es in die Ampezzaner Dolomiten – eine majestätische Hochgebirgslandschaft, die von den mächtigen Gipfeln der Tofanen, dem Nuvolau und der wilden Gebirgskette der Croda da Lago geprägt ist. Der Höhenweg führt abwechselnd durch stille Täler und hohe Pässe und streift alle bekannten Gebirgsgruppen der Region. Skilifte und Pisten sehen wir dabei erfreulichweise nur an wenigen Stellen.

Der Monte Pelmo, einer der höchsten Gipfel der Dolomiten und König des Val di Zoldo, ist das nächste Ziel. Je weiter wir südlicher vordringen, desto wilder und einsamer wird die Landschaft. Nach einer Durchquerung der wenig erschlossenen Tamer-Gruppe endet der Höhenweg entweder mit einer Überschreitung des Schiara-Massivs oder einer entspannten Wanderung in den Tälern der Belluneser Dolomiten.

Karte und GPS-Datei

GPX-Download

Etappen des Dolomiten-Höhenwegs Nr. 1

Um den Artikel nicht zu überfrachten, habe ich die einzelnen Etappen des Dolomiten-Höhenwegs 1 auf den folgenden Seiten getrennt beschrieben. Dort findest du Infos zu Übernachtungsmöglichkeiten, Stellen zum Zelten, möglichen Varianten und natürlich jede Menge tolle Fotos vom Trail.

Los geht’s!

Tag 1Tag 2Tag 3Tag 4Tag 5Tag 6Tag 7Tag 8Tag 9

Noch ein Hinweis: Der Dolomiten-Höhenweg 1 bietet an verschiedenen Stellen Varianten. Du musst also nicht genau die hier (oder in anderen Wanderführern) beschriebene Route laufen. Außerdem gibt es im Tourengebiet etwa 25 bewirtschaftete Hütten, die maximal 4 Stunden voneinander entfernt sind. Zusammen mit den Tipps in diesem Artikel ist es kein Problem, eine individuelle Tour zusammenzubasteln.

Wanderführer und topographische Karten

Meine Empfehlung: Rother Wanderführer Dolomiten Höhenwege 1 – 3

In diesem in schnörkelloser Sprache abgefassten Büchlein bekommst du kurz und bündig alle wichtigen Informationen zum Dolomiten-Höhenweg Nr. 1.

Der große Vorteil im Vergleich zu anderen Wanderführern: Anstatt eine starre Route vorzugeben, teilt der Autor den Weg in einzelne Etappen von Hütte zu Hütte. Dadurch kannst du dir sehr einfach eine individuelle Tour je nach gewünschtem Tagespensum zusammenstellen.

Außerdem enthält das Buch zusätzlich die Höhenwege 2 und 3 – perfekt, wenn du auf den Geschmack kommst und im nächsten Jahr direkt weitermachen willst.

99% aller englischsprachigen Wanderer sind mit dem Wanderführer Trekking in the Dolomites: Alta Via 1* aus dem Cicerone-Verlag unterwegs. Das Buch ist an sich nicht schlecht, gibt allerdings eine feste Route in 11 Tagesetappen vor und beschreibt auch nicht alle Varianten. Mir hat der Rother-Wanderführer mit seiner individuelleren Einteilung deutlich besser gefallen.

Zusätzlich zu dem Wanderführer solltest du dir die empfehlenswerten topographischen Wanderkarten im Maßstab 1:25.000 aus dem Tabacco-Verlag besorgen. Für die Tour benötigst du:

Blatt 24: Prealpi e Dolomiti Bellunesi* ist nur dann erforderlich, wenn du die Variante über das Schiara-Massic gehen willst. Die Karten sind äußerst detailliert und enthalten neben sämtlichen nummerierten und unmarkierten Wegen auch den Verlauf der Alta Via 1 und den möglichen Varianten. Alternativ bietet der Kompass-Verlag ein 4er-Set der gesamten Dolomiten*, allerdings nur im gröberen Maßstab 1:35:000.

Wegweiser am Dolomiten-Höhenweg 1.
Im nördlichen Teil ist der Dolomiten-Höhenweg Nr. 1 mit Wegzeiten und einer eigenen Markierung ausgezeichnet. Je weiter südlich man kommt, desto spärlicher werden die Informationen auf den Schildern.

Markierungen

Der Dolomiten-Höhenweg 1 ist durchgängig mit der Nummer 1 in einem blauen Dreieck markiert. Du findest die Markierung auf Wegweisern, Steinen, manchmal auch an Bäumen. Dennoch ist es sinnvoll Wanderkarten mitzunehmen: Das nummerierte Wegenetz in den Dolomiten ist extrem dicht und es gibt jede Menge Abzweigungen, die Verwirrung stiften können. Das Motto lautet häufig: „Laufen nach Zahlen“.

Wanderweg auf dem Dolomiten-Höhenweg 1.

Ich hab regelmäßig Leute getroffen, die nur einen GPS-Track auf dem Handy dabeihatten und an einer bestimmten Stelle nicht mehr weiterwussten. Nicht jede kleine Abzweigung ist entsprechend markiert und auch die Varianten zur Hauptroute sind nicht speziell ausgezeichnet. Meine Erfahrung war zudem, dass die Schilder immer weiter abnehmen, je weiter südlich man läuft. Ungefähr ab dem Falzarego-Pass wurden die Markierungen spärlicher.

Wie schwer ist der Dolomiten-Höhenweg 1?

In vielen Wanderführern und Blogbeiträgen wird die Alta Via 1 als leichte Wanderung bezeichnet. Das trifft sicherlich zu, wenn man den Höhenweg mit anderen alpinen Trekkingtouren wie dem Stubaier Höhenweg vergleicht. Dennoch ist es immer noch eine mehrtägige Bergwanderung im Hochgebirge und kein Spaziergang. Insgesamt würde ich die Schwierigkeit daher als „leicht mit gelegentlichen Ausreißern nach oben“ ansetzen. Der Schwierigkeitsgrad liegt maximal bei T3 auf der SAC-Skala.

Die Wege sind überwiegend gut ausgebaute, breite Bergwege, bei denen keine ernsthafte Absturzgefahr besteht. Teilweise verläuft die Alta Via 1 auch auf Schotterpisten oder alten Militärstraßen. Schwierige Passagen mit Steighilfen und Drahtseilen sind die Ausnahme und kommen nur an wenigen Stellen vor. Wenn du schon ein paar Bergwanderungen gemacht hast, sollte es also keine Probleme geben.

Beachte, dass sich im Hochgebirge die Schwierigkeit bei schlechten Wetterverhältnissen rapide erhöhen kann. Ich durfte am drittletzten Tag der Tour erleben, wie eine offensichtlich unerfahrene Gruppe während einem heftigen Gewitter gerettet werden musste, als sich die Wege im Starkregen in reißende Bäche verwandelten. Deshalb am besten jeden Morgen den Wetterbericht einholen und entsprechend vorplanen.

Steighilfen am Monte Pelmo auf dem Giro di Pelmo am Dolomiten-Höhenweg 1.
Steighilfen wie bei der Variante auf dem „Giro di Pelmo“ sind auf dem Dolomiten-Höhenweg 1 die Ausnahme.

Klettersteige auf dem Dolomiten-Höhenweg 1

Einige Varianten des Höhenwegs sind etwas anspruchsvoller. Dazu zählt beispielsweise die Umrundung des Monte Pelmo auf dem „Giro di Pelmo“ oder der finale Màrmol-Klettersteig im Schiara-Massiv. Diese Varianten sind aber optional und können leicht umgangen werden.

Im Prinzip gibt es auf der Alta Via 1 zwei Klettersteige, die direkt auf dem Weg liegen:

  • Via Ferrata Gusella (Etappe 5, Schwierigkeit: A/B)
  • Via Ferrata Màrmol (Etappe 9, Schwierigkeit: B/C)

Die Via Ferrata Gusella ist ein relativ leichter und kurzer Steig, eher ein schwerer Wanderweg mit einigen ausgesetzten Kraxelpassagen. Mit etwas Erfahrung kann man das vermutlich auch ohne Gurt und Klettersteigset begehen. Ein Helm wegen Steinschlaggefahr ist aber sicherlich sinnvoll, da die Route ziemlich gut besucht ist.

Die Via Ferrata Màrmol ist Teil der Original-Route der Alta Via 1. Die „Erfinder“ wollten die Tour mit einem echten Paukenschlag beenden. Dieser Steig ist länger, schwieriger und deutlich ausgesetzter. Ich hab ein paar Italiener getroffen, die die Ferrata ohne Set begehen wollten (Zitat: „So wie die echten Männer in den 80ern“). Wie der Klettersteig live aussieht, siehst du sehr schön in diesem YouTube-Video:

Ich bin keinen der beiden Klettersteige gegangen. Den ersten, wegen der unattraktiven Wegführung im Anschluss, den zweiten, weil er mir ohne Ferrata-Ausrüstung zu schwierig war. Ich hab aber einige andere Varianten zur Hauptroute eingebaut. Nähere Infos findest du in den einzelnen Beschreibungen der Etappen.

Sommergewitter auf der Alta Via 1 Dolomiten.
Ungefähr eine halbe Stunden nach diesem Bild brach eines der heftigsten Sommergewitter aus, die ich bis jetzt erlebt habe. Zum Glück war die schützende Hütte zu diesem Zeitpunkt nicht mehr weit.

Dolomiten Höhenweg Nr. 1 als geführte Wanderung oder individuell laufen?

Ich hab relativ viele geführte Gruppen auf dem Dolomiten-Höhenweg 1 gesehen. Hauptmotivation bei vielen, vor allem den älteren Semestern, war, sich nicht um die Organisation kümmern zu müssen. Planung der Tagesetappen, Buchen und Reservieren der Hütten und die Transfers werden bei einer geführten Tour komplett übernommen. Das ist natürlich relativ bequem.

Nachteil ist, dass man keine eigenen Entscheidungen treffen kann und einem starren Zeitplan unterworfen ist. Ich persönlich würde dabei die Freiheit vermissen, für die die Berge ja so gerne gerühmt werden. Rein von der Schwierigkeit ist ein Führer auf jeden Fall nicht nötig. Wenn du Zeit und Muße hast, ein paar E-Mails an die Hütten zu schreiben, kannst du die Tour problemlos auf eigene Faust gehen.

Berghütte Cinque Torri am Dolomiten-Höhenweg 1.
Ich hab die Hütten bis auf wenige Ausnahmen immer spontan vor Ort gebucht und nichts vorher reserviert. Das ging allerdings nur, weil ich ein Zelt für den Notfall dabei hatte.

So buchst du Hütten auf dem Dolomiten-Höhenweg Nr. 1

Ich habe während meiner Tour auf dem Dolomiten-Höhenweg 1 überwiegend in den Hütten (Rifugi) übernachtet, obwohl ich ursprünglich vorhatte viel zu zelten. Letztlich eine gute Entscheidung, denn zu einer solchen Tour gehört der Hüttenabend irgendwie auch dazu und man lernt jede Menge netter Leute aus allen Teilen der Welt kennen.

Einziger Nachteil: Wenn du nicht die Wildcamping-Route wählen willst, musst du die Hütten vorbuchen und bist weniger flexibel bei der Planung. Es gibt zwar Notplätze, aber darauf kann man sich nicht verlassen. Da die Alta Via ziemlich beliebt ist, solltest du rechtzeitig reservieren – am besten mindestens 2-3 Monate vorher, vor allem wenn du mit mehreren Personen anreist.

In den Dolomiten gibt es sowohl Hütten des italienischen Alpenverein (CAI) als auch private Hütten, welche meist ein bisschen teurer sind. Die Hütten buchst du am einfachsten über die Homepages der jeweiligen Unterkünfte. Hier sind die Links zu den Hütten, die ich besucht habe:

Teilweise gibt es auf der Webseite ein Buchungsformular, alternativ schreibst du die Hütte einfach per Mail an (Englisch ist kein Problem). Üblicherweise musst du dann eine Anzahlung von 20-25 Euro machen, danach wird die Reservierung bestätigt. In der Regel kannst du auf allen Hütten mit Kreditkarte zahlen. Dennoch ist es sinnvoll, ein bisschen Bargeld für Notfälle mitzunehmen.

Tipp: Buche und reserviere auf jeden Fall eine Übernachtung im Rifugio Lagazuoi. Die Hütte ist nicht umsonst eine der beliebtesten des ganzen Höhenwegs und bietet einen phänomenalen Panorama-Blick von der Terrasse.

Preise und Ausstattung der Hütten auf der Alta Via 1

Für eine Übernachtung im Schlafsaal zahlst du je nach Hütte 50 – 60 Euro. Bei den Hütten des CAI ist die Halbpension (Abendessen + Frühstück) meisten schon im Preis mit inbegriffen. Bei den privaten Hütten kommen sonst noch einmal rund 25 Euro dazu.

Ich würde pro Tag mit etwa 80 bis 90 Euro rechnen, je nachdem wie viele Getränke, Snacks, etc. du kaufst. Du kannst dir auf allen Hütten auch Sandwichs und Lunchpakete für unterwegs kaufen. Essen ist also kein Problem, auch wenn du ausschließlich zelten würdest.

Frühstücksbuffet im Rifugio Averau.
Das Frühstücksbuffet im Rifugio Averau ließ keine Wünsche offen.

Die Ausstattung der Hütten ist ziemlich luxuriös. Das Abendessen besteht aus einem reichhaltigen Dreigänge-Menü, Frühstück ist häufig ein riesiges Buffet, das keine Wünsche offenlässt. In Südtirol lässt man es sich offensichtlich auch auf über 2000 Metern gerne gutgehen. Duschen mit warmem Wasser gibt es auf fast allen Hütten, teilweise kannst du gegen eine geringe Gebühr auch Wäsche waschen.

Tipp: Mit einer DAV-Mitgliedschaft bekommst du auch in Italien eine Ermäßigung von ca. 20% auf die Übernachtung in den Hütten. Für den Dolomiten-Höhenweg lohnt sich das definitiv, da du bereits nach etwa 6 Übernachtungen die Kosten für die Mitgliedschaft wieder drinnen hast.

Ist Wildcamping und Zelten auf dem Dolomiten-Höhenweg 1 erlaubt?

Zelten und Wildcamping ist in den Dolomiten ein etwas kompliziertes Thema und die Situation ist weniger offensichtlich, als es auf den ersten Blick scheint. Offiziell ist Camping und Zelten in den Landschaftsschutzgebieten und Naturparks der Dolomiten verboten. Dazu muss man allerdings sagen, dass in Italien Camping in der Regel ein Aufenthalt von mehr als 24 Stunden an einem Ort bedeutet.

Ausdrücklich erlaubt ist in den Dolomiten hingegen das „Alpine Biwak“. Gemeint sind damit Übernachtungen im Freien im Rahmen von Gipfelbesteigungen und anderen alpinistischen Unternehmungen. Ob das Begehen eines alpinen Höhenwegs auch darunterfällt, sei einmal dahingestellt. Hier bewegen wir uns in der berühmten „legalen Grauzone“.

Wildcamping und Zelten auf dem Dolomiten-Höhenweg 1.

Ich vermute: Freies Zelten ist in den Dolomiten zwar nicht offiziell erlaubt, wird aber geduldet. Ich habe an einigen Rifugi Zelte gesehen und auch die Besitzer der Hütten hatten kein Problem damit, wenn ich erzählt habe, dass ich mit Zelt unterwegs bin. Witzigerweise wirbt sogar die Provinzverwaltung Belluno in einer Broschüre mit dem freien Zelten in der Natur. Zitat:

„Wahre Naturliebhaber, die diese wunderschöne Bergwelt noch intensiver erleben möchten, können auch in mitgebrachten Zelten und Schlafsäcken übernachten.“

Meine persönlichen Erfahrungen: Wenn du dir in ausreichendem Abstand von einer Hütte (30 – bis 60 Minuten), ein geschütztes, nicht direkt einsehbares Plätzchen suchst, sollte es keinerlei Probleme geben. Mögliche Plätze findest du anhand der Höhenlinien auf der topografischen Karte. Dass du beim Übernachten im Freien kein offenes Feuer machst, keine Partys feierst, dich ruhig verhältst und den Platz so verlässt, wie du ihn vorgefunden hast, versteht sich von selbst.

Straßenschild in den Dolomiten.

Tipp: Schau dir hier 15 empfehlenswerte Ultraleicht-Zelte zum Trekking und Wandern an.

Ist der Dolomiten-Höhenweg Nr. 1 zu überlaufen?

Die Alta Via 1 ist ein bekannter und beliebter Fernwanderweg. Dementsprechend ist hier auch einiges los. Das Publikum ist sehr international. Neben Italienern und Deutschen habe ich US-Amerikaner, Israelis, Russen, Holländer und ein Dutzend anderer Nationalitäten getroffen. Der Weg ist definitiv kein Geheimtipp und es sind hier auch viele geführte Gruppen unterwegs.

Überraschenderweise fand ich den Dolomiten-Höhenweg 1 dennoch nicht zu überlaufen. Die Landschaften haben eine Weite, in der man sich schnell verlieren kann. Abseits der Hütten war ich oft stundenlang alleine unterwegs. Vor allem auf den Varianten zum Hauptweg hatte ich manchmal das Gefühl, gerade die einzige Person in den Dolomiten zu sein.

Ich würde mich von der Bekanntheit des Weges nicht abschrecken lassen. Natürlich bekommst du hier keine Wildnis wie im Val Grande. Aber gerade als individueller Wanderer kannst du an vielen Orten wunderbare Stille und absolute Einsamkeit genießen. Das gilt vor allem im südlichen Teil – hinter dem Val de Zoldo (Tag 5) wurde es auch in den Hütten spürbar ruhiger.

Kurze Pause beim Wandern in den Dolomiten.

Ausrüstung zum Trekking auf dem Dolomiten-Höhenweg 1

Für die Wanderung auf der Alta Via 1 brauchst du eine typische Trekking-Ausrüstung für Hüttentouren im Gebirge. Das heißt vor allem: Feste Schuhe, verlässlichen Regenschutz und warme Wechselkleidung für Wetterumschwünge. Falls du Camping-Equipment und Zelt mitnimmst, empfiehlt sich eine ultraleichte Ausrüstung, damit du dich bei den Anstiegen nicht totschleppst.

Weiterlesen: Ultraleicht-Trekking für Einsteiger – 7 praktische Tipps, die du sofort anwenden kannst

Generell würde ich versuchen, auf ein Basisgewicht von 5-7 Kilo pro Person zu kommen. Ohne Campingausrüstung ist das überhaupt kein Problem und selbst mit ist es möglich, wenn du dich etwas beschränkst bzw. gezielt auf leichte Ausrüstung setzt. Die Mitnahme von Proviant ist nicht erforderlich, da du an allen Hütten Essen bekommst.

Meine Empfehlungen zum Trekking mit Zelt*

Ich hatte Folgendes dabei:

Bekleidung/Schuhe

  • Schuhe: Schwere Bergschuhe sind auf den gut ausgebauten Wanderwegen der Alta Via 1 nicht erforderlich. Ich hatte wieder die Leichtwanderschuhe Salomon X Ultra 3* am Start, was völlig ausgereicht hat. Selbst die fehlende Wasserschutz-Membran war kein Problem.
  • Regenschutz: Die Dolomiten sind für heftige und regelmäßige Nachmittagsgewitter bekannt, was ich auch selbst erleben durfte. Ein guter Regenschutz ist daher unverzichtbar. Dank der soliden Montbell Storm Cruiser* blieb ich auch bei starken Schauern trocken. Meine Regenhose Marmot PreCip* kam ebenfalls mehrfach zum Einsatz.
  • Sonnenschutz: Ein Sonnenhut oder anderer Sonnenschutz (Kappe, Buff, etc.) ist definitiv sinnvoll, da die Sonne an wolkenlosen Tagen ziemlich runterknallt.
  • Isolation: Auf diesem Trip habe ich meinen ultraleichten R1-Fleece-Hoody von Patagonia* so richtig lieben gelernt – die perfekte Isolationsschicht um windigen, verregneten Tagen den Biss zu nehmen. Für abends hatte ich zusätzlich noch den ultraleichten, ultrawarmen Montbell Plasma 1000 Alpine Down Parka* dabei.
  • Hose: Wie auf meinen letzten Trips hatte ich wieder die robuste Fjällräven Barents Pro Shorts* zum Laufen tagsüber dabei. Auf eine Wechselhose habe ich verzichtet. Ich hab abends einfach die Regenhose angezogen.
  • T-Shirts: Ein kurzes T-Shirt als Baselayer* für tagsüber, ein langärmeliges Shirt* für abends, beide aus Merino und von Icebreaker. Gewaschen habe ich bei Bedarf in den Hütten und während dem Trocknen dann jeweils das andere angezogen.
  • Unterwäsche: 2 Merino-Unterhosen von Icebreaker*. Reicht für mehrtägige Touren völlig aus, da man eine Hose mehrere Tage am Stück tragen kann.
  • Socken: 2 Paar Smartwool Phd Outdoor Light Crew*. Das erste Mal ausprobiert und ich bin begeistert: superbequem zu tragen, schnell trocknend und der Geruch hielt sich selbst nach ein paar Tagen Tragen am Stück schwer in Grenzen.

Tipp: Schau dir hier meine aktuelle Packliste für Mehrtageswanderungen an.

Zelt

Sixmoon Design Lunar Solo*. Auch wenn ich nur 2x darin übernachtet habe, hat sich das Zelt gelohnt, weil ich flexibler war und bis auf wenige Ausnahmen keine Hütten vorher reserviert habe. Zur Not hätte ich halt immer gezeltet. Mit knapp 800 Gramm auch vom Gewicht gut verkraftbar.

Schlafen

  • Katabatic Gear Quilt Palisade*: In den Hütten war wegen Corona dieses Jahr ein eigener Schlafsack erforderlich. Mit einem Komfortbereich bis 0° Grad war mir mit diesem Daunenquilt aber auch im Zelt nicht kalt.
  • Cocoon MummyLiner Silk*: Habe ich hauptsächlich aus hygienischen Gründen dabei, weil ich den Schlafsack nicht vollschwitzen will. Dass sich der Temperaturbereich mit einem Liner spürbar erhöht, konnte ich bis jetzt nicht feststellen.
  • Isomatte: Thermarest Neo Air Xlite* – der Klassiker. Zur Sicherheit noch das Reparatur-Kit.

Rucksack

Hyberg Attila X*: Mit 50 Litern für eine reine Hüttentour eigentlich schon zu groß, aber der Rucksack ist so leicht, dass das keine Rolle spielt (Zum Test).

Wandern auf der Fanes-Hochebene.

Ausrüstung

  • Kompass: Suunto MC 2 Global*: Tatsächlich einmal verwendet, um im dichten Nebel die Richtung festzustellen. Ansonsten aber eher „nice to have“ und auf dieser Tour nicht zwingend notwendig.
  • Trinkflasche: Platypus Platy Bottle 2 Liter*: Leicht und platzsparend verstaubar, wenn sie leer ist. Jeder sollte so eine Flasche besitzen!
  • Trekking-Stöcke: Black Diamond Trail*: Leicht, aber trotzdem stabiler als Carbon-Stöcke. Bei den Abstiegen definitiv eine Hilfe.
  • Biwaksack: Mountain Equipment Ultralite Bivi*: Standardausrüstung im Gebirge. Zum Glück noch nie verwendet.
  • Wasserfilter: Sawyer Mini*: Ich hab ein paar Mal Wasser aus Bächen gefiltert. Eigentlich aber nicht wirklich nötig, da man in der Regel an den Hütten Wasser zapfen kann.

Technik

Küche

Im Prinzip überflüssig, weil ich fast ausschließlich in Hütten übernachtet habe. Für die zwei Nächte im Zelt war es trotzdem ganz nett und dank des relativ geringen Gewichts auch verkraftbar.

Waschzeug + Apotheke

  • Sea to Summit Mini-Kulturbeutel*
  • Waschlappen
  • Mini-Tube Zahnpasta
  • Dr. Bronner Naturseife* (120 ml)
  • Zahnbürste
  • Kamm
  • Nagelclipper
  • 2 Einweg-Rasierklingen
  • Kontaktlinsenpflegemittel (100 ml)
  • 4 Pflaster
  • 1 Blasenpflaster
  • Wasserstoffperoxidlösung zur Desinfektion von Wunden (abgefüllt in Mini-Plastikfläschchen)
  • 2 Mull-Kompressen
  • 4 x Ibuprofen

Sonstiges

  • Panzer-Tape (um den Treking-Stock gewickelt)
  • Sonnenbrille
  • Sonnencreme (50 ml)
  • Müllbeutel
  • Feuerzeug
  • eBook-Reader*
  • DAV-Ausweis
  • Personalausweis
  • ausreichend Bargeld

Zusammengenommen bin ich damit auf etwa 8-9 Kilogramm einschließlich Wasser und Snacks für unterwegs gekommen. Das wäre sicherlich leichter gegangen, andererseits hatte ich aber fast meine komplette Campingausrüstung am Start und war maximal flexibel. Insofern hat sich das zusätzliche Gewicht definitiv gelohnt.

Wasserfilter .
Die Wasserversorgung ist auf dem Dolomiten-Höhenweg 1 relativ unkompliziert, da du immer wieder an Wasserstellen und kleinen Brunnen vorbeikommst.

Wetter und beste Reisezeit für den Dolomiten-Höhenweg 1

Als beste Reisezeit für die Wanderung auf der Alta Via 1 gelten die Sommermonate Juli bis September. Zu dieser Zeit sind die Pässe verlässlich schneefrei und die Temperaturen angenehm warm. Die Hütten öffnen ungefähr Mitte Juni und haben bis Ende September geöffnet. Davor oder danach benötigst du eventuell alpinistische Hilfsmittel (Steigeisen, Eisaxt), außerdem müsstest du den gesamten Proviant mitschleppen.

Einziger Knackpunkt der Sommermonate: Es kommt in den Dolomiten relativ häufig zu Wärmegewittern, meistens am Nachmittag. Daher empfiehlt es sich, morgens früh zu starten, den Wetterbericht zu checken und den höchsten Punkt des Tages möglichst bis mittags hinter sich zu bringen. Ein verlässlicher Wetterdienst für die Region ist ARPA Veneto. Beachte aber, dass Unwetter häufig sehr stark lokal begrenzt sind.

Anreise zum Dolomiten-Höhenweg 1 mit dem Bus.

Anreise

Bei einer Anreise aus Deutschland bietet sich der Zug an. Von München fährst du mit dem EC über den Brenner nach Franzensfeste/Fortezza (3 Stunden) und nimmst von dort den Regionalzug nach Niederdorf/Villabassa (1 Stunde). Je nachdem, wo du startest, kannst du für die gesamte Anfahrt ungefähr mit einem Tag rechnen.

Niederdorf liegt in der Nähe von Toblach und ist so ziemlich der nächste Ort zum Pragser Wildsee. Von hier aus nimmst du die Buslinie 442, die Fahrt dauert ungefähr 30 Minuten. Achtung: Während der Sommersaison 2021 (10. Juli bis 10. September) musste das Ticket zwingend vorher online gekauft werden, um den Zugang zum See zu regulieren. Ich vermute, dass das in den nächsten Jahren genauso gehandhabt wird.

Und sonst?

  • Fast alle Hütten bieten WLAN, das du kostenlos nutzen kannst, und ausreichend Möglichkeiten das Smartphone aufzuladen.
  • Warme Duschen kosten meist etwa 2 Euro für 3-4 Minuten. In den Rifugi Lavarella und Averau war die Dusche kostenlos.
  • Die Verständigung ist kein Problem: Auf den Hütten im nördlichen Teil des Höhenwegs wird häufig deutsch gesprochen, ansonsten kommst du mit Englisch problemlos durch.
  • Es lohnt sich, immer mal wieder vom Hauptweg auf Nebenrouten auszuweichen – hier ist meist deutlich weniger los und die Landschaften sind nicht weniger reizvoll.
  • Nimm ausreichend zu trinken mit – ungefähr 1-2 Liter pro Tag. Das Wasser in den Hütten kannst du meistens bedenkenlos trinken.
  • Die meisten Leute laufen die Alta Via 1 von Nord nach Süd. Abgesehen von der etwas umständlicheren Anfahrt spricht aber nichts dagegen, in Belluno zu starten.
Wandern in den Dolomiten.

Mein Fazit zum Dolomiten-Höhenweg 1

Mamma mia – was für eine Tour! Ich hatte zugegebenermaßen hohe Erwartungen an die Alta Via 1 und diese wurden voll erfüllt. Die Kombination aus Bilderbuchlandschaften, interessanten, aber nicht zu schwierigen Wegen und der hervorragenden Infrastruktur ist einfach unwiderstehlich. Kein Wunder, dass der Dolomiten-Höhenweg 1 als absoluter Klassiker gilt.

Der Weg ist zwar beileibe kein Geheimtipp und auch recht gut besucht. Dennoch fand ich es überraschend, wie häufig man auf einsamen Pfaden durch die wunderbare Gebirgswelt der Dolomiten streifen kann. Ich werde nächstes Jahr ganz bestimmt wieder hierher kommen – die Alta Via 2 ist schon fest vorgemerkt…

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Hast du noch Fragen zu der Tour? Warst du schon in einem anderen Teil der Dolomiten unterwegs? Dann nichts wie ab in die Kommentare – ich freue mich, von dir zu hören!

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