Dolomiten-Höhenweg Nr. 1 – Etappe 4: Rifugio Lagazuoi – Rifugio Averau

Route: Rifugio Lagazuòi (2.752 m) – Forcella Travenanzes via Galleria (2.563 m) – Col dei Bòs (2.332 m) – Valon de Tofana (2.103 m) – Pian dei Menìs (1.900 m) – Rifugio Averau (2.413 m)

  • Länge: 14,6 km
  • Höhenmeter: + 1205, – 1427
  • Gehzeit: ca. 7 Stunden
  • Übernachtung: Rifugio Averau

Der Tag startet mit einem kleinen Ausflug in die dunkle Vergangenheit der Dolomiten – genauer gesagt mit einer Erkundungstour der militärischen Spuren aus dem Gebirgskrieg, der zwischen 1917 und 1918 am Lagazuoi mit voller Wucht tobte.

Dazu begeben wir uns direkt nach dem Frühstück in die „Galleria Lagazuoi“ – ein Tunnelsystem, das die Italiener ersannen, um es mit Sprengstoff zu füllen und den gesamten Gipfelbereich des Lagazuoi mitsamt den hier stationierten österreichischen Stellungen in die Luft zu sprengen. Zum Glück waren sie nicht erfolgreich, sonst gäbe es hier heute nicht mehr viel zu sehen.

Der Eingang zur Galleria befindet sich direkt hinter der Seilbahnstation. Über einen etwas ausgesetzten Steig geht es zunächst zwischen Stacheldraht und Schützengräben hindurch. Die Galleria ist immer offen und kostet keinen Eintritt, für die Durchquerung der finsteren Tunnel brauchst du aber zwingend eine Stirnlampe und festes Schuhwerk.


Der Weg durch die Tunnel ist abschüssig und durch die Feuchtigkeit auch ziemlich rutschig. Du kannst dich aber immer an einem Stahlseil festhalten. An den Abzweigungen sind Wegweiser aufgestellt, die die Richtung zu den verschiedenen Räumen und Bereichen des Tunnelsystems zeigen.

Ich muss zugeben, dass ich von dieser Art der Kriegsführung, dem Minenkrieg, bislang nur sehr wenig wusste. Umso interessanter fand ich die vielen Infotafeln, die Licht in dieses vergessene Kapitel bringen und zeigen, wie die Soldaten mehrere Monate unter widrigsten Umständen leben mussten.


Besonders sehenswert: Das Martini-Band am unteren Bereich der Galleria. Kurz hinter dem Ausgang zweigt rechts ein kleiner Steig ab. Der Weg ist etwas ausgesetzt und führt zu einem schmalen Felsband, das sich mehrere hundert Höhenmeter direkt unter dem Gipfel des Lagazuoi befindet.

Hier errichteten die italienischen Alpini dank einer eilig errichteten Material-Seilbahn im Schutz der Nacht quasi ein komplettes Armeelager einschließlich Küche, Messe, Sanitäranlagen, Krankenstation und Schlaflagern – ständig dem Maschinengewehrfeuer der Österreicher ausgesetzt, die nur ein paar hundert Meter über ihnen am heutigen Ort des Rifugio Lagazuoi stationiert waren.

Wieder zurück am Ausgang der Galleria gibt es zwei Optionen: Direkt über Weg Nr. 402 runter zum touristisch erschlossenen Passo Falzareggo oder eine Variante, die in nordöstlicher Richtung über die Forcella Travenanzes zur Tofanengruppe führt. Für einen vollem Wandertag lohnt sich auf jeden Fall diese Variante, vor allem da du hier noch einmal auf wunderbar ruhigen Wegen das romantische Valon de Tofana erkunden kannst.


Ich bin dazu zunächst auf Weg Nr. 402 bis zur Forcella Travenanzes und danach zur Forcella Col de Bois gelaufen. Der Höhenunterschied ist vernachlässigbar, es geht stetig auf und ab, aber nur sehr mäßig. Nach der Forcella Col de Bois biegst du auf Weg Nr. 404 ein und läufst im Schatten der mächtigen Südwand des Tofana de Rozes bis zur Grotta Tofana.

Von hier aus geht es weiter bis zu Weg Nr. 412, der südöstlich durch das dicht bewaldete Valon de Tofana führt. Andere Leute hab ich auf dieser sehr reizvollen Variante nicht gesehen – wie eigentlich immer, wenn man von der Hauptroute abweicht. Der Weg verläuft stetig absteigend durch das stille grüne Tal, das eine tollen Kontrast zu den Felswänden im Norden abgibt.

Schließlich kommst an der Hauptstraße östlich des Passo Falzarego raus. Nach ein paar Metern auf der Straße zweigt der Weg Nr. 440 in südlicher Richtung ab. Zunächst durch eine schöne, von kleinen Bachläufen durchzogene Wiesenlandschaft mit einem schönen Blick auf den markant aus der Umgebung ragenden Hexenstein (Sas de Stria). Danach immer steiler durch den Wald in Richtung des Tagesziels am Averau.


Auf diesem Abschnitt fallen noch einmal etwas über 800 Höhenmeter an und es bleibt auch durchweg recht steil. Dafür hast du schöne Tiefblicke ins Tal und den Lagazuoi im Norden. Das letzte Stück ist dank der Seilbahn zu den beliebten Gipfeln Averau und Nuvolau wieder ziemlich belebt. Ich fand es etwas deprimierend, von Rentnern mit Turnschuhen überholt zu werden, die gar nicht verstehen können, warum man so schwitzt.

Das Rifugio Averau war eine nette Unterkunft mit Top-Service, aber nicht ganz so schöner Aussicht. Das höhergelegene Rifugio Nuvolau hat eine etwas bessere Lage und ist insgesamt vermutlich die bessere Wahl. Leider war es coronabedingt während meines Aufenthalts geschlossen. Zelten ist hier oben vermutlich keine gute Idee, da sehr viele Leute unterwegs sind.

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