Fimmvörðuháls-Trek: Erfahrungsbericht von der Tour zum Eyafjallajökul

Wandern im Schatten des Vulkans: Der 2-tägige Fimmvörðuháls-Trek in Südisland führt über die Ausbruchsstelle des Eyafjallajökul und an 26 wunderschönen Wasserfällen vorbei. Die perfekte Tour, um den Laugavegur-Trail zu verlängern. Mit diesem Erfahrungsbericht möchte ich dir einen Eindruck von der Wanderung geben und die Tourenplanung erleichtern.

In diesem Artikel findest du:

Eyafjallajökul. Moment, da war doch was… Genau – das war dieser Vulkan in Island mit dem komischen Namen, der 2010 den gesamten europäischen Flugverkehr lahmlegte. Nicht ganz so bekannt ist die Tatsache, dass man bis zu der noch gar nicht so alten Ausbruchsstelle auf dem Fimmvörðuháls-Pass laufen kann.

Natürlich kommt man nur zu Fuß dahin – aber es lohnt sich. Wann hat man schon mal die Gelegenheit in einem Gebiet zu wandern, in dem vor 10 Jahren Lavaströme aus der Erde flossen? Der Fimmvörðuháls-Trek im isländischen Hochland hat aber noch einiges mehr zu bieten. Was genau, erfährst du in diesem Artikel.

Auf einen Blick

  • 25 Kilometer lange Wanderung von Þórsmörk nach Skógar
  • Landschaftlich vielseitige Tour: Schluchten, Gletscher, Vulkane, Wasserfälle
  • Wandern über die Ausbruchsstelle des Eyafjallajökul
  • Als 1- oder 2-Tagestour möglich
  • Höchster Punkt auf dem Fimmvörðuháls-Pass: 1068 Meter
  • Perfekt, um den Laugavegur-Trail zu verlängern

Fimmvörðuháls-Trek: Beschreibung der Tour und Erfahrungsbericht

Der Fimmvörðuháls-Trek ist eine zweitägige Wanderung, die im dichtbewaldeten Tal von Þórsmörk startet und durch die Schluchten und faszinierenden Berglandschaften der Region Goðaland auf den 1100 Meter hohen Pass von Fimmvörðuháls und von dort bis zum kleinen Dörfchen Skógar an der Südküste Islands führt.

Nach dem steilen und anstrengenden Anstieg führt der Weg durch die vulkanische Mondlandschaft zwischen den Gletschern Eyafjallajökul im Westen und Mýrdalsjökull im Osten. Du kommst direkt an der Ausbruchstelle von 2010 vorbei und kannst auch auf einige der jüngsten Krater klettern, die derzeit glücklicherweise nicht aktiv sind.

Nachdem der höchste Punkt erreicht auf der Hochebene erreicht ist, ist es aber noch lange nicht vorbei. Auf dem zweiten Teil des Fimmvörðuháls-Trails begleitest du den Fluss Skógá von seinem Ursprung am Gletscher bis an die Küste. Dabei kommst du an tiefen Schluchten und 26 Wasserfällen vorbei, von denen einer schöner als der andere ist. Am berühmtesten Wasserfall von Island, dem Skógafoss, endet die landschaftlich spektakuläre Tour.

Zum Vergrößern anklicken:

Streckenprofil der Tour über den Fimmvörðuháls.

Fimmvörðuháls-Trail als Verlängerung des Laugavegur

Der Fimmvörðuháls-Trek bietet sich ideal als Verlängerung des Laugavegur-Trails an, der in Landmannalaugar startet und in Þórsmörk endet. Der Weg kann aber in beide Richtungen begangen werden. Du kannst also auch in Skógar loslaufen und anschließend den Laugavegur bis Landmannalaugar dranhängen.

Alternativ ist der Fimmvörðuháls-Trek eine eigenständige Wanderung. Viele Isländer starten in Skógar und beenden die Tour in dem wunderschönen Tal von Þórsmörk. Manche laufen diese Strecke auch als Tagestour. Bei gutem Wetter definitiv möglich, aber das wird dann ein sehr langer Tag.

Start der Tour in der grünen Oase Þórsmörk.

Etappe 1: Þórsmörk – Fimmvörðuháls/ Baldvinsskáli-Hütte

Nach vier Tagen auf dem Laugavegur-Trail und einem ausgiebigen Pausentag in Þórsmörk beginnt der letzte Teil meiner Fernwanderung durch das Hochland Islands. Ein bisschen bange ist mir vor dem Anstieg auf den Pass von Fimmvörðuháls schon. Knapp 1000 Höhenmeter warten heute auf mich, bis ich den höchsten Punkt erreicht habe – und mein Rucksack wiegt trotz deutlich geschrumpfter Essensvorräte immer noch viel zu viel.

Dazu kommt, dass ich die gesamten Wasservorräte mitschleppen muss, weil man auf dem Pass, wenn überhaupt, nur Schnee schmelzen kann. Insgesamt komme ich wohl auf 18 oder 19 Kilo als ich gegen 10:00 Uhr starte.

Aber ich bin guten Mutes. Das Wetter ist blendend und wenn ich eines die letzten Tage gelernt habe, ist es das: Egal wie langsam du bist, wie schwer der Rucksack ist und wie lange der lange der Weg auch sein mag – wenn du einfach nur einen Fuß vor den nächsten setzt, kommst du irgendwann an.

Mobile Brücke über die Krossa. Bei hohem Wasserstand können die Brücken auch schon mal weggespült werden.

Mit einem letzten wehmütigen Blick auf den wunderbaren Campingplatz von Langidalur gehe ich los und überquere zunächst die mobile Brücke über den Fluss Krossa. Nach einem kurzen Wegstück auf einer Staubpiste erreiche ich den Campingplatz Bàsar am Fuß der Berge Rettarfell und Útigönguhöfði (Bonuspunkte, für alle die es schaffen diesen Namen auf Anhieb richtig auszusprechen).

Von hier aus wird es zunehmend steiler. Kein Lüftchen regt sich und obwohl der Weg im Schatten von Zwergbirkenwäldern verläuft ist es hier unten im Tal brütend heiß. Ich keuche während ich den steinigen Trampelpfad hinaufkraxele. Es geht immer höher und schon nach kurzer Zeit ist die Hütte von Basar nur noch ein winziger Punkt unter mir. Und dann erreiche ich das erste echte Hindernis: den berüchtigten Katzenbuckel (Kattahryggur).  

Auf diesem Foto sieht der Katzenbuckel-Grat ziemlich harmlos aus. In Wirklichkeit ist es doch recht steil.

In den Tagen zuvor ist diese Passage in Gesprächen immer wieder aufgetaucht, meist in Verbindung mit vielsagenden Blicken. Angeblich ist das die schwierigste Stelle der Tour. Und tatsächlich: Der Weg schlängelt sich ziemlich luftig für einige hundert Meter über einen ausgesetzten und ungesicherten schmalen Grat entlang der Schlucht von Strakagil. Zu beiden Seiten fallen die Felsen steil in die Tiefe ab.

Ganz so schlimm ist es in Wirklichkeit nicht, obwohl die Kletterei mit dem schweren Rucksack über die Steinbrocken auf dem Grat immer noch eine kleine Herausforderung ist. Ich lasse mir für jeden Schritt Zeit. Einmal rutsche ich auf dem Hosenboden herum, um bei einer besonders ausgesetzten Stelle einen Felsen vor mir zu umgehen.

Blick zurück ins Tal auf halbem Weg.

Auf der anderen Seite angekommen, geht es direkt wieder in steilen Kurven den Berg hinauf. Ein anderer Wanderer kommt mir entgegen. Der erste Mensch, den ich heute sehe. Ich nutze den Moment für eine kurze Pause und frage, wie es weiter oben aussieht. Der Franzose schaut meinen schweren Rucksack mit einem mitleidigen Blick an: „Noch sehr weit bis zum Pass. Viele Steigungen, viel Schnee.“ Er zwinkert mir zu. „Viel Spaß!“.  

Zunächst führt der Weg aber gnädigerweise über das flache Hochplateau Mórinsheiði. Eine karge Heidelandschaft aus Grün- und Brauntönen. Die bunten Wildblumen des Tals von Þórsmörk sind nur noch eine schwache Erinnerung. Und dann steht auch die nächste Herausforderung an: Der Höllengrat „Heljarkambur“. Diese Isländer haben es wirklich raus, für die richtige Stimmung zu sorgen…

Die Route über den Heljarkambur. Dahinter folgt der steilste und anstrengendste Teil der Strecke.

Der Grat selbst ist viel harmloser, als es der furchteinflößende Name verheißt. Das letzte Stück ist sogar mit Ketten gesichert, mit deren Hilfe ich mich die Felsen hinaufziehe. Was mir eher Sorgen macht ist der Aufstieg dahinter. Der Pfad führt in einem von hier unten wahnwitzig steil aussehenden Neigungswinkel den Hang des Berges Brattafön hinauf. Mitten durch ein riesiges Schneefeld, das sich fast die gesamte Flanke bis ganz oben hinzieht.

Ich gönne mir ein paar Minuten Pause und bereite mich mental darauf vor, die nächsten Stunden bergauf durch Tiefschnee zu stapfen. Unendlich weit über mir erkenne ich schwach einen Markierungspflock. Eine schwarze Kontur, scharf abgesetzt vor dem wolkenlosen blauen Himmel.

Ich drehe mich direkt wieder weg. Bloß nicht hinschauen! Viel zu deprimierend, sich vor Augen zu halten, wie weit ich noch davon entfernt bin.

Stattdessen konzentriere ich mich ganz auf meine unmittelbare Umgebung. Für die nächsten zwei Stunden schrumpft meine Welt auf die nächsten paar Schritte vor mir zusammen. Alle zwanzig Meter sind weitere Pflöcke in den Boden gerammt. Ich teile mir den Weg in überschaubare Häppchen auf und feiere jede einzelne Markierung, die ich erreiche, wie einen Sieg.

Runterrutschen macht hier natürlich mehr Spaß…

Was es nicht einfacher macht, sind die anderen Leute, die mir jetzt entgegenkommen. Ganze Scharen von isländischen Touristen spazieren vergnügt herum, schießen Selfies und lassen sich auf ihren Hosenboden fallen. Laut lachend schlittern sie den Berg hinunter, während ich wie eine Schildkröte durch den Schnee stiefele. Warum tue ich mir das eigentlich nochmal genau an?

Aber schließlich ist es geschafft. Ich komme bei der Markierung an, die vorhin noch so unerreichbar aussah. Vor mir breitet sich die Hochebene von Fimmvörðuháls aus. Die Sicht ist unglaublich gut und ich kann meilenweit über die schneebedeckte Landschaft blicken. Ein wahnsinniger Anblick, der für alles entschädigt.

Blick über die Hochebene von Fimmvörðuháls. Im Hintergrund der Eyafjallajökul-Gletscher.

Zu beiden Seiten türmen sich die gewaltigen Eismassen der beiden Gletscher Eyafjallajökul und Mýrdalsjökull auf. Ich fühle mich winzig klein und erhaben zugleich. Mit angehaltenem Atem beobachte ich, wie der Wind Schneewehen über das Eis fegt. Schmelzwasser hat einen kleinen Gletschersee gebildet, der im Sonnenlicht funkelt. Die Zeit scheint für einen Moment stehenzubleiben.

Erst dann fällt mir auf, dass ich gerade mitten auf der Ausbruchsstelle des Vulkans stehe. Überall um mich herum die Zeichen der vulkanischen Vergangenheit: Rötlich gefärbte Erde, scharfkantiges Geröll, Aschehügel. Schwarze Lavafelder durchziehen den Schnee wie Narben und zeugen von den gewaltigen Eruptionen, die hier vor gar nicht so langer Zeit wüteten.

Ich komme an den beiden jüngsten Vulkankegeln Móði und Magni vorbei (so benannt nach den Söhnen des Donnergottes Thor). Einige andere Wanderer sind gerade dabei die Hänge hinaufzukraxeln. Wirklich hoch ist es nicht, aber der Anstieg sitzt mir immer noch in den Knochen. Ich begnüge mich damit, die Aussicht von unten zu genießen.

Der lange Marsch zur Báldvinsskáli-Schutzhütte. Immer wieder geht es auf und ab.

Der Weg zieht sich. Immer wieder muss ich in schneebedeckte Senken hinunter- und auf der anderen Seite wieder hinaufsteigen. Nach einer weiteren Stunde sehe ich die Fimmvörðuháls-Hütte auf einem Grat westlich von mir und etwas weiter im Süden das weiße Wellblechdach der Schutzhütte Báldvinsskáli. Fast geschafft!

Teilweise führen mehrere Wegspuren über die Schneefelder. Ich habe mich im Zweifelsfall immer an den Pfosten orientiert.

Als ich ankomme, bietet sich mir ein verrückter Anblick. Die schon etwas betagtere Hüttenwartin fläzt sich mit T-Shirt, Sonnenbrille und kurzer Hose im Liegestuhl auf der Veranda und genießt ganz offensichtlich den Blick auf die schneebedeckte Landschaft. Heute ist perfektes Wetter, versichert sie mir. Normal ist hier alles voller Nebel.

Ich setze mich dazu, bekomme einen Kaffee auf Kosten des Hauses serviert und mache es mir gemütlich. Ich erfahre, dass meine Gastgeberin drei Monate hier oben verbringt. Was sie denn die ganze Zeit so macht, frage ich. Viel lesen, antwortet sie. Sich um ihren Yorkshire Terrier kümmern, der ihr Gesellschaft leistet. Mit den Leuten quatschen, die vorbeikommen.

Und genau das machen wir auch, bis ich irgendwann mein Zelt aufbaue und mich im Schlafsack verkrieche.

Etappe 2: Fimmvörðuháls/ Baldvinsskáli-Hütte – Skógar

Als ich aufwache ist das Wetter wie ausgewechselt. Von Sonne keine Spur, stattdessen hängt dichter Nebel über dem Pass. In dem grauen Licht wirkt die Landschaft vor meinem Zelt trostlos und menschenfeindlich. Die Luft ist feucht und es kostet mich einige Überwindung meinen warmen Schlafsack zu verlassen.

So schnell es geht mache ich mir Frühstück und Kaffee und benutze das letzte bisschen Wasser für eine rudimentäre Katzenwäsche. Nach 7 Tagen unterwegs fühle ich mich ziemlich klebrig aber egal – heute Abend wartet eine schöne heiße Dusche im Hostel in Skógar auf mich. Danach bin ich auch schon startklar.

Abstieg vom Pass im dichten Nebel. Den Weg musste ich mir teilweise dazudenken.

Auf dem höchsten Punkt des Passes teilt sich der Weg: Die blaue markierte Route ist bisschen kürzer und einfacher, die rot markierte ein etwas anspruchsvollerer Wanderweg. Dafür führt sie näher am Fluss Skoga entlang, der hier oben entspringt und auf seinem Weg bis an die Küste zahllose Wasserfälle bildet.

Ich entscheide mich für die rote Route. Vielleicht lichtet sich der Nebel ja im Lauf des Vormittags. Eine Markierung suche ich zunächst zwar vergeblich. Aber die Hüttenwartin versichert mir, dass der Weg direkt hinter dem nächsten Hügel gekennzeichnet ist. Sie winkt mir zum Abschied zu und schon nach wenigen Augenblicken ist sie im dichten Nebel verschwunden.

Ich überquere den Hügel und stapfe unsicher ein paar Schritte nach Westen. Links und rechts nur Schneefelder und Geröll, von einer Markierung weit und breit keine Spur. Aber zum Glück habe ich mein GPS-Gerät dabei, dass mir jetzt gute Dienste leistet. Nach ein paar Minuten vergeblichen Suchens entdecke ich den ersten Pfosten. Ziemlich verwittert und die rote Farbe ist fast verblichen.

Wandergruppen auf dem Weg nach oben.

Und so geht es weiter. Ich hangele mich von Markierung zu Markierung. In der dichten weißen Suppe verschwimmt die Umgebung zu einem monotonen grauen Einerlei. Alle paar Minuten muss ich stehenbleiben, um den nächsten Pfosten im Nebel zu finden. Viel sehen kann ich dabei nicht, die Wasserfälle verraten sich nur durch ein Rauschen am Wegesrand.

Einen Pluspunkt im Vergleich zu gestern hat der Tag aber doch: Es geht immer nur nach unten. Während der Morgen voranschreitet, kommen mir immer wieder andere Gruppen entgegen. Ich bin anscheinend der einzige, der die Strecke von Nord nach Süd läuft, was aber auch kein Wunder ist. Von Skógar aus ist der Anstieg auf den Pass deutlich flacher.

Einer der ersten Wasserfälle, den ich dann auch mal sehen konnte.

Langsam lichtet sich der Nebel und die Landschaft wandelt sich. Schnee und Geröll bleiben zurück und weichen grünen Wiesen und moosbewachsenen Hügeln. Endlich kann ich auch die Wasserfälle sehen, einer schöner als der andere. Manche davon klein und lebhaft, andere stürzen in mehreren Kaskaden in das darunterliegende Flussbett.

Dieser riesige Wasserfall war mein persönliches Highlight. Leider war es so gut wie unmöglich, eine gute Perspektive zum Fotografieren zu finden.

Schließlich gelange ich zum größten Wasserfall, den ich bisher an diesem Tag gesehen habe. Schon von weitem kündigt er sich durch ein gewaltiges Tosen an. Bestimmt 40 Meter stürzen die Wassermassen in die Tiefe und zerstäuben zu feinem Sprühregen, der wie Nebel aus der Schlucht aufsteigt. Ich bleibe minutenlang stehen und beobachte das Schauspiel wie gebannt aus jeder erdenklichen Perspektive.

Blick in die Schlucht der Skógá . Eine wunderbare Tour neigt sich langsam dem Ende zu.

Möwen ziehen ihre Kreise in der Luft und kündigen an, dass ich mich der Küste nähere. Und da, hinter einem letzten Bergzug, sehe ich auch schon das Meer. Ich folge dem Verlauf dess Flusses noch eine weitere Stunde und schließlich werden die ersten Häuser von Skógar sichtbar.

Vorher steht aber noch ein letztes Highlight an: Der Skogafoss, einer der höchsten und sicherlich der bekannteste Wasserfall von Island liegt am Ende des Weges. Immer mehr andere Leute kommen mir jetzt entgegen – ein sicheres Zeichen, dass ich mich der Zivilisation nähere.

Als ich den Skogafoss erreiche, kann ich mir eine heimliche Enttäuschung aber nicht verkneifen. Die Aussichtsplattform ist von zahllosen Tagestouristen belagert, jeder posiert für ein Selfie vor der eindrucksvollen Kulisse. Nach acht vergleichsweise ruhigen Tagen in der Natur ist der Übergang in den normalen Tourismusbetrieb doch recht abrupt.

Der 62 Meter hohe Wasserfall Skogafoss von der Aussichtsplattform. In Wirklichkeit natürlich noch viel beeindruckender…

Ich schieße ein letztes pflichtbewusstes Foto vom Skogafoss. Eigentlich ein schöner Abschluss für eine spektakuläre Tour. Aber irgendwie haut mich der Anblick nicht so richtig vom Hocker.

Ich gestehe es mir nur ungern ein, aber ich verspüre ein leichtes Übersättigungsgefühl. So als hätte ich zu viele Süßigkeiten auf einmal in mich hineingestopft. Acht Tage lang eine spektakuläre Landschaft nach der nächsten – ich brauche jetzt erst einmal eine Pause, um das alles zu verarbeiten.

Noch mehr freue ich mich auf die heiße Dusche, ein Essen, das nicht aus der Tüte stammt und ein Bier. Anschließend eine Nacht in einem richtigen Bett und am nächsten Morgen ein dekadentes Frühstück mit allem, was Skógar hergibt. Danach bin ich bereit für neue Eindrücke. Willkommen zurück in der Zivilisation!

Karte und GPS-Datei

Fimmvörðuháls-Trail GPX-Download

Beste Reisezeit für den Fimmvörðuháls-Trail

Für den Fimmvörðuháls-Trail gilt das Gleiche wie für den Laugavegur. Die Tour ist für normale Wanderer ohne Expeditionsausrüstung nur im isländischen Sommer machbar, also von Mitte/Ende Juni bis maximal Ende August.

Ich habe Berichte von Leuten gehört, die im September auf dem Pass waren und mit Blizzards, orkanartigen Winden und Minustemperaturen im zweistelligen Bereich zu kämpfen hatten. Definitiv keine gute Idee. Vor allem, wenn man alleine bzw. ohne ortskundige Guides unterwegs ist.

Das Wetter auf dem Fimmvörðuháls-Pass war aber selbst in der ersten Juni-Hälfte eher winterlich. Im Aufstieg von Þórsmörk durfte ich durch ausgedehnte Altschneefelder den Berg hochlaufen und auch auf der Ebene, verlief der Weg über weite Strecken durch Schnee. Auf dem Pass sind heftige Winde zudem auch im Sommer keine Seltenheit.

Ohne GPS-Gerät hätte ich mich beim Abstieg vom Pass wahrscheinlich ziemlich verlaufen.

Sicherheit auf dem Weg

Die Tour über den Fimmvörðuháls ist etwas schwieriger als der Laugavegur, was vor allem durch den steilen Aufstieg bedingt ist. In meiner OSM-Karte wurde die Strecke aber ebenfalls als T3 nach der SAC-Wanderskala ausgezeichnet (mittelschwerer Bergweg). Wirkliche Kletterstellen gibt es nicht, am Heljarkambur ist ein kurzes Stück (ca. 10 Meter) aber mit einem Drahtseil gesichert.

Die kniffligste Stelle für Leute mit Höhenangst dürfte der Katzenbuckel (Kattahryggur) sein, der im ersten Drittel der Tour auf das Hochplateau Mórinsheiði führt. Hier verläuft der Weg ein paar hundert Meter etwas ausgesetzt über einen steinigen Grat, bei dem ich teilweise auch die Hände zur Hilfe nehmen musste.

Das Stück ist nur kurz, aber mit einem schweren Rucksack ist man natürlich nicht so mobil. Schau einfach nicht nach unten, konzentriere dich auf den Weg und gehe so langsam wie nötig. Dann passiert auch nichts und nach spätestens fünf Minuten bist du sicher auf der anderen Seite.  

Der Aufstieg auf die Hochebene Fimmvörðuháls ist nicht wirklich schwierig, nur langwierig und ziemlich zäh. Bei gutem Wetter aber kein Problem, vor allem wenn kein Schnee liegt. Bevor du losgehst, solltest du dich auf jeden Fall bei den Hüttenwarten über die aktuellen Wetterbedingungen informieren, um böse Überraschungen zu vermeiden.

Noch ein paar weitere Tipps zur Sicherheit:

GPS-Gerät mitnehmen: Auf dem Pass kann plötzlicher Nebel auftreten und die Sicht erschweren. Mit einem GPS-fähigen Gerät kannst du auch bei schlechtem Wetter navigieren, wenn du die Markierungen nicht siehst.

Unbedingt an die Markierungen halten: Der Weg führt zwischen zwei Gletscherzungen hindurch, die teilweise recht nahe an die Route herankommen. Eigentlich kann nichts passieren, zumindest solange du auf der Wegspur bleibst. Auf keinen Fall auf den Gletscher laufen!

Schneefelder meiden: War manchmal nicht möglich, aber ich habe mich in diesem Fall einfach an den Wegspuren bzw. Markierungen orientiert. Wenn du unsicher bist, lieber zur letzten bekannten Markierung zurückgehen und einen sicheren Weg suchen, anstatt sich in unbekanntes Terrain zu wagen.

Warme Kleidung mitnehmen: Der Pass befindet sich in einer Höhe von 1100 Metern und das Wetter kann sich sehr schnell ändern. Theoretisch kannst du im Sonnenschein starten und oben in einen Schneesturm geraten. Deshalb unbedingt entsprechend vorplanen und nach dem Schichtprinzip einkleiden.

Auf die Lavafelder aufpassen: Darum, dass der Vulkan plötzlich ausbricht, musst du dir eher keine Sorgen machen. Aber die alten Lavabrocken sind ziemlich brüchig und der Weg führt teilweise mitten hindurch. Ich habe mir einen Riss in meiner Goretex-Jacke eingefangen, als ich mich an einen der Felsen gelehnt habe und dieser plötzlich unter mir wegbröckelte. Zum Glück ist sonst nichts passiert.

Ausrüstung

Hier darf ich dich auf meinen Artikel zum Laugavegur-Trail verweisen. Die Grundanforderungen an die Ausrüstungen sind im Prinzip gleich:

  • Wasser- und winddichte Goretex-Jacke
  • Warme Kleidung
  • Wasserfeste Wanderschuhe
  • Essen für 1 Tag, falls du auf dem Pass übernachtest
  • Warmer Schlafsack für Camping
  • GPS-Gerät bzw. Karte und Kompass

Ein Unterschied zum Laugavegur ist, dass es auf dem Pass kein fließendes Wasser gibt. Die Hütten verkaufen zwar Wasser in Plastikflaschen, aber darauf würde ich mich nicht verlassen. Wenn viele Leute unterwegs sind, kann es sein, dass alles verlauft weg ist, wenn du kommst.

Deshalb mindestens 2 Liter Wasser mitbringen, eventuell mehr, wenn du übernachtet. Theoretisch kannst du auch Schnee schmelzen, aber der Schnee ist nicht unbedingt sauber, weil mit Vulkanasche durchsetzt.

Anreise

Wenn du die Tour mit dem Laugavegur-Trek verbindest, bietet sich der Highland-Bus der Anbieter Trex und Reykjavik Excursions an. Du kannst dir einen Hiking Pass mieten, der für Hin- und Rückfahrt gilt und mit dem du zeitlich flexibel bist. Das ist vor allem dann praktisch, wenn du in Landmannalaugar startest und unterwegs irgendetwas dazwischenkommt.

Skógar liegt an der isländischen Ringstraße und ist auch mit der öffentlichen Buslinie 51 erreichbar, die am Campingplatz in Skógar hält und startet. Der Bus ist etwas preiswerter als die Tourenanbieter, fährt aber nur einmal am Tag von Skógar ab (16:25).

Ein weiterer Vorteil des öffentlichen Busses ist, dass du auf dem Rückweg von Skógar nicht in Hvollsvöllur hältst. Das ist eine Umschlagstation westlich von Skógar, an der sämtliche Tourenbusse der Anbieter halten und die Reisenden je nach Start- und Zielort auf die verschiedenen Busse umverteilen. Ich musste auf dem Rückweg 6 völlig sinnlose Stunden Wartezeit in einer Autobahnraststätte verbringen – mit dem öffentlichen Bus fährt man direkt nach Reykjavik durch.

Mein Campingplatz an der Baldvinsskáli-Schutzhütte.

Übernachtung und Camping

Auf dem Fimmvörðuháls-Pass gibt es zwei Hütten, in denen du übernachten kannst:

Die Fimmvörðuháls-Hütte ist etwas abseits des Hauptweges und bietet einen Platz zum Schlafen für 18 Leute. Die Baldvinsskáli-Hütte ist eigentlich nur eine größere Biwakschachtel, wo 20 Leute unter dem Dachboden übernachten können. Essen gibt es an keiner der Hütten, nur einen wirklich winzigen Notvorrat.

Camping mit Zelt ist nur an der Baldvinsskáli-Hütte möglich. Der Untergrund ist aber ziemlich steinig. Ich habe dort eine Nacht im Windschatten der Hütte übernachtet und hatte großes Glück, dass es völlig windstill war. Bei starkem Wind dürfte es ziemlich ungemütlich werden. Von dem, was ich gehört habe, übernachten nur die wenigsten Wanderer im Zelt auf dem Pass.

Wildcamping ist wie im Rest Islands auf dem Fimmvörðuháls-Pass aus Gründen des Naturschutzes nicht erlaubt. Wobei man in der Einöde, die dort herrscht, genau genommen nur wenig kaputtmachen kann. Eigentlich muss man hier oben eher den Menschen vor der Natur schützen und nicht umgekehrt. Ich würde Wildcamping hier nicht empfehlen.

Hat dir dieser Beitrag gefallen? Hast du noch Fragen oder Anmerkungen? Kennst du andere schöne Touren in Island? Ich freue mich über einen Kommentar!

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