Wanderung durch die Imbros-Schlucht: Spannende Tour im wilden Südwesten Kretas

Eine der beliebtesten Touren im wilden Südwesten Kretas: Die Imbros-Schlucht bietet tolle Einblicke in eine wildromantisch-mediterrane Landschaft und eignet sich perfekt als Halbtages-Alternative zur international bekannteren und überlaufenen Samaria-Schlucht. Alle Infos zur Wanderung bekommst du hier.

In diesem Artikel:

Die Imbros-Schlucht ist eine der vielen spektakulären Schluchten im Südwesten Kretas. In dieser kargen Landschaft am Fuß der Berge zeugen mächtige Canyons von der Macht des Wassers. Über Millionen von Jahren hat es sich seinen Weg durch den weichen Kalkstein gebahnt. Ergebnis sind die fast 400 größeren und kleineren Schluchten, die Kreta zu einem wahren „Land der Schluchten“ machen.

Am bekanntesten ist sicherlich die Samaria-Schlucht. Mit der absehbaren Folge, dass die „längste Trekking-Schlucht Europas“ entsprechend überlaufen ist. Außerdem ist sie in der Regel nur von Mai bis September geöffnet. Wenn du außerhalb dieser Zeiten auf Kreta bist, dann könnte die etwas kleinere Imbros-Schlucht die perfekte Alternative für dich sein.

Landschaftlich ist die Imbros-Schlucht trotz der geringeren Länge sehr reizvoll. Wilder Thymian, Zypressen und Steineichen wechseln sich mit bizarren Felsformationen und natürlichen Gesteinsbögen ab. Die Wände ragen teilweise schwindelerregend steil in die Höhe. An der schmalsten Stelle ist die Schlucht nur knapp zwei Meter breit, während sich die Felswände bis auf 300 Meter emporschieben. Ein echtes Erlebnis!

Imbros-Schlucht in Kreta.

Auf einen Blick:

  • Wanderung durch eine der schönsten Schluchten im Südwesten Kretas
  • Länge: 6,3 km
  • Dauer: ca. 2-3 Stunden
  • Schwierigkeit: leicht, 700 Hm im Abstieg
  • Abenteuerfaktor:mittel
  • Für Familien mit Kindern geeignet
  • festes Schuhwerk und ausreichend Wasser (1-2 Liter) empfehlenswert
  • exzellente Halbtagestour mit anschließendem Besuch von Chora Sfakion

Wo befindet sich die Imbros-Schlucht?

Die Imbros-Schlucht liegt im Südwesten Kretas in der Region Sfakia. Nächstgrößere Stadt ist das etwa 4 Km entfernte Chora Sfakion, die Hauptstadt der Provinz. Am nördlichen Ende der Schlucht liegt das Dörfchen Imbros, am südlichen Ende Komitades. Beide Orte sind problemlos mit dem Auto erreichbar.

Die Schlucht selbst ist etwa 8 Kilometer lang. Auf die Wanderung entfallen aber nur etwa 6 Kilometer. Hinter dem Dorf Imbros führt der Weg weiter nach Ammoudari und von dort zum Niato-Plateau am Eingang der Weißen Berge. Diese Orte sind allerdings recht abgelegen und ohne eigenes Fahrzeug nur schwer erreichbar. Wenn du mobil bist, aber auf jeden Fall einen Besuch wert!

Karte und GPS-Datei der Wanderung durch die Imbros Schlucht

GPX-Download

Anfahrt zur Imbros-Schlucht mit Taxi, Bus und Co.

Die Imbros-Schlucht ist gut erreichbar, da Chora Sfakion im Unterschied zu einigen anderen Orten im Südwesten Kretas über eine Straße an den Rest der Insel angebunden ist. Von Chania im Norden beträgt die Fahrtzeit etwa 1,5 Stunden. Anschließend musst du dann nur noch zum Eingang der Schlucht.

Eine beliebte Option ist, das Auto am unteren Ende in Komitades abzustellen, dann ein Taxi zum Eingang der Schlucht in Imbros zu nehmen und runterzuwandern. Die Fahrt kostet etwa 25 Euro. Theoretisch geht das auch anders rum. Die meisten Leute bevorzugen aber den Weg von Nord nach Süd, weil es dabei immer schön runtergeht.

Etwas komplizierter, aber ebenfalls möglich ist die Anfahrt mit dem KTEL-Bus. Die Strecke Chania – Chora Sfakion wird etwa dreimal täglich bedient. Steig am besten in Imbros aus – anschließend wanderst du durch die Schlucht bis nach Komitades. Mit dem richtigen Timing (letzter Bus ca. 18:30 Uhr) müsste es möglich sein, von hier aus einen Bus von oder nach Chora Sfakion zu erwischen (Fahrplan)

Als Fußgänger kannst du die Schlucht eigentlich nur von Chora Sfakion erreichen. Ich habe das zunächst versucht, einen richtigen Weg gibt es leider nicht. Bleibt also nur die Straße, was ich bei knapp 30° Grad im Schatten nicht besonders prickelnd zum Laufen fand. Ich hab mir stattdessen ein Taxi nach Komitades gegönnt: Kostenpunkt 10 Euro.

In der Schlucht stehen in regelmäßigen Abständen Schilder, die über die bereits zurückgelegte Strecke informieren.

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Wann hat die Imbros-Schlucht geöffnet?

Die Imbros-Schlucht ist prinzipiell ganzjährig geöffnet. Genau das ist auch der große Vorteil im Vergleich zur Samaria-Schlucht. Die ist wegen Überflutung durch Regenfälle im Winter nämlich geschlossen. Theoretisch kann das auch in der Imbros-Schlucht passieren – das ist aber wohl eher die Ausnahme. Informiere dich zur Sicherheit aber nochmal vor Ort (im Hotel fragen, etc.).

Eine offizielle Öffnungszeit für die Imbros-Schlucht gibt es meines Wissens nach nicht. Ich hab auch keinen Eingang gesehen, der zugesperrt werden könnte. Im Prinzip kannst du also immer hier wandern. Je nachdem, wann du startest kann es sein, dass die Kassenhäuschen nicht besetzt sind. Aber das ist dann ja eher ein Vorteil…

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Wanderung durch die Imbros-Schucht: Erfahrungsbericht

Ich habe die Imbros-Schlucht im Rahmen meiner Trekkingtour auf dem Fernwanderweg E4 durch die Lefka Ori durchwandert. Im Unterschied zu den meisten anderen Leuten bin ich von Süd nach Nord durch die Schlucht gelaufen, weil ich in die Berge wollte. Wenn du den Trip als Tagestour machen willst, empfehle ich aber, im Norden zu starten und zur Küste zu laufen – so sparst du 700 Höhenmeter.

Ich starte in dem Örtchen Komitades, wo ich vorher von Chora Sfakion mit dem Taxi hergefahren bin. Direkt hinter der Taverna Imbros führt ein Weg zum Eingang der Schlucht, ein Schild weist den Weg. Am unteren Ende der Schlucht ist so gut wie nichts los, trotzdem steht ein kleines Kassenhäuschen im Nirgendwo. Ich entrichte die 2,50 Euro Eintritt und los geht’s.


Die ersten paar Kilometer sind ziemlich mühselig. Der Weg führt über grobe Gesteinsbrocken und es fühlt sich ungefähr so an, als würde man durch ein trockenes Flussbett laufen. Nicht auszudenken, was das für ein Gewaltmarsch für die Commonwealth-Soldaten gewesen sein muss, die sich bei der Schlacht um Kreta im zweiten Weltkrieg vor den deutschen Fallschirmjägern durch die Schlucht zum Strand von Sfakia flüchteten.

Die Aussichten sind aber auch schon im unteren Teil der Schlucht umwerfend. An den Seiten erheben sich die bleichen Wände aus Kalkstein imposant in die Höhe. Immer wieder führt der Weg durch dichtbewaldete kleine Talkessel. Je weiter ich nördlich laufe, desto enger rücken die Wände zusammen und spenden wohltuenden Schatten.

Die Wanderung führt durch eine herrlich wilde mediterrane Landschaft.

Schließlich erreiche ich einen kleinen Unterstand, daneben führt eine Holztür in eine Art Felsenwohnung. Eine gemütliche kleine Hobbit-Höhle, aber außer einer griechischen Familie beim Picknick ist niemand hier. Hinter dem Verschlag gibt es ein Klo mit Wasserhahn. Als ich dran drehe tut sich aber nichts – zum Glück habe ich genug Wasser mitgenommen.


Hinter dem Rastplatz wird der Weg etwas steiniger und steiler. Nach einigen weiteren Tälern beginnt der spektakulärste Teil: Der Weg windet sich wie in einem Tunnel durch einen fantastisch gemaserten Felsgang. Der Himmel schrumpft zu einem schmalen blauen Streifen über mir. Wenn ich meine Arme ausstrecke, kann ich beide Wände berühren.


Schließlich erreiche ich die „Stenada“ – das ist die offiziell engste Stelle der Schlucht, die auch mit einem Schild markiert ist. Hier sind die Felswände nur 1,60 Meter voneinander entfernt, während sie sich auf beiden Seiten knapp 300 Meter in die Höhe erheben. Platzangst sollte man hier auf jeden Fall nicht haben!

Schöne Wegführung zwischen den Steilwänden der Schlucht

Es folgen noch knappe 1,5 Kilometer sehr schöner Wanderung direkt unter den Felswänden. Die Steine bilden teilweise natürliche Treppen und auch wenn der Weg immer noch sehr geröllig ist, bleibt es angenehm zu laufen. Schließlich öffnet sich das Gelände und die Steilwände laufen in sanften Hängen aus – die ersten Ausläufer der Weißen Berge von Kreta.


Kurze Zeit später erreiche ich das Kassenhäuschen am Eingang der Schlucht – mein Ticket interessiert aber auch hier niemanden. Dahinter zweigt ein Weg zur Taverne „Imbros Gorge View“ ab, wo ich mir erstmal eine ausgedehnte Pause mit einem Traumblick in die Schlucht und einer Portion hervorragender Sfakiani Pita gönne.

Taverne am Eingang der Imbros-Schlucht.

Die dünnen Teigtaschen sind eine Spezialität der Region und passen mit ihrem süßlich-herben Aroma perfekt zu der kargen Landschaft. Nach der Hitze in der Schlucht genieße ich die angenehm kühle Luft, die hier oben herrscht. Danach geht es durch das Dörfchen Imbros nach Ammoudari, wo der schwierigste Teil meines Abenteuer beginnt: Die lange Tour durch das Herz der Lefka Ori.

Kann man auf eigene Faust in der Imbros-Schlucht wandern?

Die Wanderung durch die Imbros-Schlucht ist eine vergleichsweise einfache Wandertour. Es gibt keine ausgesetzten oder gefährlichen Stellen und du musst an keiner Stelle kraxeln oder klettern. Daher ist sie auch gut für Familien mit Kindern und Leute geeignet, die nicht unbedingt regelmäßig in den Bergen wandern gehen.

Wie überall auf Kreta sind die Wege aber sehr steinig und mit viel Geröll bedeckt. Ich hab etliche Leute mit Turnschuhen gesehen, empfehlen würde ich das aber nicht. Es ist immer noch ziemlich raues, unebenes Terrain. Leichte, halbhohe Wanderschuhe mit gutem Profil sind daher sinnvoll. Wanderstöcke fand ich persönlich in den vielen losen Felsbrocken eher hinderlich.

Wegweiser zum Strand von Chora Sfakion.

Und sonst?

  • Starte die Tour am besten so früh wie möglich. Durch die Nord-Südausrichtung knallt die Sonne im Tagesverlauf voll in die Schlucht und es wird – trotz der schattenspendenden Felswände – sehr heiß.
  • Ein Sonnenschutz (Hut, Kappe, Buff, etc.) ist beim Wandern auf Kreta immer eine gute Idee. Sobald du aus dem Schatten kommst, wirst du es bedauern keinen Sonnenschutz für den Kopf zu haben.
  • Nimm ausreichend zu trinken mit (1-2 Liter). Ich habe in der Schlucht nur an einer Stelle einen Wasserhahn, etwa auf der Hälfte der Strecke gesehen. Der funktionierte im Mai aber nicht.
  • In der Schlucht besteht keine Einkehrmöglichkeit, dafür gibt es aber an beiden Enden Tavernen.
  • Wenn du nach der Wanderung noch Zeit hast, kannst du den Rest des Tages Chora Sfakion erkunden. Für besonders Ausdauernde bietet sich ein Ausflug zum nahegelegenen Sweetwater-Beach an, der zu den schönsten Stränden im Südwesten Kretas zählt.
Wandern in der Imbros-Schlucht.

Mein Fazit

Die kleine Schwester der Samaria-Schlucht  – so wird die Imbros-Schlucht auch manchmal genannt. Das klingt im ersten Moment ein bisschen nach „zweite Wahl“. Für mich war die Wanderung aber trotz der etwa geringeren Dimensionen ein Highlight auf dem E4. Wildromantische mediterrane Landschaften, vergleichsweise wenig Leute, ein schöner Weg – was will man mehr? Ich würde diese Tour sofort nochmal laufen.

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Hast du noch Fragen oder Anmerkungen? Warst du schon in anderen Schluchten in Kreta wandern? Dann nichts wie ab in die Kommentare – ich freue mich, von dir zu hören!