Alleine wäre ich wahrscheinlich nicht zu den berühmten fünf Dörfern der Cinque Terre gefahren. Ja.. die Küste hat einen gewissen Ruf als Wanderregion in Italiens und ich hatte 10 Jahre lang ein Foto der bunten Häuser von Manarola als Hintergrundbild auf meinem Desktop-Rechner. Aber das ist eigentlich eher die Sorte Ort, wo man mit seiner besseren Hälfte zum in den Tag hineinleben hinfährt und nicht zum Wandern.
Nach unserer kleinen Bergtour in der Wildnis des Val-Grande-Nationalparks war die allgemeine Stimmung aber: Jetzt wird erstmal entspannt. Also ab an die Küste von Ligurien. Und wenn man schon mal da ist, kann man sich ja auch mal kurz Cinque Terre anschauen. So schlimm wird’s schon nicht sein.
Falsch.
Ich hab zwar keine besonders hohen Erwartungen gehabt, aber als Wander-Destination war Cinque Terre trotzdem ein waschechter Reinfall. Nicht nur wegen der Touristenmassen. Damit kann ich zur Not leben. Womit ich nicht leben kann, ist die allgemeine Kein-Bock-Attitüde, die einem dort an jeder Stelle entgegenschlägt.
Aber fangen wir vorne an.
Wandern in den Cinque Terre: Ein Selbstversuch
Wir starten in Chiavari, wo wir übernachtet haben und fahren mit dem Zug nach Monte Rosso al Mare, dem westlichsten der 5 Orte. Alle Dörfer der Cinque Terre sind mit dem Zug verbunden, was die An- und Abreise erstaunlich einfach macht. Wer keine Lust mehr hat, steigt einfach im nächsten Dorf ein und fährt zurück.
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Der Zug ist rappelvoll. Corona scheint hier im Sommer 2020 irgendwie nicht angekommen zu sein. Oder es interessiert keinen. Auf jeden Fall kann ich mir nur schlecht vorstellen, dass es noch voller sein könnte.
Viele der Mitreisenden sind anscheinend tatsächlich gezielt zum Wandern hergekommen. Überall vollgepackte Rucksäcke, Trekkingstöcke, komplette ausgerüstete Wandersleute mit schweren Bergstiefel, die aussehen, als wären sie gerade auf dem Weg zum Everest Base Camp.
Hallo? Hab ich irgendwas übersehen? Ich dachte eigentlich, Wandern in Cinque Terre wäre ein gemütlicher Spaziergang an der ligurischen Küste.
Wie dem auch sei. In Monte Rosso angekommen, müssen wir uns erstmal ein Ticket für den Wanderweg kaufen. Ich finde so etwas eigentlich etwas befremdlich, weil ich beim Wandern ja gerade die Freiheit schätze einfach loszulaufen, ohne mich irgendwo anmelden zu müssen.
Aber gut… das ist dann hier halt so.
Die Dame am Schalter fertigt die Leute in der Schlange wie auf Autopilot ab. Neben der Eintrittskarte bekomme ich eine Papierkarte der Strecke in die Hand gedrückt. Im Internet habe ich vorher gelesen, dass einige der Wege gesperrt seien. Als ich mir erlaube zu fragen, wie die Lage aussieht, schüttelt die Verkäuferin nur verärgert den Kopf. „Please look on the map“. Zack, nächster Kunde. Fragen unerwünscht.
Auf der Karte finden sich natürlich keine aktuellen Informationen, nur ein allgemeiner Wegverlauf. Andererseits sind das hier alles eh keine riesigen Distanzen. Bei 15 km Strecke für einen kompletten Tag kann man sich auch mal ein paar Verhauer leisten. Los geht‘s.
Die Wege in Cinque Terre sind schön – aber völlig überlaufen
Die Promenade von Monte Rosso al Mare besteht wie zu erwarten nur aus Souvenirständen und Cafés. Ein ziemlich deprimierender Anblick, aber das in der Sonne türkisfarben funkelnde Meer und die dichtbewachsenen, grünen Berge, die bis an die Steilküste ragen, sehen dafür toll aus.
Theoretisch könnte das jetzt ein erstklassiger Spaziergang zwischen Bergen und Meer werden. In der Praxis heißt es leider erstmal wieder Schlange stehen, weil unser Ticket kontrolliert werden muss. Als es nach 10 Minuten weitergeht, atmen wir auf und freuen uns – leider etwas zu früh – auf ungestörtes Wandervergnügen.
Aber es sind einfach zu viele Leute unterwegs, oder besser gesagt: Es gibt zu wenig Weg für die ganzen Leute. Alle paar Minuten staut sich die Menge, wenn sich irgendjemand den Schnürsenkel zubinden muss, eine kurze Pause macht oder Wanderer aus der Gegenrichtung kommen.
In den genervten Gesichtern kann man ablesen, dass alle genau das Gleiche denken: „Mann, wäre das toll, wenn hier nicht so viele andere Leute wären.“
Immerhin entschädigt der Blick auf das nächste Dörfchen Vernazza mit seinem malerischen Kastell. Der Ort selbst besteht zu gefühlt 99% aus Restaurants und Souvenirläden. Die Verkäufer lassen den Strom der Touristen mit einer Mischung aus Langeweile und Überdruss über sich ergehen. Ich kann es ihnen nicht verdenken. Ich glaube mir würde es auch nicht gefallen, wenn sich mein Heimatort in ein Freilichtmuseum verwandeln würde.
Wieso sind hier alle so genervt?
Hinter Vernazza machen wir kurz Pause an einem der Cafés, die alle paar hundert Meter strategisch am Wegesrand platziert sind. Die Bedienung ist genervt und kurz angebunden. Normal sind die Italiener eigentlich immer zu einem kurzen Schwatz aufgelegt, aber hier wird man nur schnell abgefertigt, weil hinter einem schon 20 andere Gäste warten.
Während ich meine Limo schlürfe und mich umschaue, fällt mir auf, dass hier eigentlich alle in der einen oder anderen Form genervt sind: Die Einwohner von der Verschandelung durch die ganzen Bars und Souvenirstände. Die Besitzer der Bars und Souvenirstände von den Touristen. Und die Touristen von Ihresgleichen, weil es einfach zu viele sind und man sich ständig auf die Füße tritt.
Der nächste Ort Corniglia ist more of the same. Die kunstvoll in den Steilhängen der Berge angelegten farbenfrohen Häuser sehen wunderschön aus – aber eigentlich nur von Weitem. Sobald man näherkommt und den Ort betritt, erwartet einen die immer gleiche Mischung aus Touristenfallen und Souvenirshops. Immerhin wird es danach etwas ruhiger. Die meisten Leute haben keine Lust mehr weiterzulaufen und beenden die Wanderung lieber vorzeitig bei einem Bier.
Noch ein paar Kilometer weiter und wir erreichen Manarola. Wahrscheinlich der schönste Ort der Cinque Terre und mit seinem bunten Häusermeer, das sich steil über einer natürlichen Felsenbucht erhebt, das klassische Postkarten-Motiv.
Für den perfect shot vom gegenüberliegenden Aussichtspunkt heißt es natürlich wieder Schlange stehen und wir versuchen erst gar nicht, einen Platz in der völlig überfüllten Nessun Dorma Bar zu ergattern.
Wanderführer für Cinque Terre und Ligurien*
Reise Know-How Ligurien Cinque Terre
Michael Müller Wanderführer Ligurien
Rother Wanderführer Cinque Terre
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Was von der Via dell’Amore übrig blieb
Nach Manarola sollte eigentlich sollte der schönste Abschnitt der Wanderung folgen: Die direkt dem Verlauf der Steilküste folgende Via dell’Amore. Ob der Liebespfad tatsächlich gesperrt ist wie im Internet zu lesen war, konnte mir bisher niemand sagen. Aber neben dem Eisenbahntunnel in Manarola finden wir einen beschrifteten Wegweiser. Dann muss das ja auch so stimmen.
Wir laufen durch eine düstere, ungepflegt wirkende Gasse. Danach durch einen mit Graffiti beschmierten Tunnel, der an einer alten Wasserleitung vorbeiführt. Schließlich erreichen wir einen schiefen Bauzaun, der halb offensteht. Äh… was ist das bitte für ein Wanderweg? Aber gut – in Italien sieht man so etwas lockerer. Wir gehen weiter.
Dahinter folgt eine alte Promenade, die direkt über dem Meer verläuft. Es könnte fast schön sein – wenn der Weg nicht vollständig von Regenwasser überflutet wäre. Zum Glück hat irgendjemand Bänke aufgestellt, über die wir hinweg balancieren. Also wenn das der Premium-Wanderweg in Cinque Terre sein soll, weiß ich auch nicht mehr…
Aber das war noch nicht alles. Nach ein paar hundert Metern erreichen wir eine verwahrloste Gasse, auf beiden Seiten leerstehende Häuserruinen. Was das früher war lässt sich nicht mehr genau sagen. Geräteschuppen? Strandbuden? Pferdeställe? Auf jeden Fall fühlt es sich so an als würden wir gerade durch die Müllhalde von Cinque Terre wandern.
Im Niemandsland von Manarola
Irgendwann ist der Spuk dann vorbei und der Weg endet gnädigerweise an einem weiteren Bauzaun. Diesmal endgültig geschlossen und vergattert. Das war’s dann. Wohl oder übel stiefeln wir nach Manarola zurück und suchen uns als Alternative einen steilen aber unspektakulären Bergweg bis zum Ziel in Rio Maggiore.
Ein Schild oder irgendein anderer Hinweis, dass der eigentliche Weg irgendwann im Nirgendwo endet, ist weit und breit nicht zu sehen. Das ist für mich dann wirklich das Tüpfelchen auf dem i. Wo geht eigentlich das ganze Geld für den Eintritt hin? Anscheinend jedenfalls nicht in die Instandhaltung der Wege.
Im Internet heißt es vage, dass die Via dell’Amore 2022 wieder geöffnet werden soll. Aber ich hab nicht das Gefühl, dass hier mit Hochdruck daran gearbeitet wird. Als Eindruck bleibt zurück, dass den Verantwortlichen irgendwie alles ziemlich egal ist. Der glanzvolle Name „Cinque Terre“ reicht ja auch aus, um die blöden Touristen anzulocken. Wozu sich dann noch groß Mühe geben?
Update 2024:
Nach über 10 Jahren wird die Via dell’Amore am 9. August 2024 jetzt doch endlich wieder neu eröffnet. Am Grundproblem der Cinque Terre ändert das natürlich nichts. Und wie die heftigen Protestwellen gegen Overtourism dieses Jahr gezeigt haben, schwindet auch bei der Bevölkerung beliebter Reiseziele des Massentourismus zunehmend die Bereitschaft, diese Zustände zu akzeptieren.
Wandern in den Cinque Terre: Mein Fazit
Ich will nicht rumheulen. Das war nicht das erste Mal, dass ich Massentourismus gesehen habe und wird bestimmt auch nicht das letzte Mal sein. Aber in Cinque Terre hab ich mich in keiner Minute wirklich willkommen gefühlt. Für mich bleibt also die Frage: Warum soll ich solche Reiseziele überhaupt besuchen?
Die Einheimischen scheinen die Touristen als ein notwendiges Übel zu betrachten und sind ihnen in einer Art Hassliebe verbunden. Einerseits haben sie sich an den internationalen Tourismus verkauft und machen damit ordentlich Geld. Andererseits haben sie dafür ihre schöne Heimat geopfert und können jetzt auch nicht mehr einfach zurück. Keine sehr entspannte Atmosphäre.
Für ein romantisches Wochenende zu zweit mit viel Rotwein und lange im Bett bleiben könnte ich mir Cinque Terre gerade noch so vorstellen. Aber ansonsten fällt mir beim besten Willen kein Grund ein, hierher zu kommen. Italien hat so viele schöne Orte, gerade auch zum Wandern. Man kann den Massen also wirklich sehr gut aus dem Weg gehen.
Wenn du vergleichbares Flair mit mehr Stil suchst, kann ich z.B. die Amalfiküste wärmstens empfehlen. Schau dir hier meinen Reisebericht dazu an:
Die Amalfiküste ist in meinen Augen die größere und bessere Version der Cinque Terre. Die Küstenwege sind spektakulärer (weil höher). Traumhafte Aussichten und bunte Häuser wie in Manarola findest du dort auch, aber auf den Wanderwegen ist nicht viel los und das Hinterland ist noch sehr ursprünglich.
Weitere Alternativen in der näheren Umgebung der ligurischen Küste sind die kleine Insel Palmaria im Golf der Poeten und die Apuanischen Alpen an der Grenze zur Toskana. Die Cinque Terre werde ich als Paradebeispiel für hemmungslosen, völlig aus dem Ruder gelaufenen Overtourism in Erinnerung behalten. Als Ziel zum Wandern fand ich es wirklich ein riesengroßer Reinfall.
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Warst du auch schon in den Cinque Terre und hast andere Erfahrungen gemacht? Hab ich die falsche Reisezeit erwischt? Oder hätte ich mir das Hinterland anschauen sollen? Dann nichts wie ab und schreib mir einen Kommentar! Ich bin auf deine Meinung gespannt.
Hi Selim,
danke für den interessanten Artikel! Tatsächlich hatte ich überlegt, in diesem Sommer ein paar Tage in den Cinque Terre zu verbringen unter der Vorstellung, dass jetzt nach Corona da nichts so viel los ist, gerade wenn Amerikaner und Asiaten nicht kommen können – weit gefehlt offensichtlich! Ich fürchte, wenn ich wirklich mal dorthin reisen will, muss es zwischen Dezember und Februar sein, vermutlich die einzige Zeit im Jahr, wo es nicht überlaufen ist. Dabei sind und bleiben die Ansichten wirklich pittoresk!
Schöne Seite übrigens, die du da hast, mit informativen und detailierten Berichten!
Gruß!
Christian
Hi Christian, danke für das Feedback!
Ich fand die Küste da unten eigentlich sehr schön. Porto Fino, Rapallo, Porto Venere – alles super Orte, schöne Landschaft, Sonne, im Hintergrund die Berge. Herrlich:) Natürlich auch Touristen aber auf normalem Niveau, dass es noch angenehm ist.
Cinque Terre war im Vergleich dazu schon ein ziemliches Lowlight. Ich glaub auch nicht, dass das noch zu retten ist. Das ist dank Instagram und Co. global einfach zu bekannt. Da müsste man wenn überhaupt ein knallhartes Besucherlimit durchsetzen, aber dann würde sich das Ganze noch mehr wie ein Vergnügungspark anfühlen…
Wie im Artikel erwähnt, find ich die Amalfiküste ein deutlich attraktiveres. Ähnliche, vielleicht etwas schroffere Küstenlinie, aber weil es größer ist, verteilen sich die Besucher besser. Da gab‘s zwar auch internationale Touris aus Amerika, Asien etc. aber nur einen Bruchteil von Cinque Terre.
Hallo Selim,
Schade das du so negative Erlebnisse hattest. Muss dennoch sagen das wir eine komplett andere Tour genossen haben. Wir waren Anfang Juni 2021 zwischen den Cinque Terren Dörfer zu Fuß unterwegs. Wir sind von Castè einem verschlafenen Bergdorf losgewandert nach Riomaggiore und sind keiner Menschenseele begegnet. Und von dort aus weiter über das Hinterland. Ich muss dir Recht geben, um die kleinen Dörfer sind viele Instergram- Models unterwegs. Aber auch nur soweit die Higheels tragen. Danach haben wir kaum Menschen getroffen.
Das Eintrittsgeld für die Wege ist nervig, aber wenn davon die Bauern, durch dessen Weinberge man läuft unterstützen kann ist das völlig ok.
Vielleicht gibt der ein oder andere ja der tollen Landschaft eine Chance.
Liebe Grüße
Sarah
Hi Sarah,
also erstmal freut es mich natürlich, dass du ein schöneres Erlebnis hattest als wir. Was ich jetzt da draus entnehme ist, dass ihr mehr im Hinterland unterwegs wart. Und ja… da kann ich mir schon vorstellen, dass da nicht so viel los ist und dass es da ein bisschen angenehmer ist. Ich glaube, wenn ich nochmal irgendwann in die Ecke fahre, würde ich das vermutlich auch so machen und die bekannten Orte an der Küste eher meiden. Hast du denn aktuelle Infos zum Zustand der Wanderwege? Im Prinzip hab ich ja kein Problem damit, ne kleine Eintrittsgebühr zu zahlen. Ich find’s dann halt nur ein bisschen ärgerlich, dass im Gegenzug so wenig für die Instandhaltung der Wege gemacht wird. War zumindest mein Eindruck.
Viele Grüße
Selim
Hi Salim,
In welchem Sommermonat fand die Wanderung statt? Ist es evtl. Im Frühjahr oder ab Mitte September besser? Oder wird dann die Infrastruktur runter gefahren und man findet keine guten Restaurants mehr … wie es uns 2020 auf Korsika passiert ist. Danke.
Wir waren in der zweiten Septemberwoche da und es war immer noch sehr voll. Ich schätze, dass die Saison durch das milde Klima bis in den Oktober reicht, vielleicht ist dann ja auch weniger los:)
Ja, ich fürchte in der Hochsaison ist das eben so. Das hätte man aber auch vorher ahnen können. Und kann man wohl kaum der schönen Landschaft zum Vorwurf machen 😉 Und als Einheimischer wäre ich vermutlich auch ziemlich genervt.
Aber Cinque Terre kann man auch anders erleben. Ich hab das mal als Anlass genommen, einen kurzen Bericht von meiner Tour zu schreiben:
https://www.ultraleicht-trekking.com/forum/topic/15747-kurzbericht-cinque-terre-im-februar-2018
Hi Martin,
naja…der Landschaft mach ich das auch nicht zum Vorwurf. Die kann ja auch nix dafür. Was mich aber wirklich genervt hat (abgesehen von der Massenabfertigung) ist die Tatsache, dass die Verantwortlichen einerseits Geld für die Wege verlangen, andererseits es aber nicht mal hinbekommen die seit Jahren gesperrten Teilstücke zu renovieren. Das ist schon ziemlich armselig. Anyway… schön mal zu lesen, dass es auch anders geht. Wenn ich jemals nochmal dahin fahren sollte, dann wohl auch im Februar:)
Viele Grüße
Selim
Bin zufällig dabei, ältere Reisefotos zu bearbeiten . Wir waren 1981 mit Rädern an der Küste, das fanden die Damen
der Familie in den unbeleuchteten Tunneln nicht so toll. Etwas später, jeweils im Dezember 1988 und 1989
sind wir zwischen Camogli und Portovenere die Terrassen rauf und runtergelaufen – wunderschön.
Etwas später hat dann ein Schweizer Veranstalter diese Region verwurstet, damit begann der touristische Untergang.
Das Internet und die sogenannten SocialMedia haben viele schöne Städte und Landschaften unbesuchbar gemacht.
Ich vermeide alle Orte, die ich in besonders schöner Erinnerung habe, wieder zu besuchen. Aber über touristisch
wenig Verdorbenes (das gibt es noch) verliere ich kein Wort,und prahle auch nicht im Netz damit.
Hmm also ich glaube, es gibt viel mehr „touristisch wenig Verdorbenes“ als man denkt. Meistens konzentrieren sich die Massen halt auf ein paar bekannte Hotspots und ein paar Kilometer daneben hat man Ruhe. Ist zumindest meine Erfahrung.
Hallo,
wir waren vor 4 Jahren Anfang August. Wir waren fast immer alleine auf den Wanderwegen. Hatte jeden Tag über 30 Grad Temperatur, war aber egal, weil es durch den Wind vom Meer her immer angenehm war. Ich mag es warm. Sind von Levanto aus gestartet und in Etappen an mehren Tagen bis Portovenere gewandert. Abends immer wieder mit dem Zug zurück ins Hotel nach Levanto und am nächsten Tag die Tour mit dem Zug wieder dort gestartet, wo wir geendet hatten. Vielleicht hatten wir Glück oder es lag an der Hitze 🙂
Herzlichen Glückwunsch:) Da hast du wohl wirklich Glück gehabt. Von solchen Zuständen konnten wir nur träumen…
Hallo, Sind soeben an zwei Tagen 01.06.22 -02.06.22 von Levanto nach Monterrosso und dann weiter nach Vernazza gewandert. Dieser Teil ist angenehm und schön zu wandern, ausser den Passagen wo ein kreuzen mit Wanderern nicht möglich ist. Am zweiten Tag von Riomaggiore nach Manarola ( über den Berg) da die Via dell’Amore immer noch gesperrt ist! Vorallem der Weg von Riomaggiore nach Manarola ist eine Zumutung und eine Frechheit gegenüber dem „ zahlenden“ Wanderer und keineswegs einer Bezeichnung Wanderweg würdig. Da müht man sich in der Fall-Linie auf unwegsamen Steintreppen hoch und gleich darauf gehts auf der anderen Seite über hohe Felsen-und Steintreppen fast ausschliesslich wieder in der Fall-Linie nach Manarola runter. Wir sind geübte Wanderer, trittsicher und schwindelfrei, aber so etwas ist uns noch nie begegnet! Für uns ist das Thema Cinque Terre abgeschlossen.
Hallo Veronika,
ja ich kann mich an diesen Weg erinnern. Das war schon ziemlich armselig und bestenfalls eine vorübergehende Notlösung. Wie im Artikel erwähnt, hatte ich ein bisschen das Gefühl, dass den Verantwortlichen vor Ort einfach ein Stück weit egal ist, dass die Wege verwahrlosen. Kommen ja auch so genug Leute. Die Via dell‘ Amore ist glaube ich jetzt schon seit über 10 Jahren gesperrt. Das ist für so ein bekanntes Ausflugsziel wie Cinque Terre einfach nur ein Witz.
Insofern kann ich nachvollziehen, dass ihr nicht gerade begeistert wart – ging mir genauso:)
Viele Grüße
Selim
Ich war 1969 auf der Maturreise in Vernazza. Tägliche Wanderungen, abends auf der Piazza an einem langen Tisch getafelt und Wein getrunken – einfach wunderbar!! Heute hatte mein Sohn, der per Auto unterwegs nach Pisa ist, im Sinn gehabt, sich Vernazza anzusehen. Ich hab ihn abends per WhatsApp gefragt „Wie war Vernazza?“ Seine Antwort: „Mist! Wir sind vom Auto aus 40 Minuten ins Dorf gegangen – und dann hat’s dort 10’000 Leute gehabt – wie in Zürich am Hauptbahnhof. Wir sind trotz des langen Fussmarschs direkt wieder zum Auto zurück und abgefahren.“
Hallo Katrin,
ja – das klingt wirklich nicht so toll:) Ganz so schlimm war’s bei uns jetzt nicht, aber da war ja auch noch Corona. Ich glaub, ein Problem sind auch die vielen Leute, die mit dem Kreuzfahrtschiff in La Spezia anlegen und dann nur mal kurz rüberfahren. Ist auf jeden Fall ein schwieriges Thema. Aber so weit ich gelesen habe, gibt es wohl auch in Zukunft keine direkte Begrenzung der Besucherzahlen.
Viele Grüße
Selim
Du hast recht, ich habe es auch so empfunden. Aber man sollte auch das Positive sehen. Wir, die wir aus einer Gegend wo overtourism zuhause ist, kommen, haben uns trotzdem eingerichtet. Man muss außerhalb der geeichten Pfade wandern. Oder einfach an einem ruhigen Plätzchen ausharren….
Diesen Beitrag habe ich mit großem Interesse gelesen. Vor zehn Jahren war ich mit meiner Familie dort. Das war im Oktober, und das Klima war eher sommerlich. Obwohl das während der Nebensaison war, waren schon damals die bekannten Spots total überlaufen. Jedoch die Wanderwege hatten wir meist für uns allein. Instagram war längst noch nicht so ein Thema. Ich denke auch, dass das hinsichtlich des Zulaufs eine große Rolle spielt. Die Via dell’Amore war damals schon gesperrt und die Öffnung wurde für „bald“ angekündigt. Und ja, so wie hier in den Kommentaren zu lesen ist, im Hinterland war es sehr viel ruhiger.
Ich bin gerade richtig dankbar, sozusagen auf dem letzten Drücker noch dort gewesen zu sein, Wir haben schöne Erinnerungen mitgenommen. Vielen Dank für diesen Einblick in den aktuellen Stand der Dinge dort.
Hi Marianne,
von dem was ich gelesen habe, ist die Via dell’Amore seit kurzem tatsächlich wieder geöffnet. Und ja… Social Media spielt sicher eine Rolle, warum es dort jetzt so voll ist. So wie an allen anderen bekannten Orten des internationalen Massentourismus eben auch:) Im Prinzip ist das ja nichts neues, früher haben sich bestimmte Orte oder „Geheimtipps“ auch im Lauf der Zeit herumgesprochen. Was sich meiner Meinung nach geändert hat, ist die Geschwindigkeit und das Ausmaß. Das geht heute dank Insta und Co. teilweise extrem schnell und es kommen dann auch nicht nur ein paar Leute mehr, sondern gleich wahre Massen.
Das wird in Zukunft auf jeden Fall eine noch größere Herausforderung für solche Hotspots. Man sieht das ja bereits diesen Sommer, dass die Einwohner an vielen dieser Orte inzwischen auch ein bisschen die Nase voll davon haben und gegen den Ansturm protestieren.
Viele Grüße
Selim
Moin,
Wir waren von dem Artikel schon etwas negativ vorgespannt und hatten das Schlimmste erwartet.
Wir sind dann heute aber von Manarola über den Wanderweg 506 nach Corniglia und dann den weg weiter nach Vernazza gewandert. Zurück ging es dann nach, las Spezia mit dem Boot.
Auf beiden Wanderabschnitten war es zwar ziemlich anstrengend, aber sehr schön. Und wir haben insgesamt nur sehr, sehr wenig Menschen getroffen. In den Orten war es natürlich voll, die Wanderwege waren aber super.
Es war ein sehr schöner Tag, vielleicht hatten wir auch Glück mit der Reisezeit.
So wie wir das heute gemacht haben, würden wir es auf jeden Fall weiterempfehlen.
Hi Cristoph,
und vielen lieben Dank für deine Eindrücke. Auch wenn ich mit einem eher negativen Bild der Cinque Terre wieder heimgefahren bin, freut es mich doch zu lesen, dass das nicht bei allen so sein muss:)
Viele Grüße
Selim