Ich will gar nicht lange um den heißen Brei herumreden: Die Cinque Terre waren für mich eine mittelschwere Enttäuschung, vor allem zum Wandern. 99% aller Reiseführer und Blogs zeigen einfach ein paar schöne Bilder von den Häusern, schreiben noch drei Sätze wie toll sich die bunten Dörfchen auf Fotos machen und das war’s.
Die Realität sieht aber so aus: Die Cinque Terre sind eines der bekanntesten Reiseziele Italiens, dementsprechend wimmelt es hier nur so von Touristen aus allen Teilen der Welt.
Was nicht heißen soll, dass die Cinque Terre nicht ihren Reiz hätten: Die fünf Dörfer verkörpern geradezu perfekt die für den Mittelmeerraum typische und so reizvolle Verschmelzung von Natur- und Kulturlandschaft. Nahtlos fügen sich die Häuser in die Umgebung ein, fast so als wären sie ein natürlich gewachsener Teil der Landschaft.
Wenn dann halt nicht die 1 Millionen anderen Leute da wären, die durch die Gegend trampeln und jegliche romantische Stimmung schon im Keim ersticken. Aber gut, ich will jetzt nicht über die negativen Auswirkungen des modernen Massentourismus schwadronieren…
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Welche Orte gib es an der Cinque Terre?
Insgesamt gibt es – wie der Name sagt – in den Cinque Terre fünf Dörfer. Die Dörfer sind über Wanderwege verbunden und reihen sich entlang der Steilküste Liguriens auf. Von West nach Ost sind die Dörfer:
- Monterosso al Mare
- Vernazza
- Corniglia
- Manarola
- Riomaggiore
Die Strecke von Monterosso al Mare bis nach Riomaggiore beträgt knapp 20 Kilometer. Wenn du gut zu Fuß bist, ist es also kein Problem, alle Dörfer der Cinque Terre an einem Tag zu besuchen. Die Wege sind einfache Wanderwege. Abgesehen davon, dass sie völlig überlaufen und an verschiedenen Stellen gesperrt sind, befinden sie sich in einem akzeptablen, wenn auch teils etwas verwahrlosten Zustand.
Vielleicht hast du aber gar nicht so viel Zeit und willst nur einige der Cinque Terre sehen. Kommen wir also jetzt zum großen Vergleich.
Welches ist der schönste Ort der Cinque Terre?
„Was ist das schönste Dorf der Cinque Terre?“ Genau diese Frage habe ich gegoogelt, bevor wir uns in Chiavari den Zug setzten und losfuhren. Eine zufriedenstellende Antwort gab’s nicht, also versuche ich mal, mit diesem Blogbeitrag ein wenig zur Aufklärung beizutragen.
Monterosso al Mare
Monterosso al Mare ist der größte Ort der Cinque Terre, an dem die meisten Besucher die Wanderung entlang der Küste starten. Dementsprechend überfüllt ist es hier. Es gibt etliche Hotels, einen Uhrturm, den einzigen echten großen Sandstrand der Cinque Terre und eine etwas trist wirkende Hafenpromenade, an der sich ein austauschbarer Souvenirstand an den nächsten reiht.
Von weitem und vor dem Hintergrund der grünbewachsenen Berglandschaft sieht das alles noch ganz nett aus. Aus der Nähe betrachtet sind die Schattenseiten der starken touristischen Entwicklung nur allzu deutlich. Von dem alten Charme, der hier früher vielleicht einmal herrschte, spürt man nicht mehr viel. Insgesamt ein Ort, den man lieber schnell hinter sich lässt. Sorry, Monterosso al Mare…
Bewertung: 1/5
Vernazza
Vernazza wird in verschiedenen Reiseführern als schönstes Dorf der Cinque Terre bezeichnet und sieht von oben wirklich sehr schön aus. Über dem kleinen Hafen thront die Kirche Santa Margherita di Antiochia mit ihrem zierlichen Glockenturm, dessen Kuppel in der Sonne funkelt. Die Halbinsel wird von der alten Festung Castello Doria dominiert – auf den Turm kannst du hochklettern und das Städtchen von oben bewundern. Kostenpunkt: 2 Euro.
Insgesamt ist das alles schon deutlich besser. An dem postkartentauglichen Panorama hat man sich aber relativ schnell sattgesehen. Die wenigen Sehenswürdigkeiten sind schnell erkundet. Ansonsten bleiben noch ein winziger Strand am Hafen, die üblichen Souvenirstände und ein paar Restaurants, that’s it. Und es ist sehr sehr voll.
Bewertung: 3/5
Corniglia
Corniglia liegt anders als die übrigen Dörfer der Cinque Terre auf einem bewaldeten Hügel weit über dem Meer – tolle Ausblicke sind garantiert, vor allem von der großen Aussichtsterrasse hinter der Kapelle der Santa Caterina. Die bunten Häuser inmitten der mediterranen Vegetation und der Terrassenfelder, auf denen Wein angebaut wird, geben von weitem mal wieder ein schönes Fotomotiv ab.
Zugegebenermaßen hat es hier ein bisschen Spaß gemacht, in den steilen Gassen herumzuspazieren. Insgesamt war Corniglia nicht ganz so überfüllt, wahrscheinlich, weil es keinen Hafen für Ausflugsboote gibt. Wer mit dem Zug ankommt, kann über die steile Treppe der Scalinata Larinata knapp 400 Stufen bis ins Ortszentrum hochkraxeln und erhält ein kostenloses Fitness-Training. Nicht schlecht, aber zwei Orte haben wir ja noch…
Bewertung: 3/5
Manarola
Manarola ist der Ort mit dem Bild, das die meisten Leute haben, wenn sie an die Cinque Terre denken: Ein buntes Häusermeer, das sich auf einer steilen Klippe aus dem ligurischen Meer erhebt. Und ja… die pastellfarbenen Häuser sehen fantastisch aus – zumindest wenn du für einen Moment, die tausend anderen Touristen ausblendest, die sich mit dir um den besten Fotospot kloppen.
Auch die Aussicht auf den gegenüberliegenden Hügel der Bucht ist phänomenal. Den besten Ausblick auf das Dorf hast du von der Bar „Nessun Dorma“ – um hier einen Platz zu ergattern, musst du allerdings sehr lange anstehen. Schade ist zudem, dass der berühmteste Wanderweg der Cinque Terre, die „Via dell´Amore“ zum nächsten Ort, seit Ewigkeiten gesperrt ist. Dennoch bis jetzt das schönste Dorf.
Bewertung: 4/5
Riomaggiore
Riomaggiore erreichen nur wenige Leute, die von Monterosso al Mare starten. Wahrscheinlich auch wegen dem gesperrten Wanderweg, den man nur über einen steilen Bergpfad umgehen kann. Wenig Leute wären in den Cinque Terre eigentlich schon ein Vorteil an sich. De facto fand ich Riomaggiore aber nicht besonders sehenswert.
Der Ort besteht eigentlich nur aus ein paar Häuserreihen, einer verkieselten Spiaggia, darüber unschöne Strommasten und eine riesige Umgehungsstraße. Insgesamt so ziemlich das Gegenteil von einem Höhepunkt und ein Ort, den man meiner bescheidenen Meinung nach getrost auslassen kann.
Bewertung: 2/5
Wanderführer für Cinque Terre und Ligurien*
Reise Know-How Ligurien Cinque Terre
Michael Müller Wanderführer Ligurien
Rother Wanderführer Cinque Terre
- Wanderkarte 1:25:000 Cinque Terre und Golf von La Spezia*
- Kompass 3in1 Wanderkarte 1:35:000 Cinque Terre*
- Cinque Terre & Ligurische Küste: Landschaft – Touren – Gastronomie*
Welches ist denn jetzt das schönste Dorf der Cinque Terre?
Und der Gewinner ist… Manarola.
Hiermit ernenne ich Manarola nach sorgfältiger Auswertung aller Fakten zum schönsten Dorf der Cinque Terre. Vernazza hat zwar objektiv mehr Sehenswürdigkeiten und Corniglia ein fast ebenso schönes Stadtbild. Die klassische Aussicht auf die bunten Häuser von Manarola auf der Steilklippe schlägt aber alle anderen Dörfer um Längen und machen wir uns nichts vor… genau deswegen kommen die meisten Leute hierher.
Insgesamt empfehle ich aber: Fahr nicht mit zu hohen Erwartungen an die Cinque Terre. Es fühlt sich über weite Strecken so an, als würde man durch einen völlig überfüllten Themenpark mit leicht in die Jahre gekommen Requisiten laufen. Für einen Tag kann man sich das anschauen. Ich vermute aber, das hügelige Hinterland ist interessanter (und garantiert weniger überlaufen).
Mir hat es beispielsweise auf der kleinen Insel Palmaria bei Porto Venere im Süden viel besser gefallen. Die war teilweise zwar auch etwas vernachlässigt, aber wenigsten kann man hier in Ruhe durch die Natur spazieren und das Ganze fühlt sich ein bisschen weniger künstlich an. Ein ähnliches Flair wie Cinque Terre mit deutlich weniger Massentourismus bietet außerdem die Amalfiküste auf der sorrentinischen Halbinsel.
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Lieber Selim,
einen Kaffee werde ich dir nicht ausgeben – sorry .
Schlaf dich erst mal richtig aus, dann wirken deine Texte nicht so miesepetrig.:
Entweder lästerst du über die langweilige Gegend oder du klagst über die vielen, vielen Touris.
Das klingt so, als würdest du nach Paris fahren und jammern, weil es dort überall soooo voll ist.
Das hätte ich dir vorher sagen können.
Viel Spass bei deiner nächsten Reise
Viel Grüße
Hi Werner,
ich schätze, du beziehst dich auf den Text zum Wandern an der Cinque Terre. Und ja… das fand ich tatsächlich nicht besonders toll. Die Gründe hab ich da ja im Einzelnen aufgeführt.
Ich finde, man darf ruhig ein bisschen kritisch sein, vor allem bei solchen bekannten Locations, wo man ansonsten nur Lobhudeleien hört. Natürlich darf jeder seine eigene dazu Meinung haben. Wär ja auch ansonsten ein bisschen langweilig, nicht wahr?
Viele Grüße
Selim
Wirklich eine gewaltige subjektive Bewertung, die hier seine tief negative Perspektive zeigt. Schade eigentlich. Beim Durchlesen habe ich mir denken können, dass Sie vielleicht nicht mit ihrem Liebespartner unterwegs waren. Sie echauffieren sich über Touris, wo Sie doch selbst einer sind. Sie einzigen Menschen, die sich beschweren könnten sind die Einwohner selbst, obwohl diese gerade vom Tourismus abhängig sind.
Meine subjektive Erfahrung in Riomaggiore war wunderschön, es tut mir sehr leid, dass Sie an dem kleinen Örtchen keinen Gefallen hatten.
So ist es, Werner! Dies Gezeter ist furchtbar. Nur er hat natürlich das recht, Cinque Terre zu besuchen.
Wir waren übrigens Anfang Juli hier, es waren nicht wenige Menschen hier, aber kein Gedränge oder Ähnliches