In diesem Artikel:
- Wo liegt die Tabernas-Wüste?
- Karte und Route der Wanderung durch die Tabernas-Wüste
- Durchquerung der Wüste in 4 Tagen: Erfahrungsbericht
- Ist Wandern, Camping und Zelten in der Tabernas-Wüste erlaubt?
- Wasserversorgung
- Ausrüstung, Anreise und beste Reisezeit
- Sonstiges
- Mein Fazit
Die Tabernas-Wüste ist einer dieser Orte, die du vom Namen her wahrscheinlich nicht auf Anhieb kennst, aber bestimmt schon mal gesehen hast – und zwar im Film. Die Wüstenlandschaft im tiefen Süden von Spanien sieht stellenweise so täuschend echt wie Arizona, New Mexico und andere Wüstengebiete der USA aus, dass sie einen geradezu perfekten Drehort für Westernfilme abgibt.
Vor allem die Regisseure der Italo-Western aus den 1960ern und 1970ern machten sich diesen glücklichen Umstand zu nutze. „Spiel mir das Lied vom Tod“, „Für eine Handvoll Dollar“, The Good, the Bad and the Ugly“ Nein… das wurde alles nicht in den USA gedreht, sondern in der Tabernas-Wüste in Spanien. Warum auch um die halbe Welt fliegen, wenn man eine ähnliche Landschaft quasi vor der Haustüre hat? Im Kino merkt eh niemand den Unterschied.
Ich selbst bin auf diese Wüstenlandschaft eher zufällig gestoßen, als ich mal nach Wüstengebieten in Europa recherchierte (die gleiche Session, die mich auch auf die Lefka Ori in Kreta brachte). Nachdem ich mir ein paar Bilder angeschaut hatte, war klar: Da will ich unbedingt schnellstmöglich hin.
Diesen Januar war es dann so weit. Zu dieser Jahreszeit bewegt sich das Wetter hier in Berlin traditionell auf seinen tristen Höhepunkt zu. Der perfekte Zeitpunkt, um ein paar Tage in die Sonne abzuhauen. Gesagt, getan – in den Flieger gehockt, drei Stunden später sah ich die sonnenverbrannten Landschaften Andalusiens unter mir aus dem Fenster der Maschine.
Die Tabernas-Wüste konnte kommen!
Wo liegt die Tabernas-Wüste?
Bevor es ans Eingemachte geht, noch ein paar Worte zum Schauplatz des Geschehens. Die Tabernas-Wüste liegt in der Provinz Andalusien in Südspanien, ungefähr 30 Kilometer nördlich des bekannten Ferienortes Almería an der Costa del Sol. Mit einer Niederschlagsmenge von etwa 240 mm im Jahr gilt sie laut Wikipedia zwar nur als Halbwüste. Dennoch ist es eine der trockensten Regionen auf dem europäischen Kontinent.
Dass hier eine Wüste entstehen konnte, liegt vor allem an der umliegenden Landschaft. Die Tabernas-Wüste liegt in einem Becken, das auf fast allen Seiten von Bergen umgeben ist: Die Sierra Nevada im Westen, die Sierra Alhamilla im Osten und die karge Sierra de Los Filabres im Norden. Diese Berge bilden eine Art Mauer, an der die Wolken nicht vorbeikommen. Keine Wolken – kein Regen und genau deshalb ist die Tabernas-Wüste so trocken.
Durchquerung der Tabernas-Wüste: 4-tägige Wanderung mit Zelt, Rucksack… und vieeel Wasser
Die Durchquerung der Wüste hatte ich nicht bis ins letzte Detail geplant. Im Unterschied zu meinen sonstigen Wanderungen, die ich normalerweise recht penibel durchorganisiere, hatte ich hier nur eine sehr grobe Vorstellung: Einmal von Süden nach Norden durch die Wüste und wieder zurück. Dank OSM-Maps wusste ich, dass zumindest einige Trampelpfade existieren sollten. Der Rest würde sich ergeben.
Möglich war das vor allem, weil das Gebiet insgesamt recht klein ist: Wir reden hier eben nicht über die Wüste Gobi oder die Taklamakan, sondern doch nur über Südspanien. Die Kernzone der Wüste misst in Nord-Südausdehnung nur etwa 20 Kilometer, von Osten nach Westen knapp 10 Kilometer. Verglichen mit den großen Wüsten dieser Erde ist das dann doch ziemlich bescheiden. Mit einem ausreichenden Wasservorrat, sollte es keine größeren Probleme geben.
Ganz auf die leichte Schulter hab die Sache aber auch nicht genommen. Ich wusste nicht genau, wie es im Inneren der Wüste aussieht, nur dass es viele Canyons und Trockenflussbette gibt, die hier „Ramblas“ heißen. Dazwischen steile, verwitterte und möglicherweise unüberwindbare Höhenzüge – die charakteristische Landschaftsform der „Badlands“. Ohne sichere Wege und keinerlei Zugang zu Wasser auch nicht gerade das einfachste Terrain zum Wandern.
Route und Karte der Wanderung
Start der Tour war das Dörfchen Tabernas am südlichen Rand der Wüste. Durch die Wüste führt die Autobahn A-92. Ich wollte mich zwei Tage lang westlich davon halten und bis nach Gergal im Norden der Tabernas-Wüste laufen. Dort neues Wasser besorgen und dann östlich der Autobahn zurücklaufen. Für die knapp siebzig Kilometer lange Runde, veranschlagte ich vier Tage.
Ich hab die Strecke die ich gelaufen bin, unterwegs mit meinem GPS-Gerät aufgezeichnet. Auf der Karte siehst du zudem einige markante Punkte, die ich auf dem Weg gesehen habe. Die drei Themenparks „Texas Hollywood (Fort Bravo)“, „Western Leone“ und „Oasys Minihollywood“ hab ich nur von außen gesehen. Sie sind zu Fuß nicht gut erreichbar und eher für Touristen mit fahrbarem Untersatz gedacht.
Meine Empfehlung: Rother-Wanderführer Andalusien Süd
Der Rother-Wanderführer für Andalusien* enthält leider keine Beschreibung von Wanderungen in der Tabernas-Wüste. Dazu ist das Gebiet zu unbekannt. Dennoch lohnt sich die Anschaffung.
Der Autor Bernd Plikat stellt 50 Touren vor, die die ganze Vielfalt Andalusiens zeigen. Darunter sind auch echte Klassiker dabei, z.B. die berühmte Rundwanderung „Vereda de la Estrella“ in der Sierra Nevada, die ich selbst schon gemacht habe.
Wenn du Andalusien zu Fuß entdecken willst, ist dieses Büchlein ein guter Anfang!
Was das Thema Wanderkarten angeht: Es gibt eine Karte im Maßstab 1:50.000, die ich mir auch sehr gerne vor Ort besorgt hätte. Leider hatte keiner der Läden in Almerìa eine Karte vorrätig (dafür unzählige Karten der bekannten Wandergebiete in der Sierra Nevada, den Alpujarras und Co.). Wenn du eine Karte willst, bestellst du sie also am besten vorher.
Ebenfalls empfehlenswert für Andalusien:
Andalusien Reiseführer Michael Müller
Reise Know How Andalusien
Gebrauchsanwweisung für Andalusien
Wanderung durch die Tabernas-Wüste: Unterwegs im Land der Spaghetti-Western
Ich erreiche Tabernas am frühen Vormittag, weil ich vorher noch einen Abstecher zum Decathlon in Almería machen musste, um Gas zu besorgen. Den Bus habe ich verpasst, also gönne ich mir ein Taxi für knapp 40 Euro. In Tabernas gibt es nicht viel zu sehen. Am Dorfplatz steht immerhin eine Tafel, die über einige der hier gedrehten Filme informiert – darunter überraschenderweise auch der Stop-Motion-Trash-Klassiker „Gwangis Rache“. Der Popkultur-Nerd in mir jubelt über den Zufallsfund…
Auf dem Fernwanderweg GR-140 lasse ich die Stadt schnell hinter mit. Ja…die karge Landschaft sieht schon ziemlich genau so aus wie die mexikanische Wüste von Gwangi und zahllosen anderen Spaghetti-Western. Sanft geschwungene, mit Dornensträuchern und vertrockneten Grasbüscheln bewachsene Bodenwellen. Dazwischen ein paar Palmen, in der Ferne die von der Erosion fantastisch zerklüfteten Erdhügel. Ein weites, trockenes Land.
Irgendwann nehme ich anscheinend eine falsche Abzweigung und befinde mich nicht mehr auf dem offiziellen Wanderweg, der aber ohnehin nur sehr spärlich markiert ist. Macht ja nichts, denke ich mir. Viele Wege führen zum Ziel. Aber kaum fünf Minuten tuckert mir ein Spanier in seinem Truck entgegen und gibt mir zu verstehen, dass ich mich auf Privatland befinde. Betreten verboten, was habe ich hier verloren?
Touristen unerwünscht
Ich wende die bewährte Strategie an, die fast immer funktioniert, und stelle mich dumm. Wie, was, Privatbesitz? Ich bin Tourist aus Deutschland und hab nichts gesehen. „Sendero esta aqui, no?“ Zum Glück scheint er keine Lust auf Diskussionen zu haben und meint nur grummelnd, ich soll beim nächsten Mal besser aufpassen. Ja… kann schon sein, dass da vorhin irgendwo ein Schild stand. Für die nächsten Tage nehme ich mir vor, solchen Begegnungen aus dem Weg zu gehen. Denn so wie es aussieht, sind hier sehr viele der Wege nicht öffentlich zugänglich.
Schließlich komme ich am Hintereingang der Westernstadt Mini Oasys Hollywood raus, die aber heute zu hat, weil Wochentag ist. Bis auf ein paar Camper mit Womos ist niemand zu sehen. Hier führt der kleine Rundweg PR-A 269 „Sendero de Desierto“ am südlichen Rand der Wüste entlang, dem ich für einige Zeit folge. Unter anderem komme ich an der Oase aus „Lawrence von Arabien“ vorbei, die man auch wirklich gut erkennt, wenn man den Film gesehen hat.
Danach geht es ein Stück an der Straße entlang. Durch einen kleinen Wartungstunnel gelange ich schließlich auf die nördliche Seite, ein paar Minuten später stehe ich im Niemandsland von Andalusien. Wege gibt es jetzt nicht mehr, vor mir breitet sich ein Gewirr aus Hügeln, Erosionsrinnen und ausgetrockneten Flussbetten aus. Los geht’s!
Um einen besseren Überblick zu bekommen, klettere ich auf den nächstbesten Hügel rauf. Die Hänge sind zum Glück nicht zu steil und man kommt eigentlich ganz gut voran. Die nächsten paar Stunden versuche ich immer so weit wie möglich oben zu bleiben, um zu sehen, was vor mir liegt. Schließlich finde ich eine schöne flache Stelle auf der ich mein Zelt aufschlage und zuschaue, wie die untergehende Sonne die Hügel in ein goldenes Licht taucht.
In der Wüste gibt es Leben…
Am nächsten Morgen gleich der erste Schreck: Irgendwas da hinten am Horizont funkelt in der Sonne. Ja tatsächlich… da steht doch wirklich ein Auto im Nirgendwo rum. Ich sehe zu, dass ich wegkomme. Als ich auf einen weiteren Hügel kraxele erkenne ich, dass es doch nicht ganz im Nirgendwo ist: Wie ein Band windet sich eine Offroadpiste durch die Einöde.
Die erste Hälfte des Tages laufe ich hauptsächlich weglos, mal auf den Kämmen der Hügel, mal dem Verlauf der Ramblas folgend. Irgendwann muss ich notgedrungen doch auf die Piste wechseln, aber ich hab kein gutes Gefühl. Alle paar hundert Meter stehen Betreten-Verboten-Schilder und ich hab keine Lust hier irgendjemandem zu begegnen. Hier, mitten in der Wüste, kann ich ja schlecht sagen, dass ich nur mal kurz spazieren gehe.
Bei der nächstbesten Gelegenheit wechsele ich also auf einen kaum erkennbaren Trampelpfad. Die Spur schlängelt sich durch die bleichgewaschenen, ausgetrockneten Hügel und führt mich zu einem der schönsten Orte, die ich bis jetzt hier gesehen habe: Eine große zur Mitte hin abfallende Senke, wie ein Amphitheater von den Felsen umgeben.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich das schon mal in irgendeinem Film gesehen habe. Ein paar künstlich gegrabene Tunnel mit verrotteten Holztüren verraten, dass hier auf jeden Fall schon mal gedreht wurde. Es ist aber auch eine zu geniale Location.
Landschaften wie im Wilden Westen
Gegen Nachmittag folgt das nächste Highlight. Ich bin immer noch auf dem Trampelpfad unterwegs und gelange zu dem Punkt, der auf Google Maps mit Santa Fuente markiert ist. Eigentlich habe ich nicht erwartet, hier irgendetwas zu finden. Tatsächlich stoße ich auf eine völlig verfallene Geisterstadt an einer alten Bahnlinie. Jetzt fühle ich mich wirklich wie in einem Wildwest-Film!
Das Bahnhofshäuschen scheint aber noch intakt. Jedenfalls sind hier immerhin noch Scheiben in den Fenstern. Eines der Gleise wird offensichtlich auch noch benutzt. Als ich die Stadt hinter mir lasse, rauscht ein Schnellzug vorbei, der hier natürlich nicht anhält. Erstaunlich finde ich aber, dass überhaupt mal jemand an diesem gottverlassenen Ort gelebt hat.
Auf einer Offroad-Piste komme ich an ein paar weiteren verlassenen Ortschaften vorbei. Zunächst passe ich noch auf, dass mich niemand zufällig sieht, aber irgendwann wird klar: Hier lebt niemand mehr. Die einzigen, die mir begegnen, sind eine Herde Steinböcke. Am späten Nachmittag erreiche ich schließlich die Anhöhe vor Gergal und schlage mein nächstes Lager auf.
Die erste Aktion an Tag Drei ist neues Wasser in Gergal besorgen. Zugegebenermaßen fühlt es sich schon nach zwei Tagen in der Wüste etwas komisch an, plötzlich wieder in einer menschlichen Siedlung zu stehen. Aber niemanden hier scheint es zu wundern, dass plötzlich ein Gringo aus dem Nirgendwo auftaucht, kurz im Supermarkt vorbeischneit und dann wieder in der Wüste verschwindet.
Hinter Gergal laufe ich für kurze Zeit auf einem markierten Weg und komme an einer verwitterten Tafel mit Karte vorbei. Sehr löblich, dass sich hier jemand die Mühe gemacht hat ein paar Infos bereitzustellen. Aber natürlich begegne ich außer einer Spaziergängerin mit Hund aus Gergal in den nächsten Stunden mal wieder niemandem.
Auf der Offroad-Piste durch die Wüste
Östlich der A-92 präsentiert sich die Tabernas-Wüste in einem etwas anderen Bild als an den Vortagen. Statt zwischen dramatischen Felsformationen hindurch führt der Weg durch eine sanfte Hügellandschaft. Die meiste Zeit laufe ich auf einer Offroad-Piste. An vielen Abzweigungen versperren Ketten den Weg. Als Fußgänger kann man aber einfach drum herum laufen.
Während ich so vor mich hinlaufe, sehe ich in der Kurve vor mir plötzlich eine dicke Staubwolke. Oh…Mist. Da fährt doch wirklich jemand mit seinem Truck entlang. Um in die Büsche zu hüpfen ist es zu spät. Also tue ich einfach so, als wäre es das normalste der Welt mutterseelenallein durch die Wüste zu spazieren. Und tatsächlich… der Fahrer geht nicht mal vom Gas runter und hebt nur kurz die Hand zum Gruß. Glück gehabt.
Mit neuem Mut laufe ich weiter auf der Piste. Vielleicht ist es ja doch nicht verboten, hier rumzulaufen. Oder vielleicht sollen die Absperrungen einfach nur verhindern, dass Camper mit Wohnmobilen in die Wüste fahren. Am späten Nachmittag traue ich mich sogar an einem einsamen Haus vorbeizulaufen, vor dem zwei Autos geparkt sind. Aber es ist niemand da und kurze Zeit später finde ich meinen letzten Zeltplatz in einer schön geschützten Stelle am Rand eines Canyons.
Der letzte Tag ist sehr kurz und eigentlich nur noch ein kurzer Spaziergang zurück nach Tabernas. Ich überlege zunächst noch, einen Abstecher zu der Westernstadt Fort Bravo zu machen, entscheide mich aber doch dagegen. Das Gelände sieht von oben nicht gerade ansprechend aus und ich müsst dann den Rest des Wegs entlang der Straße laufen. Stattdessen halte ich mich östlich und folge weiter der Piste durch die Hügel.
Zurück in die Zivilisation
Im Rückblick eine Super-Entscheidung! Kurz bevor ich Tabernas erreiche eröffnet sich vor mir einzigartiges Panorama. Weit im Osten fällt die Hochebene in einer steilen Wand ins Tal ab. Zu den Füßen breitet sich ein weitläufiger Kessel aus, in dem sogar einige Felder kultiviert sind. Wow…was für ein Anblick und ein geradezu perfekter Abschluss der Wanderung!
Einen Kilometer später komme ich an dem offiziellen Aussichtspunkt „Llano del Búho“ vorbei. Auch hier nochmal eine traumhafte Aussicht auf das von den Badlands flankierte Tal und richtiges Wildwest-Feeling. Eine kleine Tafel informiert über die Filme, die vor dieser Kulisse schon gedreht wurden. Zuletzt etwa die Bibel-Verfilmung „Exodus: Götter und Könige“ von Ridley Scott und Szenen der Netflix-Serie „The Crown“.
Und damit ist meine Wanderung durch die Tabernas-Wüste zu Ende. Eine Stunde später bin ich wieder am Dorfplatz von Tabernas. Wie es der Zufall will, hält gerade der Bus nach Almería an – ein ziemlich abrupter Übergang zurück in die Zivilisation, aber immerhin spare ich mir so das Taxi. Auf der Fahrt zurück genieße ich noch einen letzten Blick auf die wilde Landschaft – ja, dieses kleine Wüstenabenteuer war doch gar keine so schlechte Idee!
Ist es erlaubt, in der Tabernas-Wüste zu wandern?
Wie bereits erwähnt, sind etliche Teile der Wüste als Privatland ausgezeichnet und mit Betreten-Verboten-Schildern markiert. Ob es jetzt wirklich ausdrücklich verboten oder strafbar ist, in der Wüste rumzulaufen, war mir bis zuletzt schleierhaft. In Tabernas und Gergal gibt es schon ein paar Wege, denen man auch in die Wüste herein folgen kann. Ich hab Begegnungen aber so gut es ging vermieden, weil ich keine Lust auf blöde Fragen hatte. Im Prinzip war das auch kein Problem.
Meine Vermutung: Die Absperrungen dienen vor allem dazu, Camper mit Wohnmobil abzuhalten in die Tabernas-Wüste reinzufahren. An den Rändern der Wüste habe ich etliche inoffizielle Stellplätze gesehen und es gibt auf YouTube auch zahlreiche Clips von Leuten, die in der Wüste freistehen. Ich schätze, es geht eher darum so etwas zu verhindern. Beschwören kann ich es aber nicht.
Ist Wildcampen und Zelten in der Tabernas-Wüste erlaubt?
Wildcampen und Zelten ist in der Tabernas-Wüste ausdrücklich verboten. Das wird auch entsprechend auf den wenigen Übersichtstafeln am Rand der Wüste kommuniziert. Falls du erwischt werden solltest, schätze ich nicht, dass sich hier irgendjemand mit Feinheiten wie „Biwakieren vs. Camping“ aufhält. Ich kann mir gut vorstellen, dass es eine Menge Ärger gibt, also war ich entsprechend vorsichtig.
Praktisch gesehen gibt es ausreichend abgelegene Plätze, an denen man für eine Nacht ein Biwak mit Zelt aufschlagen kann. Da so gut wie kein Regen fällt, ist auch Cowboy-Camping eine gute Option. Es ist aber nicht so, dass die Wüste komplett menschenleer ist. Es fahren schon ab und zu Leute auf den Offroad-Pisten herum. Man sollte also wirklich vorsichtig sein, wenn man hier zeltet. Mit Camper, Wohnmobil oder Auto würde ich nicht mal dran denken, hier zu übernachten.
Beachte außerdem:
- Auf gar keinen Fall offenes Feuer machen und auch mit dem Kocher sehr vorsichtig sein.
- Bei drohendem Regen sofort die Ramblas verlassen, da dann die akute Gefahr von Überflutungen (Flash Floods) herrscht.
- Nachts wird es empfindlich kalt, vor allem in den höheren Lagen im Norden. Ich hab nicht gemessen, aber es müssen so um die 1-2° Grad gewesen sein.
- Falls irgendetwas passieren sollte, ist die Chance, dass jemand zufällig vorbeikommt gering.
Wasserversorgung
In der Tabernas-Wüste soll es dieser interessanten Abhandlung zufolge einige Quellen geben. Ich hab natürlich keine gefunden und vermute mal, dass es ohne profunde Ortskenntnisse ein Ding der Unmöglichkeit sein dürfte. Daraus folgt: Bei Wanderungen in der Wüste musst du alles Wasser selbst mitschleppen, da du unterwegs nur an den Ortschaften nachfüllen kannst.
Ich bin in Tabernas mit 6,5 Liter Wasser gestartet, was zumindest für mich so ziemlich das Maximum ist, mit dem ich noch halbwegs bequem laufen kann. Effektiv gebraucht habe ich für die zwei Tage bis Gergal 5 Liter. Dabei war ich sparsam, aber ich konnte abends noch kochen und hatte tagsüber auch ausreichend zu trinken. Die Temperaturen waren im Januar aber auch noch nicht zu heiß.
Ausrüstung
Ich hab so wenig wie möglich mitgenommen, weil ich wusste, dass ich viel Wasser tragen musste. Keine Wechselkleidung, nur eine lange Unterhose und ein Merino-Long-Sleeve für nachts. Außerdem eine Daunenjacke und eine Mütze, die auch wirklich sinnvoll waren, da es nachts stark auskühlt. Überflüssig war die Regenjacke, aber die hab ich halt immer dabei.
Konkret hatte ich dabei:
Camping
Zelt: | Sixmoon Design Lunar Solo* | 800 Gramm, für 1 Person viel Platz |
Quilt: | Katabatic Gear Quilt Palisade* | Komfort bis -1° Grad |
Kocher: | Kocher Soto Windmaster* | Nicht der leichteste, aber verlässlich |
Geschirr: | Titan-Topf Snow Peak Trek 700*, faltbare Tasse von Sea to Summit*, Toaks Titan Löffel* | |
Wasserbehälter: | Platypus Platy Bottle 2 Liter*, + 3 x 1,5 Liter Wasserflaschen |
Tagsüber getragen
Rucksack: | Hyberg Attila X* | Superpack, zum Test |
Hose: | Bergans Moa Pants* | Leicht und ideal für warme Temperaturen geeignet |
Baselayer: | Merino-T-Shirt von Icebreaker* | Nicht sehr robust, aber angenehmes Tragegefühl |
Fleece: | Fleecejacke MH120 von Decathlon* | Reicht für moderat kühle Temperaturen aus |
Sonnenschutz: | Buff Merino Midweight* | Klassiker |
Schuhe: | Garmont Dragon Tail Approachschuhe* | Schwerer als Trailrunner, aber robust, keine Goretex-Membran |
Socken: | Smartwool Phd Outdoor Light Crew* | Kann man locker 5 Tage am Stück tragen |
Wechselkleidung für Nachts
Lange Unterhose: | MT100 Fleece Tights von Decathlon | Preiswert, reicht für Frühling/Herbst aus |
Longsleeve: | Icebreaker 200* | Seit langer Zeit immer dabei |
Daunenjacke: | Montbell Plasma 1000 Alpine Down Parka* | ultraleicht, ultrawarm, nicht sehr robust |
Mütze: | Ortovox 120 Tec Beanie* | Zur Not hätte auch das Buff gereicht |
Sonstiges
Trekking-Stock: | Black Diamond Trail* | nur 1 Stock zum Aufbauen des Zelts |
Stirnlampe: | Petzl Actic Core* | gibt leichtere, kann man zur Not aber auch mit Batterien betreiben |
GPS-Gerät: | Garmin eTrex 32x* | Zum Aufzeichnen der Route |
Smartphone: | iPhone SE 2020* + Ladekabel | |
Powerbank: | Anker PowerCore 10000mAh* | 4-5 Aufladungen für das Smartphone |
eBook-Reader: | Tolino Shine 3* | ganz nett für Wartezeit am Flughafen etc. |
Kulturbeutel: | Sea to Summit Light Zip Top Pouch* | Reicht aus, wenn man sich beschränkt |
Handtuch: | Packtowl Ultralite* | Geniales Reisehandtuch |
Waschzeug + Apotheke | Waschlappen, Pflaster, Zahnbürste, Zahnpasta |
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Anreise zur Tabernas-Wüste
Von Deutschland fliegst du am einfachsten nach Málaga, was ungefähr 3,5 Stunden dauert. Vom Busbahnhof in Malaga dann nach Almería mit dem Alsa-Bus (Fahrplan). Die Fahrt dauert nochmal 3 Stunden und kostet 20 Euro. Von Almerìa fahren ebenfalls Alsa-Busse nach Tabernas, allerdings nur ein paar mal am Tag. Ich hab auf dem Hinweg ein Taxi genommen, was knapp 40 Euro gekostet hat.
Noch zwei Empfehlungen für Unterkünfte, da du vermutlich mindestens einen Abend in Màlaga und Almerìa verbringen musst.
- Málaga: Hotel Las Américas* – direkt gegenüber des Busbahnhofs, sehr schöne Dachterrasse mit Kühlschrank und Wasserkocher
- Almeria: Hotel Embajador* – 5 Minuten vom Busbahnhof, Frühstück ist inklusive
Beste Reisezeit zum Wandern in der Tabernas-Wüste
Ich wage zu behaupten, dass der Janur die fast schon ideale Jahreszeit für Wanderungen in der Tabernas-Wüste ist. Tagsüber ist es mit knapp über 20° Grad nicht zu heiß, daher braucht man auch nicht so viel Wasser. Nachts wird es ziemlich kalt, aber es war gerade noch erträglich. Ich schätze, ab März wird es in der Wüste ziemlich ungemütlich. Im Sommer ist es mit Durchschnittstemperaturen weit über 30° Grad viel zu heiß.
Und sonst?
- Falls du Gas für den Kocher brauchst wirst du am ehensten im Decathlon in Almería fündig. In der Stadt hab ich sonst keinen Laden gefunden, der Kartuschen verkauft.
- In der Tabernas-Wüste gibt es wohl Schlangen und Skorpione, ich hab aber keine gesehen. Vielleicht war denen im Januar noch zu kalt?
- Der Handyempfang in der Wüste ist bis auf ein paar tiefe Schluchten ziemlich gut.
- Viele Infos zu den Filmen, die in der Tabernas-Wüste gedreht wurden, findest du auf diesem spanischen Blog.
- Für Tagestouren in die Wüste kontaktierst du am besten den örtlichen Anbieter Malcaminos.
- Wenn du noch ein bisschen Zeit hast, lohnt sich ein Besuch von Málaga. Almería fand ich im Vergleich dazu ziemlich hässlich. Vor allem das endlose Plastikmeer der Gewächshäuser an der Küste ist grausam.
Mein Fazit
Ein wirklich spannender Ort: Geisterstädte, Landschaften wie im wilden Westen, die Schauplätze berühmter Film-Klassiker. Die Tabernas-Wüste hätte ein Riesenpotential als Wanderlocation. Fast schon etwas überraschend, dass die Gegend bislang nicht härter touristisch vermarktet wird – aber ich bin der Letzte, der sich darüber beschwert…
Die Tabernas ist zwar nur eine kleine Wüste. Mir hat es trotzdem einen Riesenspaß gemacht, diesen vergessenen Winkel von Andalusien zu erkunden. Etwas schade ist, dass viele Bereiche als Privatland mit Betretungsverboten belegt sind. So bleibt diese einzigartige Wüstenlandschaft in Europa wohl auch in Zukunft ein Ort, den nur wenige Leute sehen werden.
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Hast du noch Fragen oder Anmerkungen zur Tabernas-Wüste? Dann nichts wie ab in die Kommentare – ich freue mich, von dir zu hören!
Ui, das klingt ja mal spannend. Ich würde es mich nicht trauen, allein da rumzulaufen. Die Landschaft sieht aber wirklich toll aus dort. Gut, dass Du niemandem wirklich Unangehmen begegnet bist …
Ja war ich auch am Ende auch froh drüber. Wobei die Wüste ja schon der perfekte Ort für ein Mexican Standoff wäre:)
Wow…was für eine wahnsinnig tolle Landschaft du dort entdeckt hast! Die Tabernas-Wüste sagte mir bis jetzt gar nichts. Kommt definitiv auf meine Spanien Bucketliste. Danke für den schönen Beitrag und super Reisetipp!
Liebe Grüße, Julia
Hi Julia, dann wünsch ich viel Spaß beim nächsten Andalusien-Trip:)
Hola Selim, danke für den spannenden Beitrag und den Tipp – hatte bis dato noch nichts von dieser Wüste gehört. Die Felslandschaften sehen ja auch wahnsinnig beeindruckend aus! Ich bin total erstaunt, was Andalusien alles zu bieten hat. Ich war gestern beim Caminito del Rey (in der Nähe von Malaga) – sehr empfehlenswert, aber auch sehr viel touristischer.
LG Julita
Hola Julita,
ja komisch…irgendwie scheint niemand diese Wüste zu kennen:p Aber ist ja auch schön, dass es noch solche Locations gibt. Und ja, ich glaub Andalusien hat noch sehr viel zu bieten. Den Caminito del Rey wollt ich mir auch schon mal anschauen, mich hat das Ticketsystem mit Anmeldung etc. bis jetzt aber immer etwas abgeschreckt. Ist aber bestimmt auch cool.
Lieber Selim,
das ist ja wirklich ein spannendes Abenteuer, das du da erlebt hast. Ich würde mich das als Frau alleine (mit 2 Hunden) nicht trauen!
Fast hätten wir uns dort über den Weg laufen können. Ich war nämlich Ende Dezember in der Wüste unterwegs. Allerdings nur eine Rundwanderung mit 5 Kilometern bis zur Oase und über die skurrilen Holztreppen wieder zurück. Gefallen hat es mir auch sehr gut. Es ist schon ein sehr schönes und besonderes Fleckchen Erde!
Liebe Grüße,
Sina
Hi Sina,
ja da stimm ich dir absolut zu. Ein wirlich genialer Ort! Und die kleine Rundwanderung gibt schon einen ziemlich guten Eindruck davon.
Viele Grüße
Selim
Hi Selim, ach komm, hör auf, ein Reiseblogger der schreiben und fotografieren kann und der was zu sagen hat UND noch ein spannenenderes Reiseziel als den Bodensee besucht, sowas gibts noch.? Kaum zu glauben , aber ja, gerade hier gelesen. Gelungener Beitrag, auch die Story aus Vanuatu ist wirklich super.
Hi Dirk und danke für deine netten Worte:) Ja, was soll ich sagen… der Bodensee reizt mich jetzt halt nicht unbedingt so sehr. Und da gibt`s auch bestimmt schon genug Berichte. Da muss ich jetzt nicht auch noch meinen Senf dazugeben:p Deinen Blog finde ich übrigens übertrieben gut! Ich hab da letztes Jahr ausführlich drin gestöbert, weil ich eigentlich nach Polynesien wollte. Wirklich genial – nicht das übliche Blabla, sondern handfeste Infos und eine ehrliche Beschreibung, wie es da wirklich aussieht. Und dazu noch eine echt gesunde Einstellung zum Reisen im Allgemeinen. Mach unbedingt weiter so!