In diesem Artikel:
- Karte und GPS-Datei
- Beschreibung der Wanderung durch den Naturpark „Dehesa del Generalife“
- Anfahrt
- Praktische Tipps zur Wanderung
- Mein Fazit
Was ist das Erste, woran du denkst, wenn du das Wort „Granada“ hörst? Lass mich raten… vermutlich die Alhambra, die zu den berühmtesten Sehenswürdigkeiten in ganz Spanien zählt. Granada ist aber auch ein Superziel für Outdoor-Fans und Wanderfreunde. Nur ein paar Dutzend Kilometer hinter der Stadtgrenze beginnt das Gebirgsmassiv der Sierra Nevada, das mit dem Mulhacén (3.482 m) immerhin den höchsten Gipfel Europas außerhalb der Alpen aufweist
(Tipp: Schau dir hier meinen Artikel zur berühmten Vereda de la Estrella an.)
Man muss aber gar nicht mal bis in die Sierra Nevada fahren, um in Granada zu wandern. Auch im direkten Umkreis der Stadt gibt es einige wunderschöne Naturparks, die einen tollen Einblick in die herben, mediterranen Naturlandschaften Andalusiens bieten. Nicht ganz so bekannt, aber wirklich empfehlenswert ist die „Dehesa del Generalife“ – eine Art Miniatur-Gebirgsmassiv, das sich zwischen mehreren tiefen Schluchten erhebt und sich hervorragend für eine stadtnahe Wanderung anbietet.
Ich habe dieses Gebiet eher zufällig entdeckt, als ich nach Zielen im direkten Umkreis von Granada suchte und mir auf der Karte diese große grüne Fläche neben der Alhambra auffiel. Zuerst dachte ich noch, es sei einfach nur ein großer Stadtpark. Aber weit gefehlt: Es ist schon ein richtiges Naturschutzgebiet mit Schluchten, Flüssen und Wäldern. Ziemlich weitläufig und sehr sehr einsam. Auch wenn es Luftlinie nur drei Kilometer bis zum Stadtzentrum sind, fühlt man sich hier doch wie mitten im Gebirge.
Alles in allem also eine wirklich spannende Wanderung, die ich wärmstens empfehlen kann, wenn du mal ein paar Tage in Granada bist!
Auf einen Blick:
- Stadtnahe, aber landschaftlich sehr reizvolle und ruhige Wanderung durch den Naturpark „Dehesa del Generalife“ in Granada
- Schwierigkeit: leicht
- Länge: 13,1 km
- Höhenmeter: + 381, – 381 hm
- Start und Zielpunkt liegen in der Nähe der Alhambra, gut mit Bus erreichbar
- Wanderung ist auch im Winter möglich
- Halbtagestour, lässt sich bei frühem Start gut mit einem Besuch der Alhambra verbinden
Wanderführer für Granada und Umgebung
Meine Empfehlung: Rother-Wanderführer Andalusien Süd
Der Rother-Wanderführer für Andalusien* enthält einige interessante Touren in der Umgebung von Granada, vor allem auch in der Sierra Nevada und ist ein guter Startpunkt, um die Region zu entdecken.
Der Autor Bernd Plikat stellt 50 Touren vor, die die ganze Vielfalt Andalusiens zeigen. Darunter sind auch echte Klassiker dabei, z.B. die berühmte Wanderung „Vereda de la Estrella“ in der Sierra Nevada, die ich selbst schon gemacht habe.
Wenn du Andalusien zu Fuß entdecken willst, ist dieses Büchlein ein guter Anfang!
Als Wanderkarte für die Region rund um Granada empfehle ich die topographische Wanderkarte Sierra Nevada – La Alpujarra 1:40 000* des spanischen Anbieters Edition Alpina. Die hier beschriebene Tour ist leider nicht abgedeckt, da das Gebiet gerade außerhalb des Nationalparks Sierra Nevada liegt. Ansonsten ist die Karte aber wirklich empfehlenswert und sie enthält auch alle bekannteren Orte.
Karte und GPS-Datei
Beschreibung der Wanderung durch den Naturpark „Dehesa del Generalife“ in Granada
Los geht’s quasi direkt an der Alhambra. Am Haupteingang befindet sich eine Bushaltestelle für die Linien C30 und C32, du kannst vom Stadtzentrum bequem mit dem Bus hochfahren. Anschließend folgst du der Straße nach Südosten und kommst an drei großen Parkplätzen vorbei. Hinter dem letzten biegt du nach links ab. Kurze Zeit später gelangst du zu einem Schild „Vereda del Barranco del Abocado“. Hier beginnt der Weg durch den Naturpark.
Die ersten paar Kilometer geht es auf einer naturbelassenen Schotterpiste durch Olivenhaine, während du dem natürlichen Verlauf der Schlucht folgst. Die Steigungen sind recht sanft, das Gelände größtenteils offen. Deshalb gibt es direkt auch sehr schöne Ausblicke auf Granada, die umliegenden Hügel und die Gipfel des Sierra-Nevada-Massivs in der Ferne.
Etwa bei der 1.000-Meter-Marke biegt ein Weg links zu dem Rastplatz „Llanos de la Perdiz“ ab. Hier stehen Bänke und Tische im Schatten der Bäume. Im Frühjahr und Herbst sicherlich ein schöner und beliebter Ort für eine Pause. Als ich Mitte Dezember da war, war das Gelände komplett verwaist und keine Menschenseele unterwegs. Schön grün ist es hier aber auch im Winter!
Danach führt ein Trimm-dich-Pfad (Circuito deportivo) weiter nach Osten. Bei dem Schild „Fin de Sendero“ geht es etwas rustikaler über einen Trampelpfad weiter. Kurze Zeit später ist der Aussichtspunkt „Cerro del Sol“ erreicht. Von hier aus hast du einen genialen Blick auf den gleichnamigen Berg. Weit dahinter ragen am Horizont die schneedeckten Gipfel des Sierra-Nevada-Massivs in den Himmel.
An dem Aussichtspunkt zweigt ein ziemlich abschüssiger Weg nach Osten ab, der auch gerne als Mountainbike-Piste genutzt wird. Hier sind mir dann auch tatsächlich zwei Mountainbiker begegnet, die sich von den gelegentlichen Regenschauern nicht abschrecken ließen. Beim Abstieg erkennst du links weit unten einen großen Gebäudekomplex am Ufer des Rio Darro: Die „Hacienda de Jesus de Valle“ – das nächste Ziel.
Kurz bevor es ins Tal runtergeht, gibt es nochmal einen schönen Aussichtspunkt mit Steinbänken und Tischen. Der Blick reicht über sanft geschwungene, mit Olivenbäumen bestandene Hügel. Eine wunderbar ursprüngliche, einsame Kulturlandschaft und man würde nie auf die Idee kommen, dass das belebte Stadtzentrum von Granada nur knapp eine Stunde von hier entfernt liegt.
Nächster Stopp ist die „Hacienda de Jesus de Valle“, ein altes Jesuitenkloster aus dem 17. Jahrhundert, das heute als Lost Place vor sich hin verrottet. Die Lage in dem Tal am Ufer des Flüsschens Río Darro ist einmalig schön. Das Gebäude selbst ist noch in weiten Teilen erhalten, aber in einem ziemlich ruinösen Zustand. Ich konnte mir es trotzdem nicht verkneifen, über die Mauer zu klettern und mich ein bisschem umzusehen.
Vor einigen Jahrzehnten gab es wohl Pläne, das Gelände zu einem Hotel umzubauen. Die Lage würde es auch definitiv hergeben. Nachdem Umweltschützer und Lokalpatrioten gegen den Ausverkauf Sturm liefen, wurde aber nichts draus. Inzwischen hat der Komplex den Status eines „geschützten Kulturguts“. Ansonsten wurde leider nicht viel gemacht und das Gebäude verfällt immer weiter. Vorsicht beim Rumstöbern in den Ruinen, im Inneren sieht es ziemlich wüst aus.
Beim Kloster führt ein gut markierter Weg nach Norden, der Teil des „Camino Mozarabe de Santiago“ ist. Das ist eine der historischen Pilgerrouten nach Santiago de Compostela, die durch Andalusien bis in die Extremadura und von dort weiter auf der Vía de la Plata bis zum Ziel führt. Der Weg ist recht gut mit gelben Pfeilen markiert. Der alternative Pfad direkt am Flussufer entlang war nach starken Regenfällen überschwemmt und nicht zugänglich.
Während ich auf dem schön angelegten Pilgerweg entlang spaziere, höre ich auf einmal ein lautes Motorengeräusch, das mich nach der Stille der vergangenen Stunden zusammenfahren lässt. Als ich mich umdrehe, sehe ich eine Gruppe Motorradfahrer, die mit Vollgas angebrettert kommt. Wer fährt denn bitteschön auf einem Pilgerweg Motorrad?
Die Truppe hält nicht mal an, als sie mich sieht. Es wird aber schnell klar, was die Jungs vorhaben. Mit voller Geschwindigkeit halten sie auf die steilen Erdhänge zu, die sich über dem Tal auftürmen. Einer packt es sogar tatsächlich einen Hang hochzufahren, der von unten fast senkrecht aussieht. Kurz vor dem Ende gibt der Maschine aber doch auf und er rutscht das letzte Stück wieder runter. Der Rest der Mannschaft debattiert aufgeregt herum. Ich schüttel nur den Kopf und sehe zu, dass ich weiterkomme.
Der Weg folgt für etwa 2.5 Km dem Verlauf des Río Darro. Danach wird der Fluss überquert und es geht recht steil für knapp 150 Höhenmeter auf der anderen Seite des Tals wieder hoch. Hier beginnt dann der letzte Teil der Wanderung – ein toll angelegter Höhenweg weit über dem Tal, der noch einmal fantastische Aussichten auf die Barrancos und Arroyos bietet, die sich von Norden ihren Weg in das Flusstal bahnen.
Leider fängt es wieder mal an zu regnen, während ich hier wandere. Trotzdem ist dieser Abschnitt das Highlight der Tour. Der wunderbare Naturweg ist teilweise recht schmal und folgt dem natürlichen Verlauf der Höhenzüge östlich von Granada. Praktisch hinter jeder Kurve eröffnet sich eine neue fantastische Aussicht. Sogar ein paar Infotafeln wurden aufgestellt, die über die örtliche Flora und Fauna Auskunft geben.
Pünktlich zum Sonnenuntergang biege ich um die letzte Kurve und bekomme als Abschluss einen Traumblick auf den Stadtteil Sacromonte präsentiert. Wenn du an der gemauerten Wasserleitung ankommst, ist es nicht mehr weit. Hier biegst du rechts ab und gelangst kurze Zeit später zu dem Aussichtspunkt „Silla de Moro“. Von hier aus führt dann eine Piste runter zu den Parkplätzen, an denen die Wanderung startete.
Anfahrt
Wie erwähnt ist der Startpunkt der Wanderung sehr leicht mit dem Bus erreichbar. Vom Stadtzentrum von Granada nimmst du einfach die Linien C30 oder C32, die ungefähr im 10-Minuten-Takt verkehren und vor der Alhmabra anhalten (Bushaltestelle auf Google Maps). Die Fahrt dauert ca. 15 Minuten, Tickets kannst du im Bus kaufen. Von der Haltestelle aus sind es dann noch ein paar Minuten zu Fuß.
Praktische Tipps zu der Wanderung
- Nimm am besten ausreichend Proviant und zu Trinken mit (ca. 1-2 Liter). Unterwegs gibt es keine Einkehrmöglichkeiten.
- Die Wanderung ist nicht durchgängig markiert. Lade dir also vorher den GPS-Track auf das Handy oder ein GPS-Gerät.
- Auf dem Trail hast du an vielen Stellen keinen Handy-Empfang. Lade dir vorher auf jeden Fall eine Offline-Karte herunter.
- Alternativ deckt die topografische Karte Granada Norte 1:50.000 das Gebiet der Wanderung ab.
- Für die Wanderung brauchst du ca. 4-5 Stunden. Wenn du früh genug startest, kannst du sie durchaus an einen Besuch der Alhambra dranhängen.
- Da die Tour nicht in besonders große Höhen führt, kannst du sie auch bequem in den Wintermonaten machen. Ich hab die Wanderung z.B. kurz vor Weihnachten gemacht.
- Eine weitere gut erreichbare Wanderung in Granada ist der Sendero de Tranvía de Sierra Nevada.
Mein Fazit
Wer hätte gedacht, dass man in der unmittelbaren Umgebung von Granada eine landschaftlich so schöne und gleichzeitig so ruhige Wanderung unternehmen kann? Ich jedenfalls nicht… und ich vermute 99% aller Besucher der Alhambra würden sich auch wundern, wenn sie wüssten, dass sich nur ein paar Kilometer weiter so tolle, einsame Landschaften verbergen.
Ich hab hier auf dem Blog ja schon öfter geschrieben, dass es sich gerade an touristischen Hotspots lohnt, ein bisschen von den ausgetretenen Pfaden abzuweichen und auf eigene Faust loszuziehen. Diese kleine Wanderung war mal wieder ein schöner Beweis dafür, was man dabei entdecken kann. Falls du mal in Granada bist und einen halben Tag Zeit, würde ich mir diese Runde auf jeden Fall vormerken!
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Hast du noch Fragen oder Anmerkungen zu der Tour? Kennst du andere spannende Wanderungen in der Umgebung von Granada? Dann nichts wie ab in die Kommentare – ich freue mich, von dir zu hören!
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