Tranvía de Sierra Nevada: Auf den Spuren der historischen Bergbahn von Granada

Eine spannende kleine Wanderung in den Ausläufern der Sierra Nevada. Der „Sendero de Tranvia de Sierra Nevada“ folgt den Spuren der alten Eisenbahn, die einstmals Granada mit der Sierra Nevada verband. Die Route ist einer der „Grünen Wege“ Andalusiens und ein entspannter kleiner Spaziergang, der schöne Landschaften mit interessanten historischen Einblicken verbindet.

In diesem Artikel:

Viele Besucher von Granada wissen vermutlich nicht, dass es früher einmal eine Eisenbahn gab, die die Stadt mit dem nahegelegenen Hochgebirge der Sierra Nevada verband. Ich bin da auch eher zufällig gekommen, als ich bei meinem letzten Besuch recherchierte, wie man am schnellsten nach Güejar Sierra kommt. Das kleine Örtchen liegt etwa 15 Kilometer östlich von Granada und ist ein beliebter Ausgangspunkt für Wanderungen in der Sierra Nevada.

Auf jeden Fall war ich anscheinend nicht der erste, der sich diese Frage stellte. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts machte man sich Gedanken, wie man schnell von Granada ins Gebirge gelangt. Das Ergebnis war die „Tranvia de Sierra Nevada“ – eine Schmalspurbahn, die Touristen aus der Innenstadt von Granada bis in die Ausläufer des Hochgebirges beförderte.

Inzwischen ist die Bahn seit Jahrzehnten nicht mehr in Betrieb, aber die alte Trasse gibt es immer noch. Ein besonders schöner Abschnitt der Strecke wurde sogar als „Vía Verde“ (Grüner Weg) ausgezeichnet. Dieses Gütesiegel bezeichnet in Spanien stillgelegte Bahnstrecken, die für Wanderer und Radfahrer hergerichtet wurden. Und genau dieses Stück hab ich mir mal angeschaut!

Fluss Río Genil bei der Wanderung auf der Tranvía de Sierra Nevada.

Auf einen Blick:

  • Wanderung in der Schlucht des Río Genil auf dem alten Weg der historischen Tranvía de Sierra Nevada
  • Streckenwanderung: Rückweg erfolgt auf dem Hinweg
  • Länge: ca. 13 km (hin- und zurück)
  • Dauer: ca. 3-4 Stunden
  • Schwierigkeit: leicht
  • Wanderung ganzjährig möglich
  • Diverse Einkehrmöglichkeiten am Weg
  • Aus Granada gut mit Bus erreichbar

Wanderführer und Karten für Andalusien

Meine Empfehlung: Rother-Wanderführer Andalusien Süd

Der Rother-Wanderführer für Andalusien* enthält ingesamt 50 Touren in Andalusien, allein 15 in der Sierra Nevada, und bietet einen guten Überblick über die gesamte Region. Die hier beschriebene Wanderung ist aber nicht mit dabei.

Andalusien ist als Destination für Wanderer äußerst vielseitig, da es neben hohen Bergen auch schöne Küsten und ein wunderbares Hinterland zu bieten hat. Gleichzeitig ist vieles davon in Deutschland immer noch ziemlich unbekannt.

Wenn du Andalusien zu Fuß entdecken willst, ist dieses Büchlein auf jeden Fall ein guter Anfang!

Als Wanderkarte für die Region Sierra Nevada empfehle ich die exzellente topographische Wanderkarte Sierra Nevada – La Alpujarra 1:40 000* des spanischen Anbieters Edition Alpina. Die Karte enthält neben dieser Tour auch die bekannte Vereda de la Estrella, die Gipfelrouten auf Mulhacén und Co. sowie die beliebte Alpujarra-Region im Süden des Massivs und fast den kompletten Fernwanderweg GR-240.

Die Geschichte der Tranvía de Sierra Nevada

Die Idee, eine Eisenbahn in die Sierra Nevada zu bauen, gab es bereits Ende des 19. Jahrhunderts. Also in der gleichen Zeit, in der auch die Alpen in Nordeuropa als Urlaubsziel immer beliebter wurden und Straßen und Bergbahnen in den Bergen entstanden. Nach mehreren gescheiterten Projekten initiierte Julio Quesada-Cañaveral, Duque de San Pedro 1921 die Arbeiten an der Sierra-Nevada Bahn. Die Jungfernfahrt fand am 21. Februar 1925 statt.

Ursprünglich war die Bahn direkt an das Straßenbahnnetz von Granada angeschlossen. Die Wagons sehen auch eher wie eine Straßenbahn aus, ungefähr so ähnlich wie die Kirnitzschtalbahn in der Sächsischen Schweiz. Von Granada ging es zunächst bis Güejar Sierra, anschließend bis zu der Station Maitena, wo heute ein Restaurant steht. Von da aus stiegen die Gäste in Pferdekutschen und fuhren weiter bis zu dem Luxushotel del Duque. Das Gebäude steht immer noch, ist aber nicht mehr in Betrieb.

Einen schönen Eindruck von der alten Bahn bietet dieses Video mit Original-Aufnahmen:

Nach dem Krieg wurde die Bahnstrecke noch ein Stück weiter in die Schlucht des Río Genil verlegt. Zunächst bis El Charcon, wo heute noch eine Station steht, an der man auch bei der Wanderung vorbeikommt. Später dann bis zum Barranco San Juan, wo der Wanderweg endet. Weitere Pläne, die Bahn mit den Estrella-Minen tief im Gebirge zu verbinden und eine Seilbahn zu den hohen Gipfeln der Sierra Nevada zu bauen, wurden nie verwirklicht.

So romantisch das alles klingt – wirklich erfolgreich war die Sierra-Nevada-Bahn nie. Das Ende kam dann mit dem Bau des großen Stausees „Embalse de Canales“ bei Güejar Sierra in den 1970er-Jahren (übrigens ein sehr schöner Ort, an dem man auf der Hinfahrt vorbeikommt). Durch den Bau wurden große Teile der Strecke überflutet, die letzte Fahrt fand im Februar 1974 statt. Seitdem gab es immer mal wieder Versuche, die Bahnstrecke zu reaktivieren

Karte und GPS-Track

GPX-Download

Beschreibung der Wanderung „Sendero de Tranvía de Sierra Nevada“

Die Wanderung startet in dem Örtchen Güejar Sierra, das du von Granada aus bequem mit dem Bus erreichst (Tipps zur Anfahrt siehe unten). Vom Dorfzentrum hältst du dich südöstlich. An der Station der Guardia Civil biegst du dann rechts auf den Camino del Castañar, dem du bis zu dem Restaurant La Fabriquilla folgst. Hier beginnt der offizielle Weg, „Ruta BTT 10“, der auch durchgängig ausgeschildert und weiß-grün markiert ist.

Wanderweg Sendero Tranvía de Sierra Nevada.
Der Wanderweg folgt durchgängig dem Verlauf des Flusses Río Genil.

Zur Route muss man eigentlich gar nicht so viel sagen, da der Weg immer dem Verlauf des Río Genil folgt und man nicht viel falsch machen kann. Bis zum Restaurant Maitena bleibt der Weg ein Naturpfad, danach geht es kurze Zeit auf die Straße, die auch von Autos genutzt wird. Es ist aber eher eine Schotterpiste, also keine Sorge. Unterwegs kommst du an einigen Infotafeln (nur spanisch) vorbei, außerdem an einigen der alten Gleise.


Kurz hinter der alten Bahnstation El Charcón geht es nach ein paar Tunneln wieder auf die andere Seite des Flusses. Dieser Abschnitt auf einem Naturweg ist noch einmal sehr schön und es werden auch ein paar kleinere Hängebrücken überquert. Schließlich kommst du zu dem Restaurant am Barranco San Juan. Hier endet die Tour und es beginnt die berühmte Vereda de la Estrella, eine der Top-Touren Andalusiens. Der Rückweg erfolgt auf der gleichen Strecke.

Hängebrücke Wandern Granada Andalusien Tranvía de Sierra Nevada..
Hängebrücke auf der Wanderung. Okay… nicht ganz so spektakulär wie in Nepal, aber trotzdem eine willkommene Abwechslung.

Anfahrt

Güejar Sierra ist von Granada aus gut mit der Buslinie 0390 erreichbar (Fahrplan). Der Bus fährt ungefähr einmal die Stunde, die Fahrt selbst dauert auch eine knappe Stunde. Im Barranco San Juan gibt es keine Bus-Anbindung. Am Ende der Wanderung läufst du also den gleichen Weg bis Güejar Sierra wieder zurück.

Theoretisch kannst du vom Barranco San Juan auch noch auf der Vereda de la Estrella weiterlaufen (Schau dir hier meinen Bericht an: Der schönste Weg in die Sierra Nevada). Beachte aber, dass diese Route mitten ins Gebirge führt und etwa 10 Kilometer lang ist (in eine Richtung). Die gesamte Strecke ist für einen Tag etwas zu viel. Du könntest aber zumindest noch ein Stücken dieser wirklich schönen Wanderung mitnehmen.  

Andalusien Sierra Nevada Berge Wanderung.
Wenn du gut zu Fuß bist, kannst du die Wanderung bis zu diesem spektakulären Aussichtspunkt auf der Vereda de la Estrella verlängern.

Wie schwer ist die Wanderung auf der Tranvía de Sierra Nevada?

Der Wanderweg auf Tranvía de Sierra Nevada ist sehr einfach und im Prinzip eher ein Spaziergang. Die Strecke ist durchgängig markiert, der Weg ist jederzeit breit und gut zu laufen. Da man fast immer in Sichtweite der Straße läuft und es unterwegs etliche kleine Restaurants gibt, kann nicht viel schiefgehen. Die Wanderung ist zudem recht kurz und überwindet keine nennenswerten Höhenunterschiede.

Wanderweg Sendero Tranvía de Sierra Nevada.

Sonstige Tipps zu der Wanderung

  • Es gibt unterwegs etliche Einkehrmöglichkeiten am Weg, die auch im Winter geöffnet haben. Du musst also keine Ummengen an Proviant mitnehmen.
  • In der Schlucht hast du keinen Handyempfang. Lade dir also vorher am besten eine Offline-Karte auf das Smartphone.
  • Diese Wanderung ist ganzjährig möglich und es auch im Winter schön grün. Durch die Nähe zum Fluss kannst du hier auch im Sommer wandern, wenn es im Rest Andalusiens viel zu heiß ist.
  • Hier findest du Infos zu den übrigen Vía Verdes in Andalusien.
  • Eine weitere schöne Tour in Granada ist die Wanderung durch den Naturpark „Dehesa del Generalife“.

Mein Fazit

Das ist sicherlich keine Wanderung, wegen der man jetzt extra nach Andalusien fährt. Und wenn ich an dem selben Tag nicht auch noch die deutlich bekanntere Vereda de la Estrella gemacht hätte, wäre ich wahrscheinlich gar nicht auf diese Tour gekommen. Aber das ist ja das Schöne, wenn man zu Fuß unterwegs ist: Manchmal entdeckt man dabei Orte, die kein Mensch kennt und die trotzdem einen Blick wert sind.

Mir hat diese Wanderung vor allem wegen den Einblicken in die Erschließungs-Geschichte der Sierra Nevada gut gefallen. Aber der Weg durch die Schlucht des Río Genil hat auch landschaftlich durchaus seine Reize. Wenn du zufällig in der Gegend bist, nicht viel Zeit hast und mal einen ersten Einblick in das Vorgebirge der Sierra Nevada willst, ist diese historische Bahnstrecke eine wirklich schöne kleine Tour.

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Hast du noch Fragen oder Anmerkungen zu der Tour? Kennst du andere spannende Wanderungen in der Umgebung von Granada? Dann nichts wie ab in die Kommentare – ich freue mich, von dir zu hören!