In diesem Artikel:
- Karte und GPS-Datei
- Wanderung zur Rinnenspitze (3000 m) auf dem Normalweg: Tourbeschreibung
- Schwierigkeit der Bergtour auf die Rinnenspitze
- Tipps zur Ausrüstung
- Braucht man ein Klettersteig-Set?
- Und sonst?
- Mein Fazit
Genau 3.000 Meter hoch ist die Rinnenspitze im Stubaital im österreichischen Bundesland Tirol. Damit knackt sie gerade so die magische Marke, die viele Bergfreunde unwiderstehlich anzieht. Der markante Berg im Umkreis der bekannten Franz-Senn-Hütte gilt als einfachster 3.000er der Stubai Seven Summits und bietet Wanderern ein echtes Bergerlebnis, ohne dass man Kletterkünste oder spezielle Ausrüstung braucht.
Ich bin auf die Rinnenspitze im Rahmen eines einwöchigen Hochtourenkurses auf der Franz-Senn-Hütte gestiegen. Im näheren Umkreis gibt es etliche Gipfelziele. Unsere Wahl viel letztlich auf die Rinnenspitze, weil sie die besten Aussichten versprach und wir auf dem Weg an einem schönen Bergsee vorbeikommen würden. Die 3.000er-Marke war natürlich auch ziemlich verlockend…
Ich kann die Wanderung auf die Rinnenspitze auf jeden Fall wärmstens empfehlen – egal, ob du für längere Zeit auf der Franz-Senn-Hütte bleibst, für einen Tagesausflug aus Innsbruck anreist oder einen kleinen Abstecher auf einer Fernwanderung wie dem Stubaier Höhenweg suchst. Die Rinnenspitze ist definitiv ein „echter“ 3.000er, den man sich ein bisschen verdienen muss. Dafür ist der Lohn (und der Stolz) dann aber umso größer.
Auf einen Blick:
- Bergtour auf den leichtesten 3.000er im Stubaital in Tirol
- Länge (gesamt): 12,4 km ohne Abstecher
- Höhenmeter: +1.253 hm, – 1.253 hm
- Dauer: ca. 6-7 Stunden insgesamt ab Oberissalm (mit Pausen)
- Schwierigkeit: mittel
- Abenteuerfaktor: hoch
- Klettersteig-Set für weniger erfahrene Bergwanderer optional
- Einkehrmöglichkeiten: Alpeinalm, Franz-Senn-Hütte
Bergtour auf die Rinnenspitze: Karte und GPS-Datei
Wanderführer für den Stubaier Höhenweg
Meine Empfehlung: Rother-Wanderführer Trekking im Stubai
Der Wanderführer für das Stubaital aus dem Rother-Verlag* von Gebietskenner Mark Zahel ist der ideale Begleiter für mehrtägige Wanderungen in der Region.
Es enthält detaillierte Informationen zum Stubaier Höhenweg, der Sellrainer Hüttenrunde und der Gschnitzer Rund einschließlich aller Etappen und Varianten. Zusätzlich werden einige Wanderungen zu bekannten Aussichtsgipfeln beschrieben.
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Als Karte bietet sich die Karte im Maßstab 1:50.000 vom Kompass-Verlag* an. Alternativ die Alpenvereinskarte 31/2 Stubaier Alpen vom DAV* im Maßstab 1:25.000. Der Weg ist aber hervorragend markiert, sodass man auch gut mit dem gröberen Maßstab zurechtkommt. Ich würde auf jeden Fall immer empfehlen mit Karte zu wandern und nicht nur auf das Smartphone mit GPS-Track zu vertrauen.
Ebenfalls empfehlenswert*:
Rother-Wanderführer: Stubai – Wipptal
Rother-Wanderführer: Rund um Innsbruck
Die besten 3000er für Wanderer in den Ostalpen
Wanderung zur Rinnenspitze (3000 m) auf dem Normalweg: Tourbeschreibung
Die Wanderung führt von der Franz-Senn-Hütte auf dem Normalweg zur Rinnenspitze, also auf der einfachsten Route, auf der man nicht klettern muss. Das finale Stück zum Gipfel führt über einen teilweise ausgesetzten Blockgrat, der klettersteig-artig mit Stahlseilen und Steigbügeln versichert ist. Für mein Empfinden ist das aber kein richtiger Klettersteig, eher ein Alpin-Wanderweg im Schwierigkeitsgrad T4.
Offizieller Start der Tour ist die Oberissalm auf 1.750 Metern. Hier befinden sich ein Parkplatz und die Materialseilbahn zur Franz-Senn-Hütte. Die Leute auf der Hütte nehmen manchmal die Seilbahn aus dem Tal, was offiziell verboten ist. Normale Wanderer wählen stattdessen den Franz-Senn-Weg, der in knapp 1 Stunde durch einfaches Wiesen- und Schrofengelände (T2-T3) zur gleichnamigen Hütte führt.
Ein paar Hundert Meter hinter der Oberissalm zweigt eine unmarkierte, nicht gewartete Alpine Route ab. Ich kann zu diesem Weg nichts sagen, laut Karte ist es aber ein bisschen steiler. Der normale Weg passiert die Alpeinalm (2.042 m). Von hier aus kannst du die Franz-Senn-Hütte schon sehen, knapp 20 Minuten später bist du dann da und kannst erstmal eine Pause auf der Terrasse einlegen.
Hinter der Franz-Senn-Hütte überquerst du zunächst den Alpeiner Bach und hältst dich nordwestlich. Der Pfad führt recht steil durch das Schrofengelände (T3) bis er auf den Weg Nr. 132 trifft. Diesem folgst du anschließend stetig ansteigend durch die östlichen Ausläufer der Rinnenspitze. Bis hier ist alles noch eine normale Wanderung. Trotzdem ist ein bisschen Vorsicht geboten – ich hab während der Woche in der Franz-Senn-Hütte mehrfach Rettungshubschrauber landen sehen.
Eine Alternative zu diesem Abschnitt auf dem normalen Wanderweg wäre der Edelweiß-Klettersteig, der hinter der Franz-Senn-Hütte startet und die Steilstufe in der Vertikalen direkt überwindet. Dieser Steig ist ein kurzer Sportklettersteig (Schwierigkeit C, ca. 20 Minuten). Ein Klettersteig-Set und absolute Schwindelfreiheit sind ratsam, da der Steig ziemlich steil ist. Für Klettersteig-Fans auf jeden Fall eine Überlegung wert! Nach dem Ausstieg geht es wie oben beschrieben auf Weg Nr. 132 weiter.
Bis zur Abzweigung zum Rinnensee (2.646 m) ist alles noch im grünen Bergwander-Bereich (T3). Der Weg ist gut instand gehalten und ausreichend breit, sodass nichts passieren kann, wenn du vorsichtig bist. Hinter dem Wegweiser geht es dann zunehmend steiler durch die Blockfelder, es bleibt aber immer noch ein Wanderweg. Etwa 10 Minuten später erreichst du dann die Felsplatten mit den ersten Steigbügeln.
Über den luftigen Grat zum Gipfel der Rinnenspitze
Ab diesem Punkt bietet sich das Klettersteig-Set an, wenn du eines dabeihast. Das Terrain ist am Anfang nicht zu steil und auch nicht sonderlich ausgesetzt. Aber es ist auch kein Wandern mehr und ohne die allgegenwärtigen Steigbügel wäre hier für die meisten Leute wahrscheinlich Schluss. Mit den Steighilfen ist es aber kein Problem: Der Weg ist vorbildlich gesichert, die Tritte (für mein Empfinden) nie zu weit voneinander entfernt.
Die letzten 100 Höhenmeter sind dann wahrscheinlich so etwas wie die Schlüsselstelle der Bergtour auf die Rinnenspitze. Die Route führt über einen groben Blockgrat (T4), wo es eigentlich keinen richtigen Weg mehr gibt, nur noch Markierungen, Drahtseile und Drahtbügel an den steileren Stellen. Einige Touren-Berichte bezeichnen diese Stelle als Klettersteig. Kann man so sehen, aber wenn dann ist es ein leichter A/B-Steig.
Wer halbwegs Bergerfahrung hat, dürfte auf dem Grat keine größeren Probleme bekommen. Das Gelände ist an einigen Stellen schon ein bissel ausgesetzt, aber der Grat ist immer ausreichend breit (mindestens 2-3 Meter). Es ist also nicht so, dass du direkt am Abgrund läufst. Andererseits ist es aber auch keine Wanderung mehr, sondern fordert an etlichen Stellen den Einsatz der Hände. Wenn du gerne kraxelst, bist du hier voll in deinem Element!
Oben angekommen suchst du dir am besten ein windgeschütztes Plätzchen und genießt den genialen Ausblick auf den Rinnensee im Süden und den gewaltigen Lüsener Ferner im Nordwesten. Die Aussichten auf den Gletscher sind wirklich eine Wucht und er fühlt sich zum Greifen nahe an. Als wir oben waren, wurde es leider sehr schnell sehr voll, sodass es gar nicht mehr so leicht war in dem steilen Gelände einen guten Platz zu finden.
Der Rückweg erfolgt auf dem gleichen Weg. Wie immer gilt es beim Abstieg besonders vorsichtig zu sein und sich nicht von den vielen Menschen vor und hinter einem verrückt machen zu lassen. Geh einfach genau dein Tempo und lass dir an allen schwierigen Stellen ausreichend Zeit. Dann kann nichts passieren und du bist im Nullkommanichts wieder unten.
An der Abzweigung solltest du auf den Abstecher zum Rinnensee nicht verzichten (ca. 10 Minuten). Der Weg führt hauptsächlich durch Geröllfelder. Am Ufer gibt es aber ein paar schöne Stellen auf denen man im Gras relaxen kann. Von hier unten hast du noch einmal einen genialen Blick auf die Rinnenspitze in ihrer ganzen Pracht. Vor allem der Gipfel, der sich im Wasser des Sees spiegelt sieht ziemlich beeindruckend aus.
Wenn du nach der ganzen Kraxelei noch Energie hast, bietet sich auf dem Rückweg noch ein weiterer Klettersteig an, der Höllenrachenklettersteig. Dieser Klettersteig ist etwa 15 Minuten von der Franz-Senn-Hütte entfernt (siehe Karte). Er ist ziemlich kurz (ca. 15 Minuten) aber heftig, da er durch eine unterirdische Schlucht führt, die der Alpeiner Bach auf dem Weg ins Tal in den Fels gegraben hat. (Schwierigkeit etwa D). Highlight ist eine Seilrutsche über den Bach, ein Klettersteig-Set ist dafür zwingend notwendig.
Wie schwer ist die Wanderung auf die Rinnenspitze?
Die Tour auf die Rinnenspitze ist größtenteils mittelschwer. Bis kurz vor dem Gipfel läufst du auf einem schwarzen Bergweg (T3) der teilweise durch Geröll und Blockwerk führt. Das letzte Stück verläuft dann auf einem etwas ausgesetzten Blockgrat (T4), der aber gut mit Drahtseilen und Steigbügeln gesichert ist.
Für Anfänger würde ich die Tour – wenn überhaupt – eher mit Bergführer empfehlen, da es nicht unbedingt das leichteste Terrain ist. Man kann für das letzte Stück natürlich auch einfach ein Klettersteig-Set mitnehmen und drauf hoffen, dass nichts passiert. Sinnvoller finde ich persönlich, sich langsam an solche etwas anspruchsvolleren Gipfel ranzutasten und nach und nach die nötige Erfahrung für dieses Gelände zu sammeln. Dann ist die Tour ein reiner Genuss.
Tipp: Sehr schön, und ein bisschen leichter ist etwa die Wanderung auf die Zugspitze, den höchsten Berg Deutschlands.
Tipps zur Ausrüstung
Für die Bergtour sind feste Wanderschuhe empfehlenswert (Kategorie B), ein leichter Tagesrucksack (10-15 Liter) dazu warme Klamotten, weil es auf dem Gipfel kühl und windig ist. Für etwaige Wetterstürze empfiehlt sich eine 3-lagige Regenjacke. Außerdem ausreichend zu trinken und eventuell noch eine Brotzeit für den Gipfel, Einkehrmöglichkeit gibt es auf der Franz-Senn-Hütte und der Alpeinalm. Trekking-Stöcke sind optional, auf dem letzten Stück zum Gipfel sind sie eher hinderlich.
Braucht man ein Klettersteig-Set?
Ein Klettersteig-Set ist meiner Meinung nach nicht zwingend notwendig, wenn du schwindelfrei bist. Die letzten paar hundert Meter zum Gipfel sind zwar mit Stahlseilen versichert, wirklich klettern muss man aber nicht. Andererseits kann es aber auch nicht schaden, wenn du dich in dem luftigen Gelände unsicher fühlst. Gerade der Gipfelbereich ist doch ziemlich ausgesetzt.
Wenn du die beiden Klettersteige auf dem Weg mitnehmen willst, ist die Selbstsicherung auf jeden Fall empfehlenswert. Am Edelweiß-Klettersteig hab ich Leute gesehen, die ohne Set hoch sind. Für den Höllenrachen ist das Klettersteig-Set allein schon wegen der Seilrutsche unerlässlich. Auf diesem Steig bietet sich eventuell auch eine Bandschlinge mit Karabiner für Pausen an.
Und sonst?
- Eine gute Alternative in vergleichbarem Schwierigkeitsgrad ist der nahegelegene Apere Turm, der mit 2.986 Metern leider nicht die 3.000er Marke knackt.
- Weitere Bergtouren und Hochtouren in der Umgebung findest du auf der Webseite der Franz-Senn-Hütte.
- Du kannst die Rinnenspitze auch als Abstecher auf einer längeren Tour, z.B. dem beliebten Stubaier Höhenweg einbauen. Wenn du früh genug an der Franz-Senn-Hütte startest, schaffst du es am gleichen Tag noch bis zur Neuen Regensburger Hütte.
- Besonders mutige packen ihre Badesachen ein und erfrischen sich nach dem Gipfel im Rinnensee. Das Wasser ist logischerweise eiskalt.
- In der Franz-Senn-Hütte kannst du erfreulicherweise mit EC-Karte bzw. Kreditkarte bezahlen.
Mein Fazit
Eine Super-Wanderung – wobei ich mir nicht ganz sicher bin, ob das wirklich noch eine Wanderung ist. Eigentlich ist es schon eine richtige Bergtour, bei der man sich den Gipfel verdienen muss und nicht einfach mit den Händen in den Hosentaschen hochlatschen kann. Genau das macht aber den Reiz dieser Tour aus. Die Rinnenspitze mag vielleicht ein „einfacher“ 3.000er sein. Aber es ist halt doch richtiges Hochgebirge, das entsprechende Aufmerksamkeit verlangt.
Wenn du bereits ein bisschen Gebirgserfahrung hast, gerne kraxelst und kein Problem mit leicht ausgesetztem Gelände hast, dürftest du deine helle Freude an der Rinnenspitze haben. Es ist ein wirklich schöner Berg, der sich auch gut für erste Gehversuche in etwas ernsthafterem Alpingelände eignet, ohne dabei zu sehr zu übertreiben. Und danach warten dann ja noch die anderen sechs Gipfel der Stubai Seven Summits…
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