Blue Bolt Bivy Tent: Das leichteste 4-Jahreszeiten-Zelt der Welt?

Ein vollständig wetterfestes 4-Jahreszeiten-Zelt mit einem Gewicht von knapp über 500 Gramm. Genau das verspricht das Bivy Tent der Ultraleicht-Schmiede Blue Bolt Gear aus Mumbai. Damit soll es das leichteste 4-Jahreszeiten-Zelt der Welt sein. Outdoor-Gear made in India, getestet im Himalaya - das ist doch mal einen zweiten Blick wert.

In diesem Artikel:

Ich liebe diese Zufalls-Funde im Internet um 2:00 Uhr nachts. Eigentlich hätte ich schon längst in der Heia liegen sollen, aber wie das so ist. Nur noch mal schnell nach ein paar möglichen Trekking-Routen in Indien für den Sommer schauen… man kommt vom Hundertsten ins Tausende, Stunden vergehen und irgendwann bin ich auf den extrem interessanten Blog Ultrajourneys gestoßen. Auf der Webseite berichtet der belgische Ultra-Runner Peter van Geit, der seit Jahrzenten in Indien lebt, von seinen diversen, teilweise monatelangen Trans-Himalaya-Traversen.

Und so bin ich dann auch bei einem Gear-Review von dem Zelt gelandet, das Peter 2021 für eine 2.000 km lange Winter-Traverse in Uttarakhand benutzt hat: Das Blue Bolt Bivy Tent der kleinen indischen Ultraleicht-Schmiede Blue Bolt Gear aus Mumbai. Hatte ich vorher noch nie gehört und wahrscheinlich kennt die hier in Westeuropa auch niemand. Aber das sah doch ganz interessant aus.

Hier das Video dazu:

Blue Bolt Bivy Tent: Ultraleichtes 4-Jahreszeiten-Zelt für minimalistische Solo-Hiker

Das Blue Bolt Bivy Tent ist eine Art Mix aus Gestänge-Biwaksack und A-Frame-Zelt. Aufgebaut wird es mit 2 Trekking-Stöcken, die jeweils auf 120 cm eingestellt werden und das Zelt a-förmig an der Vorderseite aufrichten. Das Fußende wird in zwei kurze Karbon-Stangen eingehängt, die ebenfalls in Form eines A aufgestellt und anschließend mit einem Hering abgespannt werden.

Die Wände des Blue Bolt Bivy Tent fallen ziemlich steil ab. Damit sollen Regen, Schnee und Wind besser abgeleitet werden, um das Zelt für den 4-Jahreszeiten-Einsatz tauglich zu machen. Im Vorderbereich gibt es auch noch eine ziemlich große Apside zum Verstauen eines Rucksacks. Für die Belüftung sorgen eine Klappe am Fußende, Mesh-Gewebe am verschließbaren Eingang sowie eine weitere Öffnung an dem Punkt, wo die Stöcke befestigt werden.

In der neueren Version des Zelts wurden zudem weitere Abspannleinen an den Seiten angebracht, vermutlich, um zu verhindern, dass die Wände bei Wind eingedrückt werden. Das erscheint mir sinnvoll, denn natürlich ist das Blue Bolt Bivy Tent einwandig. Es gibt keinen weiteren Schutz, der verhindern könnte, dass man mit dem Schlafsack gegen die Außenwand stößt. Und der Innenraum ist ohnehin begrenzt. Man wird sich also mit dem Thema Kondensation befassen müssen.

Den passenden Quilt zum Zelt bietet Blue Bolt auch an. Dazu hier nochmal ein Hersteller-Video:

Größe des Blue Bolt Tent

Peter bezeichnet das Blue Bolt Tent in seinem Video als „very spacious and comfortable“. Okay…  da kann man sich jetzt natürlich drüber streiten. Das stimmt wahrscheinlich, wenn es mit einen normalen Biwaksack vergleicht, der überhaupt gar keinen Platz außer ein bisschen Freiraum am Kopf bietet. Wirklich viel Raum hat man in dem Zelt aber nicht zur Verfügung.

Als Länge wird 203 cm angegeben, für die Sitzhöhe 102 cm und für die Breite 96 cm im Vorderbereich. Da das Zelt aber nach hinten stark abfällt, eignet sich das Zelt eigentlich nur im Eingangsbereich zum Sitzen und ansonsten eher zum Liegen. Vom Raumangebot wirkt das Blue Bolt Tent auf mich also immer noch wie eine etwas größere Hundehütte.

Aber klar… das Zelt ist auch nicht als normales Camping- oder Trekking-Zelt gedacht, in dem man sich längere Zeit aufhält, sondern als ultra-minimalistischer 1-Personen-Shelter, der nichts weiter machen soll, als einen sicher durch die Nacht zu bringen und vor den Elementen zu schützen. Quasi die nächste bessere Variante als sich einfach irgendwo im Biwaksack auf den Boden zu legen.

4-Jahreszeiten-Shelter mit knapp 500 Gramm Gewicht

Das Blue Bolt Tent selbst wiegt nur 440 Gramm, aber ohne Zubehör. Zusammen mit den 6 Heringen und den Karbonstangen kommt man laut Hersteller insgesamt auf 520 Gramm. Das Packmaß ist dementsprechend winzig. Im Beutel eingepackt und zusammengeknautscht nimmt es kaum mehr Platz weg als eine große Cola-Dose. Für einen Shelter, den Blue Bolt als 4-Jahreszeiten-tauglich vermarktet, schon nicht schlecht. Auf der Webseite wird es als das „leichteste 4-Season-Zelt der Welt“ bezeichnet. Das sei mal dahin gestellt. Aber leicht ist es auf jeden Fall.

Blue Bolt Solo Tent mit Zubehör
Blue Bolt Solo Tent im Beutel + Zubehör. Bild: Blue Bolt Gear

Ich hatte mir vor ein paar Jahren mal ein ähnliches Setup mit dem Trekkertent Stealth besorgt. Das bestand aber aus einem getrennten Außenzelt, in das man ein Innenzelt mit Meshgewebe und Boden einhängen konnte. Beim Blue Bolt Tent ist der Boden schon integriert und es gibt gar kein Innenzelt. Dafür hat man dann ein bisschen mehr Platz im Inneren. So sieht es zumindest für mich aus. Das Innenzelt im Trekkertent Stealth war mir viel zu klein, das fand ich extrem beengend und ungemütlich.

Natürlich ist das Zelt der komplette Gegenentwurf zu meinem Hubba Hubba NX 2 (das ich übrigens sehr mag). Und selbst mein Lunar Solo wirkt im Vergleich dazu noch wie eine Großraum-Limousine. Aber nachdem ich mich letzten Sommer mit einem teilweise 20 Kilogramm schweren Rucksack durch die peruanischen Anden geschleppt hab, war ich schon mal wieder ein bisschen am überlegen. Das könnte man ja doch nochmal ausprobieren mit diesen Ultraleicht-Sheltern…

Preis und Lieferung

Der Preis für das Zelt liegt bei 250 Dollar. Dazu käme dann noch Zoll, laut Hersteller-Webseite wird weltweit ausgeliefert. Leider ist das Zelt derzeit aber nicht auf der Webseite erhältlich und wird als „out of stock“ gelistet. Eine Fertigung bei Bestellung wird auch nicht angeboten. Aber ich werde das zumindest mal im Auge behalten. Eventuell auch mal die Firma kontaktieren, bevor ich im Sommer nach Indien fahre.

Mein Fazit

Ich denke, wenn man sich für so ein „Zelt“ entscheidet (und das müssen wir hier wirklich schon in Anführungszeichen setzen), sollte einem klar sein, dass man damit keinen großen Luxus bekommt. Mit normalem Camping hat das nichts zu. Fraglich ist für mich auch, wie es mit der Kondensation aussieht. Ich kann mir schon vorstellen, dass das hier zum Problem werden könnte. Vor allem, wenn man das Zelt denn wirklich bei den kalten Temperaturen benutzt, für die es gedacht ist.

Trotzdem ein interessanter Fund. Und durchaus mal eine Erwähnung wert. Aus diesem Teil der Welt hört man hierzulande outdoor-technisch ja so gut wie gar nichts. Die Szene in Indien ist im Vergleich zu Europa und den USA wohl auch noch ziemlich überschaubar. Aber ich glaube, das ändert sich gerade. Und es ist doch spannend zu sehen, dass sich inzwischen auch dort ein bisschen was entwickelt hat. Lohnt sich also immer wieder, mal über den eigenen Tellerrand rauszuschauen!  

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Bildquelle Artikelbild: Blue Bolt Gear