Mestia – Ushguli Etappe 3: Adishi – Iprali

Route: Adishi (2.110 m) – Chkhunderi-Pass (2.722 m) – Khalde (2.060 m) – Iprali (1.885 m)

  • Länge: 18,2 km
  • Höhenmeter:+ 870, – 995
  • Übernachtung: Qaldea Resort (Khalde)

Nach dem Ortsausgang von Adishi folgt der Weg ohne Höhenunterschiede eine ganze Weile dem Verlauf des Flusses Adishichala, der aus dem Adishi-Gletscher entspringt. Genau dahin führt auch die Wanderung. Vor dem Gletscher musst du aber zunächst über den Fluss rüber. Eine Brücke gibt es hier nicht und der Fluss ist ziemlich reißend. Zum Glück kannst du aber die Hilfe von Einheimischen in Anspruch nehmen, die sich damit ein paar Lari dazu verdienen.


Das Ganze läuft so ab: Am Ufer des Flusses stehen die Dorfbewohner mit Pferden. Für 20 Lari darf man sich mit dem Rucksack auf das Pferd setzen. Anschließend bekommt es einen Klapps auf den Popo und tippelt die fünf Meter durch den Fluss auf die andere Seite. Okay… einige Leute werden wahrscheinlich sagen, das ist Geldmacherei. Knapp fünf Euro sind jetzt aber auch nicht die Welt. Ich fand das schon in Ordnung.

Umladestelle am Fluss.

Du kannst natürlich auch so durch den Fluss laufen. Als ich da war, haben das zwei Engländer versucht, die den starken Mann markieren wollten. Es ging am Ende nochmal gut. Die beiden sind aber ziemlich ins Schwanken geraten, weil sie keine Stöcke dabei hatten. Wenn du Fuß furtest, würde ich auf jeden Fall Stöcke benutzen. Außerdem würde ich mir eine bessere Stelle suchen – am besten etwas oberhalb der Pferde-Furt.

Team UK bei der etwas wackeligen Durchquerung des Adishichala.

Nach der Flussüberquerung folgt der steile Anstieg zum Chkhunderi-Pass (ca. 400 hm). Die dichte Vegetation ist hier wieder sehr beeindruckend. Und je höher du kommst desto besser werden die Blicke auf den Adishi-Gletscher, der hier nur ein paar hundert Meter entfernt auf der gegenüberliegenden Seite des Tals liegt.


Interessanterweise ertönte beim Aufstieg alle paar Minuten ein lauter Donnerhall. Ich brauchte ein bisschen, um zu verstehen, was das ist. Kein Donner, sondern das Krachen des Gletschers. Das Eis ist permanent in Bewegung und erzeugt durch den Fluss anscheinend eine Art Spannung, die sich permanent entlädt. Wirklich beeindruckend und das erste Mal, das ich das so erlebt habe.

Genialer Ausblick zum Adishi-Gletscher mit seiner markanten Gletscherzunge.

Oben am Pass angekommen zweigt ein Trampelpfad nach Nordosten ab, der ein bisschen weiter aufsteigt. Nimm unbedingt diesen Pfad (ca. 10 min) – du gelangst dadurch zu einem genialen Aussichtspunkt, an dem du den wahrscheinlich besten Blick auf den Adishi-Gletscher hast. Komischerweise war ich hier oben aber fast alleine. Die meisten Leute sind direkt vom Pass abgestiegen.


An dem Aussichtspunkt kann man auch noch weiterlaufen, was ursprünglich auch mein Plan war. Ein kaum erkennbarer Pfad folgt dem Verlauf des Bergrückens und führt dann nach Osten zum benachbarten Khalde-Gletscher. Nach einer Überquerung des unteren Gletscherteils gelangt man zu einer flachen Stelle zum Zelten. Danach durchquert man am nächsten Tag die Maphkrani-Gebirgskette und gelangt dann nach Ushguli.

Diesem Grat kann man bis zum Khalde-Gletscher folgen. Der Pfeil markiert die Stelle zum Aufschlagen des Zeltes hinter dem Gletscher.

Ich schätze, dass dieser kleine Ausflug wirklich spannend gewesen wäre. Der Khalde-Gletscher soll laut diesem Tourbericht im unteren Bereich keine Spalten aufweisen. Die Überquerung müsste für Wanderer mit Gebirgserfahrung also kein Problem sein. Für diese Variante brauchst du aber auf jeden Fall ein Zelt und Proviant für einen Tag, da du bis Ushguli an keinen weiteren Orten vorbeikommst. Vermutlich ist die Wegführung auch schwieriger (keine Markierungen).

Leider war mir das Wetter etwas zu unsicher, um auf einem Gletscher rumzuspazieren. Eine Stunde hab ich an dem Aussichtspunkt gewartet. Als es dann immer noch nicht besser wurde, bin ich dem offiziellen Verlauf des Treks gefolgt. War aber auch nicht weiter tragisch. Nach dem Pass geht es runter in ein langgezogenes sehr schönes Tal mit riesigen verstreuten Felsbrocken, die wie überdimensionierte Legoklötze in der Landschaft rumliegen.


Der nächste Ort ist das Dörfchen Khalde, eigentlich nur noch ein paar Ruinen. Ein Schild liefert die Erklärung: Als Swanetien im 19. Jahrhundert (unfreiwillig) Teil des russischen Reichs wurde widersetzten sich etliche Gemeinden. Nach einigem Hin und Her entsandte der Zar schließlich eine 2.500 Mann starke Strafexpedition mit schweren Waffen, die zahlreiche Dörfer dem Erdboden gleich machte.

Heute gibt es in Khalde eigentlich nur noch zwei Gasthäuser, in denen man übernachten kann. Die meisten Leute machen hier nur einen kurzen Zwischenstopp und gehen dann noch die zwei Kilometer nach Iprali. Ich hab stattdessen für 70 Lari in dem Qaldea Resort übernachtet: Sehr ruhig, super Ausblicke auf das Tal und ein göttlicher Apfelkuchen. Eine echte Empfehlung! Bis nach Iprali ist es von hier etwa eine Stunde.

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