Val-Grande-Durchquerung – Etappe 1: Beura – Alpe Menta

Gleich zu Beginn der Tour steht ein steiler Anstieg vom Dörfchen Beura an. Anschließend geht es auf abenteuerlichen Wegen zur verlassenen Alpe Menta direkt am Eingang des Nationalparks.

Route: Beura (257 m) – Alpe Fiesco (596 m) – Alpe Vaccareccia (876 m) – Alpe Prou Menga (1090 m) – Alpe Corte Vecchio (1651 m) – Alpe Menta (1761 m)

Tourdaten

  • Länge: 8,4 Kilometer
  • Höhenmeter auf: 1509 m
  • Höhenmeter ab: 0 m
  • Gehzeit ohne Pause: ca. 6 Stunden

Wasserversorgung

Brunnen an allen Almsiedlungen bis Alpe Corte Vecchio. Einige hundert Meter nördlich der Alpe Menta Quellen auf dem Weg zur Alpe Rina

Übernachtung

Biwak im Zelt an der Alpe Menta, alternativ im Bivacco Alpe Rina (1,5 km entfernt)

Übersichtskarte

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Beschreibung der Tour

Wir sind am Vorabend über die Schweiz mit dem Zug nach Domodossola gefahren, wo wir uns noch einmal ein üppiges Abendessen und ein gemütliches Hotelzimmer gegönnt haben. Am nächsten Morgen fahren wir mit dem Bus in das nahegelegene Dörfchen Beura. Von dort wollen wir aus westlicher Richtung in das Val Grande einsteigen.

Steiler Einstieg über die Westflanke

Ein entspannter Start ist uns auf dieser Route leider nicht vergönnt. Direkt hinter dem Dorfplatz führt der Weg steil durch den Buchenwald die Berge empor und das wird den ganzen Tag so bleiben. Über 1500 Höhenmeter mit vollem Gepäck stehen heute an.

Auf dem Weg kommen wir an mehreren Alpsiedlungen vorbei. Die erste davon, die Alpe Fiesco, ist sogar noch bewohnt. Der Besitzer werkelt gerade an dem Lift herum, der ins Tal führt, sein Hund begrüßt uns mit freudig wedelndem Schwanz. Nachdem wir uns am Brunnen erfrischt haben, geht es weiter.

Die Alpe Prou Menga ist nur noch eine Ruine.

Die nächsten Stunden sind anstrengend, aber wir wiegen uns trotz des bedeckten Himmels in Sicherheit. Alle paar dutzend Meter weisen uns die rot-weißen Markierungen den richtigen Weg. Wir kommen nacheinander an den verlassenen Almsiedlungen Vaccareggia und Prou Menga vorbei. Langsam laufen wir uns ein, die Wegfindung klappt bestens. Waren die Warnungen, die ich vorher gelesen habe vielleicht doch ein bisschen übertrieben?

Ab der Alpe Cortevecchio wird die Wegfindung etwas komplizierter, da hier mehrere Trampelpfade abzweigen.

Auf der Alpe Cortevecchio auf 1535 Metern kommt dann der erste Reality-Check. Laut meiner Karte sollen wir einem „unmarkierten Weg“ für knapp 4 Kilometer bis zur Alpe Menta folgen, der zudem als „schwierig“ ausgewiesen ist. Aber welchem? Von der Alp zweigen bestimmt 5 Wege ab, von denen mindestens zwei nicht eingezeichnet sind.

Auf wilden Wegen von der Alpe Cortevecchio bis zum Passo Ragozzale

Nachdem wir Karte und Kompass geprüft haben, entscheiden uns wir uns für einen etwas suspekten Trampelpfad, der immerhin in die richtige Richtung zu führen scheint. Leider die falsche Entscheidung: Nach ein paar hundert Metern endet der Weg in einem undurchdringlichen Brombeerdickicht. Also wieder zurück und auf den nächsten Weg, der fast parallel verläuft.

Auch hier sieht es nicht besser aus. Schon nach ein paar Metern verliert sich die Wegspur in kniehohem Gras. Dazwischen gut versteckt große und kleine Steinbrocken, die das Fortkommen zu einem Balanceakt werden lassen. Man braucht schon sehr viel Fantasie, um sich auszumalen, dass hier einmal Leute durch dieses Unterholz entlanggelaufen sind.

Der unmarkierte Weg zur Alpe Menta stellenweise ist völlig überwuchert.

In dem undurchdringlichen Terrain sinkt unser Tempo auf 1, vielleicht 2 Stundenkilometer. Nach einer weiteren Stunde kommen wir erneut vom Weg ab, müssen uns mühsam durch fast mannshohes Gestrüpp kämpfen und ein Blockfeld raufkraxeln bevor wir wieder auf Kurs sind. Irgendwann hören wir vor uns das Bimmeln von Glocken und sehen an den Hängen vor uns Ziegen herumkraxeln. Und da ist auch endlich die Alpe Menta.

Die verlassenen Gebäude der Alpe Menta.

Die verlassene Siedlung liegt eingezwängt von den Bergen auf einer schmalen Senke, dahinter erhebt sich steil der Passo Ragozzale, der den Eingang zum Nationalpark markiert. Wir schlagen unser Zelt auf einem überwucherten Feld direkt vor dem Hauptgebäude der Alm auf. Einen Brunnen gibt es hier leider nicht. Aber hinter der Siedlung führt laut Führer ein Weg in nördlicher Richtung zu einem Bach, an dem wir unsere Flaschen auffüllen.

Zeltaufbau im ehemaligen Garten der Alm.

Die Höhenmeter der vergangenen Stunden sitzen und doch ziemlich in den Knochen und für die kleine Spritztour brauchen wir eine gute halbe Stunde. Schließlich haben wir aber genug Wasser, das Camp steht. Jetzt heißt es sich zurücklehnen und genießen. Und wie auf Kommando lüften sich zum ersten Mal an diesem Tag die Wolken. Das Val Grande heißt uns willkommen! Zum Abschluss des Tages genießen wir einen fantastischen Ausblick auf die 4000er des Monte-Rosa-Massivs.

Hier geht es weiter mit Etappe 2 der Wanderung. Alternativ kommst du hier zurück zur Übersicht der ganzen Tour.