Route: Iprali (1.885 m) – Davberi (1.760 m) – Murkmeli (2.060 m) – Ushguli (2.090 m)
Länge: 13,1 km
Höhenmeter:+479, – 376
Übernachtung: Villa Lileo
Iprali liegt schon recht weit unten im Tal. Hier verläuft auch die asphaltierte Autostraße nach Ushguli. Ich hatte für den letzten Tag daher nur noch eine langweilige Straßenwanderung erwartet. Tatsächlich biegt kurz hinter Iprali bei dem Örtchen Davberi aber ein toller Weg nach oben ab, der anschließend weit über dem Tal verläuft. Ein wirkliches Highlight zum Schluss, vielleicht sogar einer der besten Abschnitte der Wanderung.
Der Einstieg zu diesem Weg ist nicht ganz leicht zu finden. Zwischen Iprali und Davberi zweigt ein Trampelpfad vom Hauptweg ab, bei dem man über ein verschlossenes Gatter klettern muss. Danach geht es dann mehr oder weniger querfeldein durchs Gehölz bis man an einer Erdrinne landet, die weiter nach oben führt. Alternativ gibt es wohl auch noch einen leichteren Einstieg hinter Davberi, für den man aber erst 10 Minuten der Straße folgen muss.
Wie auch immer du dich entscheidest: Oberhalb von Davberi wirst du in einer Wiesenlandschaft herauskommen und ab hier ist der Weg dann auch wieder klar erkennbar und deutlich markiert. In den nächsten Stunden geht es abwechselnd durch Blumenwiesen und kleine Wäldchen. So gut wie immer mit genialen Blicken ins Tal und ohne große Höhenunterschiede – Genusswandern pur.
Leider ist dieser schöne Teil dann aber auch irgendwann vorbei. Kurz vor Ushguli führt der Weg in einer Schleife runter ins Tal. Ab hier läuft man dann noch ca. 2,5 Kilometer auf der staubigen Straße nach Ushguli. Nicht gerade der perfekte Abschluss. Aber die Aussicht auf das Dorf, das mit seinen Wehrtürmen langsam am Horizont auftaucht, entschädigt dann doch etwas für die Pistenwanderung.
Die Gemeinde Ushguli selbst besteht aus mehreren Ortsteilen. Bei der Wanderung aus westlicher Richtung erreichst du zuerst Murkmeli, das ziemlich verwahrlost ist. Viele Gebäude sind verfallen, die Straßen vermüllt. Dahinter folgt der von den Fotos bekannte Ortsteil Chazhashi im Zentrum von Ushguli. Hier sind die meisten Wehrtürme und auch die Mehrzahl der Besucher, die mit Bussen von Mestia herkommen.
Trotz des UNESCO-Weltkulturerbe-Status hat mich Ushguli irgendwie ein bisschen kaltgelassen. Das Panorama mit den Wehrtürmen ist zwar hübsch, aber da hat man sich in fünf Minuten dran sattgesehen. Und sonst gibt es hier nicht viel. Das „Ethographische Museum“ ist nur ein einzelner, etwa 10 m2 großer Raum in einer Scheune. Der Rest des Ortes besteht größtenteils aus Lodges, Cafés und Tagestouristen, die etwas planlos durch die Gassen stolpern und sich wahrscheinlich auch wundern, was sie hier eigentlich genau suchen.
Immerhin war die Übernachtung in der Villa Lileo komfortabel und die Dachterrasse mit Ausblick auf den Ort absolut genial. Außerdem gibt es im Ortskern ein Kino, in dem alle zwei Stunden der Film „Dede“ gezeigt wird. Darin geht es um eine jungen Frau, die sich zwischen der wahren Liebe und dem Mann aus der richtigen Familie entscheiden muss – und natürlich die falsche Wahl trifft. Ein ganz interessanter, wenn auch nicht gerade schmeichelhafter, Einblick in die traditionelle, patriarchalisch geprägte Kultur der Region.
Empfehlenswert ist ein kleiner Spaziergang auf den Hügel östlich des Ortskerns. Nach ein paar Minuten kommst du auf eine kleine Anhöhe mit dem perfekten Blick auf das Shkara-Massiv und seine gigantischen vergletscherten Felswände. Das war, vor allem zum Sonnenuntergang, dann wirklich noch einmal ein schönes Bild mit dem ich zufrieden ins Bett gehen konnte.
Am nächsten Tag kannst du von Ushguli entweder mit dem Taxi oder Bus nach Mestia zurückfahren. Von dort findest du dann passende Anschlüsse in die größeren Städte im Flachland. Alternativ läufst du über den Latpari-Pass nach Niederswanetien und nimmst dann ein Marshrutka von Chvelpi auf der anderen Seite der Gebirgskette. Dazu brauchst du einen weiteren Tag.
Ich hab diese Wanderung drangehängt, kann sie aber nur bedingt empfehlen. Der erste Teil bis zum Pass ist sehr reizvoll. Der Abstieg nach Chvelpi ist dann leider eine katastrophal langweilige Plackerei über eine endlose Dirtroad. Ich würde daher eher raten, mit dem Bus nach Mestia zurückfahren. Besser du gehst mit den vielen schönen Eindrücken bis Ushguli nach Hause, als sich das mit einem solchen Ende zu vermiesen.
Alle Etappen der Tour:
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