Abenteuer Huayhuash Circuit: Trekking im wildesten Gebirge Perus

Der Huayhuash Circuit in Nordperu ist eine der bekanntesten Trekking-Touren der südamerikanischen Anden. Häufig wird die Runde sogar als eine der besten Alpinwanderungen weltweit bezeichnet. Ich bin die berühmte Tour in 6 Tagen gegangen. In diesem Reisebericht möchte ich meine Eindrücke teilen. Außerdem gibt's viele praktische Tipps wenn du selbst mit dem Gedanken spielst, die Runde zu machen.

In diesem Artikel:

Der erste Anblick der Cordillera Huayhuash, wenn man sich dem Gebirge auf der Schotterpiste von Norden nähert, ist unvergesslich: Wie riesige Haifischzähne ragen die eisgepanzerten Felsenberge aus der Puna empor, der öden, baumlosen Anden-Steppe. Unglaublich steile Eiswände, unerreichbar hohe Gipfel, alles unfassbar groß. Die Dimensionen sind atemberaubend.

Es sind diese spektakulären hochandinen Landschaftsbilder, die dem Huayhuash Circuit seinen Ruf verschafft haben: „Bester Trek der Welt“. „Die einzige Tour, die man in Peru machen muss“. „Diese Wanderung wird dein Leben verändern!“ Nein… beim Huayhuash Circuit wird definitiv nicht mit Superlativen gegeizt.

Natürlich geht sowas nicht an einem vorbei. Der Huayhuash Trek hatte mich schon lange gereizt. Genaugenommen war es sogar einer der Gründe, warum ich vor Jahren überhaupt auf Peru als Reiseziel gekommen bin. Lange Zeit fühlte ich mich nicht erfahren genug dafür. Aber irgendwann war es soweit. Ich flog für einen ganzen Sommer nach Peru und diese Tour sollte die Krönung werden: Auf eigene Faust mit dem Zelt durch die spektakulärsten Gebirgszüge der Anden, auf einer der schönsten Wanderrouten der Welt.

Hat es sich gelohnt? Das und vieles mehr erfährst du in den folgenden Zeilen!


Auf einen Blick

  • Umrundung der Cordillera Huayhuash auf einer der berühmtesten Trekking-Routen in Peru
  • Länge: ca. 110 km
  • Höhenmeter: +6.000, – 6.000 hm
  • Dauer: ca. 8-10 Tage
  • Schwierigkeit: mittel, schwierigere Varianten möglich
  • Abenteuerfaktor: hoch
  • Übernachtung ausschließlich im Zelt in einfachen Camps, bei Touren auf eigene Faust Camping-Ausrüstung und Proviant erforderlich, Gepäcktransport möglich
  • Trek fast durchweg über 4.000 Meter, vorige Akklimatisierung und generelle Erfahrung mit Höhentrekking empfehlenswert

Was dich auf dem Huayhuash Trek erwartet

Hier schon mal schnell die wichtigsten Fakten: Der Huayhuash Circuit oder Huayhuash Trek ist eine Wandertour, die in etwa 8-10 Tagen und rund 110 Kilometern das gesamte Massiv der Cordillera Huayhuash umrundet. Dieses Gebirge ist Teil der peruanischen Anden und liegt etwa 100 Kilometer südlich der bekannten Bergsteiger-Metropole Huaraz. Das Gebiet ist abgelegen und nur relativ umständlich erreichbar.

Bekannt wurde die Cordillera Huayhuash in den 1980er-Jahren durch Extrembergsteiger wie den Briten Joe Simpson, der bei der Besteigung des Siula Grande (6.344 m) fast ums Leben kam und sich in einem wahren Martyrium selbst rettete. Seine Geschichte schrieb er in dem äußerst lesenswerten Buch Touching the Void* nieder, das auch verfilmt wurde. Inzwischen ist das Gebirge auch bei internationalen Backpackern und Wander-Freunden sehr beliebt.

Landschaft der Cordillera Huayhuash

Die Cordillera Huayhuash ist eigentlich sehr kompakt – gerade einmal 30 Kilometer von Nord nach Süd. Aber auf diesem engen Raum drängen sich 6 mächtige Eisberge über 6.000 Meter sowie 15 weitere Giganten über 5.000 Meter. Höchster Gipfel ist der Yerupaja Grande (6.635 m), der auch der zweithöchste Berg Perus ist. Eine Besonderheit des Gebirges sind die teilweise fast senkrecht an den Berghängen klebenden Hängegletscher.

Die Landschaft ist extrem karg, viel karger als die benachbarte Cordillera Blanca – endlose braune Hügellandschaften, aus denen sich unvermittelt die bizarr geformten Gipfel mit ihren Gletschern, die scharfgezackten Felsnadeln und die unendlich hohen Eiswände erheben. Einen schönen Kontrast fürs Auge bilden die vielen türkisblau schimmernden Gletscherseen.

Yerupaja und Laguna Solterococha auf dem Huayhuash Trek.

Trekking in der Cordillera Huayhuash

Die Trekking-Tour auf dem Huayhuash Circuit führt einmal um das Gebirge herum und kommt den Bergen (und den Gletschern) stellenweise sehr nahe. Je nach Wunsch und verfügbarer Zeit gibt es mehrere Routen zwischen 6 – 12 Tagesetappen. Die meisten Leute gehen mit einer geführten Tour, die üblicherweise 8 Tage dauert.

Neben der Hauptroute in den Tälern (Valley Circuit) gibt es auch eine alpine Variante, die den Bergen etwas näherkommt. Ich bin einige Abschnitte davon gewandert – mehr dazu weiter unten. Bei beiden Varianten werden Pässe auf rund 5.000 Metern überwunden. Die Route ist größtenteils unmarkiert. Vereinzelt gibt es alte Schilder und „Hitos“ (Steinmänner).

Der Huayhuash Circuit ist ein reiner Camping-Trek, bei dem du im Zelt an vorgegebenen Campingplätzen übernachtest. Wenn du auf eigene Faust gehst, kannst du unterwegs auch für einzelne Etappen einen Maultier-Führer (Arriero) anheuern, der dein Gepäck trägt. Proviant bekommt man unterwegs aber kaum, eigentlich nur Bier und Getränke. Fast der gesamte Trek verläuft über 4.000 Meter. Daher ist eine vorige Akklimatisierung ratsam. Viele Leute wandern z.B. vorher auf dem Santa Cruz Trek, was ich auch so gemacht habe.

Der bekannteste Trek Perus?

An dieser Stelle noch ein paar Worte dazu, wie viel auf dem Huayhuash Circuit los ist. Mich hat das ehrlich gesagt doch etwas überrascht, denn: Abgelegen heißt hier definitiv nicht einsam. Das war eine der stärker besuchten Trekking-Touren, die ich in Peru gesehen habe. Die ganzen Erwähnungen im Lonely Planet, anderen Reiseführern und die Loblieder in diversen Blogs haben anscheinend doch ihre Spuren hinterlassen.

Natürlich ist es immer noch kein Vergleich zu den bekannten Touren in Südperu, z.B. dem überlaufenen Salkantay-Trek oder dem vollständig kommerzialisierten Inka-Trail. Aber ein Geheimtipp ist die Sache auch nicht, das war es vielleicht vor 20 Jahren. Mein Eindruck war: Jeder, der in Peru ernsthaft wandern will, macht auch diese Tour.  Übrigens war der Huayhuash Circuit auch der einzige Ort in ganz Peru, an dem ich Deutsche getroffen habe. Aber das nur zur Info am Rande…

Wanderführer und Karten für den Huayhuash Trek

Meine Empfehlung: Rother Wanderführer Peru*

Der Wanderführer Peru* aus dem Rother-Verlag enthält auch den Huayhuash Circuit in der Tal-Variante in 10 Tagen. Wie immer bei Rother sind die Etappen ordentlich beschrieben, dazu gibt es ein Höhendiagramm und Karten.

Das Büchlein stellt daneben 61 weitere Wanderungen vor, hauptsächlich mehrtägige Touren. Darunter befinden sich auch viele weniger bekannte Geheimtipps, z.B. in der benachbarten Cordillera Raura.

Zur Vorbereitung einer Trekking-Reise in Peru ist das derzeit der meiner Meinung nach beste deutschsprachige Wanderführer.

Als Karte empfehle ich die Alpenvereinskarte 0/3c Cordillera Huayhuash*. Die Karte im Maßstab 1:50.000 enthält die bekannten Hauptrouten in den Tälern. Du bekommst sie auch in Huaraz, aber sehr überteuert – bestelle sie dir lieber vorher. Nebenrouten und den Verlauf des Huayhuash Alpine Circuit findest du in den auf OSM basierenden Navigations-Apps wie Outdooractive.

Reisebericht: In 6 Tagen durch die Cordillera Huayhuash

Zum Einstieg ein paar Eindrücke von meiner Wanderung auf dem Huayhuash-Trek in Wort und Bild, basierend auf den Tagebucheinträgen, die ich mir währenddessen gemacht habe. Ich bin bereits in Llamac gestartet und habe am Ende auch zwei Etappen zusammengelegt. Am Ende war ich daher sechs Tage unterwegs, wobei ich fast die gleiche Strecke gemacht habe, wie die Mehrzahl der geführten Touren.

Im Anschluss an den Reisebericht findest du weiter unten sämtliche Informationen zur Route, Anreise, Kosten, Packliste und was du sonst noch wissen musst.

Tag 1: Llamac – Laguna Jahuacocha 14, 5 km, +875, – 60 hm

Wenn ich gedacht habe, dass Chiquian das Ende der Welt ist, belehrt mich Llamac eines Besseren. Das Dörfchen liegt ziemlich genau im Nirgendwo, am Ende einer holperigen Schotterpiste, die man bei uns bestenfalls als Wanderweg bezeichnen würde. Leute sehe ich keine auf den Straßen. Es ist 10:00 Uhr, ich verabschiede mich vom Taxifahrer Felípe und starte.

LLamac, Start des Huayhuash Treks.
Blick vom Aufstiegsweg nach Llamac.

Zum Einstieg steht direkt ein heftiger Anstieg auf 4.000 Meter an, ein schöner Frühsport. Später folge ich einem schmalen Pfad hoch über dem Tal des Rio Achin. Es ist sehr trocken, die Sonne brennt. Teile des Wegs sind durch Erdrutsche zerstört und die Kraxeleien mit dem schweren Rucksack sind nicht ganz ohne.

Etwa zwei Stunden vor der Laguna Jahuacocha verändert sich die Landschaft. Lange Zeit verborgen geblieben, sind die Berge des Huayhuash-Massivs urplötzlich ganz nahe herangerückt. Die Aussichten auf Yerupaja Grande und Jirishanca sind trotz der wolkenverhangenen Gipfel beeindruckend. Noch spannender sind aber die Ausblicke auf den Seiten. Man fühlt sich winzig klein, wie eine Ameise in einer Arena, die für Riesen erbaut wurde. Links und rechts türmen sich wild zerklüftete Felsgestalten auf.

Felsformationen in der Cordillera Huayhuash.

Am frühen Nachmittag erreiche ich das Camp an der Laguna Jahuacocha. Eine unendlich große Grasfläche, vor dem wunderschönen von Schilf eingerahmten See, auf dem die Enten ihre Runden drehen. Die bunten Zelte der Gruppen stehen bereits. Dahinter ragen majestätisch die Gipfel des Huayhuash-Massivs auf. Anden-Idylle wie aus dem Bilderbuch. Später kommt sogar noch ein bisschen die Sonne raus. Nach dem Sonnenuntergang wird es aber schlagartig kalt und ich verkrieche mich ins Zelt. Ein schöner erster Tag!

Campingplatz an der Laguna Jahuacocha auf dem Huayhuash Circuit.
Das schöne Camp an der Laguna Jahuacocha.

Tag 2: Laguna Jahuacocha – Quartelhuain 13 km, +870, – 765 hm

Der erste Teil der Wanderung übertrifft meine Erwartungen. Ich laufe auf einem herrlich überwachsenen Trampelpfad an der Nordseite des Jahuacocha passiere kleine Quenua-Bäumchen und genieße die Sonnenstrahlen und einen wolkenlosen Himmel. Die Aussichten auf die geriffelten Hängegletscher der Berge – einfach nur unbelievable. Wie können die sich in diesen steilen Wänden überhaupt halten? Beim Aufstieg zum ersten Pass, der Punta Rondoy, wird es sogar noch besser: Ich kann der Grande Dame Yerupaja direkt in ihr funkelndes Dekolleté aus weißem Gletschereis hineinschauen. Das sind Aussichten, die man wirklich nicht jeden Tag hat.

Yerupaja mit Gletscher auf dem Weg zum Paso Rondoy.
Fantastischer Blick in das Gletscherfeld des Yerupaja-Grande.

Der Weg zum Pass ist ziemlich hart. 20 Kilo im Rucksack machen sich eben doch bemerkbar. Meine Beine fühlen sich wie Blei an, während ich mich hochschleppe. Der Pass selbst ist ein Doppel-Pass, der durch ein großes, kahles Plateau getrennt ist. Leider wird das Wetter jetzt auch schlechter. Der Blick auf die Felsenberge an der Westseite der Cordillera ist aber immer noch spektakulär. Beim Abstieg verliere ich zeitweise den Pfad und kraxele weglos bis zur Straße runter, die nach Quartelhuain führt.

Die letzten Kilometer auf der staubigen Minenstraße ziehen sich. In der Ferne donnert ein Truck vorbei. Wie überall in den Bergen Perus wird auch in der Cordillera Huayhuash Bergbau betrieben. Unterwegs werde ich von ein paar Einheimischen auf Pferden überholt. Nicht mehr lange bis zum Camp, sagen sie mir. „Media hora“. Haha, ja klar ihr Witzbolde… wenn man durch die Gegend reitet. Natürlich läuft niemand von den Peruanern freiwillig hier herum, wenn es nicht anders geht. Das machen nur Touristen. Am Ende brauche ich weit über eine Stunde.

Wanderung auf Schotterpiste beim Huayhuash Trekking.
Schotterpiste auf dem Weg nach Quartelhuain. Nicht ganz so spannend, aber die Aussichten sind trotzdem schön…

Das Camp in Quartelhuain ist extrem windig. Beim Zelt-Aufbau fliegt mir mein treues Hubba Hubba erstmal weg und landet ein paar hundert Meter weiter in einem rauschenden Gebirgsbach. Bei dem starken Wind trocknet es zum Glück aber auch gleich wieder. Anschließend helfen mir ein paar Arrieros beim Aufbau. Gemeinsam schaffen wir es, das Zelt sicher zu verankern. Diese Nacht wird noch kälter.

Campsite in Quartelhuain.
Das windige Camp in Quartelhain.

Tag 3: Quartelhuain – Laguna Mitococha: 8 km, + 600, – 525 hm

Der Aufstieg zum nächsten Pass Cacanapunta startet direkt hinter dem Camp und ist landschaftlich eher unspektakulär. Zum Glück fällt er aber in die Kategorie „kurz und schmerzlos“. Ich starte spät, gegen 9:00 Uhr. Die meisten geführten Gruppen laufen bereits um 7:00 Uhr los. Trotzdem überhole ich unterwegs zahlreiche andere Leute. Viele sind schlecht oder anscheinend gar nicht akklimatisiert.

Oben am Pass treffe ich eine Gruppe ziemlich fitter Spanier aus Madrid. Einer davon, Juan, kann sogar deutsch, weil er einige Zeit in Paderborn gelebt hat. Weil er sich freut, mal wieder Deutsch reden zu können, schenkt er mir eine Birne, was ich wirklich nett finde. Mein eigener Proviant ist rein auf Gewicht optimiert. Luxus wie frisches Obst kann ich mir leider nicht erlauben.

Tal auf dem Weg zur Laguna Mitococha.

Nach dem Pass laufe ich lange Zeit über einem weitläufigen Tal, durch das sich ein Flüsschen schlängelt. Die Täler sind viel breiter als in der Cordillera Blanca. Das nächste Camp liegt in Janca an einem Bachlauf, der von der Laguna Mitococha abfließt. Es ist noch ziemlich früh. Also entscheide ich mich, dem Bach zu folgen und direkt an der Laguna zu zelten. Über Moränen dringe ich in das Seitental vor.

In den flachen Bereichen ist das Tal stellenweise extrem sumpfig. Richtige Wege gibt es hier nicht, auch keine Trampelpfade. An einer scheinbar völlig trockenen Stelle breche ich bis zum Knie im Schlamm ein. Ein Riesen-Akt, da wieder rauszukommen. Ich brauche eine knappe halbe Stunde, weil ich mich regelrecht ausgraben muss. Zum Glück ist nur ein Bein im Morast versunken…

Wanderstiefel im Schlamm beim Huayhuash Trekking.

An der Laguna angekommen, wird das Wetter richtig ungemütlich. Eiskalter Wind bläst mir um die Ohren, dichte Wolken sind aufgezogen. Unter dem düsteren Himmel hat der See eine bleigraue Farbe, das Wasser wird von den Windböen gekräuselt. Ein paar Blässhühner ziehen trotzdem seelenruhig ihre Runden, hinten grasen Kühe. Die Rufe der Vögel sind kurios: Ein langgezogenes sanftes Gurren, gefolgt von einem hellen Keckern, fast wie Gelächter. Lachen die mich etwa aus, weil ich so blöd bin, hier mein Camp aufzuschlagen?

Kurzzeitig kommt die Sonne raus und ich habe für ein paar Minuten einen Traumblick auf die vergletscherte Ostwand des Nevado Rondoy. Kurz darauf ist aber wieder alles düster. Die Kühe verlassen fluchtartig das Tal, es fängt an zu hageln. Auf über 4.000 Metern kann sich das Wetter wirklich im Minutentakt ändern. Dicke Eisbrocken prasseln auf mein Zelt ein. Innen riecht es nach Sumpf von meiner dreckigen Hose. Ich versuche so gut es geht, meine Sachen zu trocknen. Mal schauen, ob ich morgen die alpine Route machen kann.

Zeltcamp an der Laguna Mitococha in der Cordillera Huayhuash.
Kurzer sonniger Moment im Camp an der Laguna Mitococha, ca. 4.300 Meter. Im Hintergrund die Nevados Rondoy und Mituraju.

Tag 4: Laguna Mitococha – Laguna Carhuacocha: 10 km, + 410, – 500 hm

Morgens regnet es wieder. Ich muss lange warten, bis ich einen kurzen trockenen Moment erwische, um mein Zelt abzubauen. Für die alpine Variante müsste ich jetzt erstmal ein paar Stunden die steilen Grashänge an der Ostseite des Sees hoch und später einen Übergang auf knapp 4.800 Meter suchen – alles weglos. Das ist mir bei diesem Wetter zu unsicher, zumal sich schon wieder die Wolken zusammenziehen.

Wanderung durch Hügel in den Anden der Cordillera Huayhuash.
Etwas eintönige Hügellandschaft auf dem Weg zum Paso Yanapunta.

Also gehe ich zurück durch das sumpfige Tal und nehme die normale Route über den Paso Yanapunta. Ein ziemlich langweiliger Tag. Ich laufe endlos entlang von Kuhfladen durch die eintönige gelblich-braune Puna-Landschaft, die Blicke auf die Berge sind durch die dichten Wolken versperrt. Immer wieder kommen einzelne Tropfen runter. Ich kann mir nie ganz sicher sein, ob das Wetter hält. Der Pass selbst ist unbedeutend, eigentlich nur eine kleine Rille in den Hügeln.

Das nächste Camp an der Laguna Carhuacocha ist dagegen sehr schön. Genaugenommen gibt es sogar zwei Camps. Ich bleibe im ersten, weil man hier schön über den See schauen kann. Die Aussichten auf den Hauptkamm der Cordillera wären vermutlich auch toll, wenn nicht alles bewölkt wäre. Nach zwei Bier sieht die Welt aber wieder gut aus. Ich mache mit einem der Arrieros aus, dass er mir morgen den Rucksack per Maultier ins nächste Camp in Huayhuash bringt. Ich werde dann die alpine Route versuchen.

Laguna Carhuacocha beim Huayhuash Trekking.

Tag 5: – Laguna Carhuacocha – Paso Siula – Campamento Huayhuash: 13,5 km, + 815, – 645 hm

Der bisher beste Tag auf dem Huayhuash Circuit. Das Wetter ist immer noch durchwachsen, aber der nächste Teil der alpinen Route verläuft auf Wegen und sollte problemlos möglich sein. Zunächst geht es in einem Seitental entlang der gigantischen Moränen des Yerupaja-Gletschers. Später führt ein Pfad auf eine der Moränen hoch und ich habe den ersten Blick auf die Gletscherseen.

Noch schöner ist die Aussicht von dem berühmten Mirador Tres Lagunas. Steil geht es durch dichtes Puna-Gras hinauf. Und dann sieht man sie: Drei Lagunen, wie an einer Perlenschnur aufgereiht unter den grauen Felswänden und den Gletschern. Dahinter einige der mächtigsten Berge der Cordillera Huayhuash: Yerupaja, Siula Grande, Sarapo und Jirishanca. Das ist selbst bei einem bewölkten Himmel ein grandioser Anblick.

Blick vom Viewpoint Tres Lagunas auf drei Gebirgsseen.
Ausblick vom Mirador Tres Lagunas, der berühmteste Viewpoint auf dem Huayhuash Circuit.

Bis zum Siula Pass auf 4.800 Metern ist es vom Mirador aus aber noch ziemlich weit. Zunächst geht es zu einem größeren Plateau. Danach folgt dann noch einmal ein steiler letzter Anstieg. Ich bin froh, dass ich das nicht mit dem großen Rucksack machen muss. Der Aufstieg ist kein Selbstläufer. Aber dann habe ich es geschafft und stehe am bisher höchsten Punkt der Tour.

Paso Siuala beim Huayhuash Trek.

Ich gönne mir eine kurze Pause, quatsche mit Ting, einer Backpackerin aus Taiwan, die gerade ihren Job gekündigt hat und auf Weltreise ist. Wie es der Zufall will, ist sie ein paar Tage in Huaraz hängen geblieben, hat dann auch von dieser berühmten Tour gehört und sich darauf einer Gruppe angeschlossen. Trekking hat sie vorher noch nie gemacht. Das trifft, wie ich inzwischen festgestellt habe, auf ziemlich viele Leute zu, die man hier so trifft.

Der Abstieg ist landschaftlich dann noch einmal eine Wucht: Eine herbe Hochanden-Landschaft aus Feuchtwiesen, kleinen Tümpeln und Moospolstern. Alles überragt von den eisgepanzerten Gipfeln der Nevados Carnicero und Jurau, die hier unglaublich nah sind. Beim Weg zur Laguna Carnicero verliere ich mal wieder den Pfad und lege das letzte Stück querfeldein zurück.

Laguna Carnicero bei der Huayhuash Wanderung.

Das Campamento Huayhuash ist vielleicht das schönste Camp bisher, obwohl es nicht an einem See liegt. Eine riesige Talmulde, im Hintergrund die scharfgezackten Gipfel des Trapecio-Massivs. Mir kommt es fast vor wie eine wildere, größere, andine Version der Dolomiten. Eine gewaltige Urlandschaft, in der die Zelte und Hütten der Menschen so klein wie Spielzeug wirken.

Campamento Huayhuash in einem großen Tal.

Tag 6: Campamento Huayhuash – Paso Trapezio – Huayllapa: 26 km, + 695, – 1530 hm

Am nächsten Morgen ist das Wetter leidlich gut. Keine Ahnung, ob das so bleibt. Aber ich will doch gerne die alpine Variante zum Trapecio-Pass machen. Allerdings wieder mit Arriero-Unterstützung. William, einer der Maultiertreiber, hat mir angeboten, dass er mir den Rucksack für 50 Soles bis zum Pass hochträgt und dort auf mich wartet. Da sage ich doch nicht nein.

Esel mit aufgeladenem Rucksack beim Huyhuash Trek.

Der Anstieg ist auch mit Tagesrucksack anstrengend, die Aussicht dort oben entschädigt aber mal wieder für alles. Die Gletscherflanken sind zwar erneut von Wolken umhüllt, aber das Tal hinter dem Pass. Meine Güte… bin ich jetzt auf dem Mars gelandet? Was für eine Landschaft, das ist einfach nur überwältigend.

Blick über das Tal vom Paso Trapecio.

Das Tal gefällt mir bis jetzt am besten, von allem, was ich auf dem Huayhuash Circuit gesehen habe. Die rötlich schimmernden Felswände, die kleinen Lagunen, die mit ihrem grellen Türkisblau einen fast unwirklichen Kontrast bilden. Und dahinter wie ein schweigender Wächter der perfekt herausmodellierte Koloss des Trapecio. Was für eine herrliche Einöde – hier müsste man eigentlich aus Prinzip eine Nacht zelten.

Natürlich ist es noch viel zu früh und das Wetter lädt nicht gerade zum Verbleiben ein. Bitterkalt ist es, eisig fegt der Wind über die kahlen, von Gletschern fein geschliffenen Gesteinsflanken. Die weitere weglose Route über den Paso Jurau schlage ich mir daher aus dem Kopf und nehme den normalen Weg bis zum Campamento Elefante. Der Name kommt nicht von ungefähr: Das Camp liegt an einem gewundenen Flusslauf. Von oben betrachtet hat das tatsächlich ein bisschen die Form eines Elefantenrüssels.

Blick auf das Campamento Elefante.

Es ist erst Mittag und ich will nicht einen halben Tag untätig im Camp rumhocken. Also entscheide ich, spontan bis nach Huayllapa zu laufen. Die Arrieros im Camp meinen, das sollte ich in 4 bis 5 Stunden packen, da es immer nur abwärts geht. Der erste Teil der Strecke ist ziemlich langweilig. Ich folge ohne großartige Aussichten dem breiten Tal. Später gabelt sich der Weg in eine Strecke für Maultiere und eine für Wanderer. Auf einem leicht kraxeligen Weg steige ich mit tollen Aussichten entlang eines Wasserfalls bis in den unteren Bereich des Tals ab.

Gerade zum Einbruch der Dämmerung komme ich um 18:00 Uhr in Huayllapa an und nehme mir für 40 Soles ein Zimmer in der Siula-Lodge. Morgen könnte ich jetzt noch über einen weiteren Pass nach Gashapampa und dann am Westrand der Cordillera wieder zurück zur Laguna Jahuacocha. Diesen Teil der Strecke habe ich aber eh schon beim Hinweg gesehen. Und noch ein Pass? Ach nee… das muss jetzt nicht sein. So langsam habe ich auch genug von den Eisbergen gesehen. Ich sehne mich nach Wärme, der Amazonas ruft.

Letzer Blick auf die Berge der Cordillera Huayhuash.
Letzter Blick auf die Gipfel der Cordillera Huayhuash.

Also beschließe ich kurzerhand die Tour bereits in Huayllapa zu beenden, der Transport für den nächsten Tag ist schnell organisiert.  Damit endet mein Trek durch die Cordillera Huayhuash bereits zwei Tage früher als geplant und es beginnt meine lange lange Reise in die Chachapoyas-Region im hohen Norden von Peru. Aber das ist eine Geschichte für einen anderen Artikel…

Im Folgenden die praktischen Infos, wenn du den Huayhuash Trek selbst mal machen willst. Die Tipps richten sich sowohl an Individual-Trekker, als auch Leute, die die Tour mit Führer machen wollen.

Route des Huayhuash Trek

Wie oben erwähnt gibt es mehrere Routen um das Huayhuash-Massiv. Inzwischen hat sich aber eine Art Standard-Route in 8 Tagesetappen etabliert, der fast alle geführten Touren folgen. Diese Route kombiniert Abschnitte der Tal-Variante mit dem Alpine Circuit. Start ist dabei die Provinzhauptstadt Huaraz, von hier geht es per Direkttransfer weiter nach Quartelhuain, dem Start des Treks.

Karte des Huayhuash Circuit in 8 Tagen (zum Vergrößern anklicken):

Huayhuash Circuit Karte der Route in 8 Tagen

 GPS-Download der Route

Die Etappen sehen bei der 8-tägigen Variante der Huayhuash-Umrundung im Detail folgendermaßen aus:

EtappeRouteDistanzHöhenmeterHöchster Punkt
01Transfer von Huaraz nach Quartelhuain – Paso Cacanapunta – Laguna Mitococha8 km+ 600, – 520 hmPaso Cacanapunta, 4.700 m
02Mitucocha – Paso Yanapunta – Laguna Carhuacocha11 km+ 400, – 500 hmPaso Yanapunta, 4.615 m
03Laguna Carhuacocha – Paso Siula – Huayhuash13 km+815, – 640 hmPaso Siula, 4.810 m
04Huayhuash – Paso Trapecio – Campamento Elefante11 km+ 695, – 525 hmPaso Trapecio, 5.000 m
05Campamento Elefante – Paso San Antonio – Campamento Elefante – Huayllapa19 km+ 515, – 1539 hm (mit Ausflug zum Pass)Paso San Antonio, 5.000 m
06Huayllapa – Paso Tapush – Gashapampa11,5 km+ 1.300, – 280 hmPaso Tapush 4.700 m
07Gashapampa – Paso Yauche – Laguna Jahuacocha 9 km+390, -865 hmPaso Yauche 4.800 m
08Laguna Jahuacocha – Paso Pampa Llamac – Llamac – Transfer nach Huaraz13 km+ 315, – 1.150 hmPaso Pampa Llamac 4.300 m

Meine persönlichen Highlight-Etappen waren:

  • Aufstieg zum Paso Siula mit Mirador Tres Lagunas
  • Überquerung des Paso Trapecio

Auf diesen Etappen hatte ich die vielleicht besten Landschaftseindrücke auf dem ganzen Circuit. Am Mirador die berühmte Aussicht auf die drei Lagunen, die in wirklich jedem Foto vom Huayhuash Circuit auftaucht. Nach dem Paso Trapecio die Wanderung durch ein von alten Vulkankratern, rötlichen Felsen und geradezu unwirklich funkelnden Gebirgsseen geprägtes hochalpines Tal. Absolut magisch!

Höhenprofil des Huayhuash Circuit mit Campingplätzen (zum Vergrößern anklicken):

Huayhuash Circuit Höhenprofil

Alternative Routen

Teilweise werden auch Touren mit 10 oder 12 Tagen angeboten. Drei beliebte Alternativ-Routen sind hierbei:

  • Von Camp Huayhuash zur Laguna Viconga. Hier gibt es Thermalbäder. Allerdings verpasst du damit den Trapecio-Pass und das sagenhaft schöne Tal danach.
  • Über den Paso San Antonio nach Norden, danach weiter auf einer Parallel-Route zum Hauptweg nach Huayllapa. Steiler Abstieg über Schotter, alpine Erfahrung ratsam.
  • Nach dem Paso Trapecio auf dem Alpine Circuit über den Paso Jurau zum Siula Grande Basecamp, dem Schauplatz des Dramas von Touching the Void. Danach weiter nach Huayllapa. Gletscherquerung + teilweise weglos auf über 5.000 Metern, alpine Erfahrung ratsam.

Weitere Vorschläge und mögliche Routen findest du z.B. im Rother-Wanderführer*, in der Alpenvereinskarte* oder auch in Navigations-Apps wie Outdoor-Active.

Für Profis: Der Huayhuash Alpine Circuit

Neben der normalen, hier vorgestellten Huayhuash-Umrundung (Valley Circuit), gibt es eine schwierigere alpine Variante, den Huayhuash Alpine Circuit. Diese Route dauert nur 7 Tage, beinhaltet aber einige technische Schlüsselstellen. Außerdem mehrere Gletscher-Querungen und viel wegloses Alpin-Terrain.

Theoretisch könnte man auch als Wanderer fast den gesamten Alpine Circuit laufen, da es nur zwei Pässe gibt, für die Sicherungs-Ausrüstung erforderlich sind. Der Rest ist im Prinzip „nur“ wandern. Soweit die Theorie. Aber weglos in der dünnen Höhenluft auf über 4.000 Metern rumzulaufen, ist halt schon was anderes als ein normaler Trek. Für diese Route wird daher solide alpine Erfahrung empfohlen.

Ich wollte ursprünglich eigentlich alle wanderbaren Abschnitte des Alpine Circuits mitnehmen, auch die Gletscher. Am Ende war mir das Wetter zu unsicher, weil es fast jeden Tag geregnet hat. Daher habe ich nur die zwei alpinen Abschnitte gemacht, die üblicherweise auch von den geführten Gruppen besucht werden:

  • Aufstieg zum Paso Siula mit Mirador Tres Lagunas
  • Überquerung des Paso Trapecio und Abstieg nach Campo Elefante

Diese Abschnitte sind inzwischen fast schon Teil des „normalen“ Circuits, da sie fast jeder macht. Es waren gleichzeitig auch meine Highlights und ich würde sie auf jeden Fall empfehlen. Die technische Schwierigkeit hält sich hier in Grenzen und reicht bis etwa T3 auf der SAC-Skala.

Persönlich glaube ich, dass der Alpine Circuit von den Wegen und den Aussichten her noch einmal ein gutes Stück spannender ist als die normale Route, weil man den Bergen viel näher ist und sie nicht nur von weitem bewundert. Hier findest du weitere Infos zum Huayhuash Alpine Circuit.

Hinweis: Zuletzt gab es Streitigkeiten mit Einheimischen über die Entrichtung des Wegzolls. Bestimmte Abschnitte des Alpine Circuit sind derzeit wohl gesperrt. Weitere Informationen.

Alpiner Wanderweg auf dem Huayhuash Trek.
Abschnitt des Huayhuash Alpine Circuit auf dem Weg zum Paso Trapecio.

Start in Llamac oder Quartelhuain?

Ursprünglich startete der Circuit in Llamac und dort bin ich auch losgelaufen. Am ersten Tag zur Laguna Jahuacocha, am nächsten Tag dann weiter nach Quartelhuain. So wird es im Rother-Wanderführer beschrieben und die erste Hälfte von Tag 2 war mit den spektakulären Ausblicken auf den Gletscher des Yerupaja Grande auch lohnenswert. Der Rest des Wegs fiel zumindest für mich eher in die Kategorie „kann aber muss nicht“. Ich glaube die Route der Tourenanbieter ist hier schon besser.

Ende des Huayhuash Circuit in Huayllapa

Ein Ende der Tour ist auch in Huayllapa möglich. Das ist ein kleines Örtchen im Süden des Huayhuash-Massivs, in dem es auch ein paar Hostels gibt. Ich selbst habe das nach 6 Tagen so gemacht, weil das Wetter durchwachsen war, auf den letzten beiden Etappen keine riesigen landschaftlichen Highlights mehr zu erwarten waren und ich auch keine Lust mehr auf den letzten Pass hatte.

Leider war die Abreise extrem umständlich, weil man von Huayllapa erst wieder zur Küste fahren muss und danach nach Huaraz (siehe Hinweise zur Anfahrt weiter unten). Wenn du in Quartelhuain startest und die Laguna Jahuacocha noch nicht gesehen hast, würde ich von Huayllapa auf jeden Fall weiter bis nach Llamac laufen.

Anreise zur Cordillera Huayhuash

Üblicher Startpunkt für Touren in der Cordillera Huayhuash ist Huaraz, die Hauptstadt der Provinz Ancash. Von hier musst du anschließend nach Chiquian, das ist die nächstgelegene größere Stadt. Von Chiquian geht es dann weiter nach Llamac oder Quartelhuain, je nachdem wo du anfängst – ich würde Quartelhuain enpfehlen.

Huaraz – Chiquian

Von Huaraz gibt es zwei Busfahrten täglich nach Chiquian, um 5:00 Uhr morgens und um 14:00 Uhr. Die Fahrt dauert ca. 3 Stunden, das Busunternehmen El Rapido befindet sich in der Nähe des Plaza de Armas (Google Maps). Die Fahrt kostet 20 Soles. Es reicht die Tickets am gleichen Tag zu kaufen.

Chiquian – Llamac/ Quartelhuain

Von Chiquian fährt nur einmal am Tag ein Bus nach Llamac nämlich um 17:00 Uhr. Vor der Corona-Pandemie gab es laut Einwohnern 3 Verbindungen, in Zukunft wird der Fahrplan eventuell wieder ausgebaut. Ansonsten bleibt nur ein Taxi: 150 Soles bis Llamac, 200 Soles bis Quartelhuain, die Fahrt auf der Schotterpiste bis Llamac (bei uns würde man das Wanderweg nennen…) dauert ca. 1,5 Stunden. Empfehlung für Taxi-Unternehmen in Chiquian: Turizmo Nazario

Rückfahrt nach Huaraz

Wenn du wieder von Llamac zurückwillst, lass dir vorher die Telefonnummer des Taxifahrers geben und gibt vorher per SMS/WhatsApp Bescheid, wann du voraussichtlich ankommst. Llamac ist ein winzig kleines Örtchen, in dem nur einmal täglich gegen 4:00 Uhr morgens ein Bus nach Chiquian fährt. Spontan ein Taxi zu organisieren dürfte ein Ding der Unmöglichkeit sein. Von Chiquian kannst du dann mit dem normalen Bus zurück nach Huaraz.

Rückfahrt von Huayllapa

Wenn du den Trek in Huayllapa beendest, musst du morgens um 6:00 Uhr den Colectivo nach Cajatambo nehmen (20 Soles). Dort steigst du in den nächsten Colectivo nach Huaura, das an der Küste liegt (25 Soles, 5 Stunden). Von hier fahren dann Busse zurück nach Huaraz (z.B. das Unternehmen ZBUSS). Kosten: 50 Soles, die Fahrtzeit beträgt nochmal ca. 8 Stunden.

Ich würde den Trek nur im Notfall in Huayllapa beenden, wenn du wieder nach Huaraz willst. Es gibt keinen direkten Weg durch die Berge, man muss die komplette Cordillera Raura umfahren und der Umweg über die Küste ist eine halbe Weltreise. Wenn du anschließend nach Lima willst, ist das aber keine schlechte Option: Die Strecke ist von Huayllapa sogar kürzer als nach Huaraz.

Übernachten in Huaraz

Vor dem Huayhuash Trek wirst du vermutlich erstmal ein paar Tage in Huaraz bleiben. Es gibt hier jede Menge Übernachtungsmöglichkeiten für jedes Budget, viele davon findest du auf Booking. Meine Base war das Hostel Huaraz Colonial* etwas nördlich des Stadtzentrums

Das Hostel ist eine beliebte Backpackerunterkunft mit Küche und schönem Innenhof und ich hab hier auch viele nette Bekanntschaften gemacht. Die Besitzer konnten mir bei allen Fragen direkt weiterhelfen und sie sprechen auch ganz gut Englisch. Der Preis war selbst für die Einzelzimmer sehr moderat. Insgesamt eine echte Empfehlung, obwohl es etwas vom Stadtzentrum entfernt liegt (ca. 10 Minuten zu Fuß zum Plaza de Armas). Du kannst hier auch alle Sachen, die du beim Trek nicht brauchst, ohne Gebühren zwischenlagern.

Hotel Nogales mit Garten in Chiquian.
Top-Tip zum Übernachten in Chiquian: Das wunderschöne Hotel Los Nogales.

Bonus-Tipp für Chiquian

Die Anfahrt nach Llamac bzw Quartelhuain über Chiquian ist recht lang. Außerdem fährt mittags kein Bus mehr von Chiquian weiter. Daher kann es Sinn machen, hier eine Nacht zu bleiben. In diesem Fall empfehle ich das tolle Hotel Los Nogales (60 Soles pro Nacht + 20 Soles für Frühstück).

Das Hotel hat einen wunderschönen Garten mit Walnuss-Bäumen (spanisch: Nogales). Die Zimmer waren tipp-topp sauber. Der Besitzer konnte mir auch bei der Frage nach den Preisen für die Camps weiterhelfen. Das Hotel ist nicht auf Booking, ich bin einfach so vorbeigegangen. In der Nähe des Hotels gibt es auch einen Bankautomaten.

Wie schwer ist der Huayhuash Trek?

Mit Guide und Gepäcktransport ist der Huayhuash Circuit ist eine recht unkomplizierte Wanderung, zumindest dann, wenn man gut akklimatisiert ist. Leider ist das längst nicht bei allen Wanderern der Fall (siehe Hinweise zur Akklimatisierung unten). Technisch betrachtet bewegen sich die Wege überwiegend im Schwierigkeitsgrad T2 – T3 auf der SAC-Skala, d.h. wenn du auf normalen Bergwegen in den Alpen wandern gehst, wirst du hier auch keine größeren Probleme bekommen.

Auf eigene Faust ist der Huayhuash Trek etwas anspruchsvoller. Das hat mehrere Gründe:

  • Du musst die komplette Camping-Ausrüstung und Proviant mitnehmen. Dadurch ist der Rucksack recht schwer.
  • Die Wanderung verläuft in großen Höhen, in der Regel über 4.000 Meter. Daher ist das Laufen an sich schon anstrengender.
  • Die Route ist nicht wirklich markiert, bei einigen Etappen gibt es auch kurze weglose Abschnitte. Du solltest also ungefähr wissen, wie man sich im Gebirge orientiert.
  • Unterwegs gibt es bis auf die provisorischen Campingplätze kaum Infrastruktur. Bei Problemen bist du letztlich auf dich und was du dabei hast gestellt.

Auf eigene Faust würde ich den Huayhuash-Trek für weniger erfahrene Wanderer nur bedingt empfehlen. Es ist zwar eine bekannte und viel begangene Tour, aber trotzdem eher geeignet, wenn du ein bisschen Erfahrung hast, schonmal in solchen Höhen wandern warst und weißt, was du dir selbst zutrauen kannst. Vor allem auch, wie du dich bei unvorhergesehenen Situationen verhalten solltest (schlechtes Wetter, Erschöpfung, Weg verloren etc.)

Camp und Esel beim Huayhuash Trekking.

Packliste für den Huayhuash Trek

Die benötigte Ausrüstung für den Huayhuash Trek ist im Prinzip identisch zum Santa Cruz Trek. Bei einer geführten Tour bekommst du den Großteil des Camping-Equipments gestellt. Du brauchst dann nur einen Tagesrucksack (ca. 20 – 30 Liter), die passende Bekleidung und ein paar persönliche Gegenstände mieten. Einen Schlafsack kannst du zur Not auch in Huaraz für ein paar Tage mieten. Wenn du bereits einen hast, würde ich ihn aber selbst mitbringen.

Packliste Huayhuash Trek:

Camping-Ausrüstung für den Huayhuash Trek

Wenn du den Huayhuash Trek auf eigene Faust machst, benötigst du eine komplette Camping-Ausrüstung mit Zelt, warmem Schlafsack und Proviant. Du wirst vermutlich Essen für ca. 8 Tage mitnehmen, daher sollte der Rucksack ausreichend groß sein. Ich hatte den Exped Thunder 70* am Start, was mehr als ausreichend war. Ein 60-Liter Rucksack sollte auch passen. Schau dir hier meine Packliste zum Trekking mit Zelt an.

An dieser Stelle noch ein paar Anmerkungen zu den Besonderheiten der Anden:

Bekleidung: Auf über 4.000 Meter wird es in den Anden sehr kalt, sobald die Sonne verschwindet. Auch tagsüber, da reicht schon eine Wolke am Himmel. Sinnvoll sind also auf jeden Fall ein warmer Fleecepulli, eine Mütze und eine leichte Daunenjacke für abends. Nach 18:00 Uhr werden die Temperaturen arktisch

Schlafsack: Der Schlafsack sollte einen Komfortbereich bis etwa – 10° C abdecken. Ich hatte persönlich Glück, nachts herrschten nur leichte Minusgrade. Aber ich war auch Ende September da, also am Ende der Trockenzeit. Im Juni und Juli kann es kälter werden, das meinten zumindest die Einheimischen.

Zelt: In den großen Höhen kannst du jederzeit mit Regen, ggf. auch mit starken Winden rechnen. Ich hatte einige sehr regnerische Tage. Das Zelt sollte also schon ein bisschen was abkönnen und soliden Wetterschutz bieten. Ein wintertaugliches 4-Jahreszeiten-Zelt ist aber nicht erforderlich, mein Hubba Hubba NX* war völlig ausreichend (zum Test).

Regenschutz: Wo wir gerade beim Thema sind – eine gute Regenjacke ist im Gebirge natürlich auch zwingend erforderlich, um nicht auszukühlen. Ich hatte wie immer meine 3-lagige Goretex-Jacke Montbell Storm Cruiser* dabei, die mir auch gute Dienste geleistet hat. Sinnvoll sind außerdem ein paar Handschuhe – die Kombination Kälte und Regen ist sehr unangenehm.  

Schuhe: Die Mehrzahl der Wege ist technisch recht einfach, es gibt aber immer mal wieder kurze weglose Abschnitte, teilweise auch über sumpfigen und matschigen Untergrund. Ich hatte mir für diese und andere Wanderungen in den Anden die Leichtwanderschuhe Meindl Litehike GTX* besorgt und war sehr zufrieden damit.

Schwere Trekkingstiefel der Kategorie B/C oder C braucht man meiner Meinung nach eigentlich nicht, wenn man auf der normalen Tal-Route bleibt. Auch nicht für die beiden alpinen Abschnitte, die die Gruppen gehen. Trailrunner würde ich mit dem schweren Rucksack aber auch nicht unbedingt empfehlen. Ich denke Leichtwanderschuhe der Kategorie A/B oder Trekkingschuhe/Stiefel der Kategorie B sind die beste Wahl für die Tour.

Sonnenschutz: Nimm auf jeden Fall Sonnencreme mit starken Lichtschutzfaktor 50 mit. Die UV-Strahlung in so großen Höhen ist beachtlich. Außerdem noch eine Kopfbedeckung, ich bevorzuge hier einen Sonnenhut mit breiter Krempe*.

Toilettenpapier: In der Nähe der offiziellen Campsites gibt es in der Regel auch ein Toilettenhäuschen, wo du dein Geschäft verrichten kannst. Klopapier aber nicht, bring also am besten 1-2 Rollen mit.

Notfallsender: Ich hatte auf der Tour einen Satelliten-Messenger dabei, d.h. einen portablen Empfänger, der auch ohne Mobilfunk funktioniert und mit dem man Nachrichten verschicken und im Notfall einen SOS-Ruf absetzen kann. Es gibt verschiedene Modelle, für meine Zwecke am besten fand ich den Garmin InReach Messenger*.

Wichtig: In der Cordillera Huayhuash hast du an den wenigsten Orten Handy-Empfang. Sorry… aber die Instagram-Fotos von den drei Lagunen müssen bis später warten:) Lade dir vorher den GPS-Track mit der Route auf das Handy oder GPS-Gerät und speichere die Karte offline.

Mercado Central in Huaraz.
Im Mercado Central in Huaraz kannst du dich nach Herzenslust mit Proviant für den Trek eindecken.

Essen und Proviant

Für Touren auf eigene Faust brauchst du Proviant für etwa 6-8 Tage, je nachdem, wie lange du unterwegs bist. Auf dem Trail selbst gibt es nur eine Möglichkeit Proviant nachzukaufen, und zwar in dem Örtchen Huayllapa zwei Tage vor dem Ende in Llamac. Dort gibt es einige kleine Tiendas mit Fertignudeln und anderem Kleinkram. Die Auswahl ist natürlich nicht gerade groß.

Weitere Möglichkeiten:

  • An so gut wie allen Campingplätzen werden Bier, Cola und ggf. auch Schokolade und Zigaretten verkauft
  • An der Laguna Jahuacocha braten die Betreiber des Camps auf Wunsch frische Forellen aus dem See für dich
  • Gleiches gilt für die Thermalquellen an der Laguna Viconga. Auch hier solltest du ein warmes Essen bekommen (war nicht selbst da, wurde mir erzählt).

Ich hatte mir den kompletten Proviant für die Tour in Huaraz geholt und mir für das Abendessen diese Zutaten besorgt:

  • Instant-Nudeln als Basis
  • Getrocknetes Soja-Fleisch (Carne de Soja)
  • Getrocknetes Weizenmehl (Harina de Trigo Tostado)
  • Olivenöl

Das Ganze habe ich mir in meinem Camping-Topf* zusammengerührt und gekocht und das gab es bei mir jeden Abend – übrigens bei allen Trekking-Touren in Peru. Nicht sonderlich kreativ, aber halbwegs gesund, nicht zu schwer im Rucksack und vor allem mit ausreichend Kalorien und Proteinen.

Außerdem dabei hatte ich:

  • Müsliriegel
  • Snickers
  • Knackwürste
  • Erdnüsse
  • Haselnüsse
  • Studentenfutter

Die Instant-Nudeln und das Soja-Fleisch bekommst du in den Supermärkten in Huaraz. Eine Empfehlung ist der Novaplaza Belén in der Nähe der Plaza de Armas. Nüsse und anderen Kleinkram bekommst du sehr gut im Mercado Central de Huaraz etwas nördlich des Plazas.

Wasserversorgung auf dem Huayhuash Trek

Die Wasserversorgung auf dem Huayhuash Trek ist einfach, da du regelmäßig an Bächen vorbeikommst. Es gibt aber viele Kühe in den Tälern. Ich habe auch mehrere Male Tierkadaver im Wasser gesehen. Das Wasser ist also immer als verunreinigt anzusehen, du solltest es vor dem Trinken behandeln.

Ich hatte dazu wie immer meinen Sawyer Mini Wasserfilter* dabei, außerdem noch ein paar Reinigungstabletten*. Nur der Filter hätte aber auch gereicht. Ich habe ausschließlich Wasser aus den Bächen getrunken und hatte keine Probleme. Zum Transport hatte ich die praktische faltbare 2 Liter Platypus Bottle* dabei.

Campingplatz an der Laguna Jahuacocha auf dem Huayhuash Trek.
Für die Benutzung der offiziellen Campingplätze auf dem Trek ist jeweils eine kleine Gebühr fällig, die vor Ort gezahlt wird.

Kosten für den Huayhuash Circuit

Im Folgenden nochmal eine kurze Aufstellung der Kosten des Huayhuash-Treks, falls du die Tour auf eigene Faust machen willst. Darin sind die Eintrittspreise für die Camps, die Fahrtkosten und die voraussichtlichen Kosten für den Proviant enthalten.

Eintrittspreise für die Camps

Die Cordillera Huayhuash ist kein Nationalpark. Daher gibt es auch keine einheitlichen Preise wie auf dem Santa Cruz Trek. Stattdessen erhebt jede Gemeinde eine kleine Gebühr, wenn du die Campingplätze auf ihrem Gebiet benutzen willst. Das hat ein bisschen was von moderner Wegelagerei. Dafür werden die Camps sauber gehalten. Außerdem ist es eine Art Schutzgeld, um die Sicherheit zu gewährleisten. In der Vergangenheit kam es auf dem Trek zu Überfällen auf Ausländer.

Die aktuellen Gebühren für die Camps auf dem Huayhuash Trek sind:

OrtGebühr
Llamac, gilt auch für die Camps an der Laguna Jahuacocha und Quartelhuain50 Soles
Camp an der Laguna Mitococha40 Soles
Camp an der Laguna Carhuacocha40 Soles
Camp in Huayhuash30 Soles
Camp bzw. Thermalquellen an der Laguna Viconga30 Soles
Huayllapa Eintritt/Campinggebühren50 Soles
Camp in Gashapampa30 Soles

Kosten für Eintritt gesamt: 270 Soles

Die Preise gelten pro Person. Gezahlt wird in Bar, nimm also ausreichend Kleingeld mit. Als Quittung bekommst du einen Wisch Papier, den du am besten aufhebst. Eventuell musst du ihn später nochmal vorzeigen. Die Preise sind nicht verhandelbar. Wenn du Glück hast, kann es aber sein, dass die „Eintreiber“ gerade nicht anwesend sind. Das ist mir z.B. in Huayllapa passiert.

Kosten für die Fahrt

Ich würde empfehlen, den Trek in Quartelhuain zu starten. Für die Taxi-Fahrt von Chiquian kannst du also mit 200 Soles rechnen. Diese Kosten kann man sich natürlich auch mit mehreren Personen aufteilen.

  • Busfahrt Huaraz – Chiquian: 20 Soles
  • Anfahrt mit Taxi Chiquian – Llamac bzw. Quartelhuain 150 bzw. 200 Soles
  • Rückfahrt mit Taxi Llamac Chiquian: 150 Soles
  • Busfahrt: Chiquian – Huaraz: 20 Soles

Kosten für Fahrt gesamt: 300 – 350 Soles

Verpflegung/Proviant

Das ist natürlich individuell und hängt auch von der Länge des Treks ab. Du kannst bei einer 8-tägigen Tour aber mit ca. 200 Soles pro Person rechnen.

Gesamtkosten für den Huayhuash Trek: 770 Soles (bzw. 820 Soles mit Start in Quartelhuain)

Nicht eingerechnet sind hierbei die Preise für Bier und Cola in den Camps (ca. 5-10 Soles) sowie eventuelle Preise für den Gepäcktransport mit einem Arriero, falls du doch mal den Rucksack tragen lassen willst (ca. 50 – 70 Soles pro Transport).

Die 770 Soles sind also der Minimal-Preis unter der Voraussetzung, dass du alles selbst trägst, dir unterwegs nichts gönnst und bereits die gesamte Trekking-Ausrüstung vorhanden ist. Außerdem kommt eventuell noch eine Übernachtung in Chiquian dazu.

Maultiertreiber auf dem Huayhuash Trek.
Bei geführten Wanderungen wird das große Gepäck jeden Morgen mit Maultieren ins nächste Camp transportiert.

Huayhuash Trek mit oder ohne Guide?

Ich habe den Huayhuash Trek ohne Guide und geführte Tour gemacht. Regelmäßige Leser meines Blogs wissen wahrscheinlich, dass ich das so gut wie immer so mache und auch nicht der größte Fan von geführten Gruppenwanderungen bin. Insofern überrascht es mich selbst ein bisschen das zu sagen, aber: Ich würde den Huayhuash Circuit beim nächsten Mal tatsächlich eher mit einer Tour machen, als auf eigene Faust.

Und nein, das liegt nicht daran, dass ich auf einmal zu faul geworden bin, mich mit einem schweren Rucksack durch die Berge zu quälen. Es ist nur so… ich fand, dass eine selbst durchgeführte Tour auf dem Huayhuash Circuit kaum echten Mehrwert bietet.

Das hat zwei Gründe:

  1. Man läuft während der Wanderung eh auf den gleichen Wegen wie alle anderen und übernachtet auch an den gleichen Orten. Der einzige Unterschied ist eigentlich nur, dass die anderen mit einem kleinen (und leichten) Tagesrucksack durch die Gegend spazieren können und abends schön bekocht werden, während man sich selbst mit einem 20 Kilo-Backpack die Berge hochschleppt.
  • Die Anfahrt ist umständlich und teuer, gleichzeitig sind die Touren vergleichsweise preiswert (siehe nächster Abschnitt) und da ist der komplette Transfer bereits enthalten. Das macht die Sache deutlich unkomplizierter und selbst vom Preis gibt es sich nicht wahnsinnig viel.

Man könnte auch noch das Thema Sicherheit nennen. Für mich war das gar nicht mal so ein Punkt. Der Huayhuash Circuit ist eine bekannte und häufig begangene Wanderung. Mit ausreichend Erfahrung ist die Tour auf eigene Faust kein größeres Problem. Nur habe ich nicht ganz den Sinn darin gesehen. Warum sich das Leben schwer machen, wenn es auch einfacher geht?

Zugegeben – vielleicht liegt das auch daran, dass ich vorher 3 Wochen lang fast komplett alleine auf wirklich unbekannten Wegen durch die Cordillera Vilcabamba gewandert bin. Da hatte ich keine große Wahl. Beim Huayhuash Trek aber schon. Und wenn wir mal ehrlich sind: Es ist auch nicht so, dass man hier der große Entdecker ist, der auf einsamen Pfaden durch die Anden streift. Am Ende des Tages macht man halt die gleiche Tour wie alle anderen.

Das muss ja nicht zwangsweise schlecht sein. Aber man kann es sich dann auch ein Stück erleichtern. Ist natürlich nur meine Meinung. Ich würde es mir aber zumindest überlegen, zumal wenn du die normale Route gehst. Auf dem Alpine Circuit wirst du vermutlich kaum andere Leute treffen, das könnte tatsächlich ganz spannend sein, den auf eigene Faust zu machen (entsprechende Erfahrung vorausgesetzt).

So laufen geführte Touren auf dem Huayhuash Circuit ab

In Huaraz hat jede Trekking-Agentur und jeder Reiseveranstalter den Huayhuash Trek im Programm. Du kannst den Trek also problemlos vor Ort buchen. Die Kosten für die 8-tägige Tour betragen etwa 1400 – 1500 Soles (ca. 350 Euro), es ist also wirklich preiswert. Im Preis ist in der Regel alles enthalten:

  • Transfer von und nach Huaraz
  • Ausgebildeter Guide
  • Komplette Verpflegung mit Koch während dem Trek
  • Gepäcktransport mit Maultieren
  • Wegzoll bzw. Gebühren für das Benutzen der Campingplätze

Die Wandertage sind meistens relativ kurz, ca. 6 Stunden. Die Gruppen verlassen die Camps sehr früh, in der Regel spätestens um 7:00 Uhr. Gegen 13:00 Uhr bist du dann schon am nächsten Camp und hast den Rest des Tages zur freien Verfügung.  Das schwere Gepäck wird morgens mit den Maultieren vorausgeschickt. Du selbst trägst nur den kleinen Tagesrucksack.

Das Aufbauen der Zelte, Kochen etc. wird alles von der Begleitmannschaft übernommen. Du selbst musst dich im Prinzip um nichts kümmern, sondern kannst einfach nur rumlaufen und die Landschaft genießen. Das ist schon sehr komfortabel.

Wenn du zu faul zum Suchen bist oder wenig Zeit hast, kannst du den Huayhuash Trek natürlich auch online buchen, z.B. hier:

Ich persönlich würde empfehlen, eine geführte Tour vor Ort in Huaraz zu organisieren. Es dauert dann zwar ein bisschen länger, aber im Prinzip bekommst du in den örtlichen Agenturen das gleiche Programm und zahlst auch viel weniger. Eventuell kannst du auch im Hostel fragen, einige bieten die Tour auch an.

Solo-Trekking auf dem Huayhuash Circuit

Als Individual-Wanderer ist man etwas flexibler in der Routenwahl und kann sich auch selbst aussuchen, wann man loslaufen und Pausen machen will. Wie oben erwähnt, empfand ich das hier zwar nicht wirklich als großen Vorteil. Aber da darf ja jeder seine eigene Meinung haben. Du musst dann nur mit einem relativ schweren Rucksack rechnen. Außerdem solltest du dich ganz gut im Gebirge orientieren können.

Ich würde in diesem Fall empfehlen, neben den Karten ein GPS-Gerät bzw. ein Smartphone mit dem Track mitzunehmen. Außerdem 1-2 zusätzliche Tagesrationen Essen für den Fall, dass du irgendwo festhängst (z.B. weil das Wetter zu schlecht ist). Bring außerdem ausreichend Bargeld in kleinen Scheinen für den Wegzoll mit.

Ebenfalls nicht schaden können ein paar Geld-Reserven, falls du unterwegs doch mal einen Arriero anheuern willst, der dir deinen Rucksack bis zum nächsten Camp trägt. Die Kosten sind ein bisschen Verhandlungssache. Ich hab das zweimal gemacht und jeweils 40 bzw. 50 Soles dafür gezahlt. Du kannst in den Camps einfach nachfragen und wirst problemlos jemanden finden. Die Leute verdienen sich gerne ein bisschen Geld dazu.

Gedenkkreuz für verunglückten Bergsteiger in der Cordillera Huayhuash.
Gedenkkreuz für den polnischen Bergsteiger Radoslaw Koscinski, der in der Cordillera Huayhuash nach der Quelle des Amazonas suchte und dabei ums Leben kam.

Ist der Huayhuash Trek sicher?

Die Cordillera Huayhuash galt früher als unsicher und gefährlich, weil das Gebirge eine Zufluchtsstätte der links-extremistischen Terror-Gruppe Sendero Luminoso war. In den 1990er-Jahren wurden hier auch Touristen ermordet, der letzte Zwischenfall war im Jahr 2004. Einige Leute in Huaraz und der Umgebung sagen, dass der Sendero Luminoso auch heute noch teilweise präsent ist.

Ich wurde nach dem Santa Cruz Trek in dem Dörfchen Vaquería z.B. ausdrücklich gewarnt, dass die Leute in der Cordillera Huayhuash ein „corazón malo“ hätten, ein böses Herz. Andererseits ist mir das Peru aber 1000mal passiert. Irgendwie hieß es fast immer: Ja… bei uns ist alles in bester Ordnung, tranquilo. Alles gute Menschen. Aber pass bloß auf, wenn du woanders hinfährst. Und das habe ich witzigerweise so ziemlich überall gehört.

Persönlich hatte ich nicht den Eindruck, dass das Gebiet besonders unsicher ist. Was nichts heißen muss. Schließlich denkt man immer es ist alles sicher, solange bis was passiert. Aber es gab meinen Recherchen zufolge zumindest lange Zeit keine Zwischenfälle mehr. Und immerhin kassieren die Einwohner inzwischen ja auch das Schutzgeld und haben daher ein Interesse daran, dass den Touristen nichts passiert.

Ich würde also vermuten, dass du auf dem Huayhuash Circuit mit hoher Wahrscheinlichkeit nichts von anderen Menschen zu befürchten hast.

Verständigung

Spanischkenntnisse sind vor allem als Solo-Trekker auf dem Huayhuash Circuit von Vorteil. Bis auf einige der Guides aus Huaraz und die anderen Trekker spricht niemand, den du treffen wirst, Englisch. Erfahrungsgemäß kommt man natürlich auch so irgendwie durch. Aber es ist schon etwas komplizierter, z.B. beim Organisieren des Transfers oder wenn du mal jemanden nach dem richtigen Weg fragen willst.

Ein Vorteil in Peru ist, dass die Leute in der Regel ein gutes, klares Spanisch sprechen. Das ist deutlich langsamer als das europäische Spanisch und viel einfacher zu verstehen, als z.B. der Maschinengewehr-Rhythmus in Andalusien oder die vielen halbverschluckten Wörter auf den Kanaren. Selbst als Spanisch-Anfänger kommt man hier also ganz gut durch.

Akklimatisierung

Der Huayhuash Trek verläuft bis auf wenige Ausnahmen durchgängig über 4.000 Metern und beinhaltet Passüberquerungen auf 5.000 Metern. Du solltest also zumindest ansatzweise akklimatisiert sein. Die Empfehlung ist, vorher mindestens 3-4 Tage in Huaraz zu bleiben und dort verschiedene Tagestouren zu machen.

  • Vorschläge für Wanderungen in der näheren Umgebung von Huaraz findest du In meinem Artikel zum Santa Cruz Trek.
  • Eine gute Idee ist auch, vorher bereits auf dem Santa Cruz Trek selbst zu wandern.
  • Wenn du schon andere Trekkings in Peru gemacht hast, z.B. den Choquequirao Trek oder die Ausangate-Umrundung im Süden, bist du vermutlich bereits ausreichend akklimatisiert.

Nicht ausreichend ist: Einfach nur zur Laguna 69 wandern und am nächsten Tag direkt in die Cordillera Huayhuash zu fahren. Leider machen das viele so, mit den erwartbaren Folgen: Brutale Kopfschmerzen, Übelkeit, Kotzeritis, Schwäche-Anfälle etc. Höhenkrankheit wird gerne unterschätzt und auf dem Huayhuash Trek hatte ich ausreichend Gelegenheit mir anzuschauen, wie das live aussieht.

Eine Begegnung, die mir noch gut in Erinnerung ist, hatte ich auf dem Weg zum ersten größeren Pass Cacanapunta auf 4.700 Metern. Ein amerikanisches Pärchen, 2 Tage vorher aus Lima eingetroffen. Der Frau ging es sogar ganz gut. Dem Mann beim Laufen zuzusehen, fühlte sich ungefähr so an, wie wenn man ein Video im Ultra-Slow-Motion-Modus abspielt. Für knapp 100 Meter hat er mehr als 10 Minuten gebraucht.

Auf dem Pass ist er dann auch noch zusammengebrochen und hat sich eine halbe Stunde die Seele aus dem Leib gekotzt. Mir wird bei sowas immer ganz anders, weil ich dann das Gefühl habe, jetzt passiert gleich noch was Schlimmeres. Und theoretisch ist das ja auch möglich. Am Ende ist zwar alles nochmal gut gegangen. Schön war es trotzdem nicht und ich glaube, er hätte sich diese Erfahrung auch gerne erspart.

Eine gute Übersicht zum Thema Höhenkrankheit und wie man sie vermeidet, findest du bei den Kollegen vom Dusty Boots Blog.

Trekking auf dem Paso San Trapecio auf dem Huayhuash Circuit.
Am Paso Trapecio auf 5.000 Metern. In den großen Höhen kann das Wetter innerhalb von Minuten umschlagen.

Beste Reisezeit und Klima auf den Huayhuash Trek

Beim Thema Klima gleich eine wichtige Info: Auf dem Huayhuash Circuit wird es kalt. Temperaturen bis -10 ° C sind in der Nacht möglich. Ein warmer Schlafsack mit einem entsprechenden Komfortbereich (nicht Limit) ist also Pflicht. Aber das Klima hängt auch ein bisschen davon ab, wann du den Trek machst.

Ich war beispielsweise Mitte September dort. Das ist das Ende der Trockenzeit in Peru, dem Winter wenn man so will. Die Temperaturen gingen zu dieser Zeit schon wieder nach oben. Nachts hatte ich, wenn überhaupt nur sehr leichte Minusgrade. Dafür aber fast jeden Tag Regen und das Wetter war ingesamt auch eher ungemütlich.

Als beste Reisezeit gelten die Monate von Mitte Juni bis Anfang September. Hauptsaison sind Juli und August. Dann ist es nachts zwar sehr kalt. Tagsüber bestehen aber bessere Chancen auf Sonnenschein und es regnet dann auch weniger. Am kältesten, so sagten mir Einheimische, soll es im Mai und Juni sein.

Sonstige nützliche Infos

An dieser Stelle noch ein paar letzte Infos, die ganz hilfreich sein könnten:

  • Tag und Nacht sind in Peru durch die Nähe zum Äquator etwa gleich lang. Gegen 18:00 Uhr wird es dunkel und das geht sehr schnell – innerhalb von 15 Minuten ist es stockdunkel. Plane daher immer einen ausreichenden Zeitpuffer ein. Die Nächte sind kalt und lang.
  • Die meisten Touren sind mit Maultieren unterwegs und die hinterlassen auf den Wegen eine schöne Spur in Form von Sch..ßhaufen. Im Zweifelsfall kannst du dich immer an den Haufen orientieren.
  • Ich habe, wie überall in den peruanischen Anden, viele Kühe gesehen. Ansonsten aber keine anderen wilden Tiere. Auf den Campsites gibt es Hunde, aber die sind friedlich.
  • Der letzte Ort, um etwas einzukaufen wäre Chiquian. Das ist aber ein sehr kleiner Ort. Die Besorgungen machst du am besten in Huaraz. Dort bekommst du auch Trekking-Ausrüstung (Isomatten, Schlafsäcke, Schuhe etc.).
  • Aktuelle Infos rund um Trekkingtouren, z.B. zu den aktuellen Preisen in den Campsites, bekommst du bei der Policía de Turismo in der Nähe des Plaza de Armas von Huaraz (Google Maps) Hier kannst du dich auch registrieren lassen. Die Mitarbeiter sind sehr hilfsbereit, sprechen aber nur spanisch.
Blick auf den Yerupaja Gletscher auf dem Huayhuash Trek.

Mein Fazit zum Huayhuash Trek

Ich hatte schon ein bisschen Pech mit dem Wetter. Und wahrscheinlich hätte mir der Trek noch viel besser gefallen, wenn ich größere Abschnitte der alpinen Route gemacht hätte. Trotzdem waren es ein paar schöne Tage in einer wirklich beeindruckenden Hochgebirgsumgebung, die man so nicht jeden Tag sieht.

Nicht ganz verstanden habe ich aber den Hype um diesen Trek. Es ist ja nicht so, dass es keine anderen schönen Gegenden in Peru gibt. Ich kann hier auch ehrlich gestehen: Mir persönlich hat die Cordillera Blanca besser gefallen, da ist die landschaftliche Vielfalt größer. Die Cordillera Huayhuash hat vor allem steile Eiswände und Gletscher im Überfluss. Genau deshalb ist sie ja auch bei Bergsteigern so bekannt.

Was nicht heißen soll, dass sich der Trip nicht gelohnt hat. Am Ende war es ein großartiges Erlebnis, auch wenn nicht jeder Tag nur absolute Highlights bot. Aber ich würde versuchen, den ganzen Trubel nach dem Motto „bester Trek der Welt“ ein bisschen auszublenden. Am besten du fährst einfach unbefangen hin, lässt dich überraschen und machst dir ein eigenes Bild von der Cordillera Huayhuash: Eine gewaltige, wilde Hochgebirgswelt, die am Ende über jeden menschlichen Standpunkt erhaben ist.

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Hast du noch Fragen oder Anmerkungen zum Huayhuash Trek? Kennst du andere spannende Wanderungen in Peru? Dann nichts wie ab in die Kommentare – ich freue mich, von dir zu hören!

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