Lykischer Weg Tag 3: Kletterabenteuer auf dem Weg ins Paradies

Route: Kabak – Cennet Beach

  • Länge: 3,5 km
  • Höhenmeter: + 317, – 319 hm
  • Übernachten: Zelten am Cennet Beach

Nach Kabak gibt es zwei Routen: Eine steigt steil ins Landesinnere auf und verläuft dann auf einfachen Wegen oberhalb der Küste. Variante 2 verläuft direkt an der Küste bis zu dem abgelegenen Cennet-Plaj (türk.: Paradies-Strand) und beinhaltet ein paar spannende Kraxelstellen, die laut Wanderführer nicht ganz einfach sind. Dreimal dürft ihr raten, welche Route ich genommen habe…

Der Anfang ist eigentlich noch recht zivil. In stetigem Auf und Ab führt der Pfad durch den Küstenwald, aber es wird schnell recht steinig. Nach zwei Kilometern treffe ich mal wieder auf einen russischen Trekker, der quasi mitten auf dem Weg sein Zelt aufgeschlagen hat und gerade beim Aufstehen ist. Viel Platz zum Campen ist hier auch wirklich nicht.


An einer Abzweigung unter einer Felswand begegne ich einer weiteren Wandergruppe aus Russland. Der Wegverlauf ist nicht ganz eindeutig, links geht es steil über Geröll hoch, rechts führen ein paar Trampelpfade in den Wald. Ich versuche es zunächst im Wald. Nach ein paar Minuten wird mir das ganze aber zu steil für meinen schweren Rucksack. Also wieder zurück und tatsächlich entdecke ich jetzt eine Markierung. Also doch durch das Geröll.

Kurz darauf treffe ich die Russen wieder, die sich an einer weiteren Steilwand stauen. Okay… das ist dann wohl die Schlüsselstelle. Eine ca. 10 Meter hohe, doch recht abschüssige Felswand, die wir jetzt irgendwie hoch müssen. Am Ende ist es aber einfacher, als es aussieht. Es gibt genügend Tritte, an den steileren Stellen reichen wir uns die Hände und helfen uns gegenseitig. Auch eine Form von Völkerverständigung – in den Bergen sind wir eben alle gleich.

Kleiner Stau an der Kletterstelle auf dem Weg zum Cennet Beach.

Der Rest des Weges bleibt kraxelig, ist aber einfacher. Es ist ein richtig schöner Gebirgsweg, der immer oberhalb der Küste verläuft und absolut geniale Aussichten auf das türkisblaue Wasser des Mittelmeers bietet. Ein wahrer Hochgenuss und für mich bis jetzt das beste Stück des gesamten Likya Yolu. Viel zu schnell kommt der Paradies-Strand in Sicht der auch hält, was sein Name verspricht.


Im Unterschied zum Strand bei Kabak ist der Cennet Beach nur zu Fuß oder per Boot erreichbar. Dementsprechend ist hier viel weniger los, eigentlich fast gar nichts. Direkt oberhalb des Strandes gibt es einen sehr großen und tollen schattigen Platz zum Zelten auf weichen Piniennadeln. (Koordinaten: N36° 26.502 E29° 07.895). Ich gehe stattdessen zum Strand runter. Eine Mädelsgruppe – natürlich mal wieder Russen – macht sich gerade startklar, ich übernehme einfach den Platz.

Einsamer Cennet Beach: Der Stoff aus dem Wildcamping-Träume sind.

Wasser gibt es am Cennet Beach nicht. Ist aber auch kein Problem. Etwa 10 Minuten oberhalb des Strandes gibt es einen kleinen Campingplatz, wo man Wasser bekommt und sogar bekocht wird. Das ist eine Sache, die mich in der Türkei immer wieder fasziniert. Man kann an den abgelegensten Orten sein. Aber sobald sich rumspricht, dass ab und zu mal Touristen vorbeikommen, ist die Chance ziemlich groß, dass irgendjemand ein Teehaus oder ein kleines Lokanta aufmacht.


Am Abend bin ich mit meinem Zeltplatz nicht mehr so ganz zufrieden. Mir fällt auf, dass er direkt am Fuß eines Berghangs liegt. Um mich herum sind riesige Felsbrocken im Strand verstreut. Die Chance, dass gerade heute Nacht ein Stein runterpurzelt, ist wahrscheinlich ziemlich klein. Aber es ist auch nicht unmöglich. Am Sweetwater Beach in Kreta wurden auf diese Weise bereits Camper in ihrem Zelt erschlagen.

Also Zelt wieder ab- und ein paar Meter weiter direkt im Sand aufgebaut. Zum Glück hab ich zwei etwas schwerere Heringe für solche Fälle dabei. Der Rest wird mit Steinen im Sand fixiert. Nicht ideal, aber für eine Nacht geht es. Vor dem Schlafengehen schwimme ich noch eine Runde im Meer, koche mir einen Kaffee und genieße den klaren Sternenhimmel. Ein Traum… wenn das jetzt die nächsten Tage so weiter geht, bin ich wirklich happy!

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