Lykischer Weg Tag 2: Warum du niemals neben einem Wanderweg zelten solltest

Route: Kirme – Hisar – Faralya – Kabak

Länge: 14 km
Höhenmeter: + 345, – 1.086 hm
Übernachten: Sea Life Bungalow in Kabac

Der Tag beginnt mittelprächtig, weil ich erstmal lange ausschlafe. Sollte man vielleicht nicht machen, wenn man direkt neben dem Wanderweg übernachtet. Gegen 9:00 Uhr werde ich von lauten Stimmen geweckt. Eine 20 Mann starke Wander-Truppe aus Bulgarien im fortgeschrittenen Alter kommt gerade an der Zisterne an und macht es sich direkt neben meinem Zelt bequem. Schon ein bisschen weird, völlig verpennt aus dem Schlafsack zu schlüpfen und sich einen Kaffee zu kochen, während man belustigt von leicht übergewichtigen Rentnerinnen beobachtet wird.

Aber okay, das ist Trail-Life… Gehört bei solchen Wegen ja irgendwie auch ein bisschen dazu, dass man wie ein Landstreicher durch die Welt zieht und die Dinge nimmt wie sie eben kommen. Natürlich sagt auch keiner was, dass ich hier übernachtet hab. Die Gruppe ist aber ein bisschen anders unterwegs: Geführt und nur mit Daypack. Das große Gepäck wird im Auto zur nächsten Pension transportiert.

Glücklich, wer ein paar Meter Schnur und einen Behälter dabei hat. Das Wasser in der Zisterne war ca. 5 Meter weiter unten. Hier hat mir mein neuer SeaToSummit-Falteimer gute Dienste geleistet.

Nach dem Pass geht es bis zu den verstreuten Häusern der Siedlung Kozağaç und danach auf Schotterpiste bis nach Kirme. Die Aussichten auf das Taurus-Gebirge sind vom Allerfeinsten. Der Weg führt recht nah an die hellen Kalksteinwände heran, die in der Morgensonne wie blitzblank poliert glänzen. Unterhalb davon erstrecken sich saftig grüne Wiesen, auf den Schafe und Ziegen grasen – eine herrliche Landschaft!


In Kirme mache ich erstmal ein ausgedehntes zweites Frühstück mit einer ordentlichen Portion Gözleme – eine Art gebackene Teigtaschen, die wahlweise mit Käse, Fleisch oder Spinat gefüllt werden. Dazu gibt’s Ayran, Schafkäse, Gurken und Tomaten. Die klassischen Beigaben zum türkischen Frühstück: Einfach, lecker und perfekt für das trocken-heiße Mittelmeerklima geeignet.

Yummie! Wenn man sich in der Türkei auf eines verlassen kann: Das Essen ist fast immer gut.

Beim Essen treffe ich Andreas aus Fulda, der ebenfalls einen Teil des Lykischen Wegs läuft. Im Unterschied zu mir aber nur bestimmte Etappen. In ein paar Tagen will er weiter nach Norden. Ein Stück weit gehen wir zusammen, tauschen uns über Wanderungen aus, die wir schon gemacht haben, darunter z.B. den berühmten Laugavegur Trail in Island. An einer Quelle im kühlenden Schatten eines Baumes trennen sich unsere Wege. Es soll die einzige Begegnung mit einem deutschen Wanderer auf dem gesamten Lykischen Weg für mich bleiben.


Bis Faralya verläuft der Trail auf tollen Waldwegen. Permanent wechseln sich die Aussichten ab, mal auf die Küste mit ihren zahllosen winzigen Buchten, mal auf die bewaldeten Berghänge. Den steilen Abstieg zum Kelebekler Vadisi (Butterfly Valley) spare ich mir mit dem schweren Rucksack und schaue nur von oben in das Tal. An ein paar Stellen muss ich aber selbst auf der normalen Route ein bisschen kraxeln. An einer Stelle hängt sogar ein Seil zur Hilfe von einem Baumstamm.


Kurz darauf führen mich die Markierungen auf eine relativ neu aussehende Piste. Ich komme an ein paar halbfertigen Ferienhäusern vorbei, im Wald steht ein Bagger. Dass hier viel gebaut wird, hatte ich bereits vorher gelesen. Generell ist das ein Türkei ein Problem, vor allem da vieles ohne Genehmigung und unkontrolliert geschieht. Auf Wanderwege nimmt man dabei natürlich keinerlei Rücksicht.

Auf dem Weg nach Kabak.

Bis ich den richtigen Weg wieder gefunden habe, dauert es ein bisschen. Danach geht es steil und teilweise auch recht holprig bis runter zum Strand bei Kabak. Hier will ich eigentlich zelten. Das gesamte Gelände ist aber von Ferienbungalows, Camps und Unterkünften zugebaut. Mir ist das alles etwas zu trubelig. Als checke ich kurzerhand in die luxuriösen Sea Valley Bungalows ein.

Blick über die Bucht von Kabak.

Da Nebensaison ist, kann ich die Jungs auf 50 Euro pro Nacht runterhandeln. Schon teurer als Zelten, aber man gönnt sich ja sonst nichts… Theoretisch könnte man wohl auch an dem Strand zelten, vermutlich sogar wild. Aber richtig Stimmung kommt da natürlich nicht auf. Genau deshab hab ich mir für morgen auch schon einen Spot vorgemerkt und der wird dann auch wirklich der Knaller.

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