Lykischer Weg Tag 7: Dirtroads, Dörfer und noch mehr Dirtroads

Route: İnpınar – Üzümlü – Akbel – Incebel – Aqädukt bei Dellikemer – Gelemiş

Länge: 23 km
Höhenmeter: + 475, – 727 hm
Übernachten: Hotel Patara Caretta in Gelemiş

Heute will ich das Gewächshaus-Tal hinter mir lassen und bis Gelemiş am östlichen Ende des Patara-Strands laufen. Der Lykische Weg macht hier eine etwas merkwürdige Schleife und führt in einem großen Kreis über die gesamte Halbinsel vor Gelemiş. Man läuft also erst ein Stück zurück und dann wieder weiter. Andererseits will ich den Strand doch nochmal aus der Nähe sehen und mir auch die Ruinen von Patara anschauen.

Hinter meinem Campingplatz am Kanal geht es zunächst durch Wald, dann aber direkt auf die Piste nach Üzümlü. Das ist ein Muster, das sich heute den ganzen Tag wiederholen wird: Abschnitte in der Natur wechseln sich mit Zufahrtsstraßen in die Dörfer ab. Kaum ist man draußen, kommt schon wieder das nächste Dorf. Richtiges Naturfeeling kommt dabei irgendwie nicht auf, auch wenn es zwischenzeitlich durchaus schöne Abschnitte gibt.


Nach Üzümlü laufe ich teilweise durch Olivenhaine, danach sehr lange auf einer Piste nach Akbel. Einige ganz kurze Abschnitte verläuft der Weg durchs Unterholz neben der Straße. Es wirkt schon so ein bisschen, als ob jede irgendwie verfügbare Stelle genutzt wurde. Wirklich viel Platz ist zwischen den Dörfern aber nicht und die alten Verbindungswege sind eben heute Dirtroads. Als ich in Akbel ankomme, bin ich ziemlich demotiviert und werde auch direkt mal von einem unfreundlichen Straßenhund angekläfft.

Ein paar Kilometer Dirtroad weiter lande ich an der Autobahn. Hier verschwinden die Markierungen mal wieder vollends und ich muss über frisch ausgebaggerte Erdrampen klettern, um weiterzukommen. Irgendwann bin ich wieder auf dem richtigen Weg, der in der Folge als schmaler Single-Trail durch die Macchia führt.

Einer der schöneren Wegabschnitte hinter Akbel.

Okay… ich bin vielleicht ein bisschen verwöhnt von den ersten Tagen rund um Ölüdeniz. Aber so ganz gefällt mir das hier nicht mehr. Die hohen Berge des Taurus sind hier weit und es ist einfach ein ganz anderes Feeling, weil man ständig die Gewächshäuser am Horizont hat. Immerhin komme ich später zu einem weiteren römischen Aquädukt bei Dellikemer. Ein wirklich idyllisches Plätzchen, auch wenn die Autobahn nur ein paar hundert Meter weiter verläuft.


Danach geht es meist auf Schotterpisten, danach durch einen angenehm schattenspendenden Pinienwald und dann wieder auf Pisten bis ins Tal von Patara. Eigentlich ein sehr schönes Fleckchen Erde. Die antike Stadt Patara liegt am Fluss Xanthos, der sich gemächlich durch das weitläufige Tal windet. Etwas weiter nördlich liegt das heutige Städtchen Gelemiş, in dem sich zahlreiche kleine Pensionen und Hotels befinden.

Blick über Gelemiş

Ich checke für knapp 10 Euro in der nächstbesten Pension ein. Eine wirklich schäbige Bleibe, in der es zu allem Überfluss keine Mückengitter an den Fenstern gibt. In der Nacht kann ich kein Auge zutuen, weil ständig Stechmücken um mich herumfliegen und mich mit ihrem Gesumme fast in den Wahnsinn treiben. Das ist eine meiner frühesten Kindheitserinnerungen aus der Türkei – zu blöd, dass ich da in diesem Moment nicht dran gedacht habe.

Am nächsten Morgen entscheide ich spontan, einen Tag Pause einzulegen. Ich wechsele in das schöne Patara Caretta Hotel oberhalb des Ortes, gönne mir erstmal eine Dusche und faulenze den halben Tag in meinem Zimmer herum. Am Nachmittag schaue ich mir die Ruinen an. Das Theater ist beeindruckend und sehr gut erhalten. Interessanter finde ich einen überfluteten Teil der alten Prachtstraße, in dem sich die Frösche eingenistet haben und um die Wetter quaken.


Danach geht’s noch zum Strand, der tatsächlich sehr schön ist. Natürlich kein Vergleich mit dem paradiesischen Cennet Beach, wo im Prinzip nur Wanderer waren. Hier gibt es eine Straße, Parkplätze, Eisstände und jede Menge Verkaufsbuden. Trotz Nebensaison sind schon jede Menge türkische Touristen da. Man merkt halt schon, dass Kaş nur eine Stunde mit dem Auto entfernt liegt. Und Kaş ist einer der beliebtesten Ferienorte der Region und in der ganzen Türkei bekannt.

Am Strand von Patara. Im Hintergrund die Berge, durch die ich in der ersten Tagen gewandert bin.

Na gut… denke ich mir. So wie in den ersten Tagen der Wanderung wird es vermutlich nicht mehr werden. Aber mal schauen, ein paar Tage sind es ja noch. Vielleicht ändert sich ja alles wieder, wenn ich Patara endgültig hinter mir lasse? Da weiß ich aber noch nicht, dass morgen der letzte Tag meiner Wanderung wird…

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