Lykischer Weg Tag 1: Auftakt in der Geisterstadt

Route: Kayaköy – Ölüdeniz – Zisterne kurz vor Kirme

Länge: 11,2 km
Höhenmeter: + 820, – 218 hm
Übernachten: Zelten an der Zisterne vor Kozağaç

Mein Trekking-Abenteuer startet in Dalaman, wo ich am Vorabend angekommen bin. Von hier fahre ich mit dem Dolmuş (eine in der Türkei sehr verbreitete Art Minibus) nach Fethiye, um mich mit Gas für den Kocher und letzten Lebensmitteln für die Tour einzudecken.

Was mich überrascht: Im Unterschied zur Osttürkei kann man hier in den Dolmuş bereits mit Kreditkarte zahlen. Einfach einsteigen, die Karte an den Leser halten, losfahren. Wenn ich das mit früher vergleiche, wo man immer ein dickes Bündel aus Lira-Noten brauchte… Die Türkei hat sich in den letzten 20 Jahren eben doch ziemlich verändert.

In Fethiye entdecke ich direkt gegenüber des Otogar (Busbahnhof) einen Shop für Camping- und Angel-Equipment, wo auch Schraub-Gaskartuschen verkauft werden. Generell sollte es kein Problem sein, hier fündig zu werden. Frag im Zweifelsfall einfach nach „Camping Gas“. Es gibt hier jede Menge entsprechende Läden. Danach geht’s in den Supermarkt und dann per Taxi nach Kayaköy, wo meine Tour startet.

Die überraschend große Geisterstadt Kayaköy.

Der offizielle Weg beginnt eigentlich in Ovacık. Ich will mir vorher aber noch die „Geisterstadt“ Kayaköy anschauen. Der in einem Gebirgstal gelegene Ort wurde bis 1923 von etwa 20.000 ethnischen Griechen bewohnt. Nach dem Vertrag von Lausanne und dem dort vereinbarten „Bevölkerungsaustausch“ wurden die Bewohner nach Griechenland ausgewiesen. Gleichzeitig wurden Türken angesiedelt, die dann aber eine neue Siedlung unterhalb des Dorfs gründeten.

Als ich am späten Vormittag ankomme, ist es bereits ziemlich heiß. Und im Unterschied zu den restlichen Besuchern, stiefele ich mit einem fast 20 Kilogramm schweren Trekking-Rucksack über die steilen Pfade. Schon etwas deprimierend, wie die Tagesgäste nur so durch die Gassen turnen, während ich mich schwitzend die Berghänge hochkämpfe. Okay… ist ja alles Training – und die Aussichten sind wirklich schön. 


Knapp zwei Stunden laufe ich in der überraschend großen Siedlung herum. Danach folge ich einer Variante des Lykischen Wegs bis Ölüdeniz. Der Pfad führt angenehm im Schatten der Bäume durch duftende Pinienwälder. Unterwegs begegne ich der ersten von vielen Landschildkröten. Das Tierchen ist aber gar nicht so begeistert mich zu sehen und faucht mich mit einem heiseren Zischen an, als ich ein Foto machen will.

Diese süßen Landschildkröten werden dir auf dem Lykischen Weg öfter begegnen.

Kurz hinter Ovacık beginnt der eigentliche Likya Yolu auf einer Schotterpiste. Der offizielle Start ist mit einem großen Tor markiert, das schon ein bisschen in die Jahre gekommen ist.  Zwei unrasierte und sichtlich geschaffte Trekker kommen mir aus der anderen Richtung entgegen. „This was the hardest trail we ever did“. Wie sich herausstellt, sind die beiden Russen und in Kaş gestartet. Okay, dann bin ich ja mal gespannt…


Nach einem Stück Piste wird der Trail schnell zu einem richtigen Bergweg und die Steigung zieht ordentlich an. Der schwere Rucksack macht es nicht besser, immerhin sind inzwischen aber Wolken aufgezogen und ich schwitze nicht allzu stark. Zum ersten Mal öffnen sich die Blicke auf die Bucht von Ölüdeniz – ein wunderbarer Anblick. Links von mir erhebt sich steil der Babadağ (1.969 m), über mir rauschen die Kabinen der Seilbahn bis auf den Gipfel.

Die Seilbahn (Teleferik) zum Gipfel Babadağ startet in Ölüdeniz.

Der Weg steigt stetig bis zu einem Pass auf knapp 600 Metern an. Kurz vor dem höchsten Punkt gibt es eine alte Zisterne neben einer kleinen Wiese. Hier beende ich den Tag und schlage mein erstes Lager auf. Kein idealer Ort, aber danach kommt lange nichts mehr Gutes. (Koordinaten: N36° 31.252 E29° 09.712) Später stößt noch ein russisches Pärchen dazu, die aber leider kaum Englisch können.

Bevor es ins Zelt geht, spaziere ich noch ein bisschen herum und entdecke neben dem Lagerplatz einen schönen Aussichtspunkt, an dem ich den Sonnenuntergang genieße. Yes! Es hat tatsächlich jemand einen Campingstuhl dort hingestellt. Das ist die Türkei… Ein großes Wandervolk ist es vielleicht nicht, aber wenn es um das leibliche Wohlbefinden geht – darauf kann man sich immer verlassen!

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