Die 1.000 Fenster von Güímar: Die spektakulärste Tunnelwanderung in Teneriffa

Die „1000 Fenster von Güímar“ zählen zu den spektakulärsten Wanderungen, die man auf Teneriffa machen kann. Ihren Namen hat sie von einem alten Tunnelsystem, das sich hoch über dem Tal von Güímar durch die Steilwände des Barranco de Badajoz windet – atemberaubende Tiefblicke aus den Fenstern in den Felstunneln inklusive. Alle Infos zu dieser spannenden, berühmt-berüchtigten Tour bekommst du hier.

In diesem Artikel:

Wasser ist Leben. Das gilt auf einer trockenen Insel wie Teneriffa umso mehr. Und genau deshalb gibt es in den Bergen und Schluchten der größten Kanarischen Insel unzählige Wasserstollen, sogenannte „Galerías“. Der Clou: Du kannst diese Tunnel häufig auch begehen. Und damit sind wir bei den „1000 Fenstern von Güímar“. Das ist eine der bekanntesten dieser Tunnelwanderungen und ein gefundenes Fressen für Fans von abenteuerlichen Touren abseits der normalen Wege.

Die Route durch die „Mil Ventanas“ ist auf jeden Fall etwas spezieller und keine normale Wanderung. Insgesamt läufst du durch 10 Wassertunnel, häufig auf schmalen, leicht verwilderten und auch mal ausgesetzten Pfaden. Schließlich verlaufen die Kanäle mitten durch eine Steilwand. Spektakuläres Highlight sind die Fenster in den Felstunneln, denen die Route ihren Namen verdankt: Direkt neben dir geht es ein paar hundert Meter in den Abgrund runter – ja…  da schnellt der Puls schon mal nach oben.

Als ich vor meinem 2-monatigen Trip nach Teneriffa von dieser Wanderung hörte, war ziemlich schnell klar, dass ich mir das anschauen muss. Zwei Anläufe hab ich dafür gebraucht, weil es beim ersten Mal in Strömen regnete. Perfektes Wetter hatte ich leider auch beim zweiten Versuch nicht. Trotzdem war es eine der schönsten Wanderungen auf Teneriffa und eine Tour, die ich sofort wieder machen würde. Und ich schätze, wenn du solche etwas ausgefalleneren Wanderungen magst, wirst du es genauso lieben.

Schauen wir uns die „1000 Fenster von Güimar“ also mal genauer an!

Fenster von Güímar einer der Tunnel.

Auf einen Blick

  • Spektakuläre Kanalwanderung durch 10 Wassertunnel in den Steilwänden hoch über dem Tal von Güímar
  • Länge: ca. 13 km
  • Typ: Streckenwanderung (Variante als Rundtour möglich)
  • Schwierigkeit: mittel – schwer
  • Teilweise überwachsener, schmaler und etwas ausgesetzter Weg, keine Markierungen
  • Nur bei gutem Wetter begehen, bei Regen steigt die Gefahr von Ausrutschern und Steinschlag
  • Nur für komplett schwindelfreie Wanderer geeignet
  • Durch die Steilwände der Schlucht kein GPS-Signal während der Wanderung – unbedingt vorher die Route einprägen!

Hinweis: Der Weg durch die „Fenster von Güìmar“ ist kein offizieller Wanderweg. Vor dem Betreten wird von den örtlichen Behörden ausdrücklich gewarnt. Das Begehen ist nicht verboten, erfolgt aber auf eigene Verantwortung. Nähere Infos zu möglichen Schwierigkeiten weiter unten im Artikel.

Lesetipp: Teneriffas Wilde Wege – Der Wanderführer für Abenteurer

In Teneriffa gibt es neben den Ventanas de Güímar jede Menge andere spannende Abenteuerwanderungen – allerdings kennt die kaum jemand. Genau diese Touren stelle ich in meinem neuen Wanderführer „Teneriffas Wilde Wege“ vor – einschließlich GPS-Tracks und detaillierten Wegbeschreibungen. Hol dir jetzt das Buch und entdecke Teneriffa von einer ganz neuen Seite!

Als Wanderkarte empfehle ich das hervorragende 4er-Kartenset von Edition Alpina* im Maßstab 1:25.000. Auf den Karten wird nicht die komplette Insel abgebildet, sondern nur die vier wichtigsten Regionen Anaga, Teno, Teide-Nord und Teide-Süd. Genau hier finden sich aber auch die meisten Wanderwege. Leider sind die „Fenster von Güímar“ nicht komplett abgebildet, da dieses Gebiet nicht zu den bekannteren Wanderregionen auf Teneriffa zählt. Da du wahrscheinlich noch andere Touren machen willst, ist das Set aber auf jeden Fall eine Anschaffung wert.

Außerdem empfehlenswert:

Was sind die „Ventanas de Güímar“?

Bevor wir zur eigentlichen Wanderung kommen, noch ein paar Worte zum Hintergrund und der Geschichte der „Ventanas“. Die ist nämlich hochinteressant. Und sie trägt auch ein bisschen zum Verständnis bei, wie und warum Teneriffa als bewohnbare Insel überhaupt funktioniert. Konkret geht es um eine lebenswichtige Frage, die sich jeder Tourist in seinem komfortablen Ferienhaus oder Hotel-Komplex an der Küste eigentlich jeden Tag stellen müsste:

Wo zum Teufel kommt eigentlich das ganze Wasser her?

Ja, klar… aus der Leitung. Aber vorher hat es einen ziemlich langen Weg hinter sich. Es ist nämlich so: Auf Teneriffa gibt es keine Flüsse und kaum natürliche Quellen. Der Regen ist stark lokal begrenzt und versickert praktisch sofort in den weichen Vulkanböden. Die vielen Schluchten (Barrancos) führen in der Regel nur wenig Wasser und sind die meiste Zeit des Jahres Trockenflussbetten. Etwa 85% des Wasserhaushalts (!) wird daher aus unterirdischen Reserven gedeckt.

Genau das ist auch der Ursprung einer wirklich einzigartigen Technik der Wassergewinnung, die ich so bis jetzt nur auf den Kanaren gesehen habe: Der Galería. So bezeichnet man hier die Wasserstollen, die mit unglaublichem Aufwand in die Berge getrieben wurden, um die unterirdischen Wasservorräte anzuzapfen. Es sind regelrechte „Wasser-Minen“: Kilometerlange Tunnel, die entweder in den Fels gegraben oder gesprengt wurden, um zu den Hohlräumen zu gelangen, in denen sich das flüssige Gold sammelt.

Über 1.500 Galerías gibt es auf den Kanarischen Insel, etwa zwei Drittel davon allein auf Teneriffa, der größten Insel des Archipels. Das Netz an unterirdischen Tunneln erstreckt sich über sage und schreibe 2.000 Kilometer. Im Prinzip sind die Berge also wie ein Schweizer Käse durchlöchert. Und viele der Wassertunnel sind auch heute noch aktiv. Ohne die Galerías wäre das Leben auf den Kanaren so wie man es kennt, schlicht nicht möglich.

Beindruckendes Bauwerk in den Steilwänden des Barranco de Badajoz

Die meisten Galerías wurden im 19. Jahrhundert angelegt und aus dieser Zeit stammen auch die „Ventanas de Güímar“. Das Tunnelsystem, so hat es mir ein Barbesitzer in Güímar erzählt, wurde seinerzeit angelegt, um den Zugang zu einigen geplanten Galerías im schwer zugänglichen oberen Teil des Barranco de Badajoz zu ermöglichen. Insgesamt gibt es im Tal von Güímar acht Galerías – die meisten liegen aber im unteren Teil der Schlucht.

Interessant ist, dass die „Ventanas de Güímar“ nie für ihren eigentlichen Zweck als Wasserleitung genutzt wurden. Warum konnte mir niemand genau sagen. Anscheinend war es aber doch zu aufwändig, das Wasser durch die Steilwände der Schlucht zu leiten. Heute läuft das über den „Canal de Fasnia“, der durch nicht ganz so steiles Gelände führt. Wahrscheinlich war es einfacher, diesen Kanal zu bauen.

Noch ein letzter Fun-Fact: Die „Ventanas“ (spanisch: Fenster) wurden nicht deshalb in die Felswände gehauen, um schön rauszuschauen oder Licht ins Dunkel zu bringen. Eigentlicher Sinn war, den bei den Grabungsarbeiten anfallen Schutt schnell und unkompliziert zu entsorgen. Und zwar, indem man ihn kurzerhand in die Schlucht kippte. Jetzt aber genug Geschichte. Kommen wir zur eigentlichen Wanderung!

Schönes YouTube-Video der Tour durch die Ventanas:

Wo liegen die Ventanas de Güímar?

Die Ventanas befinden hoch über dem Tal von Güímar, in einem System aus Schluchten etwa 1.000 Meter oberhalb des Stadtgebiets von Güímar. Das Tal wird im Norden von einer gewaltigen Mauer aus Bergen begrenzt, die weiter oben zu den Randbergen der Teide-Caldera aufschließt. Diese natürliche Barriere wird an vielen Stellen von mächtigen Schluchten durchbrochen – darunter auch der Barranco de Badajoz, in dem das Tunnelsystem angelegt wurde.

Blick über das Tal von Güímar.
Blick über das Tal von Güímar. Der Barranco de Badajoz befindet sich in der oberen linken Bildhälfte.

Anfahrt

Startpunkt der Tour sind die „Antenas“, zwei Funkantennen am Ende einer Schotterstraße, der „Pista de Anocheza“. Die Piste zweigt etwa 2,5 km südlich von Güímar am Aussichtspunkt Mirador de Pájara von der Straße TF 28 ab (Link zu Google Maps). An der ersten Antenne könnte man theoretisch parken. Allerdings ist die klassische Route durch die Ventanas eine Streckenwanderung. Man kommt am Ende also nicht wieder am Startpunkt raus (Tipps für eine Variante als Rundwanderung weiter unten).

Deshalb empfehle ich die Anfahrt mit dem Taxi. Am Plaza de las Flores in Güímar gibt es einen Taxistand. Einfach sagen, dass man zu den „Antenas“ oder „Ventanas“ möchte. Die Tour ist bekannt, dementsprechend wissen die Jungs Bescheid. Die Fahrt dauert ca. 20 Minuten und kostete mich 15 Euro. Das ist definitiv der bequemste Weg. Damit kannst du die Wanderung ganz entspannt angehen, ohne dir den Kopf zu zerbrechen, wie du wieder zurückkommst.

Alternativ kann man auch mit den Buslinien 33 und 35 bis zur Haltestelle Marrera in der Nähe des Aussichtspunkts fahren und dann hochlaufen. Plane dafür etwa 1,5 Stunden mehr ein. Du musst in diesem Fall zusätzliche 500 Höhenmeter bewältigen. Der Weg ist aber nicht besonders attraktiv, da du überwiegend an der Piste entlangläufst. Ich würde diese Option eher nicht empfehlen.

Karte und GPS-Datei

GPX-Download*

*Hinweis: In der Schlucht sehr schlechtes GPS-Signal. Verwendung des GPX-Tracks erfolgt auf eigene Verantwortung. Ich kann nicht garantieren, dass meine aufgezeichnete Route zu 100% den realen Gegebenheiten entspricht.

Wegbeschreibung: „Die 1000 Fenster von Güímar?

Grob gesagt besteht die Wanderung durch die Ventanas de Güímar aus drei Abschnitten:

  1. Von den Antennen bis zum Eingang des Tunnel-Systems bei einem abgestürzten Bagger
  2. Die eigentliche Wanderung durch die Ventanas bis zum Höhepunkt an der Felsenschlucht „Fuga de los Cuatro Reales“
  3. Der Rückweg über den Canal de Fasnia und die Piste nach Güímar

Von den Antenas bis zum abgestürzten Bagger

Los geht es an der ersten Antenne. Hier endet der für Autos befahrbare Teil der „Pista de Anocheza“. Bis zur zweiten Antenne musst du daher in ca. 25 Minuten auf dem klar erkennbaren breiten Weg weiterlaufen. Es gibt hier ein paar Abzweigungen. Einfach ignorieren, du siehst die Antenne schon von unten und kannst sie nicht verfehlen. Nach diesem kleinen Anstieg geht es übrigens nur noch flach bzw. leicht absteigend weiter.

Auf dem Weg zur zweiten Antenne:

Funkantenne auf dem Weg zu den Ventanas de Güímar.

Kurz hinter der zweiten Antenne zweigt halbrechts ein unscheinbarer Trampelpfad ins Dickicht ab. Damit auch niemand den Start zu den Ventanas übersehen kann, steht hier ein großes Schild, das nochmal ausdrücklich vor dem Betreten warnt. Nach ein paar Metern durchs Unterholz triffst du auf den gemauerten „Canal de Fasnia“. Ab hier verläuft der Weg direkt auf dem Kanal.

Übersetzung des Warnschildes: „Diese Route ist kein Weg oder Wanderweg. Das Betreten des Kanals ist mit hoher Absturzgefahr verbunden. In dem Gebiet besteht zudem das Risiko von Steinschlägen. Die Gemeinde rät dazu, hier nicht zu wandern und übernimmt keine Verantwortung für etwaige Schäden, die durch das Betreten der Tunnel und Kanäle entstehen können.“

Warnhinweis Canal de las Mil Güímar.

Der Kanal ist ca. 1 Meter breit und recht bequem zu laufen. An ein paar Stellen sind die Deckenplatten eingestürzt. Aber du kannst einfach an der Seite runter und dahinter wieder raufklettern, wenn du nicht balancieren willst. Relativ schnell kreuzt der Kanal dann die steilen Abhänge der „Ladera de Güímar“. Rechts geht es schon recht beachtlich runter. Durch das dichte Unterholz wirkt es aber nicht so schlimm und das Gefühl der Ausgesetztheit hält sich in Grenzen.

Start des Kanalwegs. Am frühen Morgen waren die Büsche noch feucht vom Tau. Und da man mitten durch muss, war ich nach 10 Minuten komplett nass.

Canal de Fasnia Wanderung in Teneriffa.

Hier wird der Weg schon ein bisschen schmaler. Man hat aber immer ausreichend Platz an der Seite und kann häufig sogar daneben laufen.

Kanalwanderung in Güímar Teneriffa.

Schöne Aussicht nach Güímar, zumindest jetzt noch… Aber die Wolken verheißen nichts Gutes.

Ausblick über Güímar.

Teilweise versperren einige Büsche und Sträucher den Weg. Du kannst sie aber recht einfach umgehen. Dennoch gilt: Absolute Vorsicht ist geboten. Einfach langsam und konzentriert gehen, dann sollte nichts passieren. Nach einer Viertelstunde kommst du dann zu einem Bagger, der wohl mal irgendwann bei Bauarbeiten abgestürzt ist und aus dem unzugänglichen Gelände nicht mehr abtransportiert werden konnte. Er hat sogar schon seinen eigenen Eintrag bei Google Maps!

Abgestürzter Bagger. Direkt in dem Gebüsch dahinter ist der erste Tunnel. Der Kanalweg verläuft noch ein wenig im Freien weiter, verliert sich dann aber im Dickicht.

Abgestürzter Bagger beim Eingang zu den Fenstern von Güímar.

Tunnelwanderung durch den Barranco de Badajoz bis zur Fuga de los Cuatro Reales

Direkt hinter dem Bagger befindet sich etwas versteckt der erste Schacht. Er ist nicht besonders lang (ca. 200 Meter) und du siehst am Eingang schon das sprichwörtliche Licht am Ende des Tunnels. Generell sind alle Tunnel recht flach, sodass du ein bisschen gebückt gehen musst. Ansonsten gibt es aber keine Schwierigkeiten. Nach einem kurzen Stück draußen folgt Tunnel 2, kurz darauf Tunnel 3. Beide sind etwa 150 Meter lang.

Eingang in den ersten Tunnel:

Tunnel in den Ventanas de Güímar.

Im dritten Tunnel wird es spannend, da du hier das erste Mal die Öffnungen in den Felswänden zu Gesicht bekommst. Als ich da war, zogen leider genau in diesem Moment die ersten Wolken in die Schlucht und die Sicht wurde mit jeder Minute schlechter. Zu beachten ist noch, dass ab hier die Steilwände immer näher heranrücken. Ungefähr nach dem dritten Tunnel wurde das GPS-Signal bei mir immer schwächer.

Ein etwas dunklerer Abschnitt im dritten Tunnel. Hier gibt es noch nicht ganz so viele Fenster.

Unterwegs im Tunnel mit Fenstern.

Blick auf die gegenüberliegende Seite des Barranco. Von rechts schieben sich schon die Wolken ins Bild.

Ausblick über die Ventanas de Güímar.

Der vierte Tunnel hat dann noch ein paar mehr Fenster. Danach läufst du längere Zeit direkt neben dem Wasserkanal im Freien. Rechts geht es jetzt sehr steil runter, der Weg ist aber immer ausreichend breit und nur sehr leicht absteigend. Unterwegs kommst du an ein paar kleineren Felsnasen vorbei. Man kann aber überall bequem vorbeilaufen und muss zu keiner Zeit klettern oder kraxeln.

Unterwegs im vierten Tunnel:

Wandern im Kanal in Teneriffa.

Wegabschnitt zwischen den Tunneln:

Weg in den Ventanas de Güímar.

Ein etwas ausgesetzteres Stück des Wegs. Selbst hier hat man aber immer noch ausreichend Platz an der Seite.

Ausgesetzter Weg im Barranco de Badajoz.

Manchmal gibt es kleine Plattformen in den Tunneln, von denen man rausschauen kann.

Blick aus einem der Fenster in Güimar.

Tunnel 5 und 6 sind nur recht kurz. Am Ende des siebten Tunnels siehts du auf der gegenüberliegenden Seite der Schlucht schon die berühmten Ventanas. Bei mir war leider dichte Wolkensuppe, sodass ich mir das dazu denken musste. Die Fenster im achten Tunnel sehen aber auch von Innen beeindruckend aus. Danach folgt das Highlight der Wanderung: Der Weg kreuzt den hintersten Teil des Barranco in einem scharfen Rechtsknick und verläuft zwischen unglaublich steilen Felswänden. Dieser Teil der Schlucht trägt den Namen „Fuga de los Cuatro Reales“.

Tunnel Nummer 6 ist ziemlich finster.

Tunnel in den Ventanas de Güímar.

Im siebten Tunnel gibt es dann wieder sehr schöne Fenster in den Wänden.

Wanderung in der Schlucht im Barranco de Badajoz.

Blick aus der Fuga de los Cuatro Reales im Nebel:

Fuga de los Cuatro Reales im Nebel.

Da sich an der Fuga Wege aus allen vier Himmelsrichtungen kreuzen, ist ein bisschen Aufpassen angesagt. Der korrekte Weg führt kurz vor dem Ende des achten Tunnels links in den ca. 200 Meter langen fensterlosen neunten Tunnel. Der Weg durch den kurzen halboffenen Tunnel rechts biegt stattdessen in einer Schleife in den höhergelegenen Teil des Barranco de Badajoz ein. In meiner Karte war hier noch ein weiterer Weg rechts eingezeichnet, der angeblich absteigend zur Galería Izana Nueva führen soll. Bitte ignorieren! Das ist kein Weg, bestenfalls ein kontrollierter Absturz mit ungewissem Ausgang.

In der Fuga de los Cuatro Reales zweigen mehrere Wege ab. Dieser Tunnel führt in den Barranco de Badajoz und dann wieder zurück zum Ausgangspunkt der Wanderung:

Tunnel in den Barranco de Badajoz.

Variante durch den Barranco de Badajoz

Wenn du wieder zum Ausgangspunkt der Wanderung willst, kann man laut Rother-Wanderführer den rechten Weg in den Barranco de Badajoz nehmen. Der Pfad ist sehr stark zugewachsen und führt entlang eines dicken Wasserrohrs zur Galería la Paloma und von dort über einen Bergrücken am oberen Ende der „Ladera de Güímar“ zurück zu den Antenas (ca. 3 Stunden, nicht komplett selbst gelaufen).

Im Barranco de Badajoz. Schön grün ist es hier…

Wanderung im Barranco de Badajoz.

Der Weg führt immer entlang einer Wasserleitung durch die Schlucht:

Wasserleitung im Barranco de Badajoz.

Der Weg ist ziemlich verwildert, häufig liegen auch große Felsbrocken mitten auf dem Weg.

Steinschlag im Barranco de Badajoz.

Ich hab mir den Barranco aus Interesse ca. 1,5 Kilometer angeschaut und bin dann wieder zurück zur Wegkreuzung an der Fuga. Ausgesetzt war der Weg nicht, aber schon ziemlich stark verwildert und mit Brennnesseln und Brombeerbüschen zugewachsen. Die Schlucht ist auch sehr eng und es liegen viele dicke Felsbrocken auf dem Weg. Ich schätze Steinschlag kommt hier ziemlich häufig vor. Nach starken Regenfällen würde ich hier auf keinen Fall laufen.

Über den Canal de Fasnia bis nach Güimar

Wenn du die Tour als Streckenwanderung machst, wie hier beschrieben, durchquerst du die beiden letzten Tunnel 9 und 10 (200 bzw. 500 Meter, beide ohne Fenster) und gelangst dann nach der Überquerung des Barranco del Agua zu den Ruinen der Galería del Aculadero. Ab jetzt geht es nur noch im Freien weiter. Der Weg macht einen weiteren scharfen Knick nach rechts und verläuft anschließend durch Kiefernwald weiter.

Licht am Ende des zehnten und letzten Tunnels…

Letzter Tunnel der Ventanas de Güimar.

Danach geht es wieder auf dem Kanal weiter. Teilweise ist der Kanal in einem ziemlich maroden Zustand. Das Gelände ist hier aber längst nicht mehr so steil. Ab hier kannst du dich langsam entspannen.

Weg auf dem Canal de Fasnia.

Wie am Anfang der Wanderung läufst du nach dem zehnten Tunnel wieder direkt auf dem Canal de Fasnía. Der Zustand des Kanals ist hier etwas schlechter, viele der Platten sind eingestürzt. Ein klein bisschen muss man an ein paar Stellen auf dem Rand balancieren. Allerdings nie im wirklich ausgesetzten Gelände. Wenn du nicht balancieren willst, kannst du auch einfach im Kanal laufen.

Nach etwa 1.5 Kilometern gelangst du zu einem steinernen Zugangsweg, kurz darauf zur breiten „Pista del Reventón“:

Zugangsweg am Ende der Mil Ventanas.

Auch hier steht nochmal eine Tafel, die vor dem Betreten der Ventanas warnt. Am Baum hängt ein Schild (Salida), das Richtung Güímar weist. Viel falsch kann man jetzt nicht mehr machen. Einfach der Piste entlang und die Blicke auf Güímar genießen. Nach zwei weiteren Kilometern triffst du auf den asphaltierten Camino las Coloradas, dem du geradewegs weiter bergab folgst. Ca. 1 Stunde und etwa 600 Höhenmeter später bist du wieder im Stadtzentrum.

Ende der Wanderung. Ab diesem Schild folgst du einfach nur noch dem Weg nach Güímar. Das letzte Stück zieht sich nochmal ein bisschen, bei schönem Wetter hast du aber einen wunderbaren Blick auf die Stadt.

Schild Salida ist der Ausgang der Wanderung in Teneriffa zur Schlucht.

Wie schwer ist die Wanderung durch die Fenster von Güímar?

Schwierigkeit ist immer subjektiv. Und das gilt bei solchen Routen abseits der normalen Wege umso mehr. Ich persönlich liebe diese verwilderten Pfade, bei denen man sich ein bisschen durchs Unterholz kämpfen muss. Andere Leute finde das vielleicht nicht so toll und das prägt dann auch den Gesamteindruck. Wichtig ist, sich klarzumachen, dass es objektive Risiken gibt, auf die man keinen Einfluss hat.

Dazu zählt hier die Gefahr durch Steinschlag. Teile des Wegs führen direkt unterhalb von Steilwänden entlang. Gerade nach Regenfällen kann hier durchaus was runterkommen und das sollte man auch nicht unterschätzen. Was passiert, wenn du auf einem ausgesetzten Weg, der neben dem Abgrund verläuft, von einem Stein getroffen wirst, kannst du dir sicherlich gut selbst ausmalen…

Theoretisch sind auch die Tunnel nicht sicher. Ein Einsturz liegt durchaus im Bereich des Möglichen, gerade bei solchen alten Bauwerken, um die sich niemand mehr kümmert. Allerdings sind die Tunnel immer nur recht kurz (maximal 500 Meter). Alle Tunnel sind zudem gut belüftet, auch der längste ganz am Ende. In einigen Galerías in Teneriffa sind schon Leute an Sauerstoffmangel gestorben. Das dürfte hier eher nicht passieren.

Ein Absturz in dem steilen Gelände hätte natürlich sehr unschöne Folgen. Persönlich halte ich das Risiko für überschaubar, aber das ist, wie erwähnt, eine subjektive Einschätzung. Was man sagen kann: Der Weg ist jederzeit ausreichend breit, auch wenn es streckenweise exponiert ist. In der Freizeitkarte Kanaren wird die Strecke mit dem Schwierigkeitsgrad T2 nach SAC-Skala bewertet. Man kann sich natürlich drüber streiten, ob man so eine Route wirklich mit einem regelmäßig gewarteten Bergweg in den Alpen vergleichen kann. Aber ganz verkehrt ist die Bewertung nicht.

Tiefblick von den Fenster von Güímar in die Schlucht.

Dass du schwindelfrei bist und solche Wege nicht mit Turnschuhen gehst, versteht sich eigentlich von selbst. Ich erwähne es trotzdem nochmal: Mach diese Wanderung nur, wenn du 100% schwindelfrei bist. Es gibt genügend normale Wanderwege in Teneriffa, wo du testen kannst, wie du auf große Höhen und Tiefblicke reagierst. Die Ventanas sind nicht der beste Ort, um das mal schnell rauszufinden.

Wichtig: Geh nicht in irgendwelche Tunnel, von denen du nicht 100%ig weißt, dass sie auf der Route liegen. Das gilt vor allem dann, wenn die Tunnel länger als 500 Meter sind und Kurven aufweisen. In schlecht belüfteten Tunneln kann sich giftiges Kohlenstoffdioxid ansammeln, was im schlimmsten Fall zur Erstickung führt.

Benötigte Ausrüstung

Am wichtigsten sind feste Schuhe mit gutem Profil. Sinnvoll finde ich außerdem eine lange Wanderhose* und ein langes Oberteil (Hemd, Longsleeve etc.), da man gerade am Anfang mitten durchs Unterholz läuft. Falls du durch den Barranco de Badajos zur Galería de Paloma und von dort zurück zu den Antenas läufst, nimm auf jeden Fall lange Sachen mit. Hier geht es teilweise mitten durch stachelige Brombeersträucher.

Ebenfalls nützlich ist ein GPS-Gerät* bzw. zumindest ein Smartphone mit dem gespeicherten Offline-Track (Test: Garmin eTrex 32x). Du wirst ab einem gewissen Punkt durch die Steilwände der Schlucht fast kein GPS-Signal mehr empfangen. An ein paar Punkten aber schon. Und gerade am Anfang und am Ende der Tour kann das hilfreich sein, um den Einstieg zu finden.

Je nachdem, welche App du verwendest, werden dir eventuell keine Wege angezeigt. Ich empfehle daher die bereits erwähnte Freizeitkarte Kanaren, die auf OSM-Maps basiert. Hier sind alle Tunnel und Kanalwege eingetragen. Schau dir die Route vorher gut auf der Karte an, präge sie dir ein und drucke sie eventuell sogar auf Papier aus.

Wegweiser bei der Wanderung in Güimar Teneriffa.

Ansonsten nützlich:

Unterwegs in einem Tunnel in Güímar.

Und sonst?

  • Die Tunnel sind mit jeweils mit Zahlen (1-10) am Eingang markiert. Ansonsten gibt es aber keinerlei Markierungen während der Wanderung.
  • Bei Regen ist das Begehen der Ventanas zu riskant (Steinschlag, Ausrutschen auf schlüpfrigem Weg). Mach diese Wanderung nur bei sicherem Wetter.
  • Es gibt keine „Schlüsselstellen“ oder besonders kritische, individuelle Passagen. Du kannst jederzeit den geordneten Rückzug antreten, wenn es dir zu viel wird.
  • Wenn du dir unsicher bist, ob du dir diese Tour zutraust oder wenn du nicht wirklich schwindelfrei bist: Lass es im Zweifelsfall sein. Es gibt andere schöne Wege auf Teneriffa.
  • Nimm ausreichend Proviant und Trinken mit. Unterwegs gibt es logischerweise keine Einkehrmöglichkeiten.
Blick aus einem Fenster in der Schlucht von Güímar.

Mein Fazit

Eine wirklich hochspannende Tour. Und das sage ich, obwohl ich die Hälfte der Zeit im Nebel rumgelaufen bin und die tollen Aussichten immer nur in Schemen genießen konnte. Ich schätze bei klarem Himmel ist das tatsächlich eine der absoluten Top-Touren der Insel. Wenn ich nochmal nach Teneriffa fahre, werde ich mit ziemlicher Sicherheit nach Güímar zurückkommen und das Ganze bei etwas besserem Wetter genießen.

Natürlich haben solche potenziell gefährlichen Routen immer einen gewissen Beigeschmack. Es ist also schon besser, wenn man vorher weiß, auf was man sich einlässt. Ich hoffe, dass ich dir mit diesem Blogbeitrag dabei ein bisschen helfen konnte! Vielleicht kommst du ja auch auf den Geschmack. In Teneriffa gibt es nämlich noch jede Menge andere inoffizielle Wege. Die Ventanas sind da nur die Spitze des Eisbergs…

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Hast du noch Fragen oder Anmerkungen? Kennst du andere spannende Wanderungen in Teneriffa oder den anderen Kanarischen Inseln? Dann nichts wie ab in die Kommentare – ich freue mich, von dir zu hören!

 

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