Route: Bel – Gavurağılı – Patara Beach West – Bus nach Kınık – Xanthos
- Länge: 11,3 km (+ Busfahrt)
- Höhenmeter: + 170, – 813 hm
- Übernachten: Zelten an den Ruinen von Xanthos
Ich starte schon ein bisschen früher als die Russen, weil ich nicht genau weiß, wie lang meine Etappe heute wird. Für die anderen ist heute eh der letzte Tag, weil sie auch am Patara Beach aufhören. Ich werde stattdessen mal schauen, wie es weitergeht. Ein Teil der Strecke führt jetzt über Straßen, eventuell werde ich hier einen großen Teil überspringen.
Bis Gavurağılı geht es steil die Berghänge hinunter. Der Weg ist stellenweise sehr rutschig und führt über loses Geröll, bietet aber nochmal fantastische Ausblicke über die Küste. Ich kann mich gar nicht daran sattsehen: Das türkisblaue Wasser, die bewaldeten Halbinseln, dazwischen immer wieder leuchtend grüne Wiesenstreifen und über allem die verkarsteten Kalksteinberge. Das ist wirklich Mittelmeer von seiner allerschönsten Seite!
In Gavurağılı soll es eine Abzweigung des Lykischen Wegs geben, die über die Höhenzüge bis nach Pydnai führen soll, der antiken Stadt am westlichen Ende des Patara-Strandes. Aber ich kann sie nicht entdecken, die Markierungen führen mich stattdessen auf eine Asphaltstraße. Am Ende ist es mir zu blöd, weiter zu suchen und ich laufe auf der Straße weiter. Ziemlich öde, aber der Anblick auf den Strand entschädigt zumindest etwas: Wie ein riesiges weißes Band windet sich der Strand an der Küste entlang. Mit etwa 8 Kilometern Länge ist er einer der längsten Strände der Türkei.
Unten angekommen, bin ich etwas planlos. Ich könnte jetzt am Strand campen, es gibt dort eine ganz gute Stelle im Schatten (Koordinaten: N36° 19.748 E29° 13.546). Aber dazu ist es noch zu früh. Die nächsten 10 Kilometer führen über die Straße, das will ich auch nicht unbedingt laufen. Also frage ich am nächstbesten Campingplatz, wie es mit Bussen aussieht. Wie es der Zufall will, kommt gerade der Dolmuş. Also fahre ich direkt weiter bis zum nächsten Ort Kınık bei den Ruinen der antiken Stadt Xanthos.
Bei der Fahrt wird mir klar, warum im Wanderführer empfohlen wird, diese Etappe mit dem Bus zu überspringen. Direkt hinter dem Patara-Beach schließt ein auf drei Seiten von Bergen umgebenes Tal an. Und diese Gegend ist bis auf den letzten Meter vollgepflanzt mit Gewächshäusern. Vor allem Tomaten und Gurken werden hier angebaut. Zum Wandern maximal unspannend und in der Mittagshitze auch brutal anstrengend, wenn sich der Asphalt aufheizt.
Um dieses Tal zu umgehen, gibt es zwei Möglichkeiten: Einmal direkt am Patara Beach von West nach Ost laufen, bis man in Gelemiş rauskommt. Der offizielle Verlauf des Lykischen Wegs folgt stattdessen den Berghängen oberhalb des Tals und macht hier eine große Schleife. Das ist die Route, die ich nehme. Ich will mir nämlich auf jeden Fall noch Xanthos anschauen.
In Kınık selbst gibt es keine Unterkünfte, aber ein Ladenbesitzer meint, ich könnte direkt bei den Ruinen campen. Das würden viele so machen. Also latschte ich die Straße zu den Ruinen hoch und frage brav am Eingang beim Kassenwärter nach. Nein, einen Campingplatz gibt es hier nicht. Aber wenn ich hundert Meter weiter gehe, sei es kein Problem. Willkommen in der Türkei.
Hinter den Ruinen zweigt tatsächlich ein kaum erkennbarer Weg in die Felder ab, irgendwann taucht sogar wieder eine Markierung des Lykischen Wegs auf. Wie man das finden soll, wenn man nicht genau weiß, wonach man sucht, ist mir irgendwie schleierhaft. Ist jetzt aber auch egal – hundert Meter weiter finde ich einen wunderbaren Platz im Schatten eines Baumes am Rand einer großen Wiese (Koordinaten: N36° 21.654 E29° 19.158).
Wasser gibt’s zwar nicht. Aber nachdem das Zelt steht, gehe ich nochmal runter zum Kiosk bei Xanthos und decke mich für die Nacht ein. Am Nachmittag schaue ich mir dann ausführlich die Ruinen an. Höchst beeindruckend. Das Gelände ist sehr weitläufig und wie fast immer in der Türkei kann man nach Lust und Laune quer herumspazieren, wie man will. Immerhin stehen heute an absturzgefährdeten Stellen schon Warnschilder, das gab es früher noch nicht.
Am Abend habe ich die einzige etwas grenzwertige Begegnung mit Hunden. Es ist schon fast dunkel, ich koche gerade vor dem Zelt, als etwas in den Büscheln raschelt und ein großer Schäferhund angerannt kommt. Schon ein bisschen unheimlich, also verdrücke ich mich erstmal ins Zelt und warte ein paar Minuten ab. Irgendwann zieht er wieder von dannen und ich traue mich wieder nach draußen. Das ist aber nicht das Ende.
Wie ich im Lauf der Nacht feststellen soll, wimmelt es rund um die Ruinen von freilaufenden Hunden. Irgendwann gegen Zehn Uhr geht es so richtig los. Überall bellen sich die Viecher gegenseitig an, rennen draußen herum. Bis sich dann eine Gruppe von vielleicht vier oder fünf Hunden direkt vor meinem Zelt versammelt und anfängt, wie bekloppt herumzukläffen. Oh Mann…
Am Anfang versuche ich noch, es auszusitzen. Ins Zelt werden sie schon nicht reinkommen. Aber das bringt nichts und die Viecher hören gar nicht mehr auf. Irgendwann wird es mir zu blöd. Ich schnappe mir meinen Trekking-Stock zur Verteidigung, stürme aus dem Zelt und brülle die Kläffer aus Leibeskräften an, dass sie jetzt endlich Leine ziehen sollen. Alles in allem eine ziemlich unangenehme Situation. Nachts, mutterseelenallein, umringt von einer Horde bellenden Hunde. Aber es hilft. 30 Sekunden später sind die Viecher weg. Den Rest der Nacht habe ich Ruhe. Hoffentlich bleibt das das letzte Erlebnis dieser Art…
Weiter mit dem nächsten Tag:
Tag 1 – Tag 2 – Tag 3 – Tag 4 – Tag 5 – Tag 6 – Tag 7 – Tag 8
Hier geht’s zurück zum Hauptartikel.
Sag mir deine Meinung!