Everest Three Passes Trek Etappe 11: Gokyo – Renjo La – Lungdhen

Dieser Beitrag ist Teil einer 18-teiligen Artikelserie über meine Wanderung auf dem Three Passes Trek durch die Everest Region.

Route: Gokyo (4.790 m) – Renjo La (5.360 m) – Lungdhen (4.368 m)

  • Länge: 11,5 km
  • Höhenmeter: + 640, – 1.042 hm
  • Übernachtung: Sherpa Lodge

Charakter: Der leichteste Übergang des Treks, trotzdem anstrengender Aufstieg zum Pass, teilweise durch Geröll und steinige Trampelpfade. Der Abstieg nach Westen erfolgt über Treppen und ist einfach. Danach überwiegend entspannte Abwärts-Wanderung ins Tal. Nur der letzte Abschnitt vor Lungdhen ist etwas steiler.

  • Schwierigkeit nach SAC: T3
  • Dauer: ca. 6-7 Stunden

Der Anflug der Erkältung hat sich zum Glück verflüchtigt, der kurze Tag gestern hat mir gutgetan. Und noch etwas anderes baut mich auf: Endlich geht es wieder zurück in Richtung Zivilisation. Eigentlich komisch, dass ich mich jetzt so darauf freue. Schließlich hatte ich so lange davon geträumt, durch diese hohen Berge, über diese hohen Pässe zu wandern. Aber „Zivilisation“ heißt auch „Wärme“. Heute Abend werde ich das erste Mal seit acht Tagen wieder unter 4.500 Metern übernachten. Das ist schon ein gutes Argument.

Start der Wanderung in Gokyo. Der Einstieg ist wie bei jedem Pass mit einem Wegweiser markiert:

Der erste Teil des Weges verläuft am Südhang des Gokyo Ri direkt oberhalb des Sees:

Blick zurück auf Gokyo, bei Sonnenschein ist es doch gleich viel schöner…

Der Start der Wanderung ist entspannt. Passend zum Abschied kommt die Sonne raus. Das türkisblaue Wasser funkelt in den Sonnenstrahlen, ringsherum die schweigenden Schneeberge – ein versöhnlicher Anblick inmitten dieser harten Landschaft, die mir in den letzten Tagen häufig so abweisend vorkam. Toll auch der Anblick auf das Tal am westlichen Ende des Sees: Das Schmelzwasser der hohen Berge hat hier eine Art Delta gebildet, das in Richtung See fließt.

Bis zum Pass sind wieder zwei Geländestufen zu überwinden. Das Spiel kenne ich inzwischen. Bis zu einem kleinen Unterstand aus Stein ist es ein langsamer, stetiger Anstieg durch ein felsiges Hochtal. Hier steht dann der erste steile Teil an: Der Weg überwindet auf einer Distanz von nur 600 Metern rund 250 Höhenmeter. Das ist schon ganz ordentlich, dementsprechend geht es in vielen Serpentinen den Hang hinauf.

Der erster steile Aufstieg auf dem Weg zum Renjo La:

Bis ich den höchsten, mit Steinmännern markierten Punkt auf etwa 5.100 Metern erreicht habe, dauert es eine knappe Dreiviertelstunde. Von dem Aussichtspunkt habe ich einen genialen Blick auf den Gokyo-See, dahinter die bunten Häuschen des Ortes und noch viel weiter in der Ferne die hohen Gipfel des Everest-Massivs.

Blick zurück von der ersten Steilstufe:

Kurze Verschnaufpause, danach geht’s weiter:

Danach geht es für einen weiteren Kilometer im leichten Aufstieg durch das zunehmend felsigere Tal:

Vom Pass ist immer noch nichts zu sehen, stattdessen folgt der nächste, etwas steilere Anstieg durch Geröll:

Knapp 1,5 Stunden bin ich seit dem Aussichtspunkt über dem See unterwegs. Aber dann endlich: Auf dem Kamm über mir, taucht die markante Einkerbung des Passes mit den Gebetsfahnen auf. Fast geschafft! Leider muss ich vor dem letzten Aufstieg noch einmal komplett um eine Bergschulter herumlaufen und den Pass quasi von der Seite aus besteigen. Etwas genervt komme ich schließlich an. Warum einfach, wenn’s auch kompliziert geht?

Der letzte Aufstieg durch Geröllfelder zur Passhöhe:

Fast da, die bunten Gebetsfahnen sind zum Greifen nahe. Aber auf über 5.300 Metern ist man so unendlich langsam…

Auf der Passhöhe, mit dem Everest im Hintergrund. Der Renjo La gilt als der aussichtsreichste Pass auf dem Three Passes Trek:

Auch auf dem Renjo La sind wieder ein paar Leute, aber nicht ganz so viele wie auf dem Cho La. Das Wetter ist blendend, die Sicht auf die Berge perfekt. Lhotse, Nuptse, Cholatse, Makalu – all die Berge der letzten Tage präsentieren sich nochmal wie auf dem Präsentierteller vor mir. Und endlich habe ich den perfekten Blick auf den Everest. Von diesem Aussichtspunkt ist er tatsächlich der höchste Berg im Bild – der unbestrittene König des Himalaya.

Der fantastische Panoramablick vom Renjo La (zum Vergrößern anklicken):

So beeindruckend das Panorama auf dem Pass ist, ich mache mich relativ schnell an den Abstieg. Der eisige Wind pfeift mir nur so um die Ohren, selbst gut eingepackt ist es kalt. Für eine ausgedehnte Pause ist mir das nicht gemütlich genug. Abwärts geht es diesmal über steile Treppen. Im Unterschied zu den Steinblöcken und Geröllfeldern bei den anderen Pässen ist das sogar ganz bequem zu laufen.

Über steile Treppen steige ich auf der Westseite des Passes ab:

250 Höhenmeter weiter unten erreiche ich den schönen Gebirgssee Angladumba Tsho. Im Sonnenschein lasse ich mich auf den flachen Steinplatten am Ufer nieder – definitiv angenehmer als der windige Pass:

Nach dem See geht es im Prinzip nur noch unten. Eine willkommene Abwechslung zu den anderen Pässen, bei denen jeweils immer noch weitere Gegenanstiege fällig waren. Das hier ist entspannter. Auf einem schön gewundenen Wanderweg laufe ich das Hochtal zu Füßen des Renjo La abwärts, komme an zwei weiteren kleinen Seen vorbei – herrlich! Und täusche ich mich, oder ist das Gras hier schon wieder ein bisschen höher?

Verlauf des Trekking-Wegs nach dem Renjo La:

Auch von unten sind die Aussichten schön, hier auf den Pharilapche (6.017 m), ein ziemlich unbekannter 6.000er:

Entspanntes Wandern mit Panoramablick auf die Berge über dem Tal von Thame:

Kurz vor dem Ende der Geländestufe über dem Tal von Thame laufe ich wieder durch eines dieser Deltas, das ich schon auf der anderen Seite vom Pass gesehen hatte. Inmitten der kahlen Felsbrocken entdecke ich einige Steinhütten, die aber anscheinend schon lange verlassen sind. Auch die Eingrenzungen der Felder sind längst verfallen. Hier lebt wohl schon lange niemand mehr…

Schließlich taucht weit unter mir das Dörfchen Lungden auf. Hier sind die Mauern rund um die Felder noch intakt, die Felder sogar ein bisschen grün. Der Weg ins Tal ist aber noch recht lang – stellenweise sogar überraschend steil und schmal. An ein paar Stellen muss ich auf dem staubigen Trampelpfad doch ganz gut aufpassen. Es ist nicht wirklich gefährlich, aber runterfallen möchte man hier auch nicht gerade.

Vor dem letzten Abstieg ins Tal wird der Weg nochmal recht schmal:

Eine Stunde später bin ich endlich unten. Lungden ist ein winziges Örtchen, das aus vielleicht zwanzig Häusern besteht, Lodges gibt es auch nur eine Handvoll. Ich bleibe in der „Sherpa Lodge“, die mir in Gokyo empfohlen wurde. Die meisten der Lodge-Besitzer haben Verwandte, die an anderen Orten ebenfalls Gasthäuser betreiben. Die Empfehlungen sind nicht immer gut, weil es manchmal nur darum geht, der Familie eine Gelegenheit zum Geldverdienen zu verschaffen. Hier aber schon.

Sogar eine improvisierte Dusche gibt es in der Lodge – im Prinzip einfach nur ein Metallkasten über der Duschkabine, in den oben heißes Wasser reingekippt wird. Aber ich bin nicht wählerisch und genieße die Tatsache, dass ich das erste Mal seit einer Woche duschen kann, ohne mir direkt anschließend den Allerwertesten abzufrieren. Lungden liegt zwar immer noch auf über 4.300 Metern, aber die Luft ist nicht mehr ganz so beißend kalt.

Ankunft in Lungden, hier gibt es schon wieder Kartoffelfelder:

Nach der Dusche überlege ich, wie es weitergeht. Morgen könnte schon der letzte richtige Tag in den Bergen werden, bis Namche sind es nicht mal mehr 20 Kilometer. Okay… halbwegs warm ist es jetzt wieder. Aber bin ich wirklich schon bereit für die Zivilisation? Eigentlich habe ich ja noch ein bisschen Zeit. Hmmm… Vielleicht trödele ich auch einfach ein bisschen herum und bleibe noch einen Tag in diesem friedlichen Tal. Aber das werde ich morgen spontan entscheiden…

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