Dieser Beitrag ist Teil einer 18-teiligen Artikelserie über meine Wanderung auf dem Three Passes Trek durch die Everest Region.
Route: Upper Pangboche (3.930 m) – Somare (4.010 m) – Dingboche (4.410 m)
- Länge: 7 km
- Höhenmeter: + 550, – 250 hm
- Übernachtung: Green Tara Lodge
Charakter: Teilweise steinige Trampelpfade in einer zunehmend raueren Landschaft, Wegspur überwiegend gut erkennbar. Langsamer und relativ moderater Anstieg bis Dingboche, zusammen mit der kurzen Distanz daher ein recht einfacher Wandertag.
- Schwierigkeit nach SAC: T3
- Dauer: ca. 3 – 4 Stunden
Am nächsten Morgen begrüßt mich ein strahlend blauer Himmel, die Kopfschmerzen sind wie weggeblasen. Was für ein Glück! Aber ich merke trotzdem, dass meine Körper nicht wie sonst funktioniert. Sobald ich mich zu schnell bewege, gerate ich direkt außer Atmen. In zwei Tagen auf fast 4.000 Meter aufzusteigen, ist eben doch keine Kleinigkeit.
Tolle Aussichten in Upper Pangboche bei strahlenden Sonnenschein:
Dementsprechend lasse ich es langsam angehen, bleibe den Vormittag in der Lodge. Lodgebesitzer Dawa erzählt mir, dass seine Schwester schon in Österreich gearbeitet hat und das würde er auch gerne, nämlich im Sommer, wenn in Nepal durch den Monsun keine Saison ist. Das ist hier durchaus üblich und die Sherpa werden im Ausland auch als gute, verlässliche Arbeitskräfte geschätzt.
Internet-Empfang habe ich, also suche ich ihm ein Verzeichnis aller ÖAV-Hütten raus und schreibe eine Standard-Bewerbung, die er verschicken kann. Tatsächlich kommt bereits nach ein paar Minuten die erste Antwort aus Tirol. Leider keine Zusage, da die Hüttenbetreiber wohl nicht genau über die komplizierte Visa-Bürokratie Bescheid wissen. Aber vielleicht klappt es ja woanders – ich drücke die Daumen!
Spaziergang durch den unteren Ortsteil von Pangboche:
Es gibt hier auch ein schönes Kloster direkt am Weg, das man besichtigen kann:
Beim Abstieg zum unteren Ortsteil vom Pangboche genieße ich die fantastischen Aussichten, die mir gestern durch die Wolken verwehrt blieben. Das Dörfchen wird komplett vom beeindruckenden Doppel-Gipfel der Ama Dablam dominiert, die sich im Südosten aus dem Tal erhebt. Der Berg steht relativ frei und zieht mit seiner markanten Pyramidenform automatisch alle Blicke auf sich. Kein Wunder, dass er manchmal auch das „Matterhorn Nepals“ genannt wird.
Die wunderbaren Aussichten auf die Berge begleiten mich noch lange Zeit, während ich durch das weite Tal des Imja Khola wandere. Tatsächlich werden sie immer besser, da die Landschaft sich zunehmend öffnet. Gleichzeitig wird es aber auch immer karger. Die wenigen Bäume sind jetzt schon sehr klein. Die Vegetation wird von niedrigen Sträuchern dominiert, die sich an die kahlen, braunen Berghänge klammern.
In Somare auf etwas über 4.000 Meter gibt es einige Teehäuser. Das Örtchen ist von weitläufigen Feldern umgeben, anscheinend war es früher eine Sommeralm. Diese kleinen Dörfer waren aber nie ganzjährig bewohnt und existieren heute eigentlich nur noch durch den Trekking-Tourismus. Ansonsten würde niemand freiwillig hier wohnen. Die meisten Sherpa, die ich treffe, kommen aus den Orten unterhalb von Namche und mögen es dort auch lieber, als hier oben.
Die Landschaft wird zunehmen karger:
Dort wo sich die beiden Flüsse Lobuche und Imja treffen gibt es eine Brücke, die ich überquere. Die Landschaft hat sich inzwischen vollständig in eine Tundra verwandelt. Keine Bäume mehr, nur noch ein paar niedrige Sträucher. Braune, geröllübersäte Hügel, nicht besonders steil, aber trotzdem hunderte von Metern hoch. Und dahinter in blendendem Weiß, die kolossalen Eisgipfel der großen Berge. Was für eine Einöde!
Brücke über den Imja Khola, ca. eine Stunde vor Dingboche:
Beeindruckener Panoramablick auf Ama Dablam von Nordwesten:
Vor Dingboche steht ein letzter kurzer Anstieg an:
Ungefähr eine Stunde nach der Brücke erreiche ich Dingboche. Der Ort am Ufer des Imja Khola ist überraschend groß und erstreckt sich entlang eines Fußwegs, der einmal von West nach Ost zwischen den zahlreichen Lodges hindurchführt. Und sogar einen Bankautomat gibt es hier – auf über 4.400 Metern! Ein Guide empfiehlt mir die „Green Tara Lodge“, in der ich mich einquartiere. Da es noch früh ist, unternehme ich danach noch einen kleinen Spaziergang in die Umgebung.
Blick auf Dingboche, dahinter der Aussichtsberg Nangkartshang:
Viele Leute wandern von Dingboche auf den Nangkartshang (5.616 m). Das ist gut zur Akklimatisierung, erfordert aber einen halben Tag. Ich kann den Berg von unten sehen. Es ist die Spitze des riesigen Maulwurfshügels, der sich nördlich von Dingboche erhebt. Gebetsfahnen weisen den Weg, es ist ziemlich steil. Da ich nur noch ein paar Stunden habe, ist mir das zu viel. Vor allem, da ich dazu über 1.000 Höhenmeter aufsteigen müsste.
Beeindruckendes Gipfelpanorama von den Stupas oberhalb von Dingboche:
Ich laufe stattdessen zu den beiden Stupas auf dem Bergrücken direkt über Dingboche – ein netter kleiner Spaziergang mit wunderbaren Blicken auf Taboche (6.542 m) und Cholatse (6.440 m). Ich kann von hier aus auch meine weitere Route einsehen, da ich auf dem Bergkamm zwischen den Tälern von Khumbu und Imja stehe. Im Osten schaue ich bis zum Island Peak – meine Route für morgen -, im Norden in das Khumbu-Tal, das zum Everest führt. Unter mir liegt Periche, einer der Etappenorte auf dem Everest Basecamp Trek. Viele Basecamp-Trekker bleiben aber auch in Dingboche, weil es nicht weit entfernt ist.
Blick über Dingboche in das Imja-Tal zum Island Peak (6.189 m). Der Three Passes Trek folgt diesem Tal bis Chukhung:
Auf der anderen Seite schaue ich nach Norden ins Khumbu-Tal, hier verläuft die Hauptroute zum Everest Basecamp. Unten im Bild die Häuser des Örtchens Periche:
Am Nachmittag zieht der Himmel zu, es sieht nach Regen aus. Ich verkrümele mich in das gemütliche Cafe Himalaya. Hier wird täglich um 15:00 Uhr der Film „Sherpa – Trouble on Everest“ gezeigt – ein sehr schöner Film, der die Everest-Besteigungen aus der Perspektive der Einheimischen beleuchtet. Später fängt es dann tatsächlich zu regnen an, in diesen Höhen eher eine Mischung aus vereistem Schnee und Graupel.
Ich froh, dass es nur ein paar hundert Meter bis zu meiner Lodge ist. Bei solchem Wetter, in diesen Höhen, draußen unterwegs zu sein – kein Spaß. Nachdem die Sonne untergegangen ist, wird es noch kälter. Wenn ich vor dem Schlafengehen einen Liter warmen Tee trinke, ist aber gar nicht so ungemütlich im Schlafsack. Obwohl das Zimmer natürlich eiskalt ist. Aber mir war ja klar, worauf ich mich eingelassen habe. Also dann… morgen werde ich endgültig die Standard-Route zum Everest verlassen.
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