Dieser Beitrag ist Teil einer 18-teiligen Artikelserie über meine Wanderung auf dem Three Passes Trek durch die Everest Region.
Route: Namche (3.440 m) – Kyangjuma (3.550 m) – Phunke Tenga (3.250 m) – Tengboche (3.860 m) – Deboche (3.820 m) – Upper Pangboche (3.930 m)
- Länge: 13 km
- Höhenmeter: + 1.120, – 540 hm
- Übernachtung: 360 View Lodge
Charakter: Bergwanderung überwiegend auf breiten, gut in Stand gehaltenen Wegen. Vor Phunke Tenga an wenigen Stellen rutschiger Abstieg, der Aufstieg nach Tengboche zieht sich etwas. Danach teilweise Trampelpfade, aber einfache Orientierung.
- Schwierigkeit nach SAC: T2
- Dauer: ca. 7 Stunden
Heute will ich nach Pangboche wandern, was mir zunächst einige Kopfschmerzen bereitet hat. Der Ort liegt etwas über den „erlaubten“ 500 Höhenmetern, die man pro Tag aufsteigen soll. Andererseits habe ich aber den Trek von Jiri nach Lukla hinter mir und zwei Nächte in Namche Bazar verbracht. Ich fühle mich fit und gut akklimatisiert. Ich will es es zumindest versuchen. Außerdem möchte ich die Menschenmassen so schnell wie möglich hinter mir lassen. Die ersten Tage werde ich auf dem klassischen Everest Basecamp Trek wandern, es wird also voll.
Start in Namche. Aus dem Stadtzentrum muss ich erstmal 100 Höhenmeter zu den Wegen in die umliegenden Dörfer aufsteigen:
Der steile Aufstieg über die Treppen bringt mich direkt ins Schwitzen, dann erreiche ich die Abzweigung, an der ich bereits gestern war. Heute gehe ich aber nicht zum Everest Hotel, sondern halte mich östlich. Die ersten paar Kilometer laufe ich auf einem breiten, meist flachen Feldweg, der sich entlang des Hügels schlängelt. Es ist viel los, eine wahre Karawane aus Menschen und Yaks. Maultiere sehe ich inzwischen keine mehr.
Der Trekking-Weg zum Everst Basecamp kurz hinter Namche:
Obwohl ich jetzt schon auf 3.500 Metern bin, wird hier noch Ackerbau betrieben. Auf den Feldern werden überwiegend Kartoffeln angebaut:
Auf der anderen Seite des Tals erheben sich majestätisch die Gipfel von Thamserku (6.608 m) und Kangtega (6.685 m):
Die Wanderung ist herrlich: Das Gelände überwiegend offen, der Blick streift über weite Täler, die Fernsicht ist fantastisch. Am Horizont tauchen die weißen Flanken von Lhotse und Nupste auf, dahinter verstohlen der Gipfel des Everest, der aber größtenteils dem Blick verborgen bleibt. Schließlich schiebt sich von rechts die elegante Eispyramide der Ama Dablam ins Bild – was für ein Bergpanorama!
Links die Lhotse-Nuptse-Mauer, rechts der markante Gipfel der Ama Dablam:
Am Tenzing Norgay Gedächtnis-Chorten mache ich die erste kurze Pause. Diese weißgetünchten, glockenförmigen Kultbauten sieht man in den Bergen des nepalesischen Himalaya überall – meist auf Bergkuppen und ausgesetzten, windigen Graten. Dementsprechend sind die Aussichten in der Regel hervorragend und das gilt auch für diesen Chorten. Alleine bin ich hier natürlich nicht…
Klar, dass ich auch erstmal ein Erinnerungsfoto machen muss. Noch kann ich im T-Shirt durch die Gegend spazieren:
Einen kurzen Abstieg später erreiche ich das gemütliche Lodge-Dörfchen Kyangjuma, das sich gut für die erste Pause anbietet:
Theoretisch könnte man sogar in Kyangjuma übernachten, wenn einem Namche zu trubelig ist. Ich bleibe aber nur für einen Tee. Später komme ich an der Abzweigung ins Gokyo-Tal vorbei. Diesen Weg könnte man wohl auch nehmen und später nach Phortse abzweigen. Der Höhenweg von Phortse zu meinem Tagesziel Pangboche soll sehr schön sein. Aber damit würde ich unterwegs das Kloster Tengboche verpassen, weil Phortse auf der gegenüberliegenden Talseite liegt.
Blick auf die beiden Dörfer Phunke Tenga (im Vordergrund) und Phortse weit in der Ferne auf der anderen Seite der Schlucht:
Ankunft in Phunke Tenga nach einem längeren Abstieg. Hier befindet sich ein weiterer Checkpoint, an dem das Permit kontrolliert wird:
Dass ich nochmal kontrolliert werden soll, finde ich etwas sinnfrei. Schließlich gab es ja bereits zwei Checkpoints auf dem Weg. Die Beamten scheinen hier auch nicht so gut aufzupassen. Wahrscheinlich könnte ich einfach vorbeilaufen. Aber gut… Pflichtbewusst wie ich bin, zeige ich schön brav mein Permit vor und lasse die Trek Card scannen. Danach folgt der größte Aufstieg des Tages (ca. 500 hm), überwiegend durch Wald. Aber es gibt immer mal wieder offene Abschnitte, die schöne Ausblicke auf die Täler erlauben.
Das berühmte Kloster Tengboche liegt auf einer kahlen Hügelkuppe. Als ich ankomme hat sich der Himmel leider zugezogen. Lodges gibt es hier scheinbar nicht so viele. Ich kann nur ein, zwei Gasthäuser sehen und es wird auch gerade gebaut. Nicht besonders gemütlich. Das Kloster schaue ich mir natürlich trotzdem an.
Eingang zum Kloster Tengboche, der Eintritt kostet 300 Rupees:
Nachmittags gegen 3.00 Uhr singen jeden Tag die Mönche. Ich war leider etwas zu früh dran, aber es lohnt sich bestimmt…
Bis zum nächsten Ort Deboche laufe ich auf einem schönen Waldweg. Erfreulicherweise überwiegend abwärts, was nach dem langen Anstieg eine echte Erholung ist. Leider wird das Wetter immer schlechter, aber noch kann ich problemlos im T-Shirt rumlaufen, zumindest solange ich mich bewege. Schon erstaunlich, ich bin jetzt bereits auf über 3.800 Metern, aber die Vegetation ist immer noch recht üppig.
Später überquere ich den Imja Khola auf einer weiteren Hängebrücke und steige danach wieder ein Stück auf:
Der schön angelegte Steinweg verläuft direkt oberhalb des Flusses. Auch bei bewölktem Himmel sehr stimmungsvoll:
Am frühen Nachmittag komme ich in Pangboche an. Das Wetter ist jetzt endgültig im Eimer, der Himmel komplett bewölkt. Pangboche hat zwei Ortskerne. Ich bleibe im oberen Teil, da es hier ruhiger ist. Nach den zwei Tagen im belebten Namche, will ich ein bisschen die besondere Stimmung der Berge auf mich wirken lassen. Auf dem Everest Basecamp fällt das nicht so leicht. In Upper Pangboche ist hingegen so gut wie gar nichts los.
Chorten in Upper Pangboche vor düsterem Himmel:
Mit der 360 View Lodge finde ich ein Super-Gasthaus. Relativ teuer (2.500 Rupees ohne Essen), aber die Zimmer können sich wirklich sehen lassen. Extrem saubere Betten, fließend warmes Wasser, eine ordentliche Dusche und die Zimmer auch noch halbwegs gut isoliert. Fast wie ein kleines Berghotel und ich bin jetzt schon auf knapp 4.000 Metern. Da ist so ein Luxus keine Selbstverständlichkeit.
Am Abend habe ich trotz warmer Dusche, viel Trinken und gutem Essen leichte Kopfschmerzen. Habe ich es doch mit der Höhe übertrieben? Naja… viel kann ich jetzt nicht machen. Also ab ins Bett und die Augen zumachen. Trotz der Dämmung wird es schnell kühl. Wahrscheinlich ist das der letzte Tag, an dem die Temperaturen auch nachts noch über dem Gefrierpunkt liegen. Morgen knacke ich die 4.000 Meter und dann werde ich sehr lange Zeit in solchen Höhen bleiben. Ich kann nur hoffen, dass es mir besser geht…
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