Dieser Beitrag ist Teil einer 18-teiligen Artikelserie über meine Wanderung auf dem Three Passes Trek durch die Everest Region.
Route: Thamo (3.518 m) – Samsing (3.480 m) – Namche Bazar (3.440 m) – Monjo (2.835 m) – Tok Tok (2.760 m) – Phakding (2.610)
- Länge: 16 km
- Höhenmeter: + 610, – 1.445 hm
- Übernachtung: Tashi Inn
Charakter: Bis Monjo einfache Abstiegs-Wanderung. Danach ein etwas zäher Abschnitt bis Phakding mit viel Auf und Ab (Nepali Flat). Viele Teehäuser am Weg, durchgehend einfache Wege. Wer es eilig hat, kann auch bis Lukla weiterlaufen, von Phakding ca. 2 – 3 Stunden zusätzlich.
- Schwierigkeit nach SAC: T1
- Dauer: ca. 6 Stunden
Ein bisschen hatte ich befürchtet, dass der letzte Teil des Treks nur noch langweiliges Kilometerabreißen ist, jetzt da die hohen Berge hinter mir liegen. Zum Glück ist das überhaupt nicht so! Die Landschaft, hier in den tieferen Lagen des Himalaya, ist herrlich. Ich laufe zwischen den leuchtend roten Rhododendron-Bäumen, die in voller Blüte stehen, um mich herum die dicht bewaldeten grünen Berghänge, in der Ferne die schneebedeckten Berge. Die reinste Bilderbuchlandschaft.
Der Weg führt in leichtem Auf und Ab um den großen Bergrücken, der den Kessel von Namche vom Thame-Tal trennt:
Unterwegs komme ich durch mehrere kleine Dörfer, von den Menschenmassen des Everest Basecamp Trek ist hier aber keine Spur:
Gebetsmühlen am Wegrand:
Kurz vor dem Weiler Samsing steige ich in ein kleines Tal ab und ich gelange zu einem wahrhaft magischen Ort: Ein kleiner Schrein auf einer Lichtung neben einem munter plätschernden Bach, daneben eine wasserbetriebene Gebetsmühle und überall zwischen den Bäumen sind bunte Gebetsfahnen aufgespannt. Einfach nur schön! Nach der kargen Landschaft der vergangenen Tage muss ich mich erstmal wieder an die vielen Farben gewöhnen.
Die Gebetsmühle wird mit Wasserkraft angetrieben:
Malerei des berühmten „Guru Rinpoche“ Padmasambhava aus Kaschmir, dem Begründer des Buddhismus in Tibet. Sein Abbild findet man an vielen Stellen im nepalesischen Himalaya:
Einige der Sherpa, die ich unterwegs treffe, sind mit Ponys unterwegs:
Hinter Samsing steht nochmal ein kurzer Anstieg durch einen lichten Pinienwald an, und dann bin ich auch schon da. Ich erreiche den Sattel über Namche, an dem ich vor über zwei Wochen schon einmal bei meinem Akklimatisierungs-Spaziergang stand. Der Anblick auf dieses natürliche Amphitheater und die auf den Terrassen errichteten Häuser ist immer noch beeindruckend.
In Namche steuere ich gezielt die Herman Helmers Bakery an, die einzige richtige „German Bakery“ im Ort. Die nächsten zwei Stunden mache ich nicht viel anderes, als mich an Schokoladen-Torte und Lavazza-Kaffee gütlich zu halten. Ja, doch… die Zivilisation hat auch ihre Vorteile. Später kaufe ich noch ein paar Postkarten, dann geht es auch schon weiter. Bald bin ich wieder auf dem steilen Waldweg, der ins Tal des Dudh Khosi führt – diesmal zum Glück nach unten.
Noch immer kommen mir viele Trekker auf den Wegen entgegen. Es ist jetzt Anfang Mai, im Juni beginnt der Monsun. Genau wie meine Reise zu Ende geht, neigt sich auch die Saison langsam dem Ende zu. Aber zumindest hier merkt man noch nichts davon. Es ist genau so voll wie vor zwei Wochen. Riesige Gruppen mit 30 oder 40 Leuten, schwerbepackte Sherpa-Teams und die Maultier-Karawanen, die sich mit dem Bimmeln der Glöckchen ankündigen. Alles wie gehabt.
An der Hillary Bridge mache ich noch einmal eine Pause, werfe einen letzten Blick auf die Berge. Der Everest ist hinter Wolken verborgen. Es fühlt sich jetzt alles schon wieder sehr weit weg an: Die Gletscher, der eisige Wind, die Kälte, die harte Landschaft des Hochgebirges. Kaum zu glauben, dass ich noch vor zwei Tagen auf einem über 5.000 Meter hohen Gebirgspass gestanden habe…
Und zum zweiten Mal geht es ab über die Hillary Bridge:
Blick ins Tal in Richtung Monjo:
Bis Monjo ist es ein stetiger, angenehmer Abstieg. Am Eingang checke ich mit der Trek Card aus und dann bin ich auch schon wieder raus aus dem Sagarmatha Nationalpark:
Hinter Monjo wird es nochmal unerwartet anstrengend. Ab hier geht es permanent rauf und runter, Nepali Flat vom Feinsten, da der Weg direkt dem Verlauf des Flusses folgt und zwangsweise jeden einzelnen Bergrücken überwinden muss. Beim Anmarsch hatte ich das nicht so richtig wahrgenommen. Jetzt, nach zwei Wochen Trekking im Hochgebirge, schlaucht mich das doch ganz schön.
Trotzdem ist es eine schöne Wanderung. Nach der langen Zeit, in der meine Welt nur aus Fels, Gipfeln und hohen Pässen bestand, genieße ich das Leben in den kleinen Dörfern, die Kinder auf den Straßen, die alten Leute, die vor ihren Häusern stehen und ein Schwätzchen halten. Für mich eine überraschende Erfahrung. Ich hatte gedacht, dass ich beim ersten Anzeichen der Zivilisation sofort wieder zurück in die Berge will. Ist aber überhaupt nicht so, im Moment gefällt mir das hier alles sehr gut.
Tashi Inn in Phakding, hier verbringe ich die vorletzte Nacht in der Everest Region:
Der Rest des Tages ist eine einzige große Bummelei. Ich mache ständig Pausen, trinke Tee, lasse es extrem langsam angehen. Vermutlich könnte man von Namche in sechs Stunden bis Lukla durchmarschieren, aber wozu die Eile? Mein Flug geht erst übermorgen. Also lasse ich mir Zeit und komme erst am späten Nachmittag wieder in Phakding an. Das Tashi Inn mit seiner einladenden Terrasse gefällt mir auf Anhieb gut, der Preis von 750 Rupees für die Nacht auch.
Also dann. Nur noch ein Tag, dann ist der große Trip vorbei. Jetzt muss nur noch der Flug aus Lukla starten. Das Ticket habe ich auf meinem Handy, aber es werden öfter Flüge gestrichen. Genau daher habe ich drei weitere Puffertage bis zu meinem Rückflug nach Deutschland geplant. Selbst wenn alle Stricke reißen, kann mit dem Jeep zurück nach Kathmandu fahren. Aber im Moment bin ich optimistisch. Wie sich herausstellen wird, etwas zu optimistisch…
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