Dieser Beitrag ist Teil 9 einer 18-teiligen Artikelserie über meine Wanderung auf dem Three Passes Trek durch die Everest Region.
Route: Gorak Shep (5.140 m) – Lobuche (4.920 m) – Dughla (4.620 m) – Dzonghla (4.830 m)
- Länge: 12,5 km
- Höhenmeter: + 360, – 680 hm
- Übernachtung: Zongla Inn
Charakter: Ein weiterer eher leichter Wandertag, überwiegend absteigend, teilweise auf der gleichen Strecke wie auf dem Hinweg. Hinter Lobuche wird die Hauptroute des Everest Treks verlassen und es wird wieder ruhiger. Wer den Kala Pattar zum Sonnenaufgang besteigen will, muss früh aufstehen (ca. 4:00 Uhr).
- Schwierigkeit nach SAC: T3
- Dauer: ca. 4 – 5 Stunden, mit Besteigung des Kala Pattar ca. 3 Stunden zusätzlich
Die meisten Leute stehen noch weit vor Sonnenaufgang in Gorak Shep auf und pilgern dann zu dem Aussichtspunkt Kala Patthar auf 5.644 Meter. Von dort hat man eine direkte Sicht auf den Everest, weiter unten ist der Blick größtenteils versperrt. Aber ich bin kein guter Tourist. Und die Aussicht, mich mitten in der Nacht bei eisigkalten Temperaturen auf einen großen Maulwurfshügel hochzuschleppen… Nee, danke. Ich habe das Everest Basecamp und den Khumbu-Eisfall gesehen, das reicht mir.
Blick zum Kala Patthar. Das ist nicht der große Berg (der über 7.000 Meter hohe Pumori), sondern der unscheinbare felsige Hügel davor:
Gorak Shep gefällt mir ohnehin nicht besonders. Es ist dreckig und kalt. Eine notwendige Zwischenstation, die jeder passieren muss, der zum Everest Basecamp möchte. Aber gerne bleibt man hier nicht. Also wieder runter nach Lobuche. Auf dem Rückweg wieder die Menschenmassen und die Träger, über mir dröhnen die Rotoren der Helikopter. Es hat etwas Berechenbares. So unaufhaltsam wie der Gletscher ins Tal fließt, so konsequent laufen die Leute hoch in die Berge. Aber warum? Was suchen wir an diesen Orten? Es bleibt ein Rätsel…
Auf dem Rückweg nach Lobuche:
Für den Marsch nach Lobuche, brauche ich nur eine gute Stunde. Runter geht es doch einfacher. Unterwegs komme ich an der vereisten Südost-Flanke des Lobuche East vorbei. Auch wenn ich jetzt schon seit Tagen zwischen diesen Giganten herumlaufe – die Größe der Berge zieht mich immer aufs Neue in ihren Bann. Fast schon ein Scherz, dass der Lobuche in Nepal als „Trekking Peak“ bezeichnet wird. Ganz so, als könnte man einfach mal kurz über die steilen, vergletscherten Flanken dieses über 6.000 Meter hohen Bergs hochwandern.
Beeindruckend – der Blick zum Lobuche East:
In Lobuche bleibe ich nur kurz, trinke einen Tee, genieße die Sonnenstrahlen. Ohne den Wind könnte man fast im T-Shirt rumlaufen. Danach mache ich mich an den weiteren Abstieg. Die Route führt jetzt ein Stück talabwärts bis nach Dughla, auch für dieses Stück brauche ich nicht mal eine Stunde. Auf dem Weg blicke ich weit vor mir in das Imja-Tal, das ich vor vier Tagen hochmarschiert bin. Wie gehabt dominiert die markante Eispyramide der Ama Dablam komplett die Szenerie.
Immer wieder aufs Neue ein Blickfang – Ama Dablam über dem Imja-Tal:
Noch vor Dughla zweige ich rechts von der Hauptroute ab und folge dem Schild zum Cho-La-Pass:
Der Weg in das Seitental, das zum nächsten Pass führt, dem Cho La:
Über Geröllfelder quere ich zu einem kleinen Trampelpfad und verlasse das Khumbu-Tal, schlagartig wird es ruhiger. Auf der anderen Seite des Tals schlängeln sich weiterhin die Massen durch die Berge, auf meiner Seite ist keine Menschenseele unterwegs. Schon nach ein paar Minuten laufe ich wieder in völliger Einsamkeit durch die Bergwelt. Und die ist hier wirklich gewaltig…
Die spektakuläre Nordflanke des Cholatse. Was für ein Gigant – alles an diesem Berg strebt zum Himmel…
Die nächsten zwei Stunden vergehen schnell. Der herrlich schmale Pfad ist angenehm zu laufen und toll angelegt: Immer über dem Tal mit einem unverstellten Panorama-Blick auf Tabuche Peak (6.367 m) Cholatse (6.335 m) und Arakam Tse (6.324 m), der sich wie ein riesiger, versteinerter Reißzahn über dem Tal erhebt. An einem anderen Ort, würde jeder einzelne dieser Berge alle Blicke auf sich ziehen. Hier stehen die Giganten einfach nebeneinander aufgereiht, als wäre es das normalste der Welt.
Völlig allein laufe ich auf einem herrlichen Höhenweg nach Dzongla:
Blick zum Chola-Gletscher auf der gegenüberliegenden Seite des Tals:
Zum Greifen nah – die Bergansichten auf diesem Abschnitt zählen zu den besten auf dem ganzen Trek:
Schließlich kommt die ersten Häuser des Dörfchens Dzhongla in Sicht. Wie immer dauert es ein bisschen länger als gedacht, bis ich da bin. Davor muss ich nochmal in ein sanftes Tal ab- und auf der anderen Seite für knapp 100 Höhenmeter aufsteigen. Da der Rest des Tages entspannt war, fällt das aber gar nicht weiter auf.
Das Tal vor Dzongla, auf dem vorderen Hügel ist undeutlich das blaue Dach eines Hauses erkennbar:
Dzongla besteht nur aus ein paar Lodges, im Unterschied zum Everest Basecamp Trek ist erfreulich wenig los:
Im Hotel „Zongla Inn“ finde ich eine tolle Bleibe mit wunderbarem Panorama-Blick:
Den Rest des Tages verbringe ich mit Relaxen, was in der gemütlichen Lodge nicht schwerfällt. Außer mir ist noch eine 3er-Gruppe aus Tschechien da, die ebenfalls die Drei-Pässe-Runde macht, allerdings mit Guide. Alle sind wir gespannt auf Morgen: Vor dem nächsten Pass, dem Cho La, steht eine Gletscher-Überquerung an. Die Infos, die ich habe, sind widersprüchlich. Gibt es offene Spalten? Muss ich da drübersteigen? Wie steil ist das Ganze? So genau weiß ich das alles nicht. Aber es wird schon gutgehen…
Lies weiter beim nächsten Tag des Everest Three Passes Trek:
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