Everest Three Passes Trek Etappe 12: Lungdhen – Thamo

    Dieser Beitrag ist Teil einer 18-teiligen Artikelserie über meine Wanderung auf dem Three Passes Trek durch die Everest Region.

    Route: Lungdhen (4.368 m) – Marulung (4.210 m) – Tarnga (3.995 m) – Thame (3.820 m) – Samde (3.645 m) – Thamo (3.518 m)

    • Länge: 13 km
    • Höhenmeter: + 115, – 960 hm
    • Übernachtung: Mountain Resort

    Charakter: Einfache Abstiegs-Wanderung ins Tal. Das Klima wird wärmer, die Landschaft grüner und freundlicher. Nach Marulung überwiegend auf gut ausgebauten Wegen, unterwegs etliche Teehäuser für Pausen. Wer es eilig hat, kann auch bis Namche weiterlaufen, ca. 2,5 Stunden zusätzlich.

    • Schwierigkeit nach SAC: T2
    • Dauer: ca. 5-6 Stunden

Die Richtung ist klar: Nach unten. Nicht ganz so klar ist, wo ich heute Abend übernachte. Ich habe noch drei Tage bis mein Flug aus Lukla geht, kann mir die Strecke also relativ frei einteilen. Ohne konkretes Ziel laufe ich los, genieße die Stille, die majestätische Landschaft, die schweigenden Berge mit unbekannten Namen, die sich weit über dem Tal in den Himmel erheben. Außer mir ist niemand unterwegs. Wo sind die ganzen Leute geblieben, die ich gestern auf dem Pass gesehen habe?

Bis zum nächstgelegenen Ort Marulung sind es nur ein paar Kilometer. Hier gibt es eine einzelne Lodge, das Riverside Restaurant, ebenso wie das „Yeti Valley Guesthouse“ im nächsten Örtchen Tarnga. Man könnte vom Renjo La aus also am gleichen Tag weiter ins Tal laufen, wahrscheinlich sogar bis nach Thame. Ich bereue es trotzdem nicht, dass ich in Lungdhen geblieben bin. Zurück in die Zivilisation kommt man früher oder später sowieso, kein Grund das zu übereilen.

Auf der heutigen Etappe komme ich regelmäßig an Lodges vorbei, die Zivilisation rückt näher:

In Marulung überquere ich den rauschenden Bhote Koshi auf einer Metallbrücke. Danach bleibe ich immer auf der rechten Seite des Flusses:

Der Weg führt lange Zeit direkt am Fluss entlang:

Am schönsten finde ich zuzuschauen, wie die Vegetation langsam in die karge Landschaft zurückkehrt. Nach der kargen Welt des Hochgebirges ein wirklich herzerwärmender Anblick. Mit jedem Meter, den ich absteige, wird es grüner. Ganz zaghaft tauchen zuerst einzelne Sträucher auf, in dem Dörfchen Hungmo sehe ich dann die ersten Bäume seit fast zwei Wochen. Ich kann nicht beschreiben, wie gut das tut!

In Hungmo gibt es mehrere schöne Stupas und ein buddhistisches Kloster auf der anderen Seite des Flusses. Mir reicht es, das Kloster vom Weg aus zu betrachten:

So langsam kann man auch wieder die warmen Klamotten ausziehen…

Große Mani-Steinmauer mit buddhistischen Mantras:

Die Landschaft wirkt jetzt fast wieder lieblich. Die Felder mit ihren ordentlich geformten Steinmauern werden größer, immer häufiger tauchen auch wieder die großen, mit weißen Schriftzeichen bemalten Mani-Steine auf. Ich treffe nur wenige Einheimische und so gut wie keine Trekker. Aber hier herrscht eine andere Stimmung. Schon beginnt die Erinnerung an die Gletscher, die Moränen und die hohen Pässe zu verblassen. Es geht zurück in die Welt der Menschen und der Dörfer…

Vor Thame, dem größten Ort seit Tagen, wird der Weg kurz unübersichtlich. Ich laufe zuerst einen großen mit einer weißen Stupa gekrönten Hügel hoch, denke ich bin falsch, folge dann aber doch dem Verlauf des Bhote Koshi, der hier bereits als reißender Fluss tief in der Schlucht links unter mir rauscht. Über einen etwas dubiosen, rutschigen Trampelpfad zweige ich dann rechts in ein Pinienwäldchen ab und lande ein Stück oberhalb von Thame.

Thame liegt in einem breiten Tal, umgeben von Feldern, und ist erstaunlich groß. Ein paar Lodges sehe ich auch. Sicherlich kein schlechter Ort zum Übernachten und von Lungdhen vermutlich in drei Stunden flottem Marsch erreichbar. Es ist immer noch früh und so langsam finde ich mich damit ab, dass ich heute wohl doch schon wieder nach Namche komme…

Der Wegabschnitt hinter Thame ist dann nochmal spektakulär. Hinter dem Örtchen führt der Weg steil an einem kleinen Bach entlang abwärts und quert dann in einer großen Schleife als herrlich aussichtsreicher Höhenweg zum Bhote Koshi. Als krönender Abschluss wird der reißende Fluss schließlich auf einer beeindruckend in den steilen Felswänden verankerten Hängebrücke überquert.

Spektakulär – die Hängebrücke über die Schlucht des Bhote Koshi hinter Thame:

In Samde mache ich eine Teepause, am frühen Nachmittag komme ich dann in Thamo an, ein wunderschönes kleines Bauerndörfchen zwischen blühenden Rhododendronbäumen und schön angelegten Ackerbau-Terrassen. Zwischen den Bäumen erspähe ich ein Cafè – das „Mountain Resort“ bietet laut Schild sogar frisch gebrühten Kaffee an. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Also erstmal eine Pause und den herrlichen Blick ins Tal genießen!

Das Mountain Resort in dem idyllischen Örtchen Thamo – eine schöne Alternative zur Übernachtung in Namche Baaar:

Der Besitzer der Lodge meint ich solle heute Nacht doch hierbleiben. Bis Namche ist es nicht weit, das könne ich auch morgen laufen. Ich überlege kurz – und eigentlich hat er recht. In Namche wäre ich gefühlt schon wieder in der Stadt, hier ist es doch viel schöner. Der Preis geht mit 1.500 Rupees einschließlich warmer Dusche und Internet auch in Ordnung. Später kommen noch zwei andere Gäste mit Guide, die Thailänderin Threesurang und ihr Mann. Die beiden haben den normalen Basecamp Trek gemacht und hatten auch keine Lust auf Namche.

Ein paar Stunden sitzen wir noch zusammen, ich bin froh, dass ich hier oben geblieben bin. Wenn ich eine Sache bei meinen Reisen gelernt habe, dann ist es das: Nach einem Trek lässt man sich besser Zeit für den Übergang zurück in die Stadt. Am Ende wünscht man sich sowieso, man wäre länger draußen geblieben. Und einen besseren Ort als das Mountain Resort in Thamo kann ich mir in diesem Moment nicht dafür vorstellen. Ich kann nur hoffen, dass mich die gute Stimmung noch bis Lukla begleitet…

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