Everest Three Passes Trek Etappe 5: Dingboche – Chukhung

Dieser Beitrag ist Teil einer 18-teiligen Artikelserie über meine Wanderung auf dem Three Passes Trek durch die Everest Region.

Route: Dingboche (4.410 m) – Chukhung (4.730 m) – Tagestrip zum Island Peak Basecamp (4.970 m)

  • Länge: 5 km, Tagestrip zum Island Peak Basecamp + 12 km
  • Höhenmeter: + 450, – 25 hm
  • Übernachtung: Khangri Resort

Charakter: Technisch mittelschwere Wanderung durch raue alpine Landschaften. Steinige Trampelpfade, teilweise durch Geröll, die Orientierung ist aber einfach. Sehr windig, ab hier ist es zudem deutlich kälter.

  • Schwierigkeit nach SAC: T3
  • Dauer: ca. 2-3 Stunden, Tagestrip zum Island Peak Basecamp ca. 5-6 Stunden

Ich bin früh auf den Beinen, obwohl mir das Aufstehen keinen Spaß macht. Morgens ist es jetzt empfindlich kalt im Zimmer und ich muss mich regelrecht dazu zwingen, den schützenden Wärme-Kokon meines Daunenquilts zu verlassen. Nach dem ersten heißen Tee des Tages geht es dann aber. Mein Frühstück besteht ab jetzt hauptsächlich aus Müsli mit Apfelstückchen und warmer Milch.

Blick über Dingboche am Morgen:

Bevor ich Dingboche verlasse, gönne ich mir den Luxus, einen echten Apfel zu kaufen. 400 Rupees – knapp 3 Euro – kostet der Spaß, aber das ist es mir wert. Nach dem gestrigen Regen präsentiert sich der Himmel mal wieder in strahlendem Blau. Besonders tun es mir die Wolken an, die heute morgen eine merkwürdige Pilzform haben. Die Berghänge sind an einigen Stellen leicht verschneit, weit in der Ferne sehe ich den Island Peak am Talschluss des Imja-Tals.

Die Tagesetappe ist recht kurz und führt sanft ansteigend durch das Tal:

Wanderung durch das Imja-Tal, kurz hinter Dingboche:

Die Strecke nach Chukhung ist kurz, landschaftlich bislang aber einer der Höhepunkte. Rechts von mir die Nordflanke der Ama Dablam, vor mir Island Peak und die gewaltige Lhotse-Schulter, im Blick zurück die Ausläufer des Nuptse-Massivs hoch über Dingboche. Wenn ich es bis hierher noch realisiert habe – ja… jetzt bin ich wirklich im Himalaya angekommen und laufe hier gerade mitten zwischen den höchsten Bergen der Welt herum.

Andere Leute sehe ich kaum noch, nur gelegentlich ein paar Träger und 2er- oder 3er-Grüppchen mit Guides. Man spürt jetzt deutlich, dass ich von der Hauptroute weg bin. Auch in Chkukhung ist viel weniger los. Das Örtchen liegt wie verloren am unteren Ende des Lhotse-Gletschers, umgeben von mächtigen Schuttströmen und den riesigen grauen Moränen. Eine brutale, aber gerade durch ihre bedingungslose Lebensfeindlichkeit auch faszinierende Landschaft.

Chkukhung besteht nur aus einer Handvoll Lodges und verschwindet fast in der gewaltigen Landschaft, die das Dorf umgibt:

Ich quartiere mich im „Khangri Resort“ ein, das ziemlich am Ortseingang liegt. Die Zimmer erinnern mit ihren vergitterten Fenstern eher an ein Gefängnis, aber ich bleibe eh nicht lang. Da ich noch einen halben Tag Zeit habe, will ich das nutzen, um zum Island Peak Basecamp zu wandern. Das ist eine etwa 12 Kilometer lange Wanderung, ohne großartige Aufstiege. Das sollte ich heute noch packen.

Mittagspause im Kangri Resort, zu Essen gibt’s wie fast immer Spaghetti mit Tomatensauce:

Einstieg der Wanderung zum Island Peak Basecamp:

Der Weg ist zumindest am Anfang mit einem Schild markiert. Schnell steige ich auf eine große Moräne und laufe oberhalb des geröllbedeckten Lhotse-Gletscher nach Osten. Ich komme gut voran, auch hier kaum Leute, nur ein paar Träger. Und die Aussichten auf die Berge – unglaublich…

Auf dem Weg durch das obere Imja-Tal:

Blick auf die Ama Dablam, man kann ihr einfach nicht entkommen…

Letzter Teil des Wegs bis zum Basecamp:

Als ich schließlich in der Ferne die gelben Zelte des Camps sehe, ärgere ich mich etwas, dass man überhaupt nichts von dem riesigen Gletschersee Imja Tsho sieht. Der See befindet sich eigentlich direkt rechts neben mir, ist aber von einer großen Moräne verborgen. Einen Weg gibt es nicht, also klettere ich querfeldein nach oben.

Der Ausblick auf den gefrorenen See ist fantastisch:

Unter mir erkenne ich sogar einen schwachen Pfad – kann man vielleicht doch um den See wandern? Das will ich mir doch mal anschauen. Leider löst sich der Pfad schnell in Wohlgefallen auf. Also versuche ich es querfeldein. Auf der anderen Seite des Sees sollte es einen Weg geben, der von Chkhung zum Amphu-Labsta-Pass führt. Vielleicht kann ich mich ja irgendwie zwischen den Schutthügeln durchmogeln und auf diesem Weg zurücklaufen.

Blick über die Geröllfelder rund um den Imja Tsho:

Am Ende verschwende ich zwei mühselige Stunden mit der Suche nach einer Route und gebe schließlich auf. Weglos durch das Moränengewirr zu laufen ist ziemlich anstrengend. Außerdem blockieren an mehreren Stellen Abflüsse des Gletschersees meinen Weg. Also wieder zurück. Dennoch hat sich die kleine Exkursion gelohnt. Die verschiedenen Blickwinkel auf den See waren durchaus sehenswert.

Imja Tsho, von Westen betrachtet:

Auf dem Rückweg wird der Wind immer stärker. Dummerweise habe ich mein Buff und meine Handschuhe vergessen und rächt sich jetzt. Ich laufe zwar im strahlenden Sonnenschein und bin gut mit Fleecepulli und Goretex-Jacke eingepackt. Aber meine Hände und mein Gesicht… ich spüre mit jedem Schritt wie mich die Körperwärme verlässt und ich langsam vereise. Zudem habe ich jetzt auch wieder Kopfweh, das weglose Rumeiern in den Moränen hat mich ausgelaugt.

Lies auch: Wanderung zum Island Peak Basecamp – Der komplette Guide

Ich bin ziemlich fertig, aber an eine Pause ist bei diesem Wind nicht zu denken. Also beiße ich die Zähne zusammen und laufe durch. Sind ja nur sechs Kilometer. Als ich wieder in Chukhung ankomme, bin ich quasi schockgefroren und kann mich kaum noch richtig bewegen. Nach eineinhalb Litern heißem Tee geht es dann aber wieder. Das war mir eine Lektion. Wenn ich morgen auf den Chukhung Ri steige, werde ich mich etwas besser vorbereiten…     

Lies weiter beim nächsten Tag des Everest Three Passes Trek:

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