Everest Three Passes Trek Etappe 6: Chukhung – Kongma La – Lobuche

Dieser Beitrag ist Teil einer 18-teiligen Artikelserie über meine Wanderung auf dem Three Passes Trek durch die Everest Region.

Route: Chukhung (4.730 m) – Kongma La (5.535 m) – Khumbu Gletscher (4.900 m) Lobuche (4.920 m)

  • Länge: 10,5 km
  • Höhenmeter: + 880, – 690 hm
  • Übernachtung: Khangri Resort

Charakter: Langer, anstrengender Übergang über den höchsten Pass der Tour. Teilweise weglos durch Geröll und Blockfelder, auch im steilen Abstieg. Die anschließende Überquerung des Khumbu-Gletschers fordert die letzten Reserven. Der härteste Tag des gesamten Treks.

  • Schwierigkeit nach SAC: T4
  • Dauer: ca. 9 – 10 Stunden, bei unzureichender Akklimatisierung ggf. länger

Es ist soweit: Der erste Pass der Tour, der 5.535 Meter hohe Kongma La, und ich habe doch etwas Respekt vor diesem Übergang. Ich bin inzwischen zwar ganz gut akklimatisiert, aber bis Lobuche wird es ein langer Tag, egal wie man es dreht und wendet. In der Lodge sagte man mir etwas von neun bis zehn Stunden. Also starte ich früh, um 6:30 Uhr geht es los.

An der Lodge in Chukhung, zum Glück scheint schon die Sonne:

Zunächst geht es wieder zu dem Bach, den ich bereits gestern auf dem Weg zum Chukhung Ri gesehen habe. Richtige Wege sind in dem Geröll allerdings nur schwer zu erkennen. Freundlicherweise hat jemand hinter der kleinen Brücke aber einen Wegweiser hingestellt und ich habe Teile des Aufstiegswegs bereits gestern gesehen. Die Route führt zunächst über die kahlen Hügel nördlich von Chukhung.

Wegweiser zum Kongma La, kurz hinter Chukhung. Später gibt es nur noch vereinzelt Markierungen:

Erster Teil des Anstiegs:

Hin und wieder finden sich Pfeile und gepinselte Markierungen auf den Steinbrocken:

Der erste Teil ist gleich relativ steil und führt mitten durch grobes Geröll. Immerhin ist aber ein stetiger Anstieg. Auf etwa 4.800 Metern wird es dann überraschend flach. Der Weg schlängelt sich hier entlang eines riesigen langgezogenen Hügels und führt bis zum nächsten Tal auf 5.000 Metern. Hier folgen dann einige wieder einige kurze steile Stellen durch Geröll, bis ich eine große grasbewachsene Ebene erreiche.

Etwas flacheres Wegstück auf dem Weg zur ersten Geländestufe:

Die Aussichten auf die Berge sind hier oben wirklich fantastisch:

Überraschende Begegung auf 5.000 Metern:

Auf der Ebene hat tatsächlich eine Gruppe ihre Zelte aufgebaut – wie ich erfahre, um den nahegelegenen Pokalde (5.806 m) zu besteigen. Dazu ist nämlich kein Bergsteiger-Permit erforderlich. Das Plateau ist recht gut zum Camping geeignet, in der Nähe gibt es auch einen kleinen See. Leider ist es aber nicht der auf den Karten eingetragene See direkt unterhalb des Passes. Dazu muss ich erst noch eine weitere felsige Geländestufe überwinden, die von hier unten doch ganz formidabel aussieht.

Anmarsch zur zweiten Geländestufe auf dem Weg zum Pass:

Rand der Geländestufe in der Nahansicht:

Hier wird das Gelände das erste Mal spürbar steiler:

Am Ende ist es nicht ganz so schlimm, wie es zuerst aussah. Der Weg schlängelt sich geschickt zwischen den Felsen hindurch. Es ist ungefährlich, auch wenn ich an ein paar Stellen über lose Felsplatten kraxeln muss. Oben angekommen suche ich erwartungsvoll nach dem Passübergang, aber ich werde enttäuscht. Statt dem Pass sehe ich nur eines weiteres geröllübersätes Tal, das über einen felsigen Hang verlassen wird. Kein See weit und breit. Also noch eine Stufe weiter nach oben.

Aufstiegsweg zur dritten Geländestufe vor dem Pass:

Ich bin inzwischen auf über 5.300 Metern, jede kleine Steigung schlaucht. Aber wenn man den richtigen Rhythmus findet, geht es. Langsam aber stetig schleiche ich den Geröllhang am Talschluss nach oben. Häufig bleibe ich stehen, mache Fotos. Vor allem der Blick zurück zum Lhotse-Massiv auf der anderen Seite des Imja-Tals ist einfach nur unglaublich.

Großartiges Panorama mit der vergletscherten Nuptse-Lhotse-Mauer:

Hier oben gibt es wieder einen kleinen Tümpel. Das ist aber auch nicht der in den Karten eingetragene See:

Schließlich habe ich es geschafft und die letzte Geländestufe erreicht. Ich bin jetzt schon vier Stunden unterwegs, endlich sehe ich den Pass weit vor mir: Eine schmale Kerbe, die mit einem Halbrund aus Gebetsfahnen markiert ist. Wenn das nur nicht so weit weg wäre… Mir kommt es immer noch wie eine halbe Ewigkeit vor, obwohl es jetzt nur noch knapp 100 Höhenmeter sein müssen.

Blick zur Passhöhe und Aufstiegsweg zum Renjo La:

Unterhalb des Passes gibt es einen großen gefrorenen See:

Eine Gruppe Bergsteiger hat am Ufer ein Camp errichtet:

Der letzte Anstieg ist nochmal ziemlich hart. Ich laufe zunächst um den großen gefrorenen See, auch hier hält sich wieder eine Gruppe mit Zelten auf. Anschließend geht es direkt durch die bröseligen Geröllhänge. Der Weg ist schmal, steil, teilweise auch leicht ausgesetzt. Ganz zuletzt muss ich noch eine leichte Kraxelstelle über einen großen Felsblock überwinden.

Letzter Aufstieg zum Kongma La:

Beim Aufstieg zum Pass, der Weg ist häufig nur eine schmale Spur:

Kurz vor der Passhöhe:

20 Minuten später bin ich oben. Der Kongma La ist ziemlich schmal, viel Platz ist zwischen den großen Felsbrocken nicht. Andere Leute sind hier oben keine, nur eine einsame Dohle leistet mir Gesellschaft. Lange bleibe ich auch nicht, vielleicht 15 Minuten. Dann mache ich mich an den Abstieg. Bis hierher habe ich etwa 5 Stunden gebraucht und die Hälfte der Strecke liegt noch vor mir.

Kongma La, 5.535 Meter:

Am Anfang sieht der Abstieg gar nicht so schlimm aus: Eine große Schuttrampe durch die ein schwach erkennbarer Weg nach unten führt. Aber es wird ziemlich schnell ziemlich steil und irgendwann löst sich der Weg ganz auf. Die Route führt dann mitten durch das grobe, scharfkantige Geröll, sodass ich mir selbst den richtigen Weg suchen muss. Das ist am Anfang ganz unterhaltsam, in diesen Höhen aber auch echt anstrengend. Und natürlich komme ich nur langsam voran.

Beginn des Abstiegs durch Geröll, hier ist gerade noch so eine Wegspur erkennbar:

Später steige ich weglos durch das steile Geröll ab:

Fantastische Aussichten auf einen kleinen Gletscher südlich des Passes:

Auf dem unteren Teil des Abstiegs. Im Hintergrund der Khumbu-Gletscher, der anschließend überquert wird:

Auf etwa 5.100 Metern wird das Gelände etwas flacher. Die Route führt hier entlang einer felsigen Hügelkette und folgt dem großen Schuttstrom ins Tal. Zum Glück ist alles schneefrei. Nur an einer kurzen Stelle sehe ich ein kleines Schneefeld, aber nicht auf dem Weg. Zwei Stunden später stehe ich dann im Tal und schaue zurück zum Pass – meine Güte, von da oben bin ich wirklich runtergekommen…

Blick zurück zum Kongma La:

Ich würde mir jetzt gerne auf die Schulter klopfen. Leider ist die Wanderung an dieser Stelle aber noch nicht vorbei. Als nächstes Hindernis will der Khumbu-Gletscher überwunden werden und das ist keine Kleinigkeit. Erstmal darf ich wieder die Moräne hochstiefeln was nach diesem langen Abstieg eh schon nervt. Und danach beginnt der eigentliche Spaß.

Unten angekommen beginnt direkt der nächste Anstieg auf die große Seitenmoräne des Khumbu-Gletscher. Rechts im Bild der Trampelpfad auf den Moränenkamm:

Blick über den geröllbedeckten Gletscher. Das Eis sieht man an vielen Stellen gar nicht:

Der Khumbu-Gletscher ist eigentlich nur knapp 2 Kilometer breit und ein Geröllgletscher. Das Eis ist von dicken Felsbrocken bedeckt, die Geröllschicht ist mehrere Meter tief. Man kommt also auch ohne Eiskontakt rüber und muss keine Angst haben von einer verborgenen Gletscherspalte verschluckt zu werden Allerdings ist der Gletscher durch die Fließbewegung der Eismassen permanent in Bewegung, die korrekte Route ändert sich ständig.

Der Weg über den Gletscher ist mit Fähnchen markiert:

Leider hat sich die Route in der jüngsten Zeit wohl geändert. Statt geradeaus hinüber zu führen, wie noch in den Karten eingetragen, steht zunächst ein langer Schlenker nach Süden an. Und was wie ein kurzes Stück aussieht, entpuppt sich in Wirklichkeit als eher zähe Angelegenheit. Immer mitten durch das Geröll, auf zahlreichen Umwegen an kleinen Gletschertümpeln, Abflüssen und Steilabbrüchen vorbei.

Auf dem Khumbu-Gletscher, im Hintergrund der Kongma La:

An den Abbruchkanten kommt das Eis zum Vorschein. Diese Stellen sollte man weiträumig umgehen, hier fallen ständig Steinbrocken runter:

Gefrorener See auf der Gletscheroberfläche:

Die Wanderung auf dem Gletscher ist mühselig, aber größtenteils ungefährlich, wenn man aufmerksam geht und sich von den steileren Abbruchkanten fernhält, an denen erhöhte Steinschlaggefahr besteht. Leider passiert die Route kurz vor dem anderen „Ufer“ des Gletschers genau so eine Stelle: Eine etwa 30 Meter hohe, steile Eisflanke und der Weg führt direkt unterhalb daran vorbei.

Eine haarsträubende Passage. Ständig regnet es Steinchen, direkt auf der Abbruchkante liegen mehrere große Felsbrocken. Wenn sich einer dieser Brocken löst – und das ist hier immer nur eine Frage der Zeit – rutscht er mit Fullspeed über das Eis runter und kracht direkt in denjenigen rein, der das Pech hat, gerade dort zu stehen.

Die Querung dauert nur eine halbe Minute. Aber ich bin ehrlich froh, dass ich heil auf der anderen Seite ankomme. Und wie ich es mir schon gedacht habe: Als ich mich fünf Minuten später umdrehe, sehe ich, wie sich einer der dicken Felsbrocken löst und runterpurzelt. Genau da bin ich vor ein paar Augenblicken noch langgelaufen…

Endlich verlasse ich den Gletscher und Lobuche kommt in Sicht. Ein langer Tag geht zu Ende…

Es ist ungefähr 16:00 Uhr als ich in Lobuche ankomme. Neuneinhalb Stunden war ich unterwegs und ich habe kaum Pausen gemacht. Der Ort liegt wieder auf der Hauptroute des Everest Base Camp Trek und platzt dementsprechend aus allen Nähten. Schon etwas merkwürdig, nach der alpinen Einsamkeit so urplötzlich wieder mit dem Massentourismus konfrontiert zu werden. Hier muss ich tatsächlich auch das erste Mal etwas suchen, bis ich eine frei Lodge finden.

Ich bleibe in der „Sherpa Lodge“, aber eher aus Mangel an Alternativen. Das Essen ist okay, aber die Zimmer sind saukalt. Nachts friert mir das erste Mal das Wasser in der Flasche. Am nächsten Tag will ich mir das Everest Basecamp anschauen und in Gorak Shep übernachten. Wahrscheinlich wird es dort noch kälter und von allem was ich gehört habe, soll das der ungemütlichste und dreckigste Ort auf dem Everest Basecamp Trek sein. Aber ich werde mich mal überraschen lassen…

Lies weiter beim nächsten Tag des Everest Three Passes Trek:

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