Projekt Riese: Die unterirdische Nazi-Stadt im Eulengebirge

Tief im Eulengebirge in der polnischen Provinz Niederschlesien verbirgt sich einer der geheimnisvollsten Orte aus dem zweiten Weltkrieg. Unter dem Codenamen "Riese" ließen die Nazis die Berge in einem gigantischen Geheimprojekt mit kilometerlangen Schächten und Hallen untertunneln. Sollten hier "Wunderwaffen" entstehen oder wurde hier sogar an der Atombombe geforscht? Ich hab mir das Ganze einmal angeschaut.

In diesem Artikel:


Das Eulengebirge im Südwesten Polens in der Provinz Niederschlesien ist eigentlich vor allem ein Ort für Naturliebhaber. Es ist eine wunderbar abgeschiedene, dünn besiedelte Region aus sanft geschwungenen Bergen, knorrigen Wäldern, alten Schlössern und verträumten kleinen Dörfchen. Ein stilles, friedliches, unberührtes Paradies – aber unter der Erde verbirgt sich ein dunkles Geheimnis.

Von 1943 bis zum Ende des zweiten Weltkriegs arbeiteten die Nazis in der Nähe des Städtchens Waldenburg (heute Wałbrzych) an einem Bauprojekt von geradezu irrwitzigen Dimensionen. Tausende von Zwangsarbeitern wurden aus allen Teilen des Reiches verschleppt, um einen riesigen Komplex aus kilometerlangen, miteinander verbundenen unterirdischen Anlagen in das harte Gneisgestein des Eulengebirges zu graben – eine komplette Stadt unter dem Berg.

Der nicht ganz unpassend gewählte Name dieses größenwahnsinnigen Vorhabens: „Projekt Riese“.

Ich bin ganz ehrlich: Ich hatte vor meinem Besuch von Niederschlesien noch nie von dieser Sache gehört, weder im Geschichtsunterricht, noch sonst irgendwo. Aber als ich auf der Suche nach Ausflugszielen in der Nähe von Wałbrzych diesen Ort zufällig auf Google Maps entdeckte, wurde ich sofort hellhörig. Eine unterirdische Nazi-Stadt, geheime Tunnelsysteme unter den Bergen – das klang wahnsinnig spannend!

Und es sollte ein wirklich ganz und gar nicht alltäglicher Ausflug werden…


Sonntagmorgen, 10 Uhr, tiefste polnische Provinz

Unsere Reise in die dunkle Vergangenheit des dritten Reiches beginnt in dem kleinen Städtchen Kłodzko, das unsere Base für das Wochenende ist und etwa 30 km südöstlich des Riese-Komplexes liegt. Die Anfahrt gestaltet sich als etwas umständlich, da wir erstmal in Ludwikowice umsteigen müssen, wo gefühlt 10 Leute wohnen und am Sonntagmorgen natürlich nicht einfach mal so ein Bus abfährt.

Erste Challenge: Auf die Schnelle ein Taxi organisieren, ohne dass irgendjemand von uns mehr als drei Wörter polnisch spricht. Ein paar Anrufe später und nach einer halben Stunde bangen Wartens im Nirgendwo taucht dann aber doch unser Transport auf, der uns weiter nach Walim (früher: Wüstewaltersdorf ) bringt. Von hier laufen wir zu Fuß zur ersten Anlage des Riese-Komplexes, dem Tunnelsystem „Włodarz“ in den Hängen des gleichnamigen Berges.

Projekt Riese Wanderweg Markierung.

Unterwegs kommen wir an den Ruinen des ehemaligen Arbeitslagers Wüstewaltersdorf vorbei. Hier wurden die Häftlinge für den Bau der unterirdischen Anlagen untergebracht, nachdem man sie aus allen Teilen des Reiches herangeschafft hatte. Unter anderem auch aus dem nahegelegenen Konzentrationslager Groß-Rosen, viele aber auch aus Auschwitz. Später sollen wir erfahren, dass über 13.000 Menschen dieses Lager durchliefen.

Ruinen des Arbeitslagers Wüstewaltersdorf am Komplex Riese.
Die Ruinen des ehemaligen Arbeitslagers in Wüstewaltersdorf.

Nach einem kurzen Spaziergang auf einem nur schwach markierten Wanderweg stehen wir dann vor dem Eingang des „Włodarz“-Komplexes. Es gibt einen großen Parkplatz, auf dem Gelände stehen etliche alte Militärfahrzeuge und ein paar Panzer russischer Bauart herum. In die Tunnel darf man nur mit Führer, also holen wir uns ein Ticket und warten eine halbe Stunde bis die offizielle Führung um 12:00 Uhr beginnt.


Eintritt in die Anlagen nur mit Guide

Nachdem wir einen Helm bekommen haben, geht es los. Wir sind mit einer großen Gruppe polnischer Touristen unterwegs, die Führung ist ebenfalls komplett auf polnisch. Keiner von uns versteht irgendwas, aber im Moment reicht es uns aus, dass wir die Atmosphäre dieses geheimnisvollen Ortes spüren. Die grob gehauenen Tunnel ziehen sich in einem schachbrettartigen Netz durch den Berg und sind so niedrig, dass man nur gebückt laufen kann. Sobald wir das Tageslicht hinter uns gelassen haben, wird es schlagartig kühler. Wasser tropft von der Decke herab.   

Tunnel mit Baumaschine im Projekt Riese.
Unterwegs kommen wir an einigen der alten Maschinen vorbei, die zum Graben der Tunnel verwendet wurden.

Nachdem wir ein paar Minuten durch die Tunnel laufen, werden wir in einen Nebenraum geführt, in dem ein Video-Projektor steht. Der Film ist ebenfalls nur auf Polnisch. Immerhin kann ich aber die Wörter „Wunderwaffen“, „SS“ und „Albert Speer“ verstehen. Außerdem werden Bildaufnahmen von einem UFO und einem Raketenabschuss gezeigt.

Projekt Riese: Eines der größten Bauprojekte des dritten Reichs

Als ich den Guide nach dem Film danach frage, meint er, dass einige Leute behaupten, dass in dem Komplex angeblich an geheimen Superwaffen geforscht wurde. Beweise dafür gäbe es natürlich aber nicht. Sämtliche Dokumente über den Bau gingen nach dem Krieg verloren, was – wie zu erwarten – zu den wildesten Spekulationen führte. Nazi-UFOs, Atombomben, irgendwelche mysteriösen Strahlenwaffen, der übliche Verschwörungsquatsch.

Immerhin sei dank der Memoiren des mit dem Bau beauftragten „Reichsarchitekten“ Alber Speer klar, dass Unsummen in das Riese-Projekt investiert wurden. Allein 1944 soll das Projekt so viele Ressourcen verschlungen haben, wie alle anderen Bauvorhaben des dritten Reiches zusammengerechnet. Was auch immer hier gebaut wurde – es schien sich nicht um eine Kleinigkeit zu handeln. Umso verwunderlicher, dass die Geschichte in Deutschland so unbekannt geblieben ist.

Treppen und Gänge im Wlodarz-Komplex.
Über Treppenstufen dringen wir tiefer in den Berg vor. Viele der Gänge sind nicht für Besucher zugänglich und wir bekommen erzählt, dass bis heute vermutlich nur ein kleiner Teil der Anlagen überhaupt freigelegt wurde.

Über ein paar Stahltreppen neueren Datums dringen wir tiefer in den Berg vor. Die Tunnel sind in diesem Teil der Anlage höher, fast zweistöckig. Wir kommen an einigen riesigen, mit Wasser gefüllten Schächten im Boden vorbei. Auch hier ist der Zweck unklar. Möglicherweise, so der Guide, verbergen sich dort unten noch weitere Tunnelsysteme, die bis heute nicht freigelegt wurden. Im Schein der elektrischen Lampen an den Wänden sehen wir zumindest, dass es sehr tief herunter geht.

Projekt Riese überfluteter Tunnel mit Boot.
Ein Teil der Tunnel ist von Regenwasser überflutet. Ab hier geht es nur mit dem Boot weiter.

Überflutete Tunnel im Inneren des Bergs

Schließlich gelangen wir zu einer Art Grotte, die zur Hälfte überflutet ist. An einem Steg sind zwei Boote vertäut. Okay… jetzt beginnt anscheinend der actionreiche Teil der Tour. Wir werden in zwei Gruppen aufgeteilt, jede für ein Boot, anschließend legen wir ab und fahren durch die Tunnel. Die Decken sind sehr niedrig. Ein paar Mal stoße ich mit dem Kopf an und ich bin sehr froh, dass ich einen Helm trage.

Touristengruppe im Tunnel von Projekt Riese.
Unterwegs in den Tunnelsystem des Włodarz“-Komplexes.

Für die polnischen Touristen ist das Ganze eine Riesengaudi. Die Leute lachen und scherzen und ich hab eher das Gefühl, dass es für die meisten nicht so sehr um die Geschichte hinter dem Ort geht, sondern einfach darum, einen guten Tag mit der Family zu haben. Im Prinzip auch nichts Verwerfliches, aber ich wundere mich doch ein bisschen, wie so eine Führung in Deutschland ablaufen würde. Ganz bestimmt ein bisschen anders als hier, im Land der ehemaligen Opfer…

Nächster Stopp: Die unterirdische Stadt Osówka

Nach der Bootstour ist die Führung vorbei. Wir verlassen die Tunnel, geben unseren Helm ab und stehen wieder im Wald. Die Tour war okay, aber wirklich viel schlauer bin ich jetzt nicht. Na gut… Einen Komplex haben wir ja noch. Ein paar Kilometer weiter südlich befindet sich die „unterirdische Stadt“ Osówka – einer der größten und, so habe ich es vorher gelesen, am besten erhaltene Teil von Projekt Riese.

Über mehr oder weniger gut erkennbare Wege schlagen wir uns durch den Wald. Manche sind markiert, andere fast komplett unter dem vielen Laub verborgen. Aber man erkennt sehr gut, dass die gesamte Gegend intensiv bebaut wurde. Überall führen kleine Gräben durch das Gelände, manchmal kommen wir an Überresten von Mauern vorbei. An einer Stelle taucht unvermittelt ein halb verfallener Unterstand aus Beton neben dem Weg auf.

Alter Bunker im oberirdischen Teil des Riese-Komplexes.
Halb verfallenes Gebäude im Wald oberhalb der unterirdischen Stadt.

Schließlich gelangen wir zu einem riesigen Gebäude aus Stein im Wald. Ein Schild informiert, dass es sich dabei um das „Kasino“ handelt – vermutlich eine Art Versammlungsgebäude für die Soldaten. Daneben führen Treppenstufen die steilen Hänge hinunter. Ein weiterer Tunnel wurde hier in den Berg gegraben und wir erkennen die Überreste einer Eisenbahn-Trasse. Laut der Infotafel führte während des Baus eine Einschienenbahn hier hoch, um das benötigte Material zu liefern.

Ein paar Aufnahmen vom „Kasino“:


Pünktlich zur nächsten Führung um 14:30 Uhr erreichen wir den Osówka-Komplex. Die verschiedenen Areale von Projekt Riese sind einfach nach dem jeweiligen Berg benannt, in denen sie gegraben wurden. Die offiziellen Namen – sofern es jemals welche gab – gingen zusammen mit dem Verlust der Dokumente nach dem Krieg verloren. Der Berg an dem wir uns jetzt befinden, ist der „Osówka“, auf Deutsch: Säuferhöhe.

Neues Führerhauptquartier im Eulengebirge

Auch hier ist der Zugang wieder nur mit geführter Tour möglich. Diesmal bekommen wir aber einen deutschsprachigen Audioguide, was das Ganze gleich ein bisschen interessanter macht. Durch irgendwelche verlassenen Tunnel zu laufen ist ja schon ganz nett. Aber zu erfahren, was hier eigentlich genau getrieben wurde, ist doch besser. Eine der ersten Erkenntnisse: Die Anlage wurde möglicherweise als neues Führerhauptquartier gebaut, nachdem die Wolfschanze in Ostpreußen zu unsicher geworden war.

Gang aus Beton mit Infotafeln in der unterirdischen Stadt Osowka.
Die Tunnel im Osówka-Komplex sind mit Beton verkleidet. In einigen Räumen gibt es kleine Ausstellungen und mehrsprachige Infotafeln.

Was direkt auffällt: Der Osówka-Komplex ist deutlich besser ausgebaut. Die Wände der Korridore sind mit Beton verkleidet. Unterhalb der Decke verläuft eine zweite Ebene. Hier sollten Kabel verlegt werden, um die Versorgung mit Strom zu gewährleisten. Die Arbeiten scheinen schon recht weit fortgeschritten gewesen zu sein, was auch immer das Ziel war. Bis ganz zuletzt, bis zum Einmarsch der Russen im Frühjahr 1945 wurde hier gebaut.

Projekt Riese Touristengruppe im Tunnel.
Trennwand aus Beton in der Decke. Der obere Bereich war für Kabel und Leitungen bestimmt, mit denen die Anlage versorgt werden sollte.

Tausende von Todesopfern bei den Bauarbeiten

Per Guide erfahren wir von den unmenschlichen Bedingungen, unter denen die Gefangenen arbeiten mussten. Das Eulengebirge besteht größtenteils aus Gneis, einem sehr harten Gestein. Dementsprechend schwierig waren die Bauarbeiten. Zunächst wurden die Tunnel mit Sprengstoff in den Berg gesprengt, anschließend mit Spitzhacken und Schaufeln weiter ausgegraben. Eine kräftezehrende, gefährliche Arbeit, für die man vor allem KZ-Häftlinge missbrauchte.

Zusammen mit der schlechten Ernährung, der furchtbaren Behandlung durch die Deutschen und immer wieder grassierenden Krankheiten kamen – so die Schätzungen – ungefähr 5.000 Menschen bei den Arbeiten ums Leben. Gefangenen, die zu schwach wurden, drohte die Erschießung. Wer überlebte, sollte auf Anweisung von Reichsführer-SS Heinrich Himmler nach der Fertigstellung aber ohnehin umgebracht werden, um das Geheimnis zu wahren.

Wir erreichen einen riesigen, bestimmt zehn Meter hohen Stollen, der ebenfalls mit Beton verkleidet ist. Ein gruseliger Anblick, wie eine düstere unterirdische Kathedrale. An den Wänden sind sogar noch die Holzverstrebungen erhalten, um die Wände zu stützen. War das der Ort, an dem die Nazis im Verborgenen ihre Geheimwaffen entwickelten?

Zentrale Halle im Osowka Komplex von Projekt Riese.
Zentraler Teil des Osówka-Komplexes – eine rund 10 Meter hohe, düstere Halle. Verwendungszweck bis heute unklar.

Zumindest lädt der Ort zum Spekulieren ein. Der Tunnel ist riesig, mit ein bisschen Fantasie kann man sich sogar vorstellen, dass hier ein Zug durchfahren könnte. Es gibt da ja auch diese Geschichte mit dem geheimen Goldzug der Nazis. Hat das vielleicht damit etwas zu tun? In einem kleinen Wachraum bekommen wir einen Film gezeigt, diesmal mit Untertiteln, der zumindest ein bisschen zur Aufklärung beiträgt.

Geheime Basis für den Krieg aus dem Untergrund

Konsens der Historiker, so wird es zumindest erklärt, sei heute folgender: Die Anlagen wurden errichtet, um Teile der Führungselite sowie Industrieanlagen und kriegswichtige Infrastruktur nach dem zunehmenden Verlust der Lufthoheit unter der Erde in Sicherheit zu bringen. Von hier aus sollte der Kampf dann weitergeführt werden, auch wenn die Lage oben immer schlechter würde – ein Krieg aus dem Untergrund im wahrsten Sinne des Wortes.

Im ersten Moment hört sich das für mich wie schlechte Science Fiction oder der Plot für den nächsten Teil von „Castle Wolfenstein“ an. Unterirdische Städte, in denen verborgen vom Tageslicht weiter Waffen für einen Krieg gebaut werden, der längst verloren ist. Eine Führungsriege, die im Untergrund finstere Pläne schmiedet, während oben der Feind die Kontrolle hat. Ein völlig größenwahnsinniges Projekt…

Andererseits, so überlege ich mir, waren die Konzentrationslager genauso größenwahnsinnig und trotzdem real. Vielleicht war das der wahre Wahnsinn der Nazis: Dass sie selbst die irrationalsten, unmenschlichsten Vorhaben vor allem als technisch-administrative Herausforderung betrachteten und mit einer gnadenlosen bürokratischen Gründlichkeit bis zum bitteren Ende verfolgten. Zumindest sind das meine Gedanken in diesem Moment, während ich fröstelnd durch die düsteren unterirdischen Tunnel laufe.


Ein langer Tag geht zu Ende

Wir kommen noch durch einige weitere Korridore, die ebenfalls in einem sehr fortgeschrittenen Zustand sind. An den Wänden kann man teilweise noch erkennen, wo früher die Rohre verliefen. Sogar ein paar alte Ventile mit deutscher Beschriftung auf dem Ziffernblatt hängen noch. Was sonst irgendwie verwertbar war, wurde aber von der roten Armee beschlagnahmt und nach Kriegsende nach Russland abtransportiert.

Schließlich ist die Führung zu Ende. Wir verlassen die Tunnel, die letzten Sonnenstrahlen des Tages begrüßen uns. Ich bin froh, dass ich wieder am Tageslicht bin. Der Wald wirkt so friedlich. Ein unwirklicher Kontrast, wenn man weiß, was sich hier vor gerade mal ein paar Generationen abspielte. Aber der Natur ist es wie immer egal, was die Menschen treiben. Umso wichtiger, dass wir uns daran erinnern.

Gedenkstein für die gestorbenen Häftlinge im Projekt Riese.

Im Folgenden noch ein paar praktische Informationen, falls du dir das „Projekt Riese“ mal selbst anschauen willst.

Anreise

Wir sind, wie oben erwähnt, von Kłodzko mit dem Zug angereist, was aber etwas umständlich war und was ich auch nicht empfehlen würde. Die meisten polnischen Touristen kommen mit dem Auto. Die Anlagen liegen ziemlich abgelegen im Eulengebirge und sind auch eher für Besucher mit Auto ausgelegt. Es gibt keine Haltestellen für Busse etc. in der Nähe.

Wenn du mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreist, ist es am sinnvollsten in Wałbrzych zu starten. Von hier aus sollte ein örtlicher Bus nach Walim fahren – das ist die nächstgelegene Ortschaft zu den Anlagen. Von Walim aus kannst du bequem zu Fuß zu den Komplexen Osówka und Włodarz laufen – es sind jeweils nur etwa 3 Kilometer. Siehe auch die folgende Karte, wo ich die Komplexe und unsere Route eingezeichnet habe.

GPS-Download

Welche Anlagen von Projekt Riese kann man besichtigen?

Insgesamt gibt es sechs Komplexe, die bisher freigelegt wurden. Außerdem das Schloss Fürstenstein (Zamek Książ) bei Wałbrzych, von dem man vermutet, dass es als geheimes Führerhauptquartier dienen sollte. Besichtigen kannst du:

  • Włodarz
  • Osówka
  • Rzeczka
  • Schloss Fürstenstein

In den Wäldern und Bergen zwischen den einzelnen Anlagen gibt es zudem eine ganze Reihe von oberirdischen Anlagen und Ruinen, die man sich anschauen kann. Unter anderem auch das oben erwähnte „Kasino“. Als interessanteste Anlage gilt die unterirdische Stadt Osówka, was ich auch bestätigen würde. Der Włodarz-Komplex bietet die Bootsfahrt, ansonsten fand ich es nicht so interessant, vor allem da die Führung komplett auf Polnisch ist.

Wenn du alle Anlagen anschauen willst, brauchst du vermutlich mehr als einen Tag, eher 2-3 Tage. Włodarz und Osówka an einem Tag war möglich, aber es war teilweise schon ein bisschen Rumgehetze bei der Wanderung. Wenn du dir nur einen Teil von Projekt Riese anschauen willst, würde ich auf jeden Fall Osówka empfehlen. Dort gab es am meisten zu sehen und die Führung mit den kurzen Filmen war auch sehr gut gemacht.

Eingang zum Komplex Riese.

Kann man Projekt Riese auch auf eigene Faust anschauen?

In die unterirdischen Anlagen kommst du nur mit geführter Tour. Die oberirdischen Anlagen befinden sich im Wald, die kann man sich einfach so anschauen. Am besten passt du dabei ein bisschen auf. Die Gebäude sind teilweise baufällig, es gibt auch ein paar tiefe Löcher im Boden (immerhin aber abgezäunt). Ob im Wald noch alte Munition liegt weiß ich nicht. Es gab zumindest keine Warnschilder.

Transportschacht im Wald für Komplex Osowka.
Einer der Transportschächte, der zur unterirdischen Stadt Osówka führt. Es geht hier etwa 60 Meter tief runter.

Eintritt und Öffnungszeiten

Für den Eintritt in Włodarz und Osówka haben wir jeweils 35 Złoty pro Person gezahlt (ca. 7,50 Euro). Kartenzahlung ist möglich. Der Audioguide war gratis (gegen Kaution von 150 Złoty).

Die Anlagen haben meines Wissen nach ganzjährig geöffnet, bis ca. 17:00 Uhr. Führungen finden stündlich (Włodarz) bzw. halbstündlich (Osówka) statt und dauern etwa eine Stunde. Die genauen Öffnungszeiten und weitere Infos findest du hier:

Und sonst?

  • In den Tunneln ist es recht kühl – nimm dir am besten etwas Warmes zum Drüberziehen mit.
  • Die Führungen musst du nicht vorher reservieren, wir sind einfach so vorbeigekommen.
  • Sowohl in Osówka als auch in Włodarz gibt es ein kleines Cafè, in dem du was zu essen und trinken bekommst.
  • Viele weitere Informationen und Hintergründe zu Projekt Riese findest du auf der Webseite Wüstewaltersdorf.
  • Das Eulengebirge ist eine tolle Region zum Wandern. Es lohnt sich auf jeden Fall, länger zu bleiben.
Alte Mauer aus Beton im Wald bei Projekt Riese Polen Niederschlesien.

Mein Fazit

Das war ein wirklich spannender Ausflug! Ich hatte eigentlich immer gedacht, dass ich ganz gut über die Geschichte des dritten Reiches informiert bin. Aber der Besuch der unterirdischen Stadt im Eulengebirge hat mir mal wieder gezeigt, dass es da noch sehr viel zu entdecken gibt. Interessant finde ich, dass dieses mysteriöse Bauprojekt hierzulande so unbekannt ist. Wer weiß, welche düsteren Geheimnisse sich noch in den ehemaligen besetzten Gebieten verbergen…

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Hast du noch Fragen oder Anmerkungen zum diesem Ausflug? Kennst du andere spannende geschichtliche Orte in Deutschland und Osteuropa? Dann nichts wie ab in die Kommentare – ich freue mich, von dir zu hören!

 

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