GR 132 auf La Gomera – Tag 6: Agulo – El Cedro

  • Route: Agulo – Hermigua – Santa Catalina – El Cedro
  • Länge: 11,4 km
  • Höhenmeter: + 1047, – 431
  • Übernachtung: Campingplatz La Vista (2 Euro/Nacht)

Heute steht ein relativ kurzer Tag an. Ich will von Agulo über Hermigua zum Campingplatz „La Vista“ in dem kleinen Weiler El Cedro laufen und die nächsten Tage auf dem einzigen Campingplatz La Gomeras zelten. Also lass ich es ganz gemütlich angehen, schlafe lange aus und starte erst gegen 10:30 Uhr.

Vom Zentrum laufe ich runter zur Küste und folge dann dem offiziellen GR 132, der hier direkt am Meer entlangläuft. Der Weg ist hier teilweise etwas vernachlässigt, streckenweise muss ich mich durchs Unterholz und dichte Büsche kämpfen. Dafür gibt’s aber immer mal wieder schöne Aussichten, wenn sich der Blick auf das Meer öffnet.

Typische Küstenlandschaft im Norden La Gomeras zwischen Agulo und Hermigua.

In stetem Auf und Ab geht es an der Küste weiter. Schon nach kurzer Zeit sehe ich vor mir Santa Calina, den unteren Ortsteil von Hermigua. Ab hier verläuft der GR 132 dann ein Stück auf der Straße, vorbei an leicht vertrockneten Bananenplantagen auf der einen Seite und steilen Terrassen auf der anderen.


Der Strand von Hermigua ist nicht der Rede wert. Wie alle Strände, die ich bis jetzt auf La Gomera gesehen habe, ist es ein steiniger Kiesstrand – nicht gerade sehr einladend, zumal die Wellen ziemlich stark sind. Nach ein paar hundert Metern biege ich landeinwärts und passiere einer gigantisch große Bananenplantage. Der Wasserverbrauch muss mindestens genauso gigantisch sein…

Bananen, Bananen und nochmal Bananen: Im Unterschied zu den hierzulande erhältlichen Früchten sind die Bananen Gomeras aber viel kleiner und süßer.

Der GR 132 würde noch ein Stück weiter an der Küste verlaufen und dann auf der anderen Seite des Barranco Monteforte wieder aufsteigen. Ich gehe stattdessen schnurstracks nach Norden. In Ermangelung eines Weges muss ich dieses Stück leider auf der Straße laufen, aber so sehe ich immerhin etwas von Hermigua.

Das Städtchen ist nach der Hauptstadt bis jetzt der größte Ort, den ich auf La Gomera gesehen habe. Das heißt aber nicht viel – mehr als ein paar tausend Leute leben hier bestimmt nicht. Der Eindruck der Größe entsteht vor allem dadurch, dass sich die Siedlung endlos entlang der großen Hauptstraße erstreckt. Sobald man 50 Meter nach links oder rechts geht, steht man wieder im Grünen.

Der idyllische kleine Stadtpark von Hermigua – ein schöner Ort zum Innehalten und Kräfte tanken.

Kurz vor dem hübsch angelegten Stadtpark mache ich dann doch noch kurz Pause und gönne mir eine Erfrischung. Danach biege ich von der Carreterra General auf eine Seitenstraße und keine zwei Minuten später umfängt mich die Natur von La Gomera erneut.

Der folgende Aufstieg zu der kleinen Kirche Ermita de San Juan ist schön, aber sehr steil. Es geht auf einem recht zugewachsenen Trampelpfad unbarmherzig und fast ohne Schatten den Berg hoch. Die Kirche ist völlig verlassen, es gibt hier aber sogar eine Art Picknickplatz mit Grill, Bänken und einer kleinen Outdoor-Küche mit Wasserhähnen. Leider ist das Wasser gerade abgestellt.


Nach der Kirche wird es noch steiler. Der Weg ist stellenweise sogar ein bisschen ausgesetzt als er über einen schmalen Kamm führt. Die Holzgeländer sehen aber ziemlich neu aus und im Unterschied zu den völlig verwilderten Landschaften im Süden macht es den Eindruck, dass sich hier wirklich jemand um die Wege kümmert.

Die Aussichten ins Tal, die sich zu meiner linken bieten, sind wie immer spektakulär. Der üppig grüne Barranco, in dem Hermigua liegt, wirkt wie ein riesiges Amphitheater, das von mehreren kleinen Hügelketten durchzogen wird. Im Hintergrund steile Felshänge, die sich zum zentralen Bergland der Insel erheben. Ein Anblick, bei dem man aus dem Staunen nicht mehr rauskommt.

Gigantischer Tiefblick auf das tropisch grüne Tal von Hermigua.

Schließlich betrete ich den Garajonay-Nationalpark erneut, diesmal aus nördlicher Richtung. Eine kurze Zeit streife ich durch eine offene Wald- und Wiesenlandschaft. Dann tauche ich wieder in den Nebelwald ein. Die Gagelbäume sehen hier sogar noch bizarrer aus, als vor ein paar Tagen. Die flechtenbewachsenen Äste kommen mir wie ausgestreckte Arme vor, die mich ins Dickicht ziehen wollen.


Kurz bevor ich den Campingplatz erreiche, fängt es an zu nieseln. Dieser Teil der Insel ist der regenreichste und das werde ich in den nächsten Tagen noch öfter merken. Die Wolken, die vom Passatwind aus Nordosten herangeweht werden, stauen sich an den nördlichen Hängen der Berge und regnen sich dann aus. Ein Mikroklima wie aus dem Lehrbuch – im Süden kommt von dem Regen so gut wie nichts an.

Blick auf den Campingplatz „La Vista“. Der Zeltplatz liegt auf mehreren Terrassen an den nördlichen Hängen des Garajonay-Nationalparks.

Beim Campingplatz „La Vista“ hat es dann auch schon wieder aufgehört. Ich zahle für drei Nächte (2 Euro pro Nacht), baue mein Zelt auf einer der Terrassen auf und komme mit ein paar Deutschen ins Gespräch, die auch ein paar Tage hier bleiben. Nach dem Abendessen besorgen wir uns eine Flasche Rotwein an der Rezeption und ich lasse mir Senet beibringen – eine Art altägyptisches Backgammon, das man praktischerweise auch mit Steinen spielen kann.

Weiter zum nächsten Tag:

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