In diesem Artikel:
- Übersichtskarte mit den Wanderregionen in der Türkei
- Wanderwege im Süden und Westen der Türkei
- Wanderwege in Zentralanatolien
- Wanderwege in der Osttürkei
- Allgemeine Infos zum Wandern in der Türkei
- Beste Reisezeit für Wanderungen in der Türkei
- Sonstige Tipps
Die Türkei haben viele Leute nicht als Reiseziel für Outdoor-Aktivitäten auf dem Schirm. Dabei hat das riesige Land zwischen Europa und Asien landschaftlich so gut wie alles zu bieten, was wir uns nur wünschen können: Traumhaft schöne Küsten im Süden und am Schwarzen Meer. Canyons, riesige Wälder und so viele Gebirge wie der gesamte Alpenraum zusammen. Dank der Lage zwischen Europa und Asien zudem einen unglaublichen Reichtum an Kulturdenkmälern aus allen Epochen der Menschheitsgeschichte.
Warum kennt man die Türkei hierzulande dann vor allem als Ziel für Strandurlaub? Gute Frage… Am Angebot an Wandermöglichkeiten kann es jedenfalls nicht liegen. Nur der berühmte Lykische Weg ist international inzwischen schon recht bekannt. In den letzten Jahren hat sich aber auch daneben viel getan. Es gibt etliche Fernwanderwege. Dazu in überraschend vielen Regionen lokale Initiativen, die sich für den Erhalt und das Markieren von Wanderwegen einsetzen.
Ich war nach meiner Wanderung auf dem Lykischen Weg dieses Frühjahr zu Besuch bei der Culture Routes Society in Antalya. Diese gemeinnützige Organisation betreut unter anderem den Lykischen Weg und diverse andere längere Routen. Ich hab mich dort ein bisschen mit Hüseyin Eryurt unterhalten, einem der Koordinatoren der Initiative. Hüseyin konnte mir jede Menge erzählen und mich auch mit Infomaterial versorgen. Da es im deutschsprachigen Raum bislang nur sehr spärliche Infos zu den Wandermöglichkeiten in der Türkei gibt, möchte ich hier mal einiges davon vorstellen.
Nur ein Hinweis vorweg: Ich kenne nicht alle der folgenden Wege persönlich. Zumindest bis jetzt noch nicht:) Der Artikel dient vorrangig erstmal nur der allgemeinen Information. Im Laufe der Zeit werde ich das dann mit persönlichen Beobachtungen ergänzen.
Fernwanderwege und Wanderregionen in der Türkei: Übersichtskarte
Bevor ich die Gebiete im Detail vorstelle, erstmal eine allgemeine Übersichtskarte der Türkei. In der Karte findest du die Fernwanderwege der Türkei sowie besonders schöne Regionen, in denen du kürzere Touren und Tageswanderungen machen kannst. Klicke die Karte zum Vergrößern einfach an.
Legende:
1. Lykischer Weg
2. Fethiye Walking Trails
3. Carian Trail
4. Gökova: Idyma Way
5. Paulusweg/St. Paul Trail
6. Phrygian Way
7. Evlia Çelebi Way
8. Via Egnatia
9. Sultans Trail
10. Istanbul
11. Yenice Forest Trails
12. Küre-Gebirge
13. Independence Route
14. Çorum Gastronomy Route
15. Hethiter-Weg
16. Göreme/Kappadokien
17. Aladağlar National Park
18. Abrahams-Weg
19. Kaçkar Dağları National Park
20. Sarıkamış Trails
21. Ararat/ Ağrı Dağı
22. Hakkari/ Cilo-Sat National Park
Die Karte bekommst du übrigens kostenlos bei der Culture Routes Society in Antalya. Die Anschrift findest du hier. Wenn du in der Gegend bist, auf jeden Fall lohnenswert, da es wohl keine bessere Karte für einen schnellen Überblick gibt. Schauen wir uns jetzt aber mal die einzelnen Regionen genauer an. Ich hab sie zur besseren Übersicht in West-Türkei, Zentral-Anatolien und Ost-Türkei aufgeteilt. Die Zahlen entsprechen den Nummern auf der Karte.
Wandergebiete in der West- und Südtürkei
Im Westen und Süden der Türkei befinden sich die bekanntesten Ferienregionen des Landes. Vor allem die Küsten des Mittelmeers und der Ägäis ziehen unzählige Urlauber aus dem In-und Ausland an. Ins Hinterland verirren sich vergleichsweise wenige Touristen – genau hier verlaufen aber viele der Wanderwege.
1. Lykischer Weg
Fangen wir doch direkt mit der bekanntesten Wanderung der Türkei an. Der berühmte Lykische Weg ist ein Fernwanderweg, der sich auf etwa 450 – 500 km (je nach Variante) entlang der Küste der antiken Landschaft Lykien im Süden der Türkei schlängelt. Der Lykische Weg war der erste komplett markierte Wanderweg der Türkei und ist heute vermutlich die Wanderung, die viele als erstes im Kopf haben, wenn es um Wandern in der Türkei geht.
Landschaftlich bietet der Weg einen herrlichen Mix aus mediterranen Küstenlandschaften und den zerklüfteten Ausläufern des westlichen Taurus-Gebirges. Ich bin dieses Jahr einen Teil des westlichen Abschnitts von Fethiye bis Kalkan gelaufen. Stellenweise zählte das mit zum Besten, was ich bis jetzt im Mittelmeerraum gesehen habe. Leider wird aber auch an vielen Stellen gebaut. Der Trail führt über relativ viele Schotterpisten.
Besonders reizvoll fand ich den Abschnitt im Beydağları-Nationalpark in der Nähe des Örtchens Olympos bzw. Çıralı. Hier kann man z.B. zum Tahtalı Dağı wandern, mit 2.366 Metern einer der höchsten Berge in der Nähe von Antalya. (Weiterlesen: Der Tahtalı-Circuit: In 3 Tagen um den heiligen Berg Olympos). Unglaublich schön waren auch das Hinterland von Antalya, die Berge haben mich teilweise fast an die Dolomiten erinnert. Insgesamt war der Lykische Weg trotz kleinerer Schwächen ein tolles Erlebnis. Ich kann mir gut vorstellen, die Wanderung irgendwann fortzusetzen.
Weitere Infos: Reisebericht Lykischer Weg
Wanderführer: Lykischer Weg von Fethiye bis Kalkan*
2. Fethiye Walking Trails
Das Städtchen Fethiye ist bei Wanderern vor allem als Startpunkt des Lykischen Wegs bekannt. In der Umgebung gibt es inzwischen aber auch abseits davon ein rund 340 km großes Netz an Wanderwegen, die zu den kulturellen und natürlichen Schönheiten der Region führen. Die meisten davon sind an den Lykischen Weg angeschlossen und mit Schildern und gelb-roten Markierungen gekennzeichnet. Sie eignen sich gut als Tageswanderungen.
Ich bin vor dem Start des Lykischen Wegs auf einem dieser Wege gewandert, und zwar zu der Geisterstadt Kayaköy in den Bergen südlich von Fethiye. Ein faszinierender Ort und eine schöne kleine Wanderung. Andere Wege führen zu der berühmten Lagune von Ölüdeniz oder auf den Gipfel des nahegelegenen Babadağ (1.969 m, auch mit Seilbahn erreichbar). Rund um Fethiye gibt es zudem etliche Felsengräber. Es könnte sich also auf jeden Fall lohnen, ein paar Tage hierzubleiben und die Umgebung zu Fuß zu erkunden.
Weitere Infos: Übersicht der Wanderwege + GPS-Track
3. Carian Trail
Der Carian Trail ist der längste Küstenwanderweg der Türkei. Er erstreckt sich über rund 820 Km durch die Provinzen Muğla and Aydın, also ein Stück westlich des Lykischen Wegs. Der Trail wurde erst 2013 offiziell eröffnet, damit ist er einer der jüngeren Fernwanderwege der Türkei. Benannt ist er nach dem antiken Volk der Karer, eine anatolische Kultur, in der sich griechische und hethitische Einflüsse vermischten. Auf dem Weg kommen Wanderer an zahlreichen antiken Überresten dieser Zivilisation vorbei.
Der komplette Trail ist in vier Abschnitte mit etwa 46 Etappen aufgeteilt. Als besonders schön gilt die kaum besiedelte, gebirgige Bozburun-Halbinsel mit ihrer dramatischen Küstenlinie und zahllosen versteckten Buchten. Einzelne Stücke des Weges können wohl auch mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. Von dem was ich gelesen habe, ist die Wanderung ohne Zelt kaum machbar und die Markierungen sollen wohl auch nicht ganz verlässlich sein. Klingt also eher wie etwas für Leute, die schon Erfahrung mit einfacheren Trails wie dem Lykischen Weg haben.
Weitere Infos: Beschreibung des Carian Trails + viele praktische Infos
Wanderführer: Carian Trail – A Guide to Walking Routes*
Lese-Tipp4. Gökova: Idyma Way
Ganz in der Nähe des Carian Trail befindet sich ein weiterer, etwas kürzerer Wanderweg: Der 150 Km lange Idyma Way in der Region Gökova. Gökova wurde 1988 als erstes Naturschutzgebiet der Türkei überhaupt unter besonderen Schutz gestellt. Die Feuchtgebiete rund um die Stadt Akyaka (in der Antike: Idyma), wo der Wanderweg startet, sind ein wichtiger Brut- und Überwinterungsplatz für Zugvögel.
Wer nicht die ganze Route wandern will, kann auch Tagesausflüge mit Start in Akyaka machen. Die Route schließt streckenweise an den Carian Trail an. Die Wege führen zu einsamen Stränden, historischen Stätten der Karer und kleinen Dörfchen im Hinterland. Außerdem verläuft ein Stück des Wegs durch den 400 Meter tiefen Ula Canyon. Ansonsten habe ich leider kaum Infos über diesen Trail gefunden.
Weitere Infos: Kurz-Vorstellung des Idyma Way
5. Paulusweg/St. Paul Trail
Der Paulusweg ist der zweite große Fernwanderweg der Türkei neben dem Lykischen Weg und auch schon ein bisschen bekannter. Dieser Wanderweg folgt den Spuren des Apostels Paulus von Tarsus. Paulus gilt als der bedeutendste Missionar des frühen Christentums. Im ersten nachchristlichen Jahrhundert unternahm er eine ausgedehnte Missionsreise in Kleinasien und trug damit entscheidend dazu bei, das Christentum in Westeuropa zu verbreiten.
Soviel zur Geschichte. Praktisch gesehen startet der St. Paul Trail etwa dort wo der Lykische Weg endet, nämlich in Perge in der Nähe von Antalya. Es gibt auch einen alternativen Start im Köprülü Kanyon National Park, was vielleicht sogar noch spannender ist. Der Köprülü Kanyon ist ein äußerst beliebtes Ausflugsziel in der Nähe von Antalya und auf jeden Fall einen Besuch wert. Ende der Wanderung ist dann schließlich bei Antiochia in der antiken Landschaft Pisidien.
Von der Strecke ist der St. Paul Trail etwa gleich lang wie der Lykische Weg, nämlich rund 500 Km, verteilt auf etwa 27 Etappen. Auch hier ist wohl ein Zelt sinnvoller, da es im Hinterland nicht überall Pensionen etc. gibt. Generell wird die Route als etwas wilder beschrieben. Es geht auch mehrmals in größere Höhen über 2.200 Meter. Außerdem sind optional einige Gipfelbesteigungen möglich. Wer mag, kann natürlich auch nur einzelne Abschnitte laufen, z.B. die markierten Wege durch den beliebten Köprülü Kanyon.
Weitere Infos: Beschreibung des St. Paul Trails + viele praktische Infos
Wanderführer: Kate Clow – The St Paul Trail*
Lese-Tipp6. Phrygian Way
In das Reich der Phrygier an der Grenze zwischen West- und Zentral-Anatolien entführt der etwa 500 km lange Phrygian Trail. Wenn dir die Phrygier jetzt auf Anhieb nichts sagen: Der legendäre König Midas, der angeblich alles was er berührte zu Gold verwandelte, war der bekannteste Herrscher dieser antiken Zivilisation. Der Weg führt neben zahlreichen antiken Städten daher natürlich auch direkt zu dem Grab des Midas (heute Yazılıkaya in der Provinz Eskişehir).
Genaugenommen besteht der Phrygian Trail aus drei Wanderwegen, die an verschiedenen Orten starten und sich alle am Grab des Midas treffen. Während einer einzigen Wanderung wird man also nur schwer alles sehen, was der Trail zu bieten hat. Neben den vielen kulturellen Sehenswürdigkeiten, soll der Trail auch landschaftlich einiges zu bieten haben, da man durch diverse, ganz unterschiedliche Täler läuft. Auch bei diesem Weg kann man einige Abschnitte mit dem Fahrrad zurücklegen.
Weitere Infos: Offizielle Webseite des Phrygian Trail
Wanderführer: Phrygian Way Guide Book*
Lese-Tipp7. Evlia Çelebi Way
Auf die Spuren des berühmten osmanischen Schriftstellers und Reisenden Evlia Çelebi begeben sich Wanderer auf dem gleichnamigen Evlia Çelebi Way. Der „Marco Polo der Türkei“ war im 17. Jahrhundert mehr als 40 Jahre seines Lebens unterwegs und reiste dabei kreuz und quer durch das Riesenreich der osmanischen Sultane. Der rund 330 km lange Evlia Çelebi Way folgt den ersten Etappen seiner Reise nach Mekka im Jahr 1671.
Der Weg wird als relativ leicht zu begehen beschrieben und dürfte vor allem für Kulturfreunde interessant sein, da er an zahlreichen Ortschaften und Städten vorbeiführt. Auch hier kann man wohl ganz gut Tageswanderungen machen, etwa mit Start in Bursa oder Uşak. Neben der Route für Fußgänger gibt es auch noch längere Strecken für Radfahrer und – kein Scherz – für Reiter. Mit einem Pferd durch die Türkei zu ziehen: Das könnte tatsächlich ein echtes Abenteuer sein!
Weitere Infos: Wanderführer Evliya Celebi Way*
8. Via Egnatia
Die Via Egnatia ist vielleicht einer der geschichtsträchtigsten Wege Europas: In der Spätantike verband sie die beiden großen Metropolen Rom und Konstantinopel miteinander. Die antike Straße bildete quasi die östliche Verlängerung der Via Appia und führte auf rund 1.200 Km einmal durch den kompletten Balkan. Heute zählt das Gebiet zu den Staaten Albanien, Nordmazedonien, Griechenland, Bulgarien und der Türkei.
Inzwischen sind Teile der Strecke wieder als Wanderweg markiert, bislang aber nur der erste 475 km lange Abschnitt von Durrës in Albanien nach Thessaloniki. In Zukunft ist eine Route bis nach Tekirdağ geplant, von dort aus dann weiter an der Küste des Marmara-Meers bis nach Istanbul. Für den Abschnitt von Thessaloniki bis nach Edirne in der Türkei gibt es aber bereits einen Wanderführer mit Karten und GPS-Daten.
Weitere Infos: Offizielle Webseite der Via Egnatia Foundation
Wanderführer: Via Egnatia – Von Dürres nach Istanbul in 26 Etappen*
Lese-Tipp9. Sultans Trail
Ein Wanderweg von geradezu monumentalen Ausmaßen ist der etwa 2.500 km lange Sultans Trail. Der Weg folgt den Spuren von Süleyman dem Prächtigen auf seinem Feldzug gegen die europäischen Staaten und der anschließenden gescheiterten Belagerung von Wien. Dabei geht es durch ganze acht Länder: Türkei, Griechenland, Bulgarien, Serbien, Kroatien, Ungarn, Slowakei und Österreich. Start ist der Stefansdom in Wien, Ziel das Grabmal von Süleyman hinter der Süleymaniye-Moschee in Istanbul.
Der Trail ist in rund 115 Abschnitte mit jeweils 20 – 30 km aufgeteilt. Für die ganze Strecke werden knapp 5-6 Monate veranschlagt. Die Route folgt grob dem Verlauf der Flüsse, die Wege werden größtenteils als einfache Wanderwege beschrieben. Ich schätze, es dürfte ungefähr ein ähnliches Feeling sein, wie das Wandern auf den bekannten Jakobswegen. Nur vermutlich deutlich weniger überlaufen. Die Route kann man auch per Bike zurücklegen, was ich mir persönlich etwas spannender vorstelle.
Weitere Informationen: Offizielle Webseite des Sultans Trail
10. Istanbul: Zwischen zwei Meeren
Mit seinen über 15 Millionen Einwohnern (vorsichtig geschätzt) ist Istanbul ein wahrer Moloch und in weiten Teilen leider auch ziemlich zubetoniert. Nicht gerade das, was man als Top-Wanderdestination bezeichnen würde. Aber sobald man die Theodosianische Landmauer des antiken Konstantinopel hinter sich gelassen hat, wird es langsam grüner. Genau in diesem Gebiet westlich und nördlich des Stadtzentrums verläuft die Wanderroute „İki Deniz Arası“ (Zwischen zwei Meeren).
Der Weg führt auf rund 60 Km grob vom Marmara-Meer zum Schwarzen Meer. Dabei erleben Wanderer den langsamen Übergang vom hektischen Zentrum bis in die städtische Peripherie. Könnte durchaus interessant sein, da es rund um Istanbul doch recht viele ausgedehnte Waldgebiete gibt. Leider wird aber auch in der grünen Lunge von Istanbul derzeit an allen Ecken kräftig gebaut. Unter anderem ist hier ein neuer Flughafen geplant, das wäre dann schon der dritte.
Weitere Infos: Karte und Beschreibung des Wanderwegs
Was auch ganz interessant klingt: In der Facebook-Gruppe Hiking Istanbul werden regelmäßig Wanderungen im näheren Umkreis der Stadt angeboten. Hab ich bis jetzt selbst noch nicht mitgemacht, aber solche Gruppen sind eigentlich meistens eine gute Sache. Persönlich empfehlen kann ich auch noch die kleine Rundwanderung auf der größten Prinzeninsel Büyükada.
Wandergebiete in Zentral-Anatolien
Ich benutze den Begriff Zentral-Anatolien hier ziemlich weitgefasst. In der Regel versteht man darunter nur die Provinzen rund um die Hauptstadt Ankara. In dieser Übersicht habe ich neben Kappadokien und den Gebirgen im Süden aber auch die Schwarzmeer-Region im Norden mit reingepackt.
11. Yenice Forest Trails
Rund um das Städtchen Yenice in der Schwarzmeer-Region finden sich einige der größten Wälder der Türkei. Vom WWF wurde das Gebiet daher auch als einer von neun „Hotspots der Biodiversität“ in der Türkei ausgezeichnet. Als besonderes Highlight dieses dichtbewaldeten Mittelgebirges gilt das „Arboretum“ – eine Art Open-Air-Baum-Museum mit seltenen Bäumen wie Eiben, kaukasischen Linden und türkischer Haselnuss.
Durch die Wälder von Yenice führt inzwischen ein rund 435 Km langes Netz von Wanderwegen. Dabei sind kürzere Spaziergänge, Tageswanderungen und auch längere Touren von 2-6 Tagen für Wanderer mit Zelt. Anscheinend sind nicht alle Wege markiert, daher ist es vermutlich besser ein GPS-Gerät mitzunehmen, vor allem bei längeren Touren. In der Region leben außerdem Braunbären, man sollte also entsprechende Vorsichtsmaßnahmen treffen. Landschaftlich auf jeden Fall sehr interessant.
Weitere Infos: Kostenloser Wanderführer Yenice Forest
12. Küre-Gebirge National Park
Bleiben wir noch einen Moment an der Schwarzmeerküste. Die Küre Dağları in der Provinz Kastamonu zählen zum westlichen Teil des rund 1.500 Km langen Pontischen Gebirges. Auch hier überwiegen dichte Wälder, die Berge sind aber etwas höher als im Yenice Forest. Durch die vielen Schluchten und zerklüfteten Täler wirkt die Landschaft zumindest auf mich noch etwas dramatischer. Und rein von den Fotos sieht auch diese Gegend wirklich herrlich aus!
Der Nationalpark ist durch ein 480 Kilometer langes Netz an Wegen und 36 markierte Routen erschlossen. Darunter sind auch mehrtägige Wanderungen, die Camping mit Zelt erfordern. Auch hier gilt wieder: Bärenbegegnungen liegen im Bereich des Möglichen. Wer möchte, kann auch im benachbarten Yenice Forest starten und durch das komplette Gebirge wandern. Reiseberichte zu den Küre Dağları habe ich so gut wie keine gefunden. Alles in allem sieht das für mich wie ein echtes Paradies für Entdecker aus.
Weitere Infos: Kurze Übersicht (türkisch) + GPS-Tracks
13. Independence Route
Dieser rund 105 Km lange Trail von İnebolu nach Kastamonu spielte eine wichtige Rolle im türkischen Unabhängigkeitsskrieg 1919 – 1923. Auf dem Weg wurden Vorräte und Kriegsgerät von der Küste des Schwarzen Meers bis nach Ankara transportiert. Ein Teil der Strecke wurde seit 2007 restauriert, markiert und für Wanderer eingerichtet. Für die gesamte Wanderung werden etwa sieben Tage veranschlagt.
Abschnitte des Wegs führen durch das Küre-Gebirge unter anderen durch die Schlucht von Ersizlerdere und über den Çuhadoruğu-Pass. Es dürften also schon ein paar Natur-Highlights dabei sein. Ob es sich aber wirklich lohnt, die ganze Strecke zu laufen? Immerhin war das früher eine Straße für die Armee. Daher kann ich mir gut vorstellen, dass man hier viel auf Schotterpisten unterwegs ist. Vielleicht doch eher was für Mountainbiker.
Weitere Infos: Kurze Übersicht + GPS-Tracks
14. Çorum Gastronomy Route
Die Stadt Çorum liegt in einer fruchtbaren Ebene, durch die der Fluss Kızılırmak fließt – mit 1.355 km der längste Fluss der Türkei. Einem Teil des Flusses können Wanderer auf der Gastronomy Route folgen. Wie der Name schon andeutet, stehen hier die gastronomischen Freuden im Vordergrund. Unterwegs geht es an zahlreichen Dörfern mit ihren ganz speziellen lokalen Köstlichkeiten vorbei.
Bislang sind 190 km als Wanderwege markiert. Dabei sind auch längere Abschnitte von jeweils 37 und 52 Kilometern für mehrtägige Touren. Dazu kommen dann nochmal über 600 Kilometer an Radwegen und eine über 700 Kilometer lange Touristenstraße für Autofahrer. Die Landschaft sieht auf den Fotos auf jeden Fall schön aus. Wer ein bisschen entspannt die türkische Countryside erkunden möchte und keine Lust auf abenteuerliche Trips in die Wildnis hat, wird hier womöglich auf seine Kosten kommen.
Weitere Infos: Kurze Übersicht + GPS-Tracks
15. Hethiter-Weg
Die Hethiter waren im 2. Jahrtausend vor Christus eine der mächtigsten Zivilisationen Vorderasiens und bildeten eine Hochkultur mit einem ausgedehnten Götterpantheon, einer komplexen Keilschrift und den seinerzeit größten Städten der Welt. Rund um die einstige Hauptstadt Hattusa befindet sich heute der Nationalpark Boğazköy-Alacahöyük und genau hier verläuft auch der Hethiter-Weg.
Die Route ist genau genommen kein einzelner Weg, sondern ein Netz an historischen Karawanenstraßen und Migrationsrouten im Städtedreieck Hattusa, Alacahöyük and Şapinuva. Als Wanderwege ausgewiesen sind 236 Km, verteilt auf 17 Routen. Ohne die Wege im Einzelnen zu kennen, würde ich vermuten, dass viele davon zum Laufen nicht ganz so spannend sind, weil die Landschaft meist relativ karg ist. Wenn man eh schon in Hattusa ist, könnte es aber doch einen Blick wert sein.
Weitere Infos: Kurze Übersicht + GPS-Tracks
16. Göreme/Kappadokien
Mit seinen sagenhaft schönen Felsformationen aus Tuffstein, den berühmten „Feenkaminen“ ist das Dörfchen Göreme im gleichnamigen Nationalpark in Kappadokien eines der beliebtesten Reiseziele der Türkei. Und auch wenn Instagram etwas anderes sagt: Nein… es besteht kein Zwang, dass du unbedingt eine Ballonfahrt machen musst. Die vielen Täler rund um Göreme eignen sich auch hervorragend für kleinere Wanderungen.
Die meisten dieser Täler haben klangvolle Namen wie „Liebestal“, „Rosental“ oder „Taubental“. Genau diese drei zählen auch zu den beliebtesten Wanderungen rund um Göreme. Eigentlich sind es eher etwas größere Spaziergänge und das Publikum besteht natürlich auch nicht in erster Linie aus Hardcore-Wanderern. Aber die einzigartige Landschaft mit den schlanken Felstürmchen, den vielen verzweigten Schluchten und den unterirdischen Höhlenwohnungen ist schon ein echter Hingucker Für Naturliebhaber auf jeden Fall einen Besuch wert!
Weitere Infos: Übersicht der Wanderwege bei Wikiloc
Wanderkarte: Capadocia Hiking, Trekking & Walking*
Wander-Tipp17. Aladağlar National Park
Das Aladağ-Gebirge im Zentral-Taurus ist das Gebiet mit der höchsten Konzentration an 3.000ern in der Türkei. Über 60 Gipfel knacken hier die magische Marke. Der Name Aladağ (Purpur-Berge) stammt von der rötlichen Färbung, die die Berge bei Sonnenuntergang haben. Grob gesagt besteht das Gebirge aus zwei Teilen: Dem nördlichen etwas vegetationsreicheren „Schwarzen Aladağlar“ (Kara Aladağlar) und der wasserarmen Karstlandschaft der „Weißen Aladağlar“ (Ak Aladağlar) im Süden.
Das Gebirge gilt vor allem als Mekka von Felskletterern. Es gibt aber auch etliche Routen durch die Berge, die man in mehrtägigen Treks erkunden kann, in der Regel mit Zelt und Proviant. Eine sehr beliebte mehrtägige Tour führt z.B. durch das bewaldete Emli-Tal bis auf das Yedigöller-Plateau (Tal der sieben Seen) auf über 3.000 Metern. Von hier aus sind dann auch Gipfelbesteigungen möglich, unter anderem auf den Demirkazik Dağı (3.756 m) oder – etwas einfacher – auf den Emler Tepe (3.723 m).
Die Aladağları stehen ziemlich hoch auf meiner Wunschliste und ich werde irgendwann in der näheren Zukunft einen Abstecher dorthin machen. Praktischerweise gibt es inzwischen Karten zu dem Gebirge*. Von dem was ich dort gesehen habe, dürften viele der Routen relativ harte Treks mit diversen Kraxeleien in rauen Felslandschaften sein, teilweise vermutlich auch weglos. Mit anderen Worten: Wirklich spannende Hochgebirgs-Touren mit hohem Abenteuerfaktor.
Weitere Infos: Zeitschriften-Artikel Trekking im Aladağ-Gebirge
Wanderführer: Comprensive Guide to Aladaglar – Climbing, Ski Touring, Trekking*
Lese-TippWandergebiete in der Osttürkei
In der Osttürkei finden sich neben ausgedehnten Steppen und Hochplateaus auch die höchsten Berge der Türkei, darunter der berühmte Ararat. Außerdem der Van-See, das größte Binnengewässer des Landes. Die Landschaft ist karg, das Wetter von starken Kontrasten geprägt: trockene heiße Sommer, schneereiche und bitterkalte Winter.
18. Abrahams-Weg
Der Abrahams-Weg folgt den Spuren des biblischen Patriarchen Abraham, der sowohl im Christentum, im Islam und bei den Juden eine zentrale Rolle einnimmt. Der Weg wurde 2007 als länderübergreifende Pilgerroute eingerichtet, die durch den gesamten Nahen Osten führt und die verschiedenen Kulturen verbinden soll.
Der türkische Abschnitt startet derzeit in Urfa, dem mutmaßlichen Geburtsort Abrahams, und ist auf etwa 170 Km markiert. Eigentlich sollte der Weg durch Syrien und Jordanien bis nach Jerusalem führen. Durch den Beginn des Bürgerkriegs in Syrien 2011 wurden diese Pläne aber erstmal auf Eis gelegt. Aktuellen Informationen zufolge soll es inzwischen etwa 2.000 Km Wege geben. Bleibt zu hoffen, dass dieser Weg des Friedens irgendwann wirklich zur Völkerverständigung beiträgt.
Weitere Infos: Offizielle Webseite des Abrahams-Weg
19. Kaçkar Dağları National Park
Das Kaçkar-Gebirge liegt im äußersten Nordosten der Türkei kurz vor der Grenze zu Georgien. Es ist der höchste Teil des Pontischen Gebirges, das weiter östlich in den Großen Kaukasus ausläuft. Hierzulande ist diese Gebirgslandschaft eher unbekannt. Es gibt inzwischen aber einen englischsprachigen Wanderführer und auch im Lonely Planet findet das Gebirge lobende Erwähnung. Zitat: Das Kaçkar-Gebirge muss sich selbst vor dem Himalaya nicht verstecken.
Ich war letztes Jahr ein paar Tage mit dem Zelt im Kaçkar-Gebirge unterwegs – einfach nur der Hammer! Die Landschaft ähnelt den Alpen, ist aber viel unerschlossener und wilder. Die Wege sind größtenteils unmarkiert. Häufig habe ich auch gar keine Wege entdeckt und bin einfach querfeldein durch die Täler und über die hohen Pässe gestreift. Vor allem die Pflanzenwelt ist unglaublich beeindruckend. Ich hab noch nie vorher so viele Bergblumen in verschiedenen Farben auf einem Flecken gesehen, wie in den alpinen Wiesenlandschaften des Kaçkar-Gebirges.
In dem Gebirge leben Braunbären und ich hatte da auch eine interessante Begegnung mit einem Exemplar. Mit etwas Trekking-Erfahrung, Karten*, guten Navigationskenntnissen und einer Portion Abenteuerlust kann man hier aber durchaus individuelle Touren auf eigene Faust machen. Alternativ stehen Bergführer und Trekking-Guides in den Ortschaften am Rande des Gebirges bereit. Das Gebiet eignet sich vor allem für mehrtägige Touren mit Zelt. Eine andere Option sind Tagesausflüge zu den Hochplateaus mit Start in den Orten Ayder oder Yaylalar.
Weitere Infos: Reisebericht Trekking im Kaçkar-Gebirge
Wanderführer: The Kackar – Trekking in Turkey’s Black Sea Mountains*
Lese-Tipp20. Sarıkamış Trails
Sarıkamış in der Provinz Kars im Nordosten des Landes zählt zu den bekanntesten Skigebieten der Türkei. Das Gebiet ist von vulkanischen Hochplateaus zwischen 1.500 und 3.000 Metern geprägt, die sich im Süden bis zum Van-See, im Osten bis ins Bergland von Armenien erstrecken. Es ist die klassische ostanatolische Steppenlandschaft: Karge Hochebenen, Hügel, viele Brauntöne, dazwischen immer mal wieder bewaldete Canyons.
Das Netz an markierten Wanderwegen konzentriert sich derzeit auf den direkten Umkreis von Sarıkamış und das Susuz-Tal. Insgesamt gibt es etwa 250 Km an Wegen. Meistens folgen sie dem natürlichen Verlauf der Täler. Dazu kommen nochmal rund 100 Km an Radwegen auf Forstwegen und Verbindungstraßen zwischen den Dörfern. Von den Fotos hat mich das alles stark an meine Wanderungen in Armenien erinnert und das hat mir ja sehr gut gefallen. Ich denke, das könnte eine ganz interessante Ecke sein.
Weitere Infos: Kurz-Übersicht der Wanderwege + GPS-Tracks
21. Ararat/ Ağrı Dağı
Der Ararat ist der höchste einer Reihe von erloschenen Stratovulkanen, die sich aus den Ebenen des ostanatolischen Plateaus erheben, und mit 5.137 Metern auch der höchste Berg auf dem Staatsgebiet der Türkei. Der türkische Name „Ağrı Dağı“ bedeutet so viel wie „Berg des Schmerzes“. Im Westen ist der Ararat vor allem als der Ort bekannt, an dem die Arche Noah nach der Sintflut gestrandet sein soll. Seit 2004 steht der Berg zusammen mit seinem kleineren Nachbarn „Küçük Ağrı Dağı“ in einem Nationalpark unter besonderem Schutz.
Ich war in den 90er-Jahren mit meinen Eltern am Ararat. Natürlich nicht zum Bergsteigen, sondern einfach, weil wir uns ein bisschen die Landschaft anschauen wollten. Durch den Kurden-Konflikt war das damals nicht ganz ungefährlich. Aber ich habe trotzdem gute Erinnerungen, vor allem an die Gastfreundschaft der ländlichen Bevölkerung.
Seit 2001 sind auch wieder Besteigungen des Gipfels möglich. Es ist aber weiterhin eine Sondererlaubnis des Militärs erforderlich, was vermutlich mit viel Bürokratie verbunden ist. Die Genehmigung wird außerdem nur an Gruppen mit offiziell lizensierten Bergführern vergeben. Individuelle Touren sind – zumindest meinem Kenntnisstand nach – nicht möglich.
Natürlich muss man nicht zwangsweise auf den Ararat-Gipfel rauf. Das weite Land lädt auch so zu Wanderungen ein, beispielsweise zu dem berühmten Ishak-Pascha-Palast in der Nähe von Doğubeyazıt. Und inzwischen gibt es wohl auch Routen im Umkreis der benachbarten Berge Süphan Dağı, Tendürek Dağı und Küçük Ağrı Dağı. Ob hier irgendwas markiert ist? Ich bezweifle es ehrlich gesagt sehr stark. Die inzwischen nicht mehr aktive Webseite agritrekking.com hat immerhin einige GPS-Tracks veröffentlicht (Download). Im Zweifelsfall würde ich mir aber einen örtlichen Guide suchen.
Weitere Infos: Kostenloser Wanderführer für die Provinz Ağrı
22. Hakkari/ Cilo-Sat Mountains National Park
Die Berge rund um die Provinzstadt Hakkari liegen im äußersten Südosten der Türkei, direkt an der Grenze zu Iran und Irak. Ein Teil der gebirgigen Region ist als Cilo-Sat Mountains National Park geschützt und die Heimat einiger der höchsten Gipfel der Türkei neben dem Ararat. Darunter der Cilo Dağı, mit 4.116 m der dritthöchste Berg der Türkei und 30 weitere Gipfel über 3.000 Meter. Als Highlight gelten auch die vielen Gletscher, die zahllose Gebirgsseen auf den ausgedehnten Hochplateaus speisen und teils in Form von gigantischen Wasserfällen ins Tal abfließen.
Warum ist diese spektakuläre Hochgebirgslandschaft dann nicht die Top-Wanderdestination der Türkei? Um es kurz zu machen: Sicherheitsprobleme. Hakkari ist eine der kurdischen Hochburgen des Landes. In den vergangenen Jahrzehnten kam es hier immer wieder zu Kämpfen, Armeeeinsätzen und Massakern auf beiden Seiten. Die prekäre Sicherheitslage durch die Grenze zu den beiden nicht gerade friedlichen Nachbarstaaten Iran und Irak macht es nicht besser. Hakkari galt daher lange Zeit als die gefährlichste Region der ganzen Türkei.
In jüngster Vergangenheit scheint sich die Lage etwas gebessert zu haben. 2013 wurde z.B. zum ersten Mal seit 31 Jahren wieder eine Genehmigung zur Besteigung des Cilo Dağı erteilt. Ob man die Region individuell bereisen kann? Unmöglich ist es vermutlich nicht. Aber ich würde auf jeden Fall davon ausgehen, unterwegs in Militärkontrollen zu geraten und sich (mindestens) einige sehr unangenehme Fragen gefallen zu lassen. Ich denke, auch hier ist es sinnvoller, auf die Hilfe von lokalen Guides zu setzen. Lohnen wird sich der Besuch aber ganz bestimmt!
Weitere Infos: Reisebericht zu einer Tour in den Cilo-Sat Mountains National Park
Allgemeine Infos zum Wandern in der Türkei
Wandern in der Türkei ist ein gutes Stückchen abenteuerlicher als in Westeuropa. Das hat mehrere Gründe. Zum einen sind die Wege generell rauer, weil sie nicht so häufig gepflegt werden. Zum anderen hapert es manchmal mit den Markierungen – auch auf Routen, die eigentlich markiert sein sollten. Und dann sind da noch lokale Besonderheiten, z.B. die allgegenwärtigen Hunde.
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Zustand der Wege
Viele der Wanderwege in der Türkei werden nur unregelmäßig gewartet. Es gibt zwar einen Bergsteigerverband, der ist aber deutlich kleiner als der Alpenverein. Dementsprechend fehlen die Kapazitäten für eine großflächige Wegewartung. Die oben erwähnte Culture Routes Society ist eine kleine Organisation, die hauptsächlich auf die Mithilfe von Freiwilligen angewiesen ist. Und die Türkei ist ein großes Land.
In der Praxis bedeutet das: Wenn niemand vor Ort die Initiative ergreift, kann es passieren, dass sich jahrelang niemand um die Wege kümmert. Teilweise sind die Trails dann zugewachsen oder durch umgefallene Baumstämme blockiert. Im Gebirge kommen Erdrutsche und Gerölllawinen dazu und gerade hier werden die alten Hirtenpfade ohnehin nur noch selten genutzt.
Ich hab das dieses Jahr live bei einer Wanderung in die antike Stadt Termessos erlebt. Eigentlich hätte es dort einen Weg geben sollen, war auch schön alles in der Karte eingetragen. In der Realität stand ich vor einem nahezu undurchdringlichen Dickicht aus Dornen und stacheligen Sträuchern, für das ich eigentlich eine Machete gebraucht hätte. Das muss nicht zwangsläufig so extrem ausfallen. Aber mit ein bisschen Bushwacking und nicht (mehr) vorhandenen Wegen würde ich in der Türkei immer rechnen.
Markierungen
Mit den Markierungen ist es auch so eine Sache. Es stehen inzwischen schon recht viele Wegweiser in der Landschaft rum und man merkt auch, dass da einiges an Geld reingesteckt wurde. Gleichzeitig gibt es aber auch gefühlt 1 Millionen Trampelpfade und Abzweigungen, die ins Nirgendwo führen. Außerdem einen unkontrollierten Straßenbau, der auf Wanderwege nicht immer Rücksicht nimmt und Schilder auch schon mal plattwalzt.
Für viele Regionen gibt es zudem keine genaue Wanderkarten. Unter anderem auch deshalb, weil topographische Karten in der Türkei erstmal vom Militär genehmigt werden müssen. OSM-Karten sind eine mögliche Lösung. In der Praxis sind hier aber viele existierende Wege gar nicht eingetragen. Einfach aus dem Grund, weil nicht so viele Leute in der Türkei wandern gehen.
Auf einem bekannten, gut frequentierten Trail wie dem Lykischen Weg sind das alles keine Riesenprobleme. Aber wenn du dich auf weniger bekannte Wege und in die Gebirge traust, würde ich vorher auf jeden Fall meine Navigations- und Orientierungsfähigkeiten auffrischen. Ein GPS-Gerät ist ebenfalls äußerst sinnvoll. Im Kaçkar-Gebirge bin ich letztes Jahr z.B. über weite Strecken weglos gewandert. Das ist superspannend, aber schon ein bissel was anderes als die gut gepflegten Wanderwege Westeuropas.
Freilaufende Hunde
Das ist eine Sache, an die du dich entweder sehr schnell gewöhnst oder irgendwann einen Nervenzusammenbruch kriegst. Denn man braucht gar nicht drum herum reden: Es gibt in der Türkei sehr viele freilaufende Hunde, die meistens keinen offensichtlichen Besitzer haben. Teilweise auch an Orten, wo man es wirklich nicht vermuten würde.
Ich war dieses Jahr z.B. ein bisschen im Hinterland von Antalya wandern, wo ich zwei Tage lang praktisch keinem Menschen begegnet bin. Aber eines Mittags war ich auf einmal trotzdem von einer Meute Hunde umringt. Keine Ahnung, wo die hergekommen sind. Das war mitten im Wald, ich war nicht mal auf einem richtigen Weg, weit und breit gab es auch keine Siedlung.
Passiert ist aber überhaupt nichts. Die Hunde waren einfach nur neugierig. Mir ist auf dem Lykischen Weg nur einmal ein unfreundliches Exemplar begegnet, das war aber die Ausnahme. Generell ist das Mittel der Wahl, die Hunde einfach zu ignorieren. Das machen die Türken auch so und das klappt in 99% der Fälle auch ziemlich gut.
Lese-Tipps:
DuMont Reiseführer Westtürkei + Zentralanatolien
Osttürkei: Zwischen Nemrut, Ararat und Hakkari-Gebirge
Michael Müller: Reiseführer Türkei individuell
Beste Reisezeit zum Wandern und Trekking in der Türkei
Die beste Reisezeit für die Wege an der Küste und in den niedrigeren Lagen in Anatolien sind der Frühling (März – Anfang Mai) und der Herbst (September – Oktober). Im Sommer ist es hier viel zu heiß zum Wandern. Vor allem an den Küsten kann man sich dann eigentlich nur im Schatten oder im Wasser aufhalten.
In den Gebirgen herrschen ähnliche Bedingungen wie in den Alpen. Hier sind die besten Monate Juni, Juli und August. In höheren Lagen (ab ca. 2.500 Meter) kann in Einzelfällen bis Mitte/Ende Juli noch Schnee liegen. Einige der steileren Pässe sind dann eventuell nur schwierig oder nur mit spezieller Ausrüstung (Eispickel, Steigeisen) begehbar.
Sonstige Tipps
- Für mehrtägige Wanderungen in der Türkei empfiehlt es sich, Zelt und Camping-Ausrüstung mitzunehmen. Gerade in ländlichen Gebieten und in den Bergen gibt es häufig nur wenige Unterkünfte.
- Wildcamping und Zelten ist in der Türkei kein Problem und ist bis auf wenige Naturschutzgebiete fast überall möglich.
- Die Türkei ist bis auf wenige Grenzregionen im Südosten ein sehr sicheres Reiseland. Die türkische Bevölkerung ist für ihre Gastfreundschaft berühmt.
- Je nach Region gibt es in der Türkei Bären und Wölfe, außerdem Skorpione, Hornissen und einige giftige Schlangen. Ein bisschen Vorsicht ist angebracht.
- In den beliebten Touristenzentren an der Küste sprechen viele Leute englisch (teilweise auch deutsch). In ländlichen Regionen ist es zumindest hilfreich, wenn man ein paar Worte Türkisch spricht.
- Rumkommen ist in der Türkei sehr leicht, es gibt ein gut ausgebautes Netz an Fernbussen und lokalen Bussen (Dolmuş).
- Wenn du keine Lust auf individuelle Wanderungen hast, findest du in den Ortschaften in der Regel auch lokale Wanderführer.
Soviel für’s Erste zu den Wanderregionen in der Türkei. Es gibt natürlich ganz bestimmt noch viel mehr. Vielleicht werde ich in den nächsten Jahren auch einige davon kennenlernen. Ich hoffe, dass ich euch hiermit aber schon mal einen kleinen Überblick geben konnte. In diesem Sinne – viel Spaß beim Wandern und Erkunden!
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Warst du schon mal auf einem dieser Wege unterwegs? Kennst du andere spannende Wanderungen in der Türkei? Dann nichts wie ab in die Kommentare – ich freue mich, von dir zu hören!
Hallo Selim, toll deine umfangreichen Infos über die türkischen Wanderwege. Dabei möchte ich bemerken, dass es auch auf der Datca-Halbinsel vieles zu entdecken gibt. Um die Jahrtausendwende haben wir einen kleinen Wanderführer erstellt, der aber durch ständige Veränderungen, wie z.B. Waldwegen, Markierungen etc. nicht mehr auf dem Laufenden ist. Auch hier muss man sich teilweise durch das Unterholz kämpfen, wird aber durch tolle Ausblicke entlohnt. Im Moment in Sachen Tierschutz hier, deshalb nur Kurzwanderungen möglich, was aber auch sehr spannend ist! Mit herzlichen Grüßen Carla
Hi Carla,
ja…das kann ich mir gut vorstellen mit dem Unterholz. Aber das gehört in der Türkei ja auch irgendwie ein bisschen dazu;)
Viele Grüße nach Datca
Selim