Dolomiten-Höhenweg Nr. 1 – Etappe 3: Ücia Lavarella – Rifugio Lagazuoi

Route: Ücia Lavarella (2.042 m)) – Le de Limo (2.159 m) – Forcella di Lèch (2.486 m) – Lèch de Lagacio (2.181 m) – Rifugio Scotoni (2.040 m) – Forcella Lagazuòi (2.573 m) – Rifugio Lagazuòi (2.752 m)

  • Länge: 15 km
  • Höhenmeter: + 1237, – 440  
  • Gehzeit: ca. 7 Stunden
  • Übernachtung: Rifugio Lagazuoi

Heute steht wieder ein schöner langer Wandertag auf dem Programm. Ziel ist das Rifugio Lagazuoi – mit 2752 Metern die höchstgelegene Hütte der Wanderung und eine Aussichtsplattform par Excellence. Auch die militärischen Überreste aus dem Gebirgskrieg sind äußerst sehenswert. Da die Hütte dementsprechend beliebt ist, solltest du unbedingt einen Schlafplatz im Vorfeld reservieren!

Von der Lavarella-Hütte geht es zunächst ins Tal und dann an der Fanes-Alm vorbei zu dem knapp 100 Höhenmeter höher gelegenen hübschen See Le di Limo. Ich hatte im Vorfeld der Tour zunächst noch überlegt hier zu zelten, der See ist aber viel zu nah an den Almen gelegen, als dass man hier einen ruhigen Platz hätte.

Von hier aus folgst du dem Weg Nr. 11 über weite Wiesenflächen an den Felsstürzen des Munt de Gran Fanes vorbei. Es gibt einige kleinere Trampelpfade, sodass du nicht auf dem Hauptweg laufen musst, der hier doch recht stark frequentiert ist. Vor dem Eingang ins Valun de Ciampestrin zweigt Weg Nr. 20 B ab, der jetzt etwas steiler zur Forcella di Lech aufsteigt.


An der Scharte angekommen, bietet sich dir ein umwerfender Tiefblick zum Lagazuoi-See, der in einem kleinen Tal zwischen den mächtigen Felswänden türkisblau schimmert. Als ich da war, zogen leider dichte Wolkenbänke durchs Bild, sodass ich nur einige schwache Blicke auf das winzige Seenauge erhaschen konnte.

Der Weg runter ist recht steil und verläuft in vielen Kehren knapp 300 Höhenmeter bis zum See. Schwindelfreie sind im Vorteil, im Prinzip kann aber nichts passieren. An den besonders abschüssigen Stellen wurden sogar Trittstufen aus Holz errichtet. Auf etwa halber Höhe zweigt der Originalweg oberhalb des Sees ab. Aufgrund eines Felssturzes ist dieses Stück aber gesperrt, stattdessen geht es geradewegs zum See.

Der See ist vor allem bei schönem Wetter ein toller Fotospot und ein guter Ort für eine ausgedehnte Pause.  Natürlich ist hier dementsprechend ziemlich viel los, vor allem da unzählige Tagebesucher aus dem nahegelegenen Rifugio Scotoni den See besuchen. Trotzdem habe ich es hier geschafft, mein erstes akzeptables Murmeltierfoto mit dem Smartphone zu knipsen.

Vom See aus gibt es wieder mehrere Optionen. Der direkte, kürzere Weg Nr. 20 führt etwa 300 Höhenmeter zur Lagazuoi-Scharte und von dort direkt zum Rifugio (ca. 2 Stunden Gehzeit). Diesen Weg nehmen die meisten Leute, dementsprechend geht es dort wie auf einer Autobahn zu. Ich habe stattdessen einen kleinen Umweg gemacht und bin zunächst nach Nordwesten zum Rifugio Scotoni abgestiegen.


Von dort bin ich dann zunächst auf Weg Nr. 18 B bis zur Forcella Salaras und dann auf Weg Nr. 20 A bis zur Forcella Lagazuoi gewandert. Im Prinzip sind es nur etwa 150 Höhenmeter mehr, dafür wirst du aber mit einem ungestörten Wandererlebnis und tollen Weitblicken nach Westen während des Aufstiegs belohnt.

Besonders gut gefallen hat mir das Stück hinter der Salares-Scharte. Hier läufts du durch einen völlig menschenleeren Talkessel, der die Grenze zwischen dem Naturpark Fanes-Sennes und den Ampezzaner Dolomiten markiert. Wasser habe ich hier leider nicht entdeckt, sonst wäre es der nahezu perfekte Ort für eine Nacht im Zelt.

Vor der Lagazuoi-Scharte wird das Gelände felsiger. Über weite Geröllfelder führt Weg Nr. 401 bis hoch zur Hütte. Unterwegs kommst du an einigen Baracken der Österreicher vorbei, die hier im ersten Weltkrieg Stellung bezogen, um den strategisch wichtigen Falzarego-Pass im Tal südlich zu kontrollieren. Der gesamte Gipfelbereich des Lagazuoi ist eine Art Freilicht-Museum, in dem sich noch viele Überreste aus dieser Zeit befinden.


Rechts von dir siehst du weitere österreichische Stellungen auf einer schuttbedeckten Vorkuppe. Eine unwirkliche Vorstellung, dass sich zwei Armeen hier über mehrere Monate hinweg erbitterte Kämpfe lieferten und mit einem ungeheuren Aufwand Material und Kriegsgerät in dieses steinige Niemandsland schafften!

Kurz vor der Lagazuoi-Hütte befindet sich die Seilbahn ins Tal. Hier ist auch der Einstieg in die berühmte „Galleria Lagazuoi“ – ein faszinierenes Tunnelsystem aus Kriegszeiten, das wir morgen erkunden. Erst einmal geht es aber auf die Terrasse des Rifugio, wo du dich bei einem Getränk deiner Wahl erholen und einen der wohl besten Ausblicke der gesamten Tour genießen kannst.

Der 360°-Rundblick von hier oben ist wirklich phänomenal. Wie in einem Bilderbuch liegen fast alle bekannten Gebirgsgruppen der östlichen Dolomiten vor dir: Das zerfurchte Felsenmassiv der Civetta, der Felskoloss des Monte Pelmo, die Türme der Cinque Torri und Fanesgruppe, die eisgepanzerte Marmolada – was für ein Anblick!

Allein wegen diesem Anblick lohnt es sich schon, im Rifugio Lagazuoi zu übernachten und den Ausblick bei Sonnenuntergang zu genießen.

Klar – das Rifugio Lagazuoi ist durch die Anbindung per Seilbahn relativ touristisch und gut besucht. Mir hat es trotzdem hervorragend gefallen. Das Essen ist super, die Atmosphäre war gut, insgesamt war der Aufenthalt ein echtes Highlight der Tour. Wenn es irgendwie geht, versuche einen Platz zu an diesem tollen Ort bekommen!

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