Dieser Beitrag ist Teil einer 18-teiligen Artikelserie über meine Wanderung auf dem Three Passes Trek durch die Everest Region.
Route: Phakding (2.610 m) – Tok Tok (2.760 m) – Monjo (2.835 m) – Jorsalle (2.740 m) – Namche (3.440 m)
- Länge: 10 km
- Höhenmeter: + 1.240, – 420 hm
- Übernachtung: Khumbu Lodge
Charakter: Einfache, teilweise anstrengende Wanderung, bei der sich erstmalig die Höhe bemerkbar macht, vor allem bei direkter Ankunft aus Kathmandu. Zwischen Phakding und Monjo stetiges Auf und Ab (Nepali Flat), der Anstieg nach Namche ist recht steil. Durchgehend gute Wege.
- Schwierigkeit nach SAC: T1
- Dauer: ca. 6 Stunden
Der Wettergott meint es gut mit mir. Ich verlasse Phakding bei strahlend blauem Himmel, genieße die fantastischen Aussichten. Das Dörfchen sieht im Sonnenschein noch viel schöner aus, als bei dem trüben Wetter gestern. Mein Gott ist das idyllisch… hier würde ich ja am liebsten noch einen Tag bleiben.
Aufbruch in Phakding am Morgen:

Herrlich kontrastreiche Landschaften auf dem Weg nach Monjo:

Zum ersten Mal sehe ich jetzt auch die Schneeberge ganz dicht vor mir. Wahnsinn! Der Kontrast zwischen den weißen Gipfeln und den saftig grünen, kieferbestandenen, steilen Berghängen ist einfach nur herrlich. Der Himalaya ist wirklich eines der schönsten Gebirge der Welt – vor allem in den unteren Lagen.

Die Route führt heute überwiegend am Dudh Khosi entlang. Der Name des Flusses bedeutet „Milchfluss“, was seinen Grund hat: Durch die Gletscher weiter oben werden fein gemahlene Steine im Wasser transportiert. Das „Gletschermehl“ sorgt stellenweise für eine Trübung des Flusses. Zusammen mit den schäumenden Wassermassen sieht es stellenweise wirklich wie Milch aus.

Das Landschaftsbild ist lieblich, wie gemalt. Es geht immer am rauschenden Fluss entlang, die kleinen Dörfer fügen sich perfekt in die Umgebung ein. An den Seiten steigen dicht bewaldete Täler fast vertikal zu den riesigen Eiswänden auf, die schweigend über dieser idyllischen Szenerie wachen. Ob es dort Wege gibt? Mir scheinen diese Seitentäler völlig unzugänglich. Könnte sich da vielleicht doch der legendäre Yeti verstecken?
Blick in eines der vielen Seitentäler. Was mag sich dort verbergen?

Die erste große Nepal-Brücke vor dem Dörfchen Tok Tok. Die Brücken in Nepal sind fast alle aus Metall und recht modern:

In Monjo erreiche ich den offiziellen Eingang zum Sagarmatha-Nationalpark. Vorher muss ich mir aber noch das Permit kaufen, da ich ja nicht am Checkpoint in Lukla vorbeigekommen bin. Das ist aber kein Problem, der Vorgang dauert nur ein paar Minuten. Danach lasse ich noch meine Trek Card am Schalter einscannen und den Rucksack vom Militärposten durchsuchen.
Kontrollpunkt am Nationalpark-Eingang in Monjo:

Das Ticket für den Nationalpark kaufe ich direkt am Schalter:

Nachdem der Bürokratie Genüge getan wurde, mache ich mich bereit. Ein buntes, fantasievoll gestaltetes Tor markiert den offiziellen Eingang zum Sagarmatha-Nationalpark. Dahinter breitet sich das bewaldete Tal aus, das in einem langen Aufstieg bis Namche Bazaar führt, meinen heutigen Etappenziel. Jetzt kann es endlich losgehen!

Erwartungsvoll steige ich die Treppen hinab. Ein kleiner Schritt für mich, ein großer Schritt… jaja, okay. Wem mache ich etwas vor? Am Ende ist es doch nur eine Wanderung, die niemanden außer mich interessiert. Trotzdem fühlt sich der Moment bedeutsam an. Jetzt bin ich ganz offiziell in der Everest-Region. Hier beginnt meine große Reise, die mich in den nächsten Tagen über die drei hohen Pässe führen wird.
Hinter Monjo führt der Weg lange Zeit am Fluss entlang. An einigen Stellen gibt es sogar Geländer:

Vollbeladene Yak-Karawane. Hinter Monjo sieht man nur noch wenige Maultiere, das Gepäck wird vorwiegend auf dem Rücken von Yaks transportiert:

Diese Steinblöcke sperren den Weg für Yaks. Hier dürfen nur Trekker durch:

Herrlich angelegter Weg direkt entlang des Dudh Khosi:

Das Dörfchen Jorsalle mit seinen Lodges ist der letzte Ort vor Namche. Viele verbringen hier ihre Mittagspause in einer Lodge. Da das Wetter so gut ist, verlege ich meine Pause stattdessen direkt ans Ufer des Dudh Kosi, genieße den Wind, der mir sanft über das Gesicht streicht und die herrlichen Aussichten auf die schäumenden Wassermassen.

Nach der Mittagspause beginnt der lange Marsch nach Namche. Der Weg verlässt hier das Tal, etwa 3 Kilometer vor meinem heutigen Etappenziel, und führt fast direkt über den großen Bergrücken, der Namche von der Schlucht des Dudh Kosi trennt. Auf diesem Abschnitt werden etwa 600 Höhenmeter überwunden – der erste größere Aufstieg, zumindest für die Leute, die in Lukla starten. Für mich ist es eher business as usual, da ich die letzte Woche auf dem Weg von Jiri jeden Tag über tausend Meter hoch- und wieder runtergelaufen bin.
Anmarsch zur Hillary Bridge, dort beginnt der Aufstieg nach Namche:

Schon von weitem sehe ich den Punkt, der den Aufstieg markiert: Die berühmte Hillary Bridge, die in einer Höhe von 70 Metern über dem Dudh Kosi verläuft. Die mit bunten Gebetsfahnen geschmückte, schmale Brücke über dem reißenden Fluss ist ein atemberaubender Anblick. Tatsächlich gibt es hier sogar zwei Brücken, zugänglich ist aber nur die obere.
Bei starkem Wind schwankt die Brücke ziemlich, das Geländer ist aber ausreichend hoch:

Der Weg nach der Brücke ist stellenweise recht steil, aber schön schattig, da man immer durch Kiefernwald läuft. An einigen Stellen gibt es sogar Wasserhähne an denen man sich erfrischen kann. Trotzdem merke ich, wie etliche Leute ins Schnaufen geraten. Wir sind hier eben schon über 3.000 Metern. Ein paar machen’s allerdings ganz schlau und lassen sich per Maultier hochtransportieren…

Oben angekommen befindet sich noch ein letzter Checkpoint, außerdem eine Müllsammelstelle. Auf dem Rückweg können Trekker 1 Kg fertig abgepackten Abfall mitnehmen und nach Lukla bringen. Eine sehr sinnvolle Maßnahme – und wahrscheinlich einer der Gründe, warum es hier so sauber ist. Ab dem Checkpoint wird der Weg flach, zehn Minuten später habe ich dann Namche erreicht.

Über die legendäre „Hauptstadt der Sherpa“ habe ich in den letzten Jahren viel gelesen. Es jetzt endlich mit eigenen Augen zu sehen, ist natürlich was anderes. Allein schon die Lage der Stadt… unglaublich. Namche liegt in einem fast durchgängig geschlossenen Bergkessel, die Häuser fallen auf allen Seiten steil zum Stadtzentrum ab. Das ganze wirkt wie ein großes Amphitheater.
Ankunft in Namche Bazar:

Auf dem Weg in die Stadt laufe ich an riesigen wasserbetriebenen Gebetsmühlen vorbei:

Da ich nichts vorgebucht habe, mache ich erstmal einen Stadtspaziergang, laufe an den riesigen Gebetsmühlen vorbei, die hier durch Wasserkraft betrieben werden. Das Wasser fließt in einem kunstvoll angelegten Kanal den Berghang herunter und treibt durch die Fließbewegung die Gebetsmühlen an. Eine clevere Konstruktion, die einem guten Zweck dient: Jede Drehung soll positives Karma anhäufen. In Namche gibt es also jede Menge Gratis-Karma für alle!
Straßenszene in einer der engen Gassen:

Namche ist perfekt auf Trekker eingestellt, alles dreht sich um Wandern und Bergsteigen:

Die Läden sind gut sortiert, die Preise im Vergleich zu den weiter oben liegenden Dörfern noch recht zivil:

Nachdem ich gefühlt 1.000 Lodges abgeklappert habe, bleibe ich schließlich in der zentralen Khumbu Logde, eine der ältesten Lodges in Namche. Auch hier zahle ich wieder 2.000 Rupees für ein Einzelzimmer, da ist aber schon fast alles dabei: Strom, Internet, warme Dusche und Handtücher. Essen ist natürlich extra, aber die Cheese Pizza ist echt gut. Außerdem gibt es eine gut sortierte Bibliothek und die Lodge ist insgesamt wirklich gemütlich.
Im Speisesaal der großen Khumbu Lodge:

Den Rest des Abends hänge ich im gut besuchten Aufenthaltsraum rum. Mir fällt zum ersten Mal auf, dass eigentlich alle anderen Guides haben und auch praktisch nur Gruppen unterwegs sind. Ziel ist bei den meisten das Everest Basecamp, das höre ich zumindest raus. Für Unterhaltungen ergibt sich irgendwie keine Gelegenheit. Dementsprechend gehe ich dann auch früh ins Bett. Morgen wird ein langer Tag, ich will zum berühmten Everest Hotel wandern und die nähere Umgebung erkunden.
Lies weiter beim nächsten Tag des Everest Three Passes Trek:
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