Dieser Beitrag ist Teil einer 18-teiligen Artikelserie über meine Wanderung auf dem Three Passes Trek durch die Everest Region.
Route: Phakding (2.610) – Tadokoshi (2.535 m) – Cheplung (2.660 m) – Lukla (2.840 m)
- Länge: 7 km
- Höhenmeter: + 400, – 190 hm
- Übernachtung: Himalayan Lodge
Charakter: Einfache Wanderung ohne technische Schwierigkeiten auf durchgehend guten, gepflasterten Wegen. Bis Tadokoshi keine größeren Steigungen, danach ein etwas längerer Anstieg nach Cheplung und ein letzter Anstieg nach Lukla. Unterwegs zahlreiche Cafés und Lodges.
- Schwierigkeit nach SAC: T1
- Dauer: ca. 3 – 4 Stunden
Ein später Start, dann geht es genau wie gestern weiter: Sehr gemütlich. Heute sehe ich also endlich Lukla, den „gefährlichsten Flughafen der Welt“. Und wenn alles gut läuft, fliege ich von dort aus morgen direkt nach Kathmandu. Die meisten Flüge von Lukla gehen nur zum Flughafen Manthali in der Provinz Ramechap. Ich habe aber ein Ticket für einen Direktflug in die Hauptstadt ergattert und will mir dadurch die 5-stündige Jeepfahrt ersparen. Soweit die Theorie.
Die Bezeichnung „Teahouse Trek“ bekommt auf diesem letzten Teil meiner Wanderung eine ganz neue Bedeutung, denn ich laufe tatsächlich fast nur von einem Teehaus zum nächsten und mache ständig Pausen. Aber ein bisschen habe ich mir das nach den drei Pässen ja auch verdient – das rede ich mir zumindest ein. Und bei Preisen von 125 Rupees für einen Masala-Tee fällt es auch wirklich schwer „nein zu sagen.
Einer der vielen Zwischenstopps. Zwischen Lukla und Phakding kommt man fast alle 10 Minuten an einem Café vorbei:
Schön verarbeiteter Mani-Stein in dem Dörfchen Tadokoshi:
Besonders gut gefällt mir das „Himalayan Sherpa Coffee“ in Cheplung mit seiner tollen Aussichtsterrasse:
In Cheplung zweigt der Weg nach Lukla ab, die Abzweigung hatte ich bereits vor zwei Wochen gesehen. Es ist wirklich faszinierend: Wenn man von Lukla aus startet und auf diesem Weg läuft, bekommt man kein bisschen von den Maultierkarawanen mit, die in Paya starten. Keine Spur von der Hektik, dem Schlamm und dem Geschrei der Treiber. Hier oben ist es friedlich, geradezu idyllisch, der Blick auf die kleinen Dörfchen im Tal ist herrlich.
Vor Lukla steht ein letzter etwas steilerer Anstieg an, dann bin ich da. Am Eingang des Örtchens gibt es einen Kontrollposten, an dem ich aber einfach vorbeilaufe. Ausgecheckt habe ich ja bereits. Lukla liegt auf einem Bergrücken und besteht im Prinzip nur aus einer einzigen Straße, die zum Flughafen führt, an der sich alle Lodges befinden. Außer Lodges und ein paar Läden gibt es hier sonst auch nicht viel.
Checkpoint am Eingang von Lukla. Hier registrieren sich die Trekker, die mit dem Flugzeug anreisen:
Die „Hauptstraße“ von Lukla:
Der Flughafen ist klein und besteht aus einem einzigen Rollfeld, das nach 400 Metern abrupt an einem steilen Berghang endet. Viel Spielraum für Fehler ist hier nicht…
In Phakding wurden mir zwei Lodges in Lukla besonders empfohlen: Das „Hikers Inn“ und das „Old Town Guest House“. Leider sind beide komplett ausgebucht. Wie ich bald feststelle, ist es gar nicht so leicht als Solo-Trekker in Lukla einen Platz zum Schlafen zu finden, da der Ort aus allen Nähten platzt. Vor allem die großen Gruppen haben natürlich alles bereits vorher reserviert und belegen dann immer gleich die halbe Lodge.
Eine Stunde klappere ich verschiedene Lodges ab, bis ich schließlich in der Himalayan Lodge direkt oberhalb des Flughafens bleibe. Die ist mit 4.000 Rupees die Nacht zwar nicht gerade günstig, aber die Zimmer mit eigener Dusche und der große Garten überzeugen mich am Ende. Außerdem brauche ich dann morgen nur ein paar Minuten bis zum Terminal – und genau das soll sich als echter Vorteil herausstellen.
Gedenkstatue für die Everest-Erstbesteiger Hillary und Tenzing am Flughafen Lukla:
Gerade als ich ausgepackt habe, erhalte ich vom Hotelbesitzer die schlechte Nachricht: Der Direktflug nach Kathmandu morgen früh ist wohl gestrichen. Die letzten Tage war es zu windig, also würden die Flieger aus Kathmandu erst gar nicht starten. Dementsprechend gibt es auch keine Maschine, die mich wieder zurückfliegen würde. Allerdings könnte es sein, dass bereits heute um 17:00 Uhr ein Flieger geht. Ich möge doch bitte mal direkt bei Sita Air nachfragen.
Also dackele ich zum Office, das zum Glück nur zwei Minuten entfernt direkt auf dem Weg zum Hotel liegt. Dort erzählt man mir, ja… es könnte schon sein, dass nachher ein Flieger aus Kathmandu kommt. Aber es ist unsicher, niemand kann das genau sagen. Ich soll mich bereithalten. Wenn die Maschine kommt, gibt man mir im Hotel schon Bescheid.
Richtig verlässlich finde ich das alles nicht. Da sind mir ein bisschen zu viele „vielleicht“ und „könnte sein“ dabei. Aber was will ich machen? Also packe ich alles wieder zusammen und begebe mich auf die Terrasse, um die nächsten paar Stunden zu warten. Ich bin nicht der Einzige. Anscheinend stecken relativ viele Leute hier schon seit ein paar Tagen fest. Argwöhnisch wird das Rollfeld begutachtet und der Himmel abgesucht. Wann kommt der Flieger, der uns nach Hause bringt?
Am Ende vergeht der Nachmittag – natürlich – ohne dass irgendwas passiert. War eigenlich klar. Also wieder zurück ins Office von Sita Air. Dort erzählt man mir dann, ja, das ist alles sehr bedauerlich, aber heute kommt keine Maschine mehr. Und auch in den nächsten Tagen wird es voraussichtlich keine Flüge nach Kathmandu geben. Na super. Aber ich kann mein Ticket umbuchen, immerhin. Also dann doch nach Manthali. Irgendeine Art von schriftlicher Bestätigung bekomme ich aber nicht. Ich soll einfach morgen früh um sechs beim Check-In da sein.
Eingangshalle im Flughafen Lukla:
Genau das mache ich am nächsten Tag dann auch. Wie zu erwarten war, wird es zu einer relativ hektischen Angelegenheit. Die kleine Eingangshalle des Flughafens ist gerammelt voll, überall die Guides mit ihren Gruppen, alle reden aufeinander ein, ein einziges Durcheinander. Jeder will nur so schnell wie möglich weg. Irgendwie schaffe ich es dann aber doch, meine Boarding Card zu ergattern, um halb sieben treffen dann tatsächlich die ersten Flieger ein.
Damit geht’s zurück in die Zivilsation:
Man liest über Lukla ja so einiges, angeblich der „gefährlichste Flughafen der Welt“. Tatsächlich läuft alles relativ glatt ab. Die Maschinen landen im Minutentakt und sind dann auch so schnell wieder weg, wie sie gekommen sind. Eine halbe Stunde später sitze ich in der kleinen Propeller-Maschine, in die vielleicht 25 Leute reinpassen. Dann fangen die Rotoren an zu dröhnen, das Rollfeld gleitet unter uns vorbei und schon sind wir sind in der Luft. War doch gar nicht so schlimm.
Der Rest ist dann nur noch Formsache. Der Flug ist kurz und dauert gerade mal 20 Minuten. Leider habe ich mich auf die linke Seite gesetzt, wo die Aussichten auf die Berge nicht so gut sind. Aber es wird sowieso schnell wieder diesig – ein sicheres Zeichen, dass man sich dem Tiefland nähert. In Manthali, ein staubiger Straßenort, bin ich dann auch wieder mitten drin im typischen Flachland von Nepal. Heiß, dreckig, chaotisch, aber auf seine Art auch irgendwie liebenswert.
Direkt neben dem Flughafen gibt es mit den „Trekkers Transit Café“ genau den richtigen Ort für das zweite Frühstück. Dort treffe ich nochmal Threesurang und ihren Mann, die ich in Thamo kennengelernt habe und die mich direkt mal nach Thailand einladen. Okay, nach diesem Trip brauche ich erstmal eine kleine Pause, aber nächsten Winter wollte ich ja eigentlich sowieso mal wieder… Das ist doch die Gelegenheit.
Und noch ein letztes Erinnerungsfoto…
Der Transfer nach Kathmandu ist schnell vor Ort organisiert. Am Flughafen warten schon die Jeeps, die alle paar Minuten losfahren. Für 2.000 Rupees bin ich dabei, keine Viertelstunde später geht es auch schon los. Während ich im Auto sitze und die staubigen Dörfer an mir vorbeiziehen, lasse ich die letzten Wochen nochmal Revue passieren.
Einmal Everest und zurück. Drei Pässe über 5.000 Meter, einige der spektakulärsten Berglandschaften, die ich jemals gesehen. Ja… das war ein wirklich großer Trip – und jetzt ist es vorbei.
Andererseits… jede Reise muss irgendwann zu Ende gehen. Und das war bestimmt nicht das letzte Mal, das ich in diesem Teil der Welt unterwegs gewesen bin. Ich habe schon während dem Trip Pläne für die nächsten Touren geschmiedet. Der Himalaya ist groß und selbst in einem kleinen Land wie Nepal gibt es noch viel abseits der bekannten Routen zu entdecken. Das nächste Mal könnte man sowas ähnliches ja mal mit dem Zelt versuchen. Als ich am Abend in Kathmandu eintreffe, bin ich mir jedenfalls fast sicher: Ich werde diese Berge wieder sehen.
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