Route: Gelemiş – Yeşilköy – Kalkan
- Länge: 21 km (+ Taxi nach Kalkan)
- Höhenmeter: + 649, – 624 hm
- Übernachten: Pansiyon Gül in Kalkan
Irgendwie kommen mir die letzten paar Tage ein bisschen sinnlos vor und ich frage mich, warum ich überhaupt den Abstecher nach Patara gemacht habe. Aber gut… jetzt bin ich hier und muss irgendwie weiter. Der Besitzer des Hotels meint zwar noch, es wäre besser nach Kalkan zu fahren, aber ich probiere es dann doch zu Fuß. Auf der Karte sieht die Route ja auch ganz schön aus. Lektion: Vertraue niemals blind einer Karte.
Zunächst laufe ich ein Stück des Wegs wieder zurück, auf dem ich vor zwei Tagen heruntergekommen bin. An einem Wegweiser nehme ich dann aber die Abzweigung nach Süden. Der Weg macht hier nochmal einen großen Schlenker und verläuft an der Küste der Halbinsel Yalıburun bis es wieder zum Aquädukt bei Dellikemer zurückgeht.
Leider stellt sich dieser Abschnitt schnell als absolutes Lowlight des gesamten Trips heraus. Statt einem schönen Küstenweg erwarten mich frisch gebaggerte Pisten und eine komplett mit halbfertigen Villas zugepflasterte Landschaft. Vor 10 Jahren mag das noch ein idyllisches Fleckchen Erde gewesen sein. Inzwischen gibt es hier gar keine richtigen Wege mehr, es fühlt sich eher wie eine große Baustelle an, auf der die Leute irgendwann mittendrin aufgehört haben weiterzumachen.
Dazu kommt: Ich darf zuerst die Halbinsel bis ganz zur Küste runterlaufen und direkt danach an den Baggern vorbei auf der anderen Seite wieder hoch. Das ist langweilig, anstrengend und komplett sinnlos, weil oben keine Belohnung wartet. Aber was will man machen? Wieder oben breitet sich der weitere Verlauf der Küste hinter der Bucht von Kalkan vor mir aus: Wieder viele Dörfer und Straßen in den Berghängen. Im Prinzip geht es also genau so weiter wie die letzten Tage.
Ziemlich genau diesem Punkt verliere ich ein bisschen die Lust noch weiterzumachen. Aber gut… was sagen die Thruhiker immer? Man soll das ja nicht überstürzen. Zunächst sehe ich zu, dass ich ins nächste Dorf Yeşilköy komme. Das liegt nicht mehr am Lykischen Weg, aber das ist mir jetzt erstmal egal. Zwei Stunden laufe ich weiter auf Schotterpisten, dann bin ich da. In Yeşilköy nehme ich mir ein Taxi nach Kalkan und miete mich in der sehr schönen Pansiyon Gül ein. Weiterplanen ist angesagt.
Im Wanderführer heißt es, dass die nächsten Etappen ganz schön sind. Allerdings tauchen für meinen Geschmack etwas zu häufig die Worte „Schotterpiste“ und „Traktor-Track“ auf. Mal ab und zu ein bisschen Roadwalking geht schon in Ordnung. Aber für meinen Geschmack hat das in den letzten Tagen etwas überhandgenommen und es fühlte sich nur noch wie Pflichterfüllung an. Am Ende kann ich mir auch nix davon kaufen, wenn ich jetzt bis Kaş weitermache. Und mit dieser ganzen Thruhiking-Geschichte, dass man einen Weg unbedingt vollständig laufen muss, auch wenn es langweilig ist, kann ich eigentlich eh nichts anfangen.
Und so ist die Entscheidung schnell getroffen: Ich beende den Trip schon vorzeitig in Kalkan. Am nächsten Tag fahre ich stattdessen nach Çıralı, das weiter im Osten liegt. Da ich noch eine Woche Zeit habe, schaue ich mir einige der anderen Abschnitte des Lykischen Wegs an und erkunde das Olympos-Massiv. Im Rückblick die beste Entscheidung überhaupt. Hier hat es dann nämlich wirklich wieder Spaß gemacht, unterwegs zu sein.
Werde ich nächstes Jahr den Lykischen Weg fortsetzen? Da bin ich noch nicht 100 %ig sicher. Es gibt ja so viele andere Wandergebiete in der Türkei. Hinter Kaş soll es jedenfalls wieder schöner werden, einen Teil davon habe ich rund um den Olympos ja schon gesehen. Am Ende würde ich aber sagen: Trotz der nicht mehr ganz so tollen letzten Tage hat es sich gelohnt, nach Lykien zu fahren. Ich hab tolle Landschaften gesehen, einige interessante Begegnungen gehabt und bin mit dem Gefühl nach Hause gefahren, dass die Türkei einfach immer wieder Spaß macht.
Und das ist ja auch schon was wert!
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