Route: Agua das Caldeiras – Rabo Curto – Ribeira da Torre – Xòxò – Ribeira Grande
- Länge: 12, 5 km
- Höhenmeter: + 763 hm, – 2104 hm
- Übernachtung: Casa Santa Barbara Deluxe (Halbpension 30 Euro)
Der dritte Tag im Nordosten von Santo Antão führt durch das Ribeira de Torre, das „Tal der Türme“. Der Name ist Programm: Flankiert von mächtigen Felsnadeln ragt die Steilwand von Rabo Curto fast 1000 Meter über dem Tal empor. Und auch wenn es im ersten Moment nicht so aussieht: Es gibt einen Weg durch genau diese Wand.
Los geht’s auf der Pflasterstraße, der wir bis Agua das Caldeiras folgen – kein richtiger Ort, eher eine Ansammlung von ein paar Häuschen. Hier verlässt du die Straße nach Norden und folgst dem sehr angenehm zu laufenden Waldweg durch ein kleines Kieferwäldchen. Rechterhand bieten sich noch einmal sehr schöne Blicke auf die Cova de Paùl und eine kleine Wetterstation am Kraterrand.
Wer möchte nimmt hier noch den Abstecher zu der Station mit, die über einen gut erkennbaren Weg erreichbar ist. Anschließend geht es noch einige Zeit leicht absteigend im Schatten der Bäume weiter, bis wir den Aussichtspunkt am oberen Ende der Steilwand von Rabo Curto erreichen. Ein guter Ort für eine kleine Pause, um den spektakulären Tiefblick zu den Felsnadeln über dem Dörfchen Xòxò zu genießen.
Nicht minder spektakulär ist der Abstieg: In vielen vielen Kehren folgt der Weg dem natürlichen Verlauf des Geländes und schlängelt sich unaufhaltsam zwischen den Felsvorsprüngen und Bergrücken in die Tiefe. Schwindelfrei sollte man auf jeden Fall sein, der Weg ist aber nicht besonders ausgesetzt und auch nicht übermäßig steil. Im Zweifelsfall haben die Erbauer des Weges halt immer noch eine Kehre mehr hingepflanzt, um das Gefälle zu entschärfen.
Das Panorama beim Abstieg ist überwältigend: Zur rechten der mit steilen Felszacken gekrönte Durchbruch zum Vale de Paúl. Darunter die mit üppigem Grün bewachsenen, terrassierten Hänge, weit unten die verstreuten kleinen Siedlungen im Tal. Dazwischen nur Luft, Wolken und das Gefühl über den Dingen zu schweben. Ein Wandererlebnis der Extraklasse!
Der Abstieg zieht sich sehr lange hin und es dauert ein gutes Stück bis du die große Felsnadel erreichst, die man von ganz oben sieht. Dank der genialen Aussichten ist die Wanderung aber alles andere als langweilig. Was vor allem ins Auge sticht sind die teilweise absurd steilen Terrassen in den Felswänden, die unvermittelt an tiefen Abgründen enden. Bei einigen frage mich mehr als einmal, wie man da überhaupt hingelangen soll.
Im mittleren Teil des Tals durchquert der Weg mehrere kleine Dörfchen im traditionellen Baustil mit Häusern aus Stein. Es sind meist nur aus ein paar Dutzend Häuser, durch die sich der Weg weiter nach unten zum Talrund windet. Die größte Siedlung ist Xòxò. Hier gibt es auch einen kleinen Dorfladen, wo du Proviant und Wasser nachkaufen kannst.
In den Dörfern geht es ziemlich lebhaft zu. Kinder turnen mit einem Affenzahn auf den Wegen herum und rufen mir ein fröhliches „Bonjour“ zu als sie an mir vorbeirennen. Auch die Lastenträger sind gut zu Fuß und überholen mich im Laufschritt, obwohl sie schwerbepackt mit dicken Säcken auf dem Kopf balancieren.
Hinter Xòxò wird der bisher schmale Pfad zu einem breiten gepflasterten Weg, der an den Gärten und bewässerten Terrassen vorbeiführt. Schließlich endet er an einer asphaltierten Straße nach Ribeira Grande. Ein letzter Blick zurück in das zerklüftete Tal verdeutlicht noch einmal sehr anschaulich, wie viele Höhenmeter du die letzten Stunden eigentlich zurückgelegt hast.
Ich bin die finalen sieben Kilometer des Tages auf der Straße noch gelaufen, weil es im Rother-Wanderführer als Teil der Wanderung ausgewiesen war. Im Rückblick wäre es sinnvoller gewesen, in Xòxò einen Transport oder Aluguer zu organisieren. Die Straße ist zwar kaum befahren und die Aussichten sind immer noch grandios. Aber es ist nicht besonders spannend auf dem Asphalt zu laufen. Der interessante Teil der Wanderung ist hinter Xòxò definitiv vorbei.
Ribeira Grande hat auch nicht sonderlich viel zu bieten. Die Innenstadt mit den vielen grauen unverputzten Häusern ist ziemlich heruntergekommen. Immerhin hat die Casa Santa Barbara Deluxe wo ich übernachte einen schönen Pool. Fast direkt nebenan befindet sich das Restaurant One4All – so ziemlich das einzige offene Restaurant, das ich gesehen habe. Insgesamt ein Ort, der keinen bleibenden Eindruck hinterlassen hat und den man schnell wieder hinter sich lässt.
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