Santo Antão Inseldurchquerung Tag 6: Ponta del Sol – Chã de Igreja

Route: Ponta del Sol – Fontainhas – Corvo – Chã de Mar – Cruzinha da Garça – Chã de Igreja

  • Länge: 16,0 km
  • Höhenmeter: +1417 hm, – 1352 hm
  • Übernachtung: Kasa d`Igreja, Tel: +238 3626447 (Halbpension 50 Euro)

Die Wanderung von Ponta del Sol nach Chã de Igreja gilt als die zweite klassische Tour von Santo Antão. Der toll konstruierte Caminho führt direkt an der Steilküste entlang und passiert dabei das Bilderbuch-Dörfchen Fontainhas – mit seinen bunten Häusern wahrscheinlich eines der am meisten fotografierten Motive der Insel. Außerdem ist die Tour trotz der häufigen Auf- und Abstiege nicht zu anstrengend – eine echte Genusswanderung also!

Der Einstieg zum Weg ist mal wieder etwas versteckt und befindet sich direkt am westlichen Stadtrand von Ponta del Sol. Zunächst geht es wie am Vortag noch auf einer Straße entlang, die aber ziemlich schmal ist. Nach knapp 1,5 Kilometer kommst du zu einem Aussichtspunkt, der einen schönen Blick zurück bietet. Von hier aus ist es dann nicht mehr weit bis zur ersten Hauptattraktion, dem Dorf Fontainhas.


Das von Terrassenfeldern umgebene Dörfchen sitzt wie ein Adlernest auf einem Felsvorsprung über dem steilen Canyon des Ribeira das Fontainhas und besteht aus vielleicht zwei Dutzend bunten Häusern. Der erste Blick, wenn du um die Kurve kommst, und das Dorf vor dir siehst, ist umwerfend. Mich hat es ein bisschen an eine Art tropische Miniatur-Version der Cinque-Terre-Dörfer erinnert, nur ohne die Menschenmassen.

Bis zum Zentrum des Dorfs sind es noch ein paar Kehren herunter. Einen richtigen Mittelpunkt gibt es in der winzigen Siedlung nicht, nur ein paar schmale Gassen. Dafür kannst du dich aber an der kleinen Bar Marilu mit frischem Papaya-Saft stärken. Anschließend ignorieren wir den steilen Weg in die Berge und laufen entspannt weiter an der Küste.


Hinter Fontainhas hört die Straße auf und wird zu einem schmalen Wanderweg, der direkt an der Küste entlangführt. Immer mit dem Tosen der Wellen Ohr geht es noch ein Stück bis zum nächsten Ort Corvo, der sogar noch kleiner ist. Beim Abstieg zu dem Dorf passieren wir einen Kreuzweg, auf dem in 14 Stationen die Leiden Jesu dargestellt werden. Da es immer schön nach unten geht, halten sich unsere persönlichen Leiden in Grenzen.

Hinter Corvo folgt ein sehr schönes Stück. Der Weg führt direkt oberhalb des Atlantiks lang: Unter dir brechen sich die Wellen mit aller Macht an der Steilküste, während die Basaltwände auf der linken Seite in bizarren Formen zum Himmel streben. Als sehr angenehm empfand ich hier vor allem die stetig wehende frische Brise – so fallen auch die wenigen Anstiege nicht so schlimm aus.


Nächster Stopp ist Formiguinhas – eigentlich nur eine Ansammlung von drei Häusern, die sich auf einem schwindelerregend schmalen Felsvorsprung an die Steilwand klammern. In Europa stände hier wahrscheinlich schon längst ein überteuertes Restaurant – die Location würde es auf jeden Fall hergeben. Aber in Santo Antão ist selbst auf dieser Paradetour viel zu wenig los, als dass sich das lohnen würde. Sehr erfreulich, dass es solche Orte noch gibt…

Auf einem schmalen Band windet sich der Weg in einem steten Auf und Ab weiter an der Küste. Manchmal ganz dicht über dem Wasser, dann wieder hoch über den Wellen. So geht es weiter bis wir die verlassene Siedlung Chã de Mar erreichen. Die Ruinen sind noch in einem recht guten Zustand, die Terrassenfelder aber völlig vertrocknet. Da es hier ziemlich Platz gibt, bietet sich der Ort trotz des leicht desolaten Ambientes für eine kurze Pause an.

Bis Cruzinha stehen noch paar kleinere Anstiege an und es geht auch mal kurz mal in Richtung Berge. Außerdem kommst du an einem Strand vorbei, der über einen schmalen Weg erreichbar ist. Vom Baden wird an der Nordküste wegen der starken Strömungen generell aber abgeraten. Ich kann aus persönlicher Erfahrung bestätigen, dass man selbst an den vermeintlich sicheren Badebuchten durch die zurückweichenden Wellen überraschend schnell ins Meer gezogen wird. Also lieber nicht ins Wasser gehen.


Bei Cruzinha verläuft der Weg durch eine weitläufige Dünenlandschaft. Die meisten Tageswanderer verabschieden sich in dem kleinen Ort und nehmen ein Aluguer zurück. Wir laufen stattdessen noch ein Stückchen an der Küste weiter. Am Friedhof von Chã de Igreja gehst du landeinwärts und passierst dabei das „Haus am Weg“, das von einem deutschen Pärchen betrieben wird. Ich fand das Anwesen sah ganz hübsch, hatte aber schon vorher eine Nacht in der „Kasa de Igreja“ gebucht, die ein paar Meter dahinter liegt.

Im Rückblick eine glückliche Wahl: Die Französin Mimi und ihr Mann haben in der kargen Landschaft des Inselnordens eine wirklich schöne Unterkunft hergezaubert – einschließlich Pool, Glamping-Zelten und hervorragender Küche. Ganz preiswert war die Nacht hier nicht (ca. 50 Euro), aber in dem schönen Garten seine Beine auszustrecken, war der perfekte Abschluss dieses tollen Wandertages. Und morgen wird es noch besser…

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