Santo Antão Inseldurchquerung Tag 12: Morrin‘ d‘ Égua – Monte Trigo

Route: Morrin‘ d‘ Égua – Chã Dura – Ribeira de Azulheiros – Pascoal Alves – Monte Trigo

  • Länge: 17,9 km
  • Höhenmeter: + 517 hm, – 1563 hm
  • Übernachtung: Residencial e Bar Beira Mar Monte Trigo, Telefon unbekannt (Halbpension 35 Euro)

Die Wanderung in das Dörfchen Monte Trigo an der Westküste ist die längste Etappe der gesamten Inseldurchquerung. Sie führt durch eine extrem trockene, drückend heiße Halbwüste mit sehr wenig Schatten. Wichtig ist hier vor allem, ausreichend Wasser mitzunehmen, da es unterwegs keine Möglichkeiten zum Auffüllen gibt. Ich würde mindestens vier Liter empfehlen. Besser sind fünf, dann bist du auf der sicheren Seite.

Von der Casa Luciano folgst du zunächst wieder dem ausgeschilderten Weg den Berghang herunter. Kurze Zeit später trifft der Trampelpfad auf eine Staubpiste und führt an einigen Gebäuden aus Stein vorbei – unter anderem eine kleine Merceria und die einzige Telefonzelle, die ich auf Santo Antão gesehen habe. Wen man an diesem gottverlassenen Ort wohl anrufen sollte? Gute Frage…


Die Piste passiert im folgenden zahlreiche Höfe in verschiedenen Stadien des Verfalls. Viele davon sind verlassen, was bei der Trockenheit auch kein Wunder ist. Die Terrassen sind größtenteils ausgedörrt, nur an wenigen Stellen kämpft sich das Grün zaghaft empor. Die nächste Wasserausgabestelle ist abgeschlossen. Ein Schild erklärt, wie das Prozedere abläuft: Jeder Haushalt hat Anspruch auf fünf Schüsseln pro Tag. Damit kommt man hier nicht weit.

Schließlich zweigt ein Trampelpfad nach Westen ab. Die auf der Karte eingezeichnete Siedlung Chã Dura ist eigentlich nur ein einzelnes Haus, das auch schon bessere Zeiten gesehen hat. Bis auf ein paar abgemagerte Ziegen und einen verloren in der Gegend rumtappenden Esel sehe ich hier niemanden. Dahinter führt der Weg weiter in die Einöde. Immerhin gibt es aber wieder eine Markierung.


Anders als im Wanderführer beschrieben, ist der Wege interessanterweise gerade auf dieser Etappe sehr gut markiert. Es gibt zwar viele abzweigende Ziegenpfade. So gut wie jede kritische Abzweigung ist aber entsprechend gekennzeichnet. Verlaufen ist also quasi unmöglich. Die Empfehlung, diese Etappe nur mit Bergführer zu laufen, halte ich daher für etwas überzogen. Vielleicht war das vor ein paar Jahren noch ein bisschen anders.

Nach einem anstrengenden Marsch durch die gleichförmige Landschaft erreichen wir das architektonische Highlight der Etappe: Den Caminho durch das Ribeira de Azulheiros. An dieser Stelle hat sich eine gewaltige Erosionsrinne in die südlichen Ausläufer des Coroa-Massivs gefräst. Der Weg umgeht diese so, wie jedes Hindernis in Santo Antão überwunden wird: Auf der einen Seite runter, auf der anderen wieder rauf.

Danach ist es dann nicht mehr weit bis nach Pascoal Alves, was ungefähr die Halbzeit der Etappe markiert. Der Ort besteht aus fünf Häusern, eines davon ist eine Kirche. Bewohner habe ich keine gesehen. Wie man hier ohne endlos lange Fußmärsche an Trinkwasser kommen soll, ist mir auch ziemlich schleierhaft. Ich würde gerne schreiben, dass das hier ein guter Ort für eine Pause ist, aber das wäre irgendwie gelogen…


Obwohl nur schwer vorstellbar, wird die Landschaft hinter der Siedlung noch ausgedörrter. Es ist ein ermüdender Marsch, der sich durch den blau schimmernden Ozean weit unten noch gemeiner anfühlt. Der Weg nimmt so gut wie jeden einzelnen Bergrücken mit – immer schön hoch und runter. Für sich gesehen sind diese Hügelchen zwar nicht tragisch, aber in der Hitze und dem fast völligen Mangel an Schatten geht es doch ein bisschen an die Substanz.

Nachdem wir den Monte Cama Madeirense rechterhand passieren, wird es zunehmend steiler und wir nähern uns endlich der Küste. Der erste Eindruck, dass es ab jetzt nur noch nach unten geht, ist leider Wunschdenken. Auch auf diesem Wegstück müssen noch einmal zahlreiche größere und kleinere Schluchten und Erosionsrinnen durchstiegen werden. Immerhin weist der Weg aber sonst keine weiteren Schwierigkeiten auf.


Irgendwann taucht dann ziemlich unvermittelt die kapverdische Fahne auf einem felsigen Vorsprung auf. Das ist dann wirklich das Zeichen, dass du es fast geschafft hast. Hinter der nächsten Kurve breitet sich Monte Trigo in einer Bucht am Meer aus. Jetzt sind es nur noch gut 20 Minuten auf einer Art Treppenweg, der vielleicht noch einmal 100 Höhenmeter bis herunter an die Küste überwindet.

Monte Trigo ist ziemlich abgelegen, aber es gibt einige Unterkünfte, da ab und zu Touristen mit dem Boot aus Tarrafal vorbeikommen. Der Ort ist ein nettes kleines Fischerdörfchen und kam mir nach den zwei Nächten in der Wüste von Norte wie der Mittelpunkt der Zivilisation vor. Kinder toben durch die Straßen, Fischer gehen ihrer Arbeit nach und zum ersten Mal auf Santo Antão werde ich von einem übereifrigen Touristenfänger angequatscht, der mich in seine Pension lotsen will.


Übernachtet habe ich letztlich im Residencial e Bar Beira Mar direkt am Strand. Die Pension bietet einfache aber saubere Zimmer, eine warme Dusche und einen großen biergefüllten Kühlschrank auf der Terrasse, aus dem man sich bedienen darf. Mehr habe ich in diesem Moment nicht gebraucht. Das Abendessen war aber ebenfalls top, der Besitzer zuvorkommend, ohne zu aufdringlich zu sein. Die perfekte Einstimmung auf das große Finale!

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