Route: Vilha das Pombas – Lombinho – Chã de Manuel dos Santos – Cova de Paùl – Agua das Caldeiras
- Länge: 13,6 km
- Höhenmeter: + 2384 hm, – 1038 hm
- Übernachtung: Biosfera Amor do Dia, Tel: +238 982 78 91 (Halbpension 35 Euro)
Die heutige Etappe führt durch das immergrüne Vale de Paùl bis zum Vulkankrater der Cova de Paùl. Dank der faszinierenden tropischen Vegetation ist es eine der beliebtesten und bekanntesten Wanderungen in Santo Antão. Will heißen: Es gibt ein paar Markierungen, eine Handvoll kleine Bars und die Chance, einigen verstreuten Touristen zu begegnen.
Das ist aber auch schon alles. Wenn das hier Europa wäre, würden die Touristenmassen in Bussen herangekarrt werden. In Santo Antão hingegen fühlt sich dieses einmalig schöne Tal selbst in der Hauptsaison wunderbar verschlafen an. Gut… verglichen mit bekannten Feriendestinationen ist auf der Insel de facto halt immer Nebensaison.
Einziger großer Nachteil, wenn man von der Küste in Richtung Berge läuft, sind die vielen Höhenmeter. Es ist wahrscheinlich die anstrengendste Etappe der gesamten Tour, vor allem durch die vielen Gegenanstiege. Auf diese Weise kommst du bei über 2000 Metern aufwärts trotzdem über 1000 Meter im Abstieg. Hier hilft nur sehr viel trinken (5 Liter sind ein guter Richtwert) und regelmäßige Pausen im Schatten zu machen.
Der erste Teil führt wieder auf der Straße bis zu dem von Gestern bekannten oberen Ortsteil von Vila das Pombas. Von hier aus geht es dann aber weiter auf der Pflasterstraße. Hinter Boca di Figueiral zweigt ein kleiner Trampelpfad zu der Pension Aldeia Manga ab. Ich würde diesen Weg empfehlen, auch wenn es recht steil ist, da er mitten durch die saftig grünen Pflanzungen und Zuckerrohrfelder führt.
Kurz vor dem Örtchen Lombinho geht es wieder auf die Straße, die sich aber immer noch mehr wie ein Wanderweg anfühlt. Zu beiden Seiten erstrecken sich Zuckerrohrfelder, Yams-Plantagen und Bananenstauden. Manchmal läuft man im Schatten von Palmen, Mango – und Affenbrotbäumen. Im Hintergrund die steilen Felswänder der Cabo da Ribeira. Ein tropisches Paradies wie aus dem Bilderbuch!
Theoretisch könnte man das ganze Wegstück von Vila das Pombas bis zur Chã de Manuel dos Santos weiter oberhalb auch mit dem Aluguer zurücklegen und sich bis zum Einstieg in die Steilwand hochfahren lassen. Auf diese Weise spart man ca. 600 Höhenmeter. Ich persönlich fand das Herumspazieren in dieser einzigartigen tropischen Kulturlandschaft aber trotz der Hitze sehr erbaulich und hätte auch nur ungern darauf verzichtet.
Kurz hinter Lombinho gibt es die Bar O Curral, die von einem Österreicher betrieben wird. Hier soll man selbst gebrannten Grogue und andere lokale Spezialitäten bekommen. Irgendwie muss ich die Bar übersehen haben. Es könnte sich aber durch lohnen vorbeizuschauen, auch wenn eine Dosis Rum beim Aufstieg wahrscheinlich eher kontraproduktiv ist. Wenig später wird es dann nämlich ernst.
Bei der Chã de Manuel dos Santos kannst du dich nochmal stärken. Hier gibt es ein paar kleinere Bars, wo man auch etwas zu Essen bekommt. Anschließend beginnt der Anstieg durch die Wand des Cabo da Ribeira. Absolut sind es nur etwa 700 Höhenmeter, in der Realität aber deutlich mehr, da es in den unzähligen Serpentinen immer wieder auf und ab geht.
Im unteren Bereich der Wand steigt der Weg noch relativ gemächlich an. Die steilen Passagen starten bei etwa 800 Höhenmetern. Der typische Wegverlauf sieht ungefähr so: Zuerst ein steil nach oben verlaufendes Wegstück, dann eine scharfe Kurfe. Anschließend kurz flach weiter und wieder herunter bis zur nächsten Kehre, die dann wieder steil ansteigt.
Und so geht es immer weiter. Auf Dauer ist das Spiel ziemlich ermüdend. Aber wenn du langsam und gleichmäßig gehst, eventuell ein paar Pausen einlegst, ist auch dieses Stück irgendwann vorbei. Im Zweifelsfall einfach immer mal wieder umdrehen und zurückschauen. So ein Panorama bekommst du nicht jeden Tag geboten.
Im oberen Bereich der Wand ist der Weg an einigen Stellen nicht gepflastert, sondern führt direkt über das Lavagestein. Bei trockenem Wetter (also fast immer) ist das aber kein großes Problem. Die etwas ausgesetzteren Stellen sind zudem immer mit Trockenmauern gesichert. Wenn man langsam geht und etwas aufpasst, alles im grünen Bereich.
Je weiter du aufsteigst, desto spektakulärer werden die Aussichten ins Tal. Da wir uns hier im Nordosten der Insel bewegen, also in genau der Richtung, aus der die Passatwinde wehen, ist die Chance sehr groß, die hereinwehenden Wolken zu beobachten. Der Moment wenn du dann irgendwann über den Passatwolken läufst, ist unbeschreiblich und lässt alle Strapazen vergessen.
Schließlich ist der anstrengendste Teil der Wanderung vorbei und du erreichst den Kraterrand der Cova de Paul. Der Vulkankessel ist schon seit einigen Millionen Jahren erloschen und ist heute ein großes grünes Tal, das von bewaldeten Felswänden umrahmt ist, und in dem heute Kühe und Ziegen zwischen den Feldern und verstreuten Bauernhöfen herumlaufen.
Der Weg führt am westlichen Kraterrand vorbei und steigt bis zum Talkessel ab. Kurz darauf geht es noch einmal 150 Höhenmeter hoch, aber das Ziel ist schon in Sicht: Die bereits vom ersten Tag bekannte Pflasterstraße, die hier direkt an der Cova vorbeiführt. Wir sind also wieder in der Inselmitte gelandet, allerdings ein paar Kilometer westlich des Pico da Cruz.
An dieser Stelle habe einem wirklich faszinierenden Naturschauspiel beiwohnen dürfen: Die Passatwolken wurden langsam über den Rand der Cova de Paul getrieben und schwappten in den Krater herein – so als würde langsam Milch in einen Kessel laufen. Eine Viertelstunde später war der komplette Krater zugenebelt. Einer dieser genialen Momente, die man eigentlich nur dann erlebt, wenn man zu Fuß unterwegs ist.
Die Straße führt anschließend noch ein Stückchen bis zu der kleinen Ortschaft Agua das Caldeiras. Hier gibt es mit der Biosfera Amor do Dia einen tollen Platz zum Übernachten. Der italienische Besitzer Enzo hat hier mitten in den Bergen eine urige kleine Unterkunft aus gemütlichen Steinhütten gebaut – hervorragendes italienisches Essen inklusive. Genau das ist nach diesem Tag auch dringend nötig. Morgen geht es nämlich wieder an die Küste zurück.
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